Kann eine Arzthelferin bis zu 2.500,- € brutto verdienen?
Die Nachbarin meiner Freundin ist Fachärztin für Psychiatrie. Und meine Freundin erzählte mir neulich, dass sie wohl demnächst eine neue Arzthelferin oder auch Sprechstundenhilfe sucht, weil sie mit der alten nicht mehr zufrieden ist. Und die soll dann wohl 2.500,- € brutto verdienen. Außerdem hat sie wohl immer dann Urlaub, wenn auch die Ärztin Urlaub hat, was bedeutet, immer in den Ferien. Das würde aber bedeuten, dass die zukünftige Mitarbeiterin weit mehr als 30 Tage (kenne ich als Maximum) Urlaub hat. Und dann noch das Geld, ich hätte nie gedacht, dass eine Sprechstundenhilfe so viel verdienen kann!
Natürlich würde ich da sofort anfangen, zumal man in so einer Arztpraxis sicher stressfreier lebt, als im Vertrieb, da wo ich jetzt arbeite. Aber ich finde das so komisch und frage mich jetzt, ob es in dieser Branche wirklich so hohe Gehälter geben kann? Oder hängt es davon ab, ob man bei einem Facharzt oder Allgemeinmediziner tätig ist? Kann ein solches Gehalt wirklich realistisch sein?
Ehrlich gesagt finde ich das Gehalt jetzt gar nicht so hoch für eine Arzthelferin. Es kann natürlich so sein, dass eine Arzthelferin so viel verdient, denn das Gehalt wird mit dem Arzt vereinbart, denn er ist der Chef und der wird schon wissen, was er seinen Helferinnen bezahlen kann.
Ebenso wird es auch mit dem Urlaub sein. Einem Arbeitnehmer steht zwar eine bestimmte Anzahl an Urlaubstagen zu, aber wie viele es dann letztendlich sind legt der Arbeitsvertrag fest. Und wenn der Arzt eben immer in den Ferien geschlossen hat, dann kann eine Arzthelferin ja auch nicht unbedingt arbeiten, außer sie hat noch Dinge zu tun, wofür ihr Chef nicht notwendig ist.
Na gut, vielleicht bin ich durch mein jetziges Gehalt auch so verwundert darüber. Ich bin gelernte Industriekauffrau und verdiene 1.800,- € brutto. Und ich weiß, dass dieser Beruf durchaus auch höher vergütet werden kann. Aber so viel Glück habe ich leider nicht.
Deshalb hätte ich jetzt auch gedacht, dass eine Arzthelferin oder besser gesagt, Sprechstundenhilfe nicht so viel oder sogar noch weniger verdient. Ich dachte nämlich, dass da die Anforderungen nicht so hoch sind, aber ich kann mich auch täuschen. Die Sprechstunde bei der besagten Ärztin sind nämlich lediglich 20 Stunden in der Woche, ich hatte mir aus Neugier mal die Öffnungszeiten herausgesucht. Aber ich denke mal, dass man da als Angestellte sicher auch 38 bis 40 Stunden arbeitet, es gibt ja sicher auch Dinge zu erledigen, die man außerhalb der Sprechstunde machen kann/muss, oder?
Ich kenne das Einkommen von Sprechstundenhelferinnen nicht.Aber was ich bisher immer hörte und las, war also sehr viel weniger, als du schreibst. 2.500 brutto hört sich da schon sehr viel an. Vielleicht muss sie viel Überstunden machen, dass die Fachärztin das schon mit eingerechnet hat.
Vielleicht ist es nicht empfehlenswert, sich da immer zu vergleichen. Es gibt bestimmt in jedem Beruf einige wenige, die so viel verdienen, dass andere sich das nicht vorstellen können. Wie man hier sehen kann, verdienen Arzthelfer im Durchschnitt deutlich weniger. Bei einigen extrem hohen Angaben wäre ich mir auch nicht so sicher, ob sich da nicht nur jemand vertippt hat. Aber 2500 EUR liegen schon deutlich über dem Mittelwert.
Zudem gibt es Sprechstundenhilfen, die nur Termine aufnehmen und die Patienten weiterleiten und es gibt richtige Arzthelferinnen, die auch selbst Behandlungen vornehmen, etwa Spritzen geben, Impfungen verabreichen oder EKGs und EEGs abnehmen. Dafür müssten sie glaube ich eine ähnliche Qualifikation wie eine Krankenschwester haben.
Die Mitarbeiter in Arztpraxen haben vor allem auch viel für die Dokumentation zu erledigen, jede Kleinigkeit muss aufgeschrieben werden. Teils müssen sich die Helferinnen auch ständig fortbilden, auch wenn Sie keinen Lust darauf haben. Und sie müssen die Launen Ihrer Chefs ertragen, weil sie meist keine anderen Kollegen haben, mit denen sie sich austauschen kann. Außerdem habe Arzthelfer eigentlich keine Möglichkeit, irgendwie aufzusteigen, denn in der Praxis gibt es keine Hierarchie – mal abgesehen von der übergeordneten Funktion des Arztes.
Zudem ist die Tätigkeit als Industriekauffrau bestimmt viel angenehmer. Du musst keine ekligen Leute nackt sehen oder denen all zu sehr zu Leibe rücken. Du sitzt im Büro und hast Deine Ruhe; keine Ansteckungsgefahren, keine nörgelnden Senioren, keine Zankerein wegen der Praxisgebühr. Arzthelferin erscheint mir kein sonderlich erstrebenswerter Job zu sein.
Jacqui_77 hat geschrieben: Aber ich denke mal, dass man da als Angestellte sicher auch 38 bis 40 Stunden arbeitet, es gibt ja sicher auch Dinge zu erledigen, die man außerhalb der Sprechstunde machen kann/muss, oder?
Das auf jeden Fall. Ich kenne eine Arzthelferin, die mir erst vor ein paar Wochen ihr Leid geklagt hat. Sie muss ständig Überstunden leisten, denn es fällt wohl so viel in der Praxis an, dass sie, wenn die Sprechstunde um 19Uhr beendet ist, noch oftmals bis 22Uhr in der Praxis bleiben muss, um einigermaßen alles erledigt zu haben. Das ist sicherlich auch kein Zucker schlecken und so kommen eben auch einige Überstunden zusammen.
Ich bin gelernte Arzthelferin und habe mich einige Zeit nach der Ausbildung für ein Studium entschlossen, weil ich mit dem Gehalt und der damit verbundenen Leistung nicht zufrieden war. Die Löhne fand ich einfach unangemessen und auch die Arbeitszeiten waren oft sehr viel länger als vertraglich vereinbart. Diese Probleme hörte ich aber auch von vielen Kollegen aus anderen Praxen und bin deshalb der Meinung, dass es (fast) überall ähnlich abläuft. Mein Gehalt lag als ausgelernte Kraft bei etwa 950€ netto. Ich ging jedoch morgens um 5 aus dem Haus und war frühstens abends um 20 Uhr Zuhause, oft aber auch später, da es an manchen Tagen verlängerte Öffnungszeiten für Berufstätige gab.
Von daher finde ich 2500€ brutto sehr hoch angesetzt, aber das liegt ja im Ermessen des Arbeitgebers. Wenn dieser bereit ist soviel zu zahlen und dazu noch so viel Urlaub zu geben, ist dies doch super.
2500€ sind wirklich nicht unbedingt viel. Man darf nur in manchen Fällen nicht unbedingt das eigene Gehalt zum Vergleich nehmen . Die "normale" Arzthelferin verdient durchaus auch weit weniger, allerdings gibt es in jedem Bereich auch Fachkräfte, mit speziellen Weiterbildung oder langjähriger Erfahrung, die entsprechend höhere Löhne bekommen.
Mit der bisherigen Mitarbeiterin nicht zufrieden zu sein , sowie gerüchteweise kusierende Gehälter finde ich jedoch irgendwie eigenartig. Nur weil man mit einer Mitarbeiterin nicht mehr zufrieden ist, kann man diese nicht einfach entlassen. Eine Praxis, die in allen Ferien durchgehend geschlossen hat, finde ich auch sehr eigenartig. Die Ärzte, die ich kenne, machen nie mehr als zwei Wochen Urlaub, wenn sie eine eigene Praxis haben. Und von einer Fachärztin, die im Sommer mal eben 6 Wochen nicht zu erreichen ist, würde ich Abstand nehmen.
Ich kenne zudem durchaus Fachärzte, wo in den Ferien nur eine Arzthelferin zu erreichen ist oder es Vertretungsärzte gibt, die während der Ferien in der Praxis anzutreffen sind. Dabei arbeiten dann auch die Mitarbeiter der Praxis. Doch letztendlich verdient die Ärztin nur Geld, wenn sie eigene Patienten da hat. Und eine Praxis muss auch bezahlt werden.
Wer es sich allerdings leisten kann und will, kann natürlich 10 Wochen im Jahr schließen und seinen Mitarbeitern bezahlten Sonderurlaub schenken. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit währenddessen Schulungen einzuplanen oder im Vorfeld Überstunden anzuhäufen.
Können kann es eine Arzthelferin schon, ein solches Gehalt zu verdienen, aber es wird nicht die Regel sein. Da fließen sicherlich auch eine Menge an Verantwortung mit hinein, vielleicht auch mehr Arbeit, da ja nun einmal das Arbeiten auch anders sein kann. Aber solange der Arzt oder die Ärztin bereit ist, das Geld zu zahlen, er oder sie es auch kann, ist das für die Person, die das Gehalt verdient, auch wirklich schön.
Ich würde auch nicht mein Gehalt meines erlernten Berufes daran messen, mir sind auch zu wenig andere Fakten und Details bekannt, die es erläutern würden, wie sich das Bruttogehalt letztendlich zusammensetzt und ob eben auch schon eine gewisse Bereitschaft für Überstunden vorhanden sind oder so etwas. Und da, Jacqui_77, hast Du ja schon des öfteren gesagt, dass Du es eben nicht einsiehst, mehr beziehungsweise länger zu arbeiten. Und somit ist es für Dich wohl auch keine wirkliche Option, oder?
Schmunzeln musste ich darüber, dass man als Arzthelferin ja nun eklige Leute nackt sehen müsste. So etwas kommt vor und das weiß man ja auch im Grunde, bevor man die Ausbildung beginnt und selbst, wenn man es nicht wissen würde, so könnte man sich ja noch immer einen anderen Beruf suchen, wenn man damit Probleme hat. Nicht alles hat auch nur seine positiven Seiten und dazu gehört auch das Berufsleben.
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