Nomophobie- neue Krankheit bei Handynutzern?

vom 28.05.2012, 18:30 Uhr

Nomophobie ist ein noch sehr neues Phänomen, was bedeutet, dass der Betroffene Angst hat ohne Handy dazustehen und dadurch für einen gewissen Zeitraum nicht erreichbar zu sein, weil etwa das Handy oder Smartphone vergessen wurde, verloren ging, gestohlen wurde oder man zeitweise keinen Empfang hat.

Laut Unicum sind Frauen öfter betroffen als Männer und besondere Angst herrscht unter den 18 bis 24jährigen. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn gerade diese Altersgruppe scheint immer abhängiger von Smartphones & Co. zu sein.

Gilt Nomophobie bereits jetzt als Erkrankung? Oder ist es eher als Sucht einzuordnen? Ist diese Angst bei einigen bereits Behandlungbedürftig? Doch wie würde eine Therapie aussehen? Denn ein Leben ohne Handy ist heutzutage kaum noch denkbar.

Werdet ihr auch unruhig, wenn eure Gerät defekt ist, ihr es vergessen habt oder der Akku sich dem Ende zuneigt? Oder seid ihr eher froh auch mal ein paar Stunden nicht erreichbar zu sein? Was macht diese Angst eigentlich aus? Glaubt man, etwas Wichtiges zu verpassen?

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich besitze zwar ein Smartphone, aber ich muss nicht ständig erreichbar sein und im Urlaub war ich eigentlich auch ganz froh, als ich eine Zeit lang kein Netz hatte. Wenn ich mein Handy mal vergessen habe werde ich aber schon etwas unruhig, das liegt dann aber nicht daran, dass ich nicht erreichbar bin oder die neuesten Nachrichten nicht sofort mitbekomme. Mir geht es dann mehr darum, dass ich niemanden informieren kann, wenn ich mit dem Auto liegen bleibe oder ein Unfall passiert.

Mich wundert es jetzt schon etwas, dass Frauen von dieser Krankheit häufiger betroffen sind als Männer, das hätte ich eher umgekehrt erwartet. Aber wenn ich manche Menschen sehe, die wirklich scheinbar immer ihr Handy oder Smartphone in der Hand halten, wundert es mich nicht, dass es eine solche Krankheit oder auch Sucht nun gibt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich habe von so etwas wie einer Nomophobie ehrlich gesagt jetzt grade zum ersten mal gehört, aber inzwischen gibt es ja wirklich für so ziemlich jede Form von Angst oder Panikattacke eine "...-Phobie"-Definition, daher verwundert es mich nicht mal, dass es jetzt auch ein Fachbegriff dafür gibt, wenn man mal ohne Handy dasteht. Ich selbst kann es schon nachvollziehen und glaube auch, dass viele ein Problem damit haben, wenn diese von Heute auf Morgen ganz auf ihr Smartphone verzichten müssten, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man dies schon als Sucht oder Krankheit einstufen kann - Zumindest kenne ich niemandem, bei dem dies so weit gehen würde.

Grade durch die in den letzten Jahren immer populärer gewordenen Smartphones ist es ja klar, dass man sich inzwischen daran gewöhnt hat, immer und überall erreichbar zu sein und dies nicht nur per SMS oder Telefon. Inzwischen ist man per Smartphone über das Internet einfach mit allem und jedem vernetzt und dann wiederum auch ein bisschen aufgeschmissen, wenn man mal ohne Smartphone in der Tasche dasteht. Auf der anderen Seite frage ich mich aber auch, ob man so etwas wie Twitter, Facebook und Co. auch wirklich immer und rund um die Uhr bei sich haben muss? Ich kann auch ganz gut mehrere Tage auskommen, ohne ständig meinen Facebook-Status aktualisieren zu müssen. Zumal ich mit meinem Handy nicht mal bis ins Internet komme.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich wundere mich über keine neue Krankheit mehr. Das ist ja schon ein Wahnsinn, dass man immer und überall erreichbar sein soll. Nomophobie, das habe ich nun zum ersten Mal gelesen. Ich kannte diese Krankheit nicht. Die Gespräche, die ich mitbekomme, wenn ich unterwegs bin, sind dermaßen lahm und langweilig. Die Hauptsache dabei ist, man kann sein Handy zeigen. Ohne Handy scheinen sich einige – nein viele Menschen nicht vollwertig zu finden. Ich als Nichthandybesitzer kann das nicht verstehen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich habe vom Namen dieser Erkrankung bislang auch noch nichts gehört, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es sie gibt. Ich kenne auch durchaus einige, die da regelrecht auszucken würden, wenn sie einmal kurz nicht erreichbar sind. Erst vorgestern war ich mit einer Freundin in einer Schlucht wandern. Wir sind vor einem tosenden Wasserfall mehr oder weniger die Schlucht hinauf gewandert. Auf einmal hat sie auch komplett die Panik bekommen, weil ihr eingefallen ist, dass ihr Handy im Auto liegt! Ich habe ihr dann erklärt, dass es ihr sowieso nicht viel bringen würde, wenn sie das Handy mit haben würde, weil sie in der Schlucht voraussichtlich sowieso keinen Empfang hätte und selbst wenn jemand anrufen würde, würde man wohl wegen dem Wasserfall kaum etwas verstehen können.

Wirklich beruhigt hat sie das aber nicht und wahrscheinlich wäre sie selbst nervös geworden, wenn sie das Handy mitgehabt hätte, weil wenn man dann plötzlich keinen Empfang hat, dann ist das ja mindestens genauso schlimm. Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass es auch viele Leute gibt, die gleich komplett nervös werden, wenn man nicht gleich beim Handy erreichbar ist. Da bekommt man dann gleich mehrere Anrufe und zum Teil auch schon fast verzweifelte Meldungen auf der Mailbox, dass man sich doch bitte melden soll, weil sie schon Angst haben, dass etwas passiert ist. Nein, es muss nicht gleich etwas passieren, wenn man auch über sein Handy ein paar Stunden nicht erreichbar ist.

Ich bin öfters in einer Therme und da lasse ich das Handy dann auch fast immer im Umkleidekästchen oder zu Hause. Da bin ich dann eben ein paar Stunden nicht erreichbar und das hat in der Tat schon einige manchmal nervös gemacht. Finde ich eigentlich traurig. Heutzutage können sich glaube ich wirklich viele kein Leben mehr ohne Handy vorstellen. Ein Leben ganz ohne Handy könnte ich mir ehrlich gesagt auch nicht mehr vorstellen, aber wenn ich einmal ein paar Stunden nicht erreichbar bin, dann stört mich das überhaupt nicht.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe ja erst seit einigen Wochen wieder ein Handy, nachdem ich ein paar Jahre komplett darauf verzichtet habe. Auch jetzt sehe ich das Gerät nicht als dringend notwendig an, wobei ich auch zugeben muss, dass ich schon Gefallen an dem Ding gefunden habe. Ich nehme es auch oft mit, aber eben nicht immer, und so schlimm ist es dann auch nicht, wenn ich es mal nicht dabei haben sollte. Ich habe aber auch schon Leute erlebt, die keinen Schritt ohne dieses Gerät tun und vermutlich auch gar nicht mehr ohne Handy auskommen können. So etwas finde ich dann schon arg übertrieben. 

Ich bin vermutlich kein typischer Handy-Nutzer. Die Erreichbarkeit ist mir nämlich vollkommen egal. Ich will gar nicht immer erreichbar sein und nur weil ich ein Handy dabei habe, gehe ich nicht immer sofort dran. Mein Umfeld weiß aber auch, dass ich in diesem Punkt anders ticke als manch anderer. Ich habe das Handy primär für mich selbst, damit ich ins Internet gehen kann, und nicht dafür, dass andere mich rund um die Uhr erreichen können. Ich bin praktisch nur ein kleiner Student und kein Top-Manager mit riesiger Verantwortung. Ich wüsste nicht, wieso ich immer erreichbar sein sollte. Ich bin einfach nur ungeduldig und brauche das Gefühl, auch unterwegs Dinge im Internet nachschauen zu können. Eine gewisse Internetsucht mag da gegeben sein, die Erreichbarkeit ist hingegen nebensächlich. 

Ob dieses Phänomen als Krankheit durchgehen kann, weiß ich nicht. Ein gewisser Krankheitswert kann sich sicher ergeben, wenn jemand wirklich gar nicht mehr ohne das Gerät auskommt. Allerdings ist das kein neues Phänomen. Es gibt ja auch genug Dinge, die für andere lebensnotwendig erscheinen. Ob jemand krank ist, der dauernd vor dem Fernseher sitzt oder ungeschminkt nicht einmal in den Keller gehen würde, wage ich zu bezweifeln, obwohl ich persönlich so ein Verhalten unnormal und albern finde. Für mich ist die Liebe zum Smartphone auch nichts anderes. 

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Wahrscheinlich zeigen die Betroffenen definitiv ähnliche Anzeichen wir wirklich süchtige Personen, aber ich muss an dieser Stelle mal ganz ehrlich sagen, dass es mir zu albern wäre und ich dieser Krankheit definitiv keine eigene Bezeichnung geben würde. Wir können nicht jedes Wehwehchen in unserer Gesellschaft als Krankheit definieren und eine Handysucht als medizinisch anerkannte Erkrankung anzusehen, finde ich ehrlich gesagt nicht mehr in Ordnung.

Ich kenne in meinem Bekanntenkreis viele Personen, die dieser Definition nach sicherlich Handysüchtig sind, das ist keine Seltenheit mehr. Eine Bekannte, die ihr Handy versehentlich in einem Wassereimer ertränkt hatte, lieh sich über das Wochenende das Handy ihres Vaters und kaufte sich direkt am Montag ein neues. Ich hatte sogar mal einen Fall bei der Arbeit, der sehr interessant war. Damals hatte ein Mitarbeiter sein Handy nach der Abendschicht bei der Arbeit liegen gelassen und rief dann mitten in der Nacht die Morgenschicht an, weil er dringend den Schlüssel brauchte, um sich das Handy dann in der Nacht zu holen. Viele Personen beobachtet man ja schließlich auch nicht bewusst, bei dem Verlust ihres Handys, aber so oft wie die meisten das Teil im Laufe des Tages herausholen, bin ich sicher, dass der Großteil der heutigen Handynutzer Entzugserscheinungen zeigen würde, wenn ihm das Handy abhanden kommen würde.

Ich selbst muss ganz ehrlich sagen, dass ich nicht großartig von meinem Handy abhängig bin. Einmal habe ich mich mächtig über den Verlust eines Handys geärgert, weil die Telefonnummern die auf der SIM Karte eingespeichert waren, wichtig waren und ich sie mir nirgendwo notiert hatte. Heute ist das eigentlich weniger ein Problem, weil ich tatsächlich dazu neige Telefonnummern auch woanders ''abzuspeichern'' sie etwa in ein Notizbuch einzutragen. Ich nehme mein Handy in der Regel auch nur dann mit, wenn ich aus dem Haus gehe, wenn ich weiß, dass ich es brauchen könnte, heißt also, wenn ich unterwegs in einen Stau geraten könnte und meinen Termin verschieben muss, von jemandem einen Anruf erwarte oder selbst jemanden um eine bestimmte Uhrzeit kontaktieren möchte. Ist dies nicht der Fall, bleibt das Handy meistens zu Hause, da ich auch selten eine Tasche mitnehme.

Ich denke, dass die meisten süchtigen Handynutzer heute schon in gewisser Weise Angst davor haben, irgendwas zu verpassen, sicherlich fehlt vielen aber auch die Möglichkeit der Unterhaltung. Zum einen bekommen sie über diesen Zeitpunkt keine ah so wichtigen Statusmeldungen bei facebook und Co. mit und zum anderen könnte ihnen ja ein wichtiger Anruf entgehen oder eine SMS. Genau genommen sind diese Nachrichten inhaltlich wahrscheinlich kein bisschen wertvoll oder wichtig, aber jemand der sich den ganzen Tag mit seinem Handy beschäftigt, wird so daran gewöhnt sein, dass er es eben als wichtig empfindet. Wartezeiten kann man dann auch nicht mit irgendwelchen Apps überbrücken, dass tut dann vermutlich auch noch mal weh und Suchterscheinungen treten auf. Ich sehe darin ehrlich gesagt aber nichts ernstes und würde es auch nicht unterstützen, dass Handysüchtige deswegen eine Therapie bezahlt bekommen oder ähnliches.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Den Namen dieser Krankheit kenne ich zwar nun auch nur durch den Thread, aber dass es diese "Krankheit" gibt, wusste ich schon länger. Und ehrlich gesagt sind mir solche Verhaltensweisen, auch mal mehrere Stunden ohne ein Handy oder Smartphone auszukommen, doch sehr suspekt. Zwar bin ich auch froh, ein solches mobiles Gerät zu besitzen, aber ich kann es auch mehrere Stunden ausgeschaltet haben oder es eben nicht dabei haben, ohne dabei eine gewisse Unruhe oder gar Angstzustände zu verspüren. Es gibt bei mir definitiv Tage und Ausflüge, bei denen ich das Handy ganz bewusst nicht dabei habe, einfach, um mich auf das Wesentliche zu konzentrieren oder auch, weil ich einfach keine Lust darauf habe, "abhängig" von einem solchen kleinen Teil zu sein.

Es gibt zwar Momente, in denen ich auf das Handy nicht verzichten möchte und wo es mir auch eine gewisse Sicherheit verleiht, und da habe ich schon die Befürchtung, dass das Handy ausgerechnet dann benötigt werden würde und ich habe es nicht dabei. Aber ich denke, diese Situationen lassen sich auch anders lösen, es sei denn, es handelt sich dabei wirklich um absolute Notfälle und da bin ich nun mal auch zwiegespalten.

Als eine Sucht oder Erkrankung würde ich diese Nomophobie nicht bezeichnen, es ist in meinen Augen doch mehr eine Gewohnheitssache. Sicherlich mag es auch Süchtige geben, immerhin gibt es auch eine Computer-, Internet- und Computerspielsucht, die ebenfalls durchaus behandelt werden können und warum sollte es bei Handys und Smartphones eben nicht der Fall sein? Aber ich bin halt schon der Meinung, dass es in den meisten Fällen wirklich nur eine Gewohnheitssache ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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