Angst vor Nachbeben reicht nicht für Rücktrittsversicherung
Am 20. Mai hat ein schweres Erdbeben die Region Emilia-Romagna mit Stärke 6.0 erschüttert. Viele Menschen wurden obdachlos und einige starben. Wer seinen Urlaub in den Pfingstferien in dieser Region gebucht hatte und ihn dort verbringen wollte, konnte ihn nicht einfach kostenlos stornieren.
Als Rücktrittsgrund reichte die Angst vor eventuellem Nachbeben nicht aus. Das erklärte ein ADAC- Jurist. Nur eine konkrete Gefährdung des Urlaubs, wenn das Ziel nicht erreicht werden konnte, weil Straßen verschüttet und Brücken zerstört wurden oder es Nachbeben geben könnte, ist das ein Rücktrittsgrund. Die Urlaubsregion an der Küste um Rimini blieb verschont.
Wenn ihr einen Urlaub gebucht hättet in der Nähe der Region Ferrara, wo das Epizentrum ist in Sant'Agostino, was hättet ihr gemacht? Hättet ihr den Urlaub angetreten und gedacht, wird schon gutgehen? Oder hättet ihr lieber in Kauf genommen, den ganzen Urlaub zu bezahlen, weil die Reiserücktrittsversicherung für den Fall nicht zuständig ist? Aber ihr wärt in Sicherheit gewesen.
Cid hat geschrieben: Nur eine konkrete Gefährdung des Urlaubs, wenn [...]es Nachbeben geben könnte, ist das ein Rücktrittsgrund.
Das eine bloße Angst nicht ausreicht, ist meiner Meinung nach ziemlich logisch. Wenn irgendwo ein Flugzeug abstürzt, kann ich auch nicht aus Angst vor einem Absturz meinen Flug stornieren.
Ich finde, man sollte die Kirche mal im Dorf lassen. Passieren kann einem auf jeder Reise etwas. Doch auch wer nicht reist, dessen Leben wird irgendwann ein tödliches Ende finden. Das soll nun nicht bedeuten, dass ich ohne Bedenken, in eine Krisenregion reisen würde, aber ich habe auch nicht ständig vor Augen was alles passieren könnte. Denn ob Terrorismus, Unfall, Flugzeugabsturz, Schiffsuntergangs oder Naturkatastrophen- es kann immer und überall passieren. Ich weiß nicht, ob man in Deutschland wirklich sicherer ist.
Ja, ich hätte meinen Urlaub angetreten und vermutlich ist statistisch gesehen das Risiko unterwegs zu verunfallen oder zu verunglücken sogar höher. Und ebenso kann ich verstehen, dass die Versicherung nicht einspringt, weil jemand Angst hat.
Ich hätte meinen Urlaub in eine Erdbebenregion auf keinen Fall angetreten, weil Nachbeben nach Erdbeben sehr wahrscheinlich sind. Eine Reiserücktrittversicherung ist für einen solchen Fall aber eh nicht zuständig, diese zahlt bei Naturkatastrophen grundsätzlich nicht. Das Reisebüro ist im Fall einer unvorhergesehenen Naturkatastrophe verpflichtet, den Reisepreis zurückzuzahlen, die Reiserücktrittversicherung hat damit gar nichts zu tun. Der Reiseveranstalter muss die Stornierung aber nur zulassen, wenn es eine offizielle Reisewarnung gibt, was hier nicht der Fall zu sein scheint, wenn ich dich richtig verstehe.
Ich würde nicht fahren, so ärgerlich es auch ist. Die Wahrscheinlichkeit von Nachbeben ist wesentlich größer, als auf der Reise zu verunglücken.
In Sicherheit ist man im Grunde genommen nie und ich finde es auch übertrieben, die eigene Freizeitplanung von ein paar Nachkommastellen abhängig zu machen. Denn größer ist die Wahrscheinlichkeit vermutlich nicht, dass einem in der Region um Rimini im Pfingsturlaub etwas zustößt. Tatsächlich vorhandene Gefahren sollte man natürlich nicht aus den Augen verlieren, aber man sollte es eben auch nicht übertreiben. Wer immer nur auf Sicherheit pocht, verpasst einfach auch sehr viel.
Ich finde es vollkommen richtig, dass gebuchte Urlaube im konkreten Fall nicht kostenlos storniert werden können. Wenn irgendwo ein Schiff untergeht, können auch nicht am nächsten Tag alle Urlauber ihre Kreuzfahrten stornieren, nur weil das Schiff vielleicht untergehen könnte. Die Angst vor einer Katastrophe kann nicht versichert werden, sondern nur die tatsächlich vorhandene Gefahr. Und das ist auch absolut richtig so, sonst würden sicher ständig Reisen unter fadenscheinigen Angst-Gründen storniert.
Die besagt Region ist für mich nicht gerade die erste Wahl wenn es um Reisen geht. Allerdings würde ich einen Urlaub in diesem Fall auf keinen Fall stornieren, sondern ihn antreten. Es kann so viel passieren. Man kann auch vom Auto überfahren werden, wenn man morgens aus dem Haus geht. Ich würde mich eher darüber freuen, dass vielleicht doch einige Urlauber ihren Urlaub nicht antreten werden und dass die Region dann nicht so mit Touristen überlaufen ist.
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