Unstetigkeit der Eltern - Konzentrationschwäche bei Kindern?
Neulich habe ich von einer interessanten Theorie gehört, bei der ich nicht sicher bin, ob diese so richtig ist. In meinem weiteren Bekanntenkreis gibt es eine Familie deren eines Kind unter einer extremen Konzentrationsschwäche leidet. Die Eltern haben auch Spezialisten aufgesucht und bekamen dann von einem dieser Spezialisten die unbequeme Antwort, dass ihre eigene Unstetigkeit ein Grund (nicht der einzige Grund) sei, dass das Kind sich so schwer damit tue, konzentriert bei einer Sache zu bleiben.
Dies zu glauben fiel mir eine Zeit lang sehr schwer, aber ich habe inzwischen den Eindruck, dass das schon stimmen könnte. Die Eltern haben diverse Hobbys und so ist auch das Kind in einigen Vereinen angemeldet. Nun dachte ich lange Zeit, dass das aber eine sehr straffe Organisation bedeuten muss, wenn man all diesen Hobbys gleichzeitig nachgehen möchte. Das ist aber nicht so, es wird nach dem Lustprinzip verfahren, wenn zu etwas keine Lust besteht, dann fallen eben Termine aus. Die erste Frage bei der Neuanmeldung bei einem Verein ist, ob man da wieder aussteigen kann, wenn keine Lust mehr ist und dann auch keine Beiträge mehr gezahlt werden müssen. Auch wenn man sich erst nach 3 Probestunden entscheiden muss.
Aber auch bei schulischen Veranstaltungen ist es oft, dass die Eltern recht schnell die Geduld verlieren. Ist binnen kurzer Zeit niemand da, der sagt wie es weiter geht oder wie ein zuvor eher grob strukturiertes Programm konkret aussieht, dann geht man eben wieder, statt einfach mal zu warten oder besser noch etwas eher da zu sein.
Nun sind die Eltern trotz alledem recht nette Menschen und ich kann mir gut vorstellen, dass sie gar nicht wissen, wie unstet ihr Leben auf Außenstehende wirkt. Allerdings finde ich das alles auch recht unstet und kann mir auch gut vorstellen, dass ein Kind eben solchen Verhaltensweisen der Eltern wirklich übernimmt und daher vielleicht auch in der Tat nie gelernt hat, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Habt Ihr entsprechende Erfahrungen? Kann an dieser These etwas dran sein oder ist das einfach zu weit her geholt?
So wie du die Lebensumstände der Familie schilderst, kann ich mir durchaus vorstellen, dass sie etwas zur Konzentrationsschwäche des Sohnes beitragen. Sicherlich mag das nicht der einzige Grund dafür sein, aber es scheint doch dafür zu sprechen, dass es eine Rolle spielt.
Es scheint ja so, als seien die Eltern sehr ungeduldig und hätten kein großes Durchhaltevermögen. Bei anderen Familien wird den Kindern eher vermittelt, dass sie lieber eine Sachen machen sollen und diese dann richtig und eben bis zum Ende. Es kann doch nicht Sinn der Sache sein, dass das Kind in zig Vereinen und zu Kursen angemeldet wird und diese nicht durchhalten muss und einfach nach Lust und Laune entschieden wird, ob man nun hingeht oder nicht. Es war da sicherlich gut, dass der Spezialist für die Konzentrationsschwäche des Sohnes, den Eltern mal die ungeschminkte Wahrheit gesagt hat. Hoffentlich lernen die Eltern etwas daraus und machen in Zukunft einiges anders.
Kann es nicht auch direkt sein, dass die Eltern auch eine Konzentrationsschwäche haben? Diese aber ausgezeichnet mit ihren vielen Hobbys verbergen können. Die Eltern werden vielleicht sogar ihr Problem kennen und haben daher so sehr viele Hobbys. Allerdings werden sie in Bezug auf die Hobbys nicht viel gesammeltes Wissen haben, denn sie sind ständig in Veränderungen gebunden. Dieses Verhalten übernehmen dann auch sehr schnell die eigenen Kinder. Und so kann man den Zusammenhang auch wissenschaftlich untermauern.
So weit hergeholt finde ich die These nicht. Letztendlich sind die Eltern Vorbilder und leben ihrem Kind eben vor, dass auch ein unstetes Leben ein lebenswertes sein kann. Immerhin wird so gezeigt, dass man auch gewisse Ziele ohne Beständigkeit erreichen kann. Außerdem denke ich, wenn Eltern unbeständig sind, wie soll dann das Kind Beständigkeit erlernen? Dazu braucht es einen starken Charakter, um zu sehen, dass es besser ist, konzentriert auf ein Ziel zu arbeiten.
Ich denke, dadurch, dass der Junge doch mehr Freiheiten hat, als den Eltern bewusst ist, kann durchaus die Konzentrationsschwäche entstehen. Heißt es nicht immer, es sei besser, sich auf ein, zwei Dinge wirklich zu konzentrieren? Wenn der Junge nun die Qual der Wahl hat, welcher seiner Vereinsleben von Woche zu Woche ausleben kann, dann finde ich das schon kritisch. Mir jedenfalls sagt da der gesunde Menschenverstand, dass es besser wäre, wenn es nur einen Verein oder zwei Vereine gebe.
Es scheint mir fast, als sei der Junge einfach auch überfordert und sucht wohl nach Grenzen, wenn auch anders, als ich es so kenne. Wenn die Eltern das von sich aus nicht merken und nicht sehen, sollten sie zumindest in der Lage sein, ihr Verhalten zu überdenken und sich auch von außen einen Rat zu holen. Geduld gehört zur Erziehung von Kindern dazu und ich denke, wenn sie auch nur ansatzweise ihr Verhalten ändern, es ernst meinen und gewisse Grenzen setzen, kann die Konzentrationsschwäche des Sohnes auch verbessert werden.
Genau das was Karlchen schrieb, habe ich auch gedacht. Ich habe mich viel mit dem Thema AD(H)S auseinander gesetzt, was im weitesten Sinne auch eine Art Konzentrationsstörung ist und es wird oft vermutet das sich diese Schwäche auswächst, aber es gibt durchaus Erwachsene die unter AD(H)S leiden.
Dies äußert sich in einem unsteten (viele Umzüge, oft Arbeitsplatzwechsel, wenig Geduld, allgemeine Unruhe) und etwas chaotischem Leben (schlechte Termineinhalter, etwas unordentlich), welches aber meistens durch ein paar Verhaltensstrategien soweit ganz gut bewältigt werden kann. AD(H)S kann vererbt werden, oftmals erfahren Erwachsene erst durch ihre Kinder das sie auch AD(H)S haben.
Für mich hört es sich durchaus so an, als ob dies in der Familie auch der Fall sein könnte.
Interessant, dass alle denken, das Kind sei ein Junge - nein es ist ein Mädchen Das ist aber völlig unwichtig. Denn ob Junge oder Mädchen ist in diesem Falle doch völlig Brille. Ich bin mir eben deswegen so unsicher, weil mir halt häufiger vorgeworfen wird, dass ich zu streng sei. Wenn sich meine Kinder beispielsweise für eine Sportart im Verein entscheiden und nach drei Probestunden der Antrag auf Mitgliedschaft im Verein gestellt wird, dann ist den Kindern auch klar, dass sie dann eben ein Jahr durchhalten müssen - es sei denn es gibt wirklich objektive Gründe. Keine Lust mehr zählt dazu aber definitiv nicht.
Aber so etwas ist bei diesem Kind wohl wirklich noch das kleinste Problem. Ich habe es mehr als einmal in der Schule beobachtet. Da wird so ziemlich alle fünf Minuten etwas anderes begonnen - zu einer Zeit in der sich andere Kinder gerade in die (selbst gestellte) Aufgabe vertieft haben. Auch von Klassenkameraden wird berichtet, dass das Kind bei der Erläuterung von Aufgabenstellungen oft gar nicht bis zum Ende zuhört und entsprechend viele Fehler macht.
Ich kenne halt die Eltern nur flüchtig weil unsere Kinder die gleiche Schule besuchen. Daher kann ich nicht beurteilen, ob die Eltern sich vielleicht auch schwer damit tun, sich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Daher bin ich nur von den äußeren Eindrücken ausgegangen.
Ich denke wirklich, dass das Mädchen einfach auch deshalb entscheidungsunfreudig ist, weil sie zu viele Freiheiten bekommt. Das kann auch mit eine Rolle spielen, weshalb sie sich für nichts entscheidet und alles beginnt, aber nichts zu Ende fortsetzt. Im Grunde müsste man da anfangen und ihr erst einmal nur die Wahl zwischen zwei Aufgaben geben, die sie dann erfüllt. Doch ist es Sache der Eltern und sonstigen Betreuungspersonen, als Lehrer allein kann man da nichts ausrichten.
JotJot, Dich empfinde ich von den Erzählungen her nicht als zu streng, sondern als konsequent und das hat mit Strenge nichts zu tun. Die Kinder wissen, woran sie bei Dir sind und ich habe hier den Eindruck gewonnen, dass sie damit auch sehr gut umgehen können. Ich denke, würden die Eltern des Mädchens nun damit beginnen, gebe es zwar Probleme, aber die würden sich dann schon wieder lösen lassen. Ich finde Beständigkeit schon für Kinder sehr wichtig und die scheint hier einfach zu fehlen.
Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass an dieser These etwas dran ist, zumal sie meines Wissens nach auch auf dem epigenetischen System von Erikson beruht. Dieser hat anhand eines Krisenmodells festgehalten, welche Krisen ein Kind im Laufe seines Lebens durchläuft und welche Folgen fehlerhaftes Verhalten von Eltern und Umfeld zu Problemen der Bewältigung besagter Krisen führen können. Hier erwähnt er irgendwo auch tatsächlich, dass ein gut strukturierter Tagesablauf mit der späteren Leistungsbereitschaft und dem Durchhaltevermögen eines Kindes zusammen hängt.
Ich finde das daher nicht weit hergeholt, es ist schließlich auch offensichtlich, dass es einen gewissen Zusammenhang gibt, Ich würde von einem Kind, welches wirklich regelmäßig an seinen Freizeitaktivitäten teilnimmt schon eher erwarten, dass es sich länger auf ein bestimmtes Ziel konzentrieren kann, als von einem Kind, dass zunächst immer gefragt wird, ''hast du da überhaupt Lust drauf?''. Es ist doch klar, dass ein solches Kind sich auch später bei bestimmten Arbeiten immer fragen wird, habe ich da Lust drauf oder nicht und wenn dies nicht der Fall ist, dann wird es die Arbeit nicht zu Ende bringen, weil es von den Eltern immer vor diese Wahl gestellt wurde und nicht zu dem jeweiligen Verein gehen musste, wenn es keine Lust hatte. Die Lage ist für mich also offensichtlich.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-167935.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1115mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1163mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1560mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1204mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2391mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?