Verändern sich Menschen nach einer starken Gewichtsabnahme?
Man hört ja immer wieder, dass sich gerade Frauen stark verändern, wenn sie viel abgenommen haben. Also nicht äußerlich, aber vom Charakter her. Ich habe das selber erlebt bei meiner Schwester. Sie hat nun 40 kg abgenommen, was ich sehr bewundere. Nur leider war sie kurz davor eine Essstörung zu bekommen, sie hat sich immer mehr zurückgezogen, sich mehrmals von ihrem Partner getrennt und auch sonst scheint sie ein anderer Mensch zu sein.
Sie ist schneller gereizt, von allem und jedem genervt und hat einen absoluten Horror vor Verabredungen, bei denen man auch essen geht. Sie hat sogar mal eine Verabredung mit ihren Kolleginnen abgesagt, weil sie sich tagelang vorher schon verrückt gemacht hat, was sie essen soll, da sie ja in einem Restaurant nicht weiß, wie viele Kalorien die Gerichte dort haben.
Meine Frage, stimmt es wirklich, dass Menschen sich so stark verändern, wenn sie abgenommen haben? Und wenn ja, warum immer zum Negativen? Viele behaupten auch, dass Frauen dann selbstbewusster werden, weil sie sich eben wieder wohler in ihrer Haut fühlen. Ich meine, das muss ja nicht unbedingt schlecht sein, oder?
Jacqui_77 hat geschrieben:Meine Frage, stimmt es wirklich, dass Menschen sich so stark verändern, wenn sie abgenommen haben? Und wenn ja, warum immer zum Negativen?
Sagt wer? Ich habe in meinem Bekanntenkreis eigentlich immer die gegenteilige Beobachtung machen können, dass viele sich eher zum positiven verändern, wenn sie kein Übergewicht mehr haben. Ich kenne da insgesamt drei Beispiele, die auf die von dir beschriebene Situation zutreffen. Zum einen wäre da ein guter Bekannter meiner Eltern. Als ich noch Kind war, hatte dieser mächtig etwas auf den Hüften! Ich habe auch noch Fotos, wo man das gut drauf sehen kann. Er wog damals sicherlich an die 130 kg oder so, gesund war das keineswegs mehr. Auf jeden Fall aber, kam dann eine Vorliebe für Abenteuerreisen ans Tageslicht, die er mit seinem Übergewicht nicht machen konnte, kurzum ging er auf Diät und stellte seine Ernährung um. Nach etwa 4 Jahren dann, hatte er ein total normales Gewicht erreicht und ein wenig später hatte er sich durch etwas Sport auch eine sehr schöne Figur angeeignet. Er ist jetzt wirklich attraktiv und man merkt ehrlich gesagt auch doch einen Unterschied zu früher. Er ist offener, vielleicht auch einfach, weil ihm nun mehr Möglichkeiten zustehen, als Übergewichtigen Menschen. Er hat ein eigenes Unternehmen und tritt auch immer sehr selbstbewusst auf, kleidet sich in seinem eigenen, eleganten Stil, ist einfach sehr charmant, zufrieden mich sich und ein lieber Mensch.
Eine Bekannte von mir hat ähnliches durchgemacht, allerdings unter anderen Umständen. Bei ihr wurde eine schwere Krankheit diagnostiziert und sie lag etwa ein halbes Jahr im Krankenhaus. Während dieser Zeit, nahm sie an die 50kg ab, was in so kurzer Zeit natürlich extrem viel ist. Bei ihr musste anschließend übrigens auch diese Bauchfalte wegoperiert werden. Nachdem sie sich nach und nach wieder erholt hatte, merkte man auch einfach, dass sie ein anderes Bewusstsein zu ihrem Körper entwickelte. Es gab da so Dinge, die sie vorher wirklich nie gemacht hatte. Auf einmal konnte man mit ihr Schwimmen gehen, in die Sauna oder Therme, sie war einfach offener und man merkte, dass sie sich für ihren Körper nicht mehr schämte. Außerdem zog sie sich anders an, vorher war es eher veraltete Schlabberkleidung, sie legte wenig Wert auf ihr Äußeres und nun zog sie sich bewusster an, auch engere Sachen und ließ sich auch die Haare anders machen. In allem war das auch eine sehr positive Entwicklung.
Ein Beispiel kenne ich, wo das ganze weniger angenehm verlaufen ist. es handelte sich um eine Schulkameradin, die sich leicht mollig fand und auf einmal war sie auf einer so radikalen Diät, dass sie innerhalb eines Jahres wirklich extrem abgehungert wirkte. War ihr Charakter vorher aber eigentlich ganz angenehm und freundlich, wurde sie jetzt übermäßig Selbstbewusst, meinte in gewisser Weise nun über den Dingen zu stehen und wechselte auch ihre Freundesgruppen. Letztendlich würde ich aber sagen, dass sich solche Entwicklungen doch eher im Jugendalter vollziehen und man als Erwachsener besser mit den Dingen umgehen kann und einfach weiß, dass man nun trotzdem der selbe Mensch ist, aber eben einen gesünderen Körper, in dem man sich auch wohler fühlen kann. Am Beispiel deiner Schwester würde ich eher sagen, dass sie nun einfach gewisse Essstörungen hat, weil sie Angst hat, wieder zuzunehmen. Das ist auch begründet, sollte aber bei guter Ernährung und ausreichender Bewegung nicht passieren.
Sicherlich lässt es zumindest nicht verallgemeinern, dass jeder, der abnimmt, zu einem schlechten Menschen wird, oder? Ich gehe einfach auch mal davon aus, dass es auf das Wie ankommt. Für viele Menschen bedeutet abnehmen auch Verzicht auf leckeres Essen, und damit fällt ein Genusspunkt weg. Wenn der Genuss eben nicht mehr so vorhanden ist, ist es eben auch so eine Sache, die durchaus frustrieren und zu schlechter Laune führen kann. Eventuell nimmt man auch weiteren Verzicht in Kauf, weil man eben auf keinen Fall mehr so rasch zunehmen möchte, was ja absolut möglich ist und vielleicht auch notwendig ist.
Mir sind auch Fälle darüber bekannt, dass es Leute gibt, die gut und viel abgenommen haben und nun darauf aus sind, zu missionieren und unbedingt andere Menschen davon zu überzeugen, doch auch so schnell und so viel abzunehmen. Sie stellen sich teils wirklich recht überheblich da oder haben schlechte Laune, wenn sie auf einen dicken Menschen treffen, den es scheinbar dennoch gut geht oder der sein Leben auch als dicker Mensch genießen kann.
Bei Deiner Schwester, Jacqui_77, klingt es ja schon wirklich danach, dass sie sich nur noch rund um die Uhr mit Essen beschäftigt und absolute Panik davor hat, zuzunehmen. Immerhin sind vierzig Kilo eine Leistung, die wirklich Respekt erfordern und ich kann auch verstehen, wenn man diese Menge erbracht hat, wieder zuzunehmen. Wenn kein gesundes Essverhalten oder kein gesundes Verhältnis zum Essen mehr vorhanden ist, so sollte sich der/ die Betroffene schon sich Hilfe suchen, wobei er oder sie das von sich aus machen sollten und einsehen, dass sie eben die Hilfe benötigen. Wie gehst Du bei ihr denn damit um?
Ich gehe mit ihr ganz normal um, habe aber auch schon mit ihr gesprochen und ihr geraten, dass sie sich Hilfe suchen muss, da sie eben kein normales Essverhalten mehr hat. Und es ist ja in der Tat so, sie beschäftigt sich halt fast nur noch damit, was sie wann isst und zählt penibel die Kalorien. Sie ist immer bei 1.500 kcal pro Tag, was ja eigentlich nicht zu wenig ist für jemanden, der den ganzen Tag sitzt.
Allerdings hat sie bei einer Körpergröße von 1,76 m nur knappe 58 kg, was definitiv Untergewicht ist. Mittlerweile geht es ihr wieder besser, sie hat wohl neulich auch schon wieder etwas genascht, was sie bisher ja strikt abgelehnt hat. Dass man Angst hat vorm Zunehmen kann ich gut verstehen, ich denke halt, sie hat irgendwann die Kurve nicht mehr gekriegt.
Vor ihrer Gewichtsabnahme war sie eher häuslich, hat gekocht und gebacken und war 8 Jahre mit ihrem Freund zusammen. Als sie dann abgenommen hatte, hat sie sich getrennt und wollte plötzlich noch mal richtig durchstarten, ihr Ding machen, feiern und solche Sachen. Und bloß keine Verpflichtungen eingehen. Das meine ich mit der Veränderung. Als hätte sie plötzlich gemerkt, dass sie nun auch für andere Männer attraktiv wird. Meine bessere Hälfte hat auch schon zu mir gesagt, dass ich nicht so eine "Macke" kriegen soll, weil ich nun auch endlich abgenommen habe. Bei mir waren es allerdings von Januar bis jetzt nur 9 kg.
Ich habe mich mit meiner Abnahme auch verändert. Ich habe zwar nur 13 kg abgenommen, aber ich bin wesentlich selbstbewusster geworden, da ich mich einfach viel wohler in meinem Körper fühle.
Veränderungen werden häufig doch unterschiedlich wahrgenommen. Dazu kommt, dass sich auch die Sichtweise anderer Menschen auf einen selbst mit der Kilogrammzahl verändert. Es macht einfach einen Unterschied, ob derselbe Mensch mit 60 Kilo oder 100 Kilo einen Raum betrifft. Und durch veränderte Reaktionen seiner Umwelt, reagiert man selbst vermutlich auch anders.
Was ich auch nachvollziehen kann ist, dass sich die eigene Disziplin verändert, wenn man viel abgenommen hat. Und das ist auch notwendig, denn andernfalls wären die abgenommen Kilos schnell wieder angefuttert. Außenstehende verstehen das leider oft nicht. "Du kannst doch ab morgen wieder Diät machen", "Ess doch einfach einen Salat" oder Hinweise darauf, dass eine Ausnahme zu einem besonderen Anlass doch wohl möglich wäre, sind meiner Meinung nach wenig förderlich. Vor allem dann nicht, wenn Ratschläge von Leuten kommen, die nie mit dieser Thematik konfrontiert waren.
Idealerweise sollte es einem möglich sein ohne Bemerkungen, ständiges Nachfragen oder gar Überredungsversuche in einem Restaurant nur eine Suppe, einen Salat oder auch mal nichts zu essen. Allerdings sollte man als abnehmender Mensch auch in der Lage sein zu entscheiden, wann man mit Freunden ausgehen möchte, wohin und was man dort essen kann oder eben nicht. Dafür muss man dann auch nicht andere mit Kalorien, Nährwerten und Punkten belästigen, finde ich. Entweder plane ich eben einen Salat ein, wenn ich die Kalorien ganz genau wissen will, frage ich vorher dort nach oder ich esse eben nichts.
Wie man kurz vor einer Essstörung stehen kann, ist mir nicht ganz klar. Oftmals diagnostizieren Laien Essstörungen, wenn jemand dabei ist abzunehmen und vielleicht auch mal untypischere Wege wählt, als nur plötzlich ganz normal zu essen. Egal ob man dann fastet, sich nur von Dönerfleisch ernährt (habe ich schon erlebt und der Versuch war sogar erfolgreich) oder plötzlich vegan, oder es einem beim Abnehmen mal schwindelig wird, so hört man oft von anderen, dass das doch alles nicht gesund sein kann. In den meisten Fällen ist jedoch jahrelanges Übergewicht wesentlich ungesünder. Und gesunde Ernährung findet mit 40 und mehr Kilos Übergewicht in den seltenen Fällen statt. Aber eine Essstörung sehen andere eigenartigerweise oft erst beim oder nach dem Abnehmen. Was nun nicht heißen soll, dass Gewichtsabnahme nicht in einer Essstörung enden kann.
Doch hier geht es um Veränderungen und ich muss sagen, dass ich auch gereizter wäre, wenn man mir ständig eine Essstörung oder charakterliche Veränderungen unterstellt, nur weil ich abnehme. Und ständiges Nachfragen kann durchaus auch nervend sein.
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