Nicht mit Fremden mitgehen - Test negativ

vom 02.06.2012, 23:06 Uhr

Wir haben unseren Kindern beigebracht, nicht mit Fremden mit zu gehen. Meine Tochter hat das natürlich auch ihrer Tochter beigebracht, die jetzt vier Jahre alt ist. Als wir kürzlich einmal bei einem größeren Familientreffen zusammen saßen, äußerte ich die Meinung, dass ein so kleines Kind diese Regel noch gar nicht befolgen könne, weil es noch so ein großes Vertrauen zu allen Erwachsenen habe. Meine Tochter war anderer Meinung. Wir waren ein wenig (nur ganz wenig) angeheitert und lustig drauf und beschlossen, ein Experiment zu machen.

Mein jüngerer Bruder verkleidete sich mit einem Hut, den er ins Gesicht zog, einem langen Mantel und einem Spazierstock, so dass er aussah wie ein alter Mann. Dazu zog er einen Schal bis weit über den Mund bis an die Nase, so dass man ihn wirklich nicht mehr erkennen konnte. Meine Enkeltochter bekam dies nicht mit. Mein Bruder ging hinaus und klingelte. Unter einem Vorwand brachten wir meine Enkelin dazu, die Tür zu öffnen und sahen sie tatsächlich kurz darauf an der Hand meines Bruders die Straße entlang gehen. Sie konnte ihn aber auf Grund der Verkleidung und der verstellten Stimme nicht erkannt haben. Mein Bruder brachte sie dann wieder zurück, ohne ihr das versprochene Bonbon zu geben. Er sagte, es sei ganz leicht gewesen, er habe sich freundlich vorgestellt, gesagt, dass ihre Mutter erlaubt habe, dass sie mitgehe und er ihr ein Bonbon holen wolle.

Ich hatte nichts anderes erwartet, aber meine Tochter war schockiert und wir redeten noch einmal ernsthaft mit dem Kind, dass es ja vielleicht auch ein böser Mann hätte sein können, dass dieser zwar kein böser Mann gewesen sei, dass man das aber vorher nicht wissen könne und dass sie immer vorher ihre Mutter fragen muss, weil der Mann ja vielleicht lügt, das Bonbon habe er ihr ja nicht gegeben.

Seid ihr bei euren Kindern sicher, dass sie mit Fremden nicht mitgehen und dass sie auch von Fremden nichts annehmen? Wie erklärt ihr das euren Kindern, wenn sie noch klein sind?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, dass es stets schwer ist, die Kinder von fremden Menschen fern zu halten. Man kann den Kindern schließlich nicht sagen, dass sie sich von allen fremden Menschen fern halten sollen. Ansonsten, sind diese Kinder am Ende total eingeschüchtert und haben im Allgemeinen vor Menschen Angst und dies darf schließlich auch nicht der Fall sein. Meine Eltern haben mir immer etwas Anderes beigebracht. Die haben mir vorgeschrieben, dass ich mich von fremden Menschen fern halten soll, die mich mit irgendetwas locken. Dabei gab es vor allem die Anlocke "Komm, ich zeig dir einen süßen Hasen". Auf so etwas, wäre ich damals auch nie drauf reingefallen, da brauchte sich meine Mutter nie wirklich Sorgen machen. Nachdem, aber bei uns in der Gegend ein Kinderschänder mit einem Bulli unterwegs war, hatten alle Eltern Angst und in dieser Zeit, sind wir allen fremden Menschen aus dem Weg gegangen und sobald es dunkel wurde, mussten wir schon zu Hause sein. Aber dies, konnte man sehr gut nachvollziehen, vor allem die Angst der Kinder.

Wenn mich fremde Menschen aber so ansprechen und nach dem Weg fragen oder mich irgendetwas Anderes fragen, haben mir meine Eltern stets gesagt, dass ich zuhören darf und die Antwort eventuell beantworten darf, doch ich soll drei bis vier Schritte zurück gehen, sodass ich immer weit genug entfernt stehe, wenn ein Mensch nach mir greifen möchte. Und ich sollte auch immer schauen, in welcher Gegend ich die Leute mich ansprechen. Ist es in einer Gegend, wo niemand vorbei kommt, zum Beispiel in so einer Ablage für Autos oder in einem Feld, wo selten Leute vorbei laufen, sollte ich sofort weg gehen und nicht auf die Fragen reagieren. Doch andererseits, wird beigebracht, dass man nicht unhöflich sein will und somit steht man im Zwiespalt, ob man abhauen soll und unhöflich ist. Oder ob man höflich ist und womöglich "geklaut" wird.

Ich denke, die richtige Erziehung gibt es da auch nicht, man kann nur hoffen, dass die Kinder in so welchen Momenten richtig reagieren. Heutzutage, sollte man seinem Kind auch eventuell ein sehr billiges Handy mitgeben, damit man manchmal Anrufen kann und fragen kann, ob nach alles in Ordnung ist. Früher ging dies anders, früher ging meine Mutter auf den Balkon und hat mich so laut gerufen, dass man es noch zwei Orte weiter gehört hat. Und ansonsten kann man nur hoffen, dass dem eigenen Kind so etwas nie im Leben passiert, denn dass ist die grausamste Sache, wenn das eigene Kind entführt wird.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kann da Dennus nur zustimmen, man muss bei diesem Thema meiner Meinung nach schon auch etwas differenzieren. Sonst hat man eventuell auch das Problem, dass das Kind den Begriff "Fremder" viel enger auslegt als man das selbst tut und dann auch nicht mit Freunden der Familie oder Nachbarn mitkommt, wenn es wirklich nötig wäre. Dasselbe gilt auch für das Dinge annehmen, denn wenn man das zu krass einbläut, kann es passieren, dass ein Kind so sehr eingeschüchtert ist, dass es auch in völlig ungefährlichen Situationen keinerlei kleine Geschenke annimmt.

Bei mir wurde es übrigens auch vor allem mit der Anlocke "Ich zeige dir meine süßen kleinen Hasen" vermittelt, es gibt auch ein Bilderbuch zu dem Thema, das mir meine Eltern damals auch gekauft haben. Ich bin mir ehrlich gesagt aber nicht sicher, ob ich nicht vielleicht mit jemandem mitgegangen wäre, der mir etwas ganz anderes versprochen hätte, zum Beispiel "Komm' mit und du darfst an meinem Computer spielen."

Seid ihr euch übrigens wirklich ganz sicher, dass deine Enkelin deinen Bruder tatsächlich absolut nicht erkannt haben kann? Auch mit Verkleidung und verstellter Stimme können durchaus an einer Person noch vertraute Elemente vorhanden sein; Kinder lassen sich nicht immer so leicht veräppeln. Wie gut kennt sie deinen Bruder denn?

» Kasu » Beiträge: 43 » Talkpoints: 0,64 »



In meiner Kindheit haben viele um mich herum gesagt, dass ich nicht mit Fremden mitgehen soll und es da „böse Menschen“ gibt usw. - das bekam ich von meiner Mutter, meiner Oma und in der Schule von den Lehrern zu hören. Bei mir hatte das dann den Effekt, dass ich eine richtige Angst vor anderen Menschen entwickelt habe und vor Fremden, die mich angesprochen haben, weggerannt bin. Genauso habe ich mich nicht getraut, an die Tür zu gehen, wenn es klingelt oder ans Telefon zu gehen, wenn dieses läutet. Und als ich einmal – weil meine Eltern anwesend waren – doch ans Telefon ging und jemanden dran hatte, der sich offenbar nur verwählt hatte, dachte ich gleich, da will mir jemand was antun.

Zudem hatte ich als Kind dann oft Angst, alleine draußen zu sein und selbst mit 15 Jahren habe ich mich nachts nicht raus getraut und eine Freundin hat mich dann abends heim bringen müssen, weil ich einmal in der Woche einen Verein besucht habe und dort meist recht lange war. Das hat sich zwar dann gelegt, aber ich muss schon sagen, dass ich durch solche „Warnungen“ zu einem sehr ängstlichen Kind geworden war und so im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, das wäre irgendwie anders gelaufen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe noch keine Kinder, aber mir wurde im Kindesalter schon früh beigebracht, dass man nicht mit Fremden mitgehen darf. Sie sind einfach böse und man darf ihnen nicht trauen. Ein Fremder hat mich niemals angesprochen und wollte mich mitnehmen, jedoch weiß ich nicht, wie ich wirklich als Kind reagiert hätte, trotz der besagten Belehrungen. Kinder sind meist doch sehr gut gläubig und man muss ihnen schon sehr früh beibringen, dass sie nicht mit Fremden mitgehen dürfen. Ich würde es dann auch nicht schlimm finden, wenn meine Kinder regelrecht Angst vor Fremden hätten und weg laufen würden, aber das jedoch in Maßen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Mein Umfeld war auch sehr ängstlich, nicht nur bezogen auf "den bösen schwarzen Mann", sondern man wollte mich vor allen möglichen Gefahren schützen. Glücklicherweise habe ich dadurch keine Angst vor Menschen entwickelt, allerdings ist dies vielleicht auch eher Zufall gewesen. Denn vor manch anderen Dingen habe ich schon die Skepsis und Ängste meiner Eltern übernommen- teilweise bis ins Erwachsenenalter.

Was die Gefahren von Fremden betrifft, so ist es leider so, dass Missbrauch, Gewalt und Entführungen oft nicht von dem schwarzen Mann mit Hasen oder Bonbons ausgehen, sondern von Menschen aus dem Umfeld des Kindes. Auch deshalb finde ich es wichtiger, seinem Kind frühzeitig beizubringen Nein zu sagen, wenn es etwas nicht möchte und sich notfalls auch lautstark bemerkbar zu machen. Außerdem ist es doch gerade bei kleinen Kindern so, dass man als Erwachsener schon eingreift, wenn das Kind um Hilfe ruft. Allgemeine Angst vor Erwachsenen finde ich dabei auch eher negativ.

Dass eine 4jährig noch nicht unterscheiden kann, finde ich verständlich. Doch unabhängig davon würde ich meinem Kind auch eher beibringen, den Eltern oder Betreuungspersonen immer Bescheid zu geben, wenn es irgendwo hingehen möchte. Einer Freundin ist es nämlich mal passiert, dass die Polizei anrücken musste, weil ihre Tochter spontan mit der Großmutter zum Einkaufen fuhr. "Sag Mama Bescheid" hat die Kleine wohl überhört gehabt oder nur unten ins Haus gerufen.

Und bei einer halbstündigen Suchaktion war ich mal dabei. Dabei handelte es sich um ein Kind, das niemals mit Fremden mitgegangen wäre, auch etwa vierjährig. Es war im Hotel, also fernab der Heimat, abends während der Abendshow im Hotel. Draußen waren nicht nur ein Pool, sondern auch das Meer in Sichtweite. Das war das erste Mal, dass ich eine Mutter in völliger Panik erlebte. Es war auch hierbei kein Fremder im Spiel. Der Junge war auf einem abgelegenerem Klo, hatte sich dort versehentlich eingesperrt und einige Zeit sogar laut um Hilfe gerufen (das konnte er sehr gut). Durch die Show und die Lage hörte ihn aber niemand, so dass er danach wimmernd neben der Kloschüssel ausharrte. Seine Mutter war währenddessen im Sprint wild umhergerannt, mit Klamotten im Hotelpool und nahe am Nervenzusammenbruch. Zumal irgendjemand an der Strandpromenade sagte, dass ein kleines Kind mit zwei Erwachsenen in ein Auto gestiegen wäre.

Natürlich wurden schon Kinder entführt, aber ich denke wirklich, dass die meisten anderen Gefahren wesentlich größer sind und ihr Eintreffen sehr viel wahrscheinlicher. Mir wäre es wichtiger, dass mein Kind Vertrauen zu mir hat, sowie lernt, dass es wichtig ist, dass man immer weiß wo man den anderen findet. Das bedeutet aber auch, dass ich dem Kind Bescheid sage, wenn ich kurz mal irgendwo hin gehe. Und das Kind sollte früh lernen auch Bescheid zu sagen, bevor es mit jemanden mitgeht.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wie habt ihr sie denn an die Tür gelockt? Habt ihr gesagt, da ist jemand für dich? Weil dann könnte ich schon das Verhalten verstehen, dass die Kleine mitgegangen ist, da sie ja irgendwo das Okay von euch hatte. Ich war mir auch bis jetzt sicher, dass meine Tochter nie mit Fremden mitgeht. Anfangs hat sie schon von Weitem geschrien, wenn sie einen fremden Mann sah. Neulich war ich dann in der Stadt und meine Tochter wollte einfach nicht mitkommen. Ich habe sie mehrmals gerufen, aber sie blieb stehen. Ein älterer und sehr netter Mann hat das mitbekommen, streckte ihr die Hand hin und fragte: „Kommst du mit mir?“. Daraufhin streckte meine Tochter ihm tatsächlich die Hand hin und ging mit. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden, weil sie eigentlich wahnsinnig schüchtern ist. Dazu zu sagen ist, dass meine Kleine erst 16 Monate alt ist, also noch nichts von guten oder bösen Menschen versteht.

Ich denke, dass man mit 4 Jahren aber schon den Unterschied erkennen sollte und bei Fremden ein natürliches Misstrauen haben sollte. Ich würde der Kleinen das wohl immer wieder erklären und mit dem Experiment konntet ihr der Kleinen auch anschaulich machen, dass Fremde eben überall sein können und auch mal nicht so nett sein können.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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