Integrationsklasse: Wie geht das vonstatten?

vom 22.05.2012, 12:24 Uhr

Heutzutage ist es ja sehr oft, dass Schulen auch eine Integrationsklasse haben. Von meinen Kindern kenne ich es nicht so häufig. Da gab es das vereinzelt, aber in den Klassen meiner Kinder waren keine Kinder, die eine Behinderung hatten. Ich hätte es gut gefunden. Denn so lernen die Kinder auch mit Behinderungen anderer fertig zu werden.

Welche Behinderungen werden eigentlich in solchen Integrationsklassen aufgenommen? Ist das egal, weil die behinderten Kinder ja noch eine Betreuung zur Seite gestellt bekommen? Wie funktionieren solche Integrationsklassen? Ein behindertes Kind, wenn es auch geistig behindert ist, kommt ja mit einer "normalen" Klasse nicht mit und muss dann meist sehr gut gefördert werden. Aber müssen dann die Kinder, die wirklich gut mitkommen nicht sehr zurückstecken?

Muss die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer eine besondere Ausbildung haben, wenn er eine Integrationsklasse leitet? Kennt jemand solche Integrationsklassen? Wie funktioniert es, dass es auch alles klappt? Könnt ihr so einen Integrationsunterricht in einer Integrationsklasse mal beschreiben?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Also bei meiner Tochter könnte es sein, dass sie eben halt einen solchen Platz in einer Schulklasse in Anspruch nehmen muss, denn sie ist entwicklungsverzögert und ab 2013 wird es ja keine Aufnahmen mehr auf die Sonderschulen geben. So wie mir das erklärt wurde, würde meine Tochter eine separate Betreuungsperson neben sich an dem Platz haben, der ihre Konzentration immer wieder auf die Aufgabe zurück lenkt und ihr Hilfestellungen gibt.

So richtig vorstellen kann ich mir das allerdings auch noch nicht und habe immer das Bild im Kopf, dass wenn 4 I-Kinder in einer Klasse sind, hat dann wirklich jedes Kind eine solche „Begleitperson“? Ich stelle mir das ziemlich schwierig umsetzbar vor, auch wenn es meine Tochter direkt betrifft.

» MissFly » Beiträge: 362 » Talkpoints: 6,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@Diamante: Integrationskinder sind keine Kinder mit einer Behinderung. Es gibt verschiedene Intergrationsprobleme bei den Grundschülern. Die meisten Kinder bei uns haben verzögerte Entwicklungen welche das Lernen beeinträchtigen. Oftmals spiegelt sich das vor allem im Deutschunterricht wieder. Dafür gibt es dann direkt Integrationslehrer, welche teilweise im Unterricht dabei sind und sich eben mit diesen Kindern intensiver beschäftigen.

Dazu gibt es an unserer Schule auch Integrationsunterricht wo die betroffenen Kinder von ihrer eigentlichen Klasse unterrichtet werden. Das sind aber nur ein bis zwei Wochenstunden. Neben diesen Lernproblemen, gibt es noch Kinder mit Sprachentwicklungsproblemen und Kinder mit Problemen bei der Entwicklung der sozialen Kompetenzen. Auch dafür gibt es speziell geschulte Pädagogen, welche diese Kinder zu bestimmten Schulzeiten betreuen.

Diese Pädagogen kann sich aber keine Schule in Festanstellung leisten, so dass diese vom Kreis bezahlt werden und mehrere Schulen zu betreuen haben. Die Integrationslehrer für Lernprobleme sind fest an den Schulen angestellt, da es dabei einfach den höchsten Bedarf gibt. Aber bis auf den genannten Integrationsunterricht sind die Kinder in einer ganz normalen Klasse und machen auch den Unterricht somit, wie die anderen Kinder in dieser Klasse. Nur das eben bei manchen Unterrichtsstunden ein zweiter Lehrer für diese Kinder mit dabei ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Punktedieb: In der Klasse des Sohnes einer Bekannten ist ein Downsyndrom Kind und in der anderen Klasse ist ein Kind, welches geistig sehr zurückgeblieben ist und nicht nur Lernschwierigkeiten hat. Und in einer anderen Klasse wiederum ist ein Kind, welches im Rollstuhl sitzt. Also bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass Kinder mit Behinderung in eine "normale" Klasse integriert werden sollen. So habe ich das auch verstanden, als meine Bekannte mir erzählte, dass ein Kind mit Downsyndrom in die Klasse des Sohnes gekommen ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wenn wirklich behinderte Kinder mit in der Klasse sind, dann werden diese zwar in ein normales Leben integriert, aber haben mit der eigentlichen Definition von Integrationskindern nichts zu tun. Denn bei denen geht es wirklich nur um Entwicklungsdefizite, welche mit entsprechender Förderung auch ausgeglichen werden können.

Aber mach dir deswegen mal nicht so viele Sorgen. Ich habe da letztes Jahr auch schon mal den Spruch bekommen, dass man den Ausländergören damit noch mehr Zucker in den Hintern blasen würde. Da musste ich auch erst mal erklären, dass es sich dabei gar nicht um Migrantenkinder handelt.

Wobei wir auch an unserer Schule einige kleinwüchsige Kinder haben. Da wurde damals bei der Schultauglichkeitsuntersuchung gesagt, Schule ja, aber nicht mit klassischem Schulranzen. Auch da ist die Grundschule meiner Töchter die einzige Schule der Stadt, welche auch solche Trolleys erlaubt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wie schon gesagt wurde, werden nicht nur Kinder mit Behinderungen "integriert". Es gibt in den Sonderschule verschiedene Förder-Schwerpunkte, z.B. "emotional-soziale Entwicklung", "Lernen", "Sehen", "Hören", "motorische Entwicklung" etc. All diese Kinder sollen in "normale" Klassen integriert werden.

Dabei hat aber nicht jedes Kind seinen eigenen "Begleitlehrer". Es gibt Regelungen für die Integration. Die maximale Anzahl der Kinder mit Förderbedarf ist 5. Für jedes Kind gibt es eine bestimmte Anzahl an Stunden, die ein Sonderschulpädagoge anwesend ist. Wenn wirklich 5 Kinder in einer Klasse sind, dann ist er, wenn ich mich recht entsinne, 12,5 Stunden im Unterricht anwesend. Die restlichen Stunden sind die Schüler und die Lehrer auf sich allein gestellt. Sprich, die Lehrer müssen auch von dem Sonderschulpädagogen unterstützt werden, damit sie auch ohne ihn zurecht kommen. Und ebenso die Schüler.

Kann ein Kind an einem Unterricht gar nicht mitmachen, dann kann der Sonderschulpädagoge in dieser Zeit anderen Unterricht machen. So kann er zum Beispiel mit einem blinden Kind die Blindenschrift lernen oder andere Fertigkeiten, die das Kind benötigt. Das wird halt alles abgesprochen.

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wir sollten vielleicht erst mal die unterschiedlichen Ansichten, was eine Integrationsklasse ist, klären. Da scheint es zur Zeit auch keine bundeseinheitlichen Regelungen zu geben.

Ich weiß, dass es in Hessen keine Sonderschulen mehr gibt. Zu meiner Schulzeit war es so, alle die nicht die Leistungen erbringen konnte, die gefordert waren, musste auf eine solche Schule. Ich meine hier nicht die Schüler, die zu faul zum Lernen waren oder so. Sondern die Schüler, die aus welchen Gründen auch immer, Probleme hatten, dem Unterricht zu folgen. Und zwar immense Probleme und auf Dauer Probleme.

Wobei es auch Kinder gab, die generell von Anfang an nicht in einer Regelschule beschult werden konnten. Zwischen meiner Schulzeit und Heute hat sich da einiges getan und es ist zum Beispiel nicht mehr grundsätzlich ein Problem, ein Kind in einem Rollstuhl oder ein blindes Kind in den Unterricht zu integrieren. Wird aber zeitweise gerne zum Problem gemacht, gebe ich zu.

In den Sonderschulen waren dann quasi alle Kinder, die halt nicht regulär beschult werden konnten. Bunt gemischt. Das hochbegabte Kind im Rollstuhl dann durchaus auch neben dem Kind, welches geistig dem Unterricht nicht folgen konnte. Je nach Schule und Eltern konnte man versuchen daran was zu ändern. Was aber auch nicht immer geklappt hat.

Nun werden genau diese Schulen aber abgeschafft. Ich weiß es mit Sicherheit für Hessen. Da eine Schulpflicht besteht, müssen diese Kinder, egal welche Probleme sie haben, in den Regelschulen integriert werden. Und ein Großteil der Kinder wird mit Sicherheit eine Behinderung haben. Diese müssen in den Unterricht integriert werden.

Ich gebe offen zu, ich stehe dem sehr skeptisch gegenüber. Denn mir sagt mein Gefühl eher, dass mit dem System mehr Kinder im System untergehen werden, als bereits jetzt schon. Ich denke, sowohl für gesunde Kinder wird es auf Dauer eine Belastung sein, wenn sie ständig Rücksicht nehmen müssen. Und auch die Kinder die gefördert werden müssen, haben durch das System sicherlich große Nachteile. Können zum Beispiel auch nicht in dem Ausmaß gefördert werden, wie es eventuell nötig ist.

Grundsätzlich halte ich es aber für gut, Kinder die aus der Norm fallen integrieren zu wollen. Auch hier können durchaus beide Seiten positives daraus ziehen. Schwierig finde ich den Zwang, Kinder, die aus der Norm fallen, nun mit aller Gewalt integrieren zu wollen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



@LittleSister: Das was du meinst, ist wieder etwas anders. Denn da geht es um Kinder, welche körperlich behindert sind, aber ansonsten normal dem Unterricht folgen können. Da gibt es seit einigen Jahren sogar eine EU-Richtlinie, dass diese Kinder an den normalen Schulen mit unterrichtet werden sollen. Allerdings ist das von den baulichen Gegebenheiten nicht unbedingt machbar. Selbst finanziell ist das nicht unbedingt zu stämmen. Gerade, wenn es um blinde Kinder geht, welche spezielle Geräte benötigen.

Und diese Kinder werden ihre Behinderung immer behalten. Kinder mit den genannten Defiziten, wie sie auch musicality aufgezählt hat, können aber diese Probleme mit entsprechenden Förderungen überwinden. Kinder, welche intellektuell aber geringer ausgestattet sind, werden weiterhin spezielle Förderschulen besuchen. Denn diese werden ihre Defizite nie überwinden können.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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