Studiert was die Eltern wollten - und nun?

vom 31.05.2012, 07:19 Uhr

Ich frage mich, wie man von "ungebrochenen Zusammenhalt" sprechen kann und sich zugleich in eine Richtung drängen lässt, mit der man nicht nur unglücklich ist, sondern auch Rat bei Fremden sucht, anstatt der zusammenhaltenden Familie. Ich denke in diesem Fall wünscht man sich eher den uneingeschränkten Rückhalt, den es aber nicht in jeder Familie gibt. Ein ungebrochener Zusammenhalöt bedeutet für mich, dass man zusammenhält, unabhängig davon, was die anderen machen oder nicht machen und inwieweit dies den eigenen Vorstellungen entspricht.

Möchte man sein Leben auf seine Eltern aufbauen und nach ihren Vorstellungen leben? Zumal in diesem Fall nicht nur der Beruf mit ihnen abgesprochen werden muss, sondern auch die Religionszugehörigkeit, die Partnerin, sowie Familienplanung und vermutlich nimmt man seine Eltern dann noch mit zur Wahlurne. Und insgesamt hofft man dann sich in entfernter Zukunft mit dem Erbe noch die eigenen Träume erfüllen zu können?

Ich kann gut verstehen, dass man sich von seinen Eltern beeinflussen lässt. Ich selbst habe deshalb damals keinen Motorradführerschein gemacht und auch so manche Berufsideen nicht weiter verfolgt. Man hätte mir es nicht verboten, aber ich weiß gut, was es bedeutet, wenn die Eltern einen großen Einfluß haben. Jedoch wird dieser auch manchmal ausgenutzt und die Eltern kämpfen mit unfairen Mitteln. Und gerade die Menschen, die einen am längsten kennen, verstehen es oft am besten jemanden herunter zu machen und/oder die eigenen Träume auszureden. Und gerade Eltern, die Einfluss nehmen wollen, verstehen es oft sehr gut, Druck auf ihre Kinder auszuüben und ihnen etwas einzureden.

Wer so etwas aus seiner Familie nicht kennt, kann es oft nicht verstehen und nachvollziehen. Ich habe auch schon manche ungläubige Reaktion erlebt, wenn zum Beispiel Partner mitbekommen haben, wie sehr ich mich bei einigen Sachen nach meiner Familie richte. Wobei mir die Meinung meiner Familie völlig egal sein kann, weil ich seit meiner vielen Jahren nicht mehr dort lebe.

Ich erinnere mich auch hauptsächlich an negative Beeinflussung. "Das geht nicht/ kannst du nicht/ passt nicht zu dir" und ähnliche Aussagen, waren an der Tagesordnung, ebenso wie zig Erklärungen, warum mein Wunschberuf oder auch später meine Jobs, nichts für mich sind. Allesamt Tätigkeiten, die meine Eltern nie ausgeübt haben und wovon sie keinerlei Ahnung haben. Doch auch wenn es der Berufswunsch der Eltern ist, dass der Sprößling denselben Weg wie sie einschlägt, so sehen sie dabei nur ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Ideale. Und die Gründe, warum man inen Job machen sollte, sind meistens sehr oberflächlich. Man verdient viel, macht sich nicht dreckig, hat Aufstiegsmöglichkeiten, kann die Firma des Vaters übernehmen oder diese später als erfolgreicher Anwalt beraten.

Ich habe einige Leute kennengelernt, die ihren eigenen Weg gegangen sind. Teilweise sichere, gut bezahlte Jobs hingeschmissen haben oder das "schöne" Studium gegen eine Lehre (mit Hauptschulabschluss als Voraussetzung) getauscht haben. Alle fanden ihren Weg und bereuten es nicht. Ich denke auch, dass man nur wirklich gut sein kann, wenn man sich selbst einen Traumberuf gesucht hat. Und enterben kann man die eigenen Kinder soweit ich weiß auch nie vollständig.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wäre es für A denn sehr schlimm, jetzt erst einmal in einem Beruf zu arbeiten, der eher in die Studienrichtung geht, aber nebenbei das Wunschstudium anzufangen? Es gibt ja doch einige Möglichkeiten, in Teilzeit zu studieren und man muss ja auch nicht immer und überall voll arbeiten. Je nachdem, um welches Fach es sich bei seinem gewünschten Studiengang handelt, kommt vielleicht sogar ein Fernstudium in Frage, was gleich noch unkomplizierter wäre. Übrigens ist es gar nicht überall zwangsweise so, dass Zweitstudiengebühren anfallen und so fürchterlich hoch müssen die auch nicht immer sein.

Eventuell ist es auch möglich, durch einen Aufbaustudiengang noch in eine andere Richtung zu gehen. Manche Mastertudiengänge unterscheiden sich doch sehr deutlich vom ursprünglich studierten und es gibt sicherlich auch einige, die auf ein bestimmtes Berufsfeld hinleiten, das mit dem ersten Studium eher wenig zu tun hat.

Generell würde ich mich an As Stelle auf jeden Fall von den Eltern unabhängig machen und mein Ding durchziehen. Es kann nicht sein, dass ein erwachsener Mensch noch so sehr unter der Fuchtel seiner Eltern steht und sich nicht traut zu tun, was er möchte. Zur Not muss es dabei eben auch ohne das Verständnis der Eltern gehen. Mit über 25 und einem abgeschlossenen Erststudium kann A ja eigentlich ohnehin auch nicht mehr erwarten, dass sie ihn finanzieren, da sie dazu nicht mehr verpflichtet sind - man kann halt nicht alles haben.

Und was die Konsequenzen betrifft: Enterbung klingt zunächst natürlich schlimm, aber es steht A als Kind seiner Eltern (zumindest wenn er in Deutschland lebt) ja ohnehin immer ein Pflichtteil zu, egal wie sehr sie auch wollen, dass er nichts bekommt. Und auch wenn die Eltern jetzt damit drohen, wer sagt, dass sie das wirklich bis zuletzt durchziehen werden? Ich würde damit erst mal nicht rechnen, vor allem nicht, wenn A berechtigten Grund zu der Annahme hat, auch in einem anderen Beruf erfolgreich zu werden.

» Kasu » Beiträge: 43 » Talkpoints: 0,64 »


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