Wie findet ihr die deutschen Kündigungsfristen?

vom 22.05.2012, 18:17 Uhr

Am Sonntag habe ich den Film "Up in the Air" mit George Clooney gesehen. Dort spielt er einen Mann, der von Firmen engagiert wird um deren Mitarbeiter zu entlassen, weil sich diese Firmenchefs ein solches Entlassungsgespräch ersparen möchten, was ich nach diesem Film gut verstehen kann. Leider habe ich ihn nicht zu Ende sehen können und bitte darum, nicht zu viel über diesen Film zu sprechen.

Jedenfalls hatten wir in den vergangenen Monaten in der Berufsschule ebenfalls das Thema Arbeitsvertrag, Arbeitsrecht und Kündigungsrecht. Die Kündigungsfristen in Deutschland sind meiner Meinung nach ziemlich kurz. Ihr könnt sie hier nachlesen. Selbst wenn man zehn Jahre lang in einem Betrieb beschäftigt war, ist die Kündigungsfrist gerade mal fünf Monate. In dem Film wurde ebenfalls jemand entlassen, der über 15 Jahre dort gearbeitet hat und dieser Mann war dann völlig verstört. Ich habe schon vermutet, dass er sich umbringen wollte. Wahrscheinlich gibt es eben in den vereinigten Staaten andere Kündigungsfristen. Doch so etwas kann hier ja genau so gut passieren.

Solch eine Zeit geht sehr schnell vorbei. Wenn ich mir mal überlege, was man nach einer solchen Kündigung alles machen muss. Man muss zur Agentur für Arbeit gehen und das melden. Dann muss man sich noch einen neuen Arbeitsplatz innerhalb dieser Zeit suchen, sonst ist man wohl oder übel dann Arbeitslos. Als wäre das alles nicht genug, muss man es eben auch selbst erst einmal verkraften. Wenn man nun zehn Jahre in ein und dem selben Betrieb arbeitet, ist das mit Sicherheit sehr schwer.

Was haltet ihr denn von diesen Kündigungsfristen? Mittlerweile ist es ja nicht mehr so einfach einen Arbeitsplatz zu bekommen. Mit der ersten Bewerbung ist es meist noch nicht getan, was euch allen mit Sicherheit klar ist. Sollte man diese Fristen denn nicht ein bisschen erhöhen?

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde die Kündigungsfristen hier in Deutschland schon angemessen. Sieht man sich andere Länder an, haben wir schon ein ziemlich sicheres System. Arbeitnehmer genießen hier einen guten Kündigungsschutz, denn sie können nur aus einem wichtigen Grund gekündigt werden. Der Grund muss im Verhalten des Mitarbeiters, der Person oder dem Betrieb liegen. Und dann gibt es da noch die Sozialauswahl. Außerdem muss vor jeder Kündigung ja auch der Betriebsrat angehört werden. Deswegen ist es ja nicht ganz so einfach, jemanden ohne Grund zu entlassen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Sieh es mal von der Arbeitnehmerseite aus. Angenommen, ein Arbeitnehmer schaut sich nach einer anderen Stelle um und er bekommt diese. Hätte er nun ein halbes Jahr und mehr Kündigungsfrist, so müsste der neue Betrieb viel zu lang auf den neuen Mitarbeiter warten. Das macht an sich kaum ein Betrieb mit und schon allein aus dem Grund finde ich die deutschen Kündigungsfristen an sich schon in Ordnung. Ich habe sogar nur vier Wochen Kündigungsfrist, was recht kurzfristig ist, mein Partner dürfte die gleiche Kündigungsfrist haben, aber dennoch lebt man damit.

Auch denke ich, wird man gekündigt, hat man auch nicht mehr die Motivation, überhaupt noch seine Arbeitskraft in diese Firma zu bringen und ist auch nicht mehr mit Elan dabei. Die Arbeit wird zwar verrichtet, aber eben nur das Nötigste. Für den gekündigten Arbeitnehmer ist es in meinen Augen eine unzumutbare Sache, sich dann vielleicht noch ein halbes Jahr in dem Betrieb herumzutreiben und dort so tun, als könne er dahinterstehen. Mir fällt es zwar auch bei drei Monaten auch schon schwer, für mich ist aber diese Zeit einfach überschaubarer.

Unmöglich, eine neue Arbeitsstelle zu finden, wenn man zehn Jahre in einem und den gleichen Betrieb tätig war, finde ich es nicht. Heutzutage scheint so etwas sowieso eher selten zu sein, aber ich denke ehrlich gesagt auch, dass eine solche lange Betriebszugehörigkeit ein Zeichen von Loyalität sein kann. Es kommt allerdings auch darauf an, in welcher Branche, denn bei Köchen beispielsweise habe ich mal gehört, dass es dort besser ist, wenn man nach seiner Ausbildung quasi mindestens einmal im Jahr die Stelle wechselt. Ob das noch so stimmt, weiß ich nicht. Jedenfalls muss eine zehnjährige Betriebsdauer nicht als negativ angesehen werden, sondern kann auch für einen Arbeitnehmer sprechen. Zudem scheint in solchen Fällen dann auch eher der Grund für die Kündigung auf Seitens des Arbeitgebers zu liegen, dass dieser beispielsweise keine Aufträge mehr bekommt oder sonst eben nicht mehr solvent ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich hatte mal einen Arbeitsvertrag mit einer Kündigungsfrist von 6 Wochen zum Quartalsende. Ich würde einen solchen Vertrag nie wieder unterschreiben. Der Einzige der durch den Vertrag einen Vorteil hatte, war mein Arbeitgeber, dem mit dem Vertrag klar war, er hat nach der Kündigung noch mindestens 6 Wochen eine Arbeitskraft. Und für mich als Arbeitnehmer hieß das, ich kann nur zum 31.3. oder 30.6. oder 31.9. oder 30.12. kündigen. Der Umstand hat es nicht gerade erleichtert, aus dem Arbeitsverhältnis raus zu kommen.

Lange Kündigungsfristen können auch für den Arbeitnehmer zum Problem werden. Zwar kann ein Arbeitnehmer selbst mir kürzeren Fristen kündigen, laut deinem Link. Aber wenn der Arbeitnehmer mit langen Kündigungsfristen durch den Arbeitgeber gekündigt wird, kann das eben auch Nachteile mit sich bringen. Arbeitslos melden muss man sich eh umgehend. Dann fängt man in der Regel an seine Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand zu bringen, falls die nicht bereits auf dem neuesten Stand sind. Dann bewirbt man sich.

Die meisten Betriebe suchen aber möglichst bald neue Angestellte. Die wenigsten Betriebe suchen bereits über drei Monate, bevor die Stelle neu besetzt werden soll oder muss, neue Angestellte. Bei langen Kündigungsfristen kann man also durchaus Probleme damit haben, eine passende Stelle in dem Kündigungszeitraum zu finden. Beziehungsweise ist es sicherlich auch zermürbend, wenn man merkt, man kann noch nicht wirklich aktiv nach einer neuen Stelle suchen.

Davon mal abgesehen, eine Kündigung ist immer irgendwie was negatives. In der Regel erfolgt eine Kündigung nach einer wirklich langen Betriebszugehörigkeit schon aus triftigen. An sich eher weil der Arbeitgeber die Kraft, aus welchen Gründen auch immer, loswerden mag. Ein Grund wäre eine Insolvenz der Firma. Was aber für den Arbeitnehmer auch Probleme bringt, da nicht klar ist, wie lange noch Lohn bezahlt wird. Also eine zusätzliche Belastung.

Oftmals spielt auch das Alter des Arbeitnehmers eine Rolle oder auch der Gesundheitszustand, der mit steigendem Alter eben nicht besser wird. Gerne ersetzt man ältere Kräfte durch jüngere und fittere Mitarbeiter. Auch das Gehalt ist oftmals ein Thema für sich. Langjährige Mitarbeiter verdienen oft wesentlich mehr, als die jüngeren Kollegen. Sprich eine Kündigung kann durchaus auch einen sehr negativen Touch haben in die Richtung, man will den Arbeitnehmer nicht mehr, weil er zu alt oder sonst was ist. Da sind dann auch oft Arbeitgeber nicht wirklich erfreut, über so lange Kündigungsfristen und man sucht andere Möglichkeiten, den langjährigen Arbeitnehmer früher zu ersetzen. Sprich die Belastung, die der Arbeitnehmer dann oftmals noch auf sich nehmen muss, ist nicht zu unterschätzen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich kenne aus meiner Firma auch nur die Kündigungsfristen, die Little Sister schon erwähnt hat. Für den Arbeitnehmer ist das ein gewisser Schutz. Er sitzt also nicht kurzfristig nach zwei oder vier Wochen auf der Straße. Arbeitgeber setzen sich darüber hinweg, wenn sie einen Mitarbeiter trotz der langen Kündigungsfrist unbedingt loswerden wollen, um die Stelle mit einer jüngeren Kraft zu besetzen, die wesentlich weniger verdient. Der Arbeitgeber wird versuchen, das Arbeitsverhältnis aufzulösen, indem er im Verhältnis der bisherigen Betriebszugehörigkeit eine Abfindung zahlt. Oder aber er wird den Arbeitnehmer einfach in die Zweigstelle einer anderen Stadt versetzen, sofern das möglich ist.

Ohne Grund wird zwar keiner entlassen, aber es ist nicht schwer für den Arbeitgeber, einen passenden Grund zu finden. Darin sind manche Arbeitgeber Meister. Die Kündigungsfristen für langjährige Mitarbeiter sind in Deutschland schon in Ordnung. Für manchen Familienvater ist allerdings eine kurzfristige Kündigungsfrist von 14 Tagen schon hart.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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