Verdacht auf Rechenschwäche bei Kindern?
Selbst wenn die Grundschullehrerin glaubt, dass es eher Faulheit als nicht Können ist, will meine Freundin sich nun weiter informieren. Ihr Sohn hat, wie sie glaubt, eine Rechenschwäche. Der Kinderarzt hat einige Tests mit ihm gemacht und er meint das auch.
Aber wo kann man nun wirklich feststellen lassen, ob seine mathematischen Schwierigkeiten an dieser Rechenschwäche liegen? Wo kann man es bescheinigen lassen? Was passiert, wenn es eine anerkannte Rechenschwäche ist? Wird der Junge dann im Fach Mathematik nicht benotet? Wie kann er dann eine gute Schulbildung bekommen?
Es gibt Dyskalkuliezentren, die diesen Test durchführen und es dann auch bescheinigen. Ich denke allerdings nicht, dass er dann im Fach nicht benotet wird. Man nimmt dann vermutlich lediglich darauf Rücksicht und wird ähnlich wie bei LRS darauf Rücksicht nehmen und die Noten nicht direkt so stark herabsetzen. Eine Nichtbenotung halte ich für sehr unwahrscheinlich, da er ja keine Lernschwäche an sich hat, sondern "nur" eine Rechenschwäche. Und man kann ihm gezielter helfen.
Man sollte das nur bei einem darauf spezialisierten Psychologen testen lassen. Dyskalkulie ist noch nicht
sehr erforscht. Im Gegensatz zur Legasthenie wird, zumindest in Bayern, in der Schule keine Rücksicht darauf genommen. Die Kinder müssen sich in den unteren und mittleren Klassen meistens mit einem Fünfer in Mathematik begnügen. Sie können höchstens in Geometrie einmal eine gute Note schreiben. Wichtig ist es,
dass die Kinder trotz der schlechten Note, nicht den Spaß an der Mathematik verlieren.
In den höheren Klassen ist es für Kinder mit Dyskalkulie einfacher, weil der Taschenrechner benutzt werden kann und man nicht mehr so viel mit Zahlen arbeiten muss, sondern mehr mit Funktionen und Variablen. Dyskalkulie kann man nicht heilen, aber man kann mit Hilfe einer Dyskalkulietherapie, die langwierig ist, lernen, damit umzugehen.
Wenn jemand nicht rechnen kann, heißt das nicht, dass er Dyskalkulie hat, es kann auch einfach am Intelligenzquotienten liegen. Kinder mit Dyskalkulie haben eine normale Intelligenzverteilung, zwischen Dyskalkulie und Intelligenz besteht kein Zusammenhang, genauso wie es zwischen Legasthenie und Intelligenz keinen Zusammenhang gibt.
Diamante hat geschrieben:Selbst wenn die Grundschullehrerin glaubt, dass es eher Faulheit als nicht Können ist, will meine Freundin sich nun weiter informieren. Ihr Sohn hat, wie sie glaubt, eine Rechenschwäche. Der Kinderarzt hat einige Tests mit ihm gemacht und er meint das auch.
Es gibt standardisierte Tests, die die Fähigkeiten der Kinder im Vergleich messen, indem Aufgaben gestellt werden, deren Wertpunkte dann im Falle einer bestimmten Mindest-Abweichung der zahlbezogenen von den anderen Testbereichen zu dem Urteil Rechenschwäche führen können. Dies ist somit eine reine Abgrenzungsdiagnostik, wobei die unterstellte "Krankheit" eine Erfindung von Gesundheitsbehörden darstellt. Diese Abgrenzung führt dann zu unterschiedlichen Maßnahmen (oder auch keinen Maßnahmen), die aber mit individueller Förderung nicht unbedingt etwas zu tun haben - eher vielleicht mit einer Erfüllung von Schul-Gesetzen und Ausleseprozeduren.
Vom fachlichen Standpunkt der Vermittlung mathematischen Grundwissens aus beurteilt, ist Rechenschwäche nichts anderes, als ein völlig fehlgelaufener individueller mathematischer Lernprozess, bei dem die Kinder - mangels Grundwissen (teilweise auch von vor der Schulzeit herrührend) - immer verzweifelt mit Zählen, Regeln merken, Technik und auswendig lernen versuchen, schulische Anforderungen zu erfüllen (richtige Antworten und Ergebnisse, Ausrechnen von Aufgaben usw.).
So etwas kann man nur dadurch genau analysieren, indem man mit dem Kind ein diagnostisches Arbeitsgespräch führt (Klinisches Interview), bei dem verschiedene Themen der Anfangsmathematik so besprochen werden, dass es möglich ist die individuellen Probleme offenzulegen und zu erklären (Lernstandsanalyse). IQ-Tests oder Mathe-Leistungstests verhindern eher solche Erkenntnisse und bestimmen die Rechenschwäche einfach aus dem Vergleich an der Norm. Solche Lernstandsanalysen ( auch förderdiagnostisches Interview genannt) machen leider nur ausgebildete Rechenschwächetherapeuten. Die Kosten werden auch nicht übernommen (Literatur: H.P.Ginsburg, M.Wehrmann).
Die Frage ob "faul oder rechenschwach" erledigt sich dann schnell, weil man an der Sache selbst beurteilen kann, warum das Kind einfach nicht weiterkommt. Wenn ich rechenschwach wäre würde ich auch sehr schnell faul werden. Es ist nämlich eine Zumutung - nicht nur für Kinder - wenn man Dinge, bei denen es ums Verstehen geht, sich auswendig merken soll, um damit Prüfungen zu bestehen - stimmts?!
Diamante hat geschrieben:Aber wo kann man nun wirklich feststellen lassen, ob seine mathematischen Schwierigkeiten an dieser Rechenschwäche liegen? Wo kann man es bescheinigen lassen? Was passiert, wenn es eine anerkannte Rechenschwäche ist? Wird der Junge dann im Fach Mathematik nicht benotet? Wie kann er dann eine gute Schulbildung bekommen?
Leider werden solche lernstandsanalystischen Diagnostiken weder bezahlt noch allgemein anerkannt. Nur wenn Lehrer selbst sehen, dass die Lernstandanalyse das Problem wirklich beschreibt und dann auch die Konsequenzen einsehen, z.B. schulische Rücksichtnahmen, wie Notenaussetzungen, individualisierte Hausaufgaben und Klassenarbeiten oder gar keine solche, wird es für diese Kinder Fortschritte geben können. Man sollte den Therapeuten mit der Schule/LehrterIn sprechen lassen, damit die pädagogische Argumentation dort zur Kenntnis genommen wird.
Ich persönlich hatte jetzt keine Mathematikschwäche, sodass ich es aus eigener Erfahrung sagen kann. Jedoch gebe ich in meiner Freizeit Nachhilfe und hatte schon einmal eine Schülerin, die unter einer Mathematikschwäche litt. Sie hatte wirklich enorme Probleme mit der Mathematik und dies fällt schon wirklich beim einfachen 1x1 auf, sodass man es eigentlich schnell merkt. Wenn Kinder die einfachsten Rechenaufgabe in der 5. Klasse nicht schaffen, sollte man darüber nachdenken, einen Test zu machen. Vor allem wenn die Arbeiten bzw. Klausuren ständig die Note 6 ergeben, wird der Lehrer auch die Eltern darauf ansprechen, eine Mathematikschwäche-Test durchzuführen.
Ich spreche jetzt also davon, was mir meine Nachhilfeschülerin damals gesagt hat. Sie hat es mir so beschrieben, dass sie ständig Sechsen in Mathematik geschrieben hat. Sie hatte somit ein Versetzungsproblem, wobei die anderen Fächer wirklich sehr gut waren, sodass es schade wäre, dass sie aufgrund des Faches Mathematik auf die Hauptschule gehen müsste. Aus diesem Grund, ist sie mit ihrem Vater zusammen zu einen "Mathematik-Schwäche-Tester" gefahren. Dort musste sie halt stinknormale Mathematikaufgaben lösen (oder halt nicht) und am Ergebnis und den Schwierigkeiten, kann dieser Psychologe dann eine Diagnose feststellen und bei ihr wurde ganz klar festgestellt, dass sie eine Mathematikschwäche hat. Dies wurde auch schriftlich verfasst und zur Schule geschickt, damit diese ebenfalls Bescheid wusste.
Ich habe mich natürlich gefragt, was letztendlich so eine Bescheinigung hilft, aber es hilft wirklich sehr viel. Sie kann sozusagen nur wegen des Faches Mathematik nicht sitzen bleiben. Die Note 6 kann ihr nicht vergeben werden, auch wenn sie in allen Klausuren eine 6 schreibt. Letztendlich darf das Fach Mathematik nicht daran Schuld sein, dass sie sitzen bleibt. Eigentlich, finde ich dies ziemlich ungerecht gegenüber den anderen Schülern, aber wenn man nachdenkt. Sie versucht es ja zu können, aber wegen der Schwäche geht es nicht. Bei den anderen Schülern ist es dann wohl eher eine Faulheit, wenn sie eine 6 schreiben.
Das hat zur Auswirkung, dass Mathe nicht das "Versetzungsfach" sein kann. Bedeutet, normalerweise bleibt man bei einer 5 in Mathe, 4 in Deutsch und 4 in Englisch sitzen, da man die 5 in Mathematik nicht ausgleichen kann, mit den anderen Hauptfächern. Sie bleibt in dem Sinne nicht sitzen, da Mathematik nicht gewertet wird. Hat sie aber eine 5 in Mathematik, 5 in Deutsch und 4 in Englisch, bleibt sie sitzen, da man sich hierbei auf die 5 in Deutsch bezieht, die nicht ausgeglichen werden kann.
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