Die Wohngegend prägt den Charakter eines Menschen?

vom 04.08.2011, 13:52 Uhr

Die Erziehung ist aber nicht nur vom Elternhaus geprägt, sondern auch von der Umgebung in der man aufwächst :) Und dann spielt das schon wieder mit rein wie der Umgang auf der "Strasse" ist. Denkt auch mal daran, dass ein großer Teil der Erziehung auch ausserhalb z.B. Schule, Freunde etc. stattfindet. Ich denke es spielt auch das Einkommen und die soziale Stellung eine Rolle - so empfinde ich die meisten vermögenden Leute als arrogant und eingebildet die mit übertriebener Spießigkeit aufwarten.

Kann das auch bestätigen, dass überall unterschiedliche Typ Menschen wohnen, bin ja auch mehrfach schon in Deutschland umgezogen - in Nürnberg Stadt direkt hat niemand gegrüßt, sei es der Nachbar oder beim Einkaufen wenn man jemanden regelmäßig getroffen hat. Auf dem Vorland sah das auch wieder anders aus, da wurde man mehr oder weniger "totgelabert" beim Einkaufen oder auch von unbekannten Leuten gegrüßt. Das ist mehr das Dorf, wo jeder jeden kennt über viele Ecken und wenn es schon nicht der Name ist dann zumindest wo man wohnt.

Danach war ich eine Zeitlang in München unterwegs, dort wurde ich nicht akzeptiert wegen meines fränkischen Sprachdialekts und auch vom Verhalten der Kollegen und Nachbarn, es wurde zwar gegrüßt aber das allgemeine Verhalten war eher kühl und distanziert.

Nun in Hessen ist das auch wieder ganz anders, hier wird man im Supermarkt von den Verkäufern geduzt wenn man mit einer Frage herrantritt, oder auch auf der Strasse. Hier wohne ich in einem Bereich, wo sehr viele ältere Menschen noch mitwohnen und auch von denen werde ich jedesmal gegrüßt und auch direkt geduzt. Und meine Vermieterin fängt an mir ein Ohr abzukauen wenn ich sie zufällig im Treppenhaus sehe, deswegen versuch ich mich meistens vorbei zu schleichen da ich nicht jeden Tag Lust auf ein 2 Stunden Gespräch habe :?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sicher macht die Erziehung auch den Menschen aus, allerdings wohne ich auch in einer Gegend, in der die Menschen, die zugezogen sind und quasi nicht mit Elbwasser der gleichen Stelle getauft wurden (O-Ton "Ur"-Einwohner) es schwer haben, in die Gemeinschaft integriert zu werden. Das ist einfach eine Einstellung, die auch von Generation zu Generation weitergegeben wird. Diese Einstellung kann man auch nur schwer durchbrechen.

In der Region, in der ich lebe, ist es so, dass diese Verschlossenheit unabhängig von der Herkunft der Personen abhängig ist. Da können selbst andere Ossis nicht viel tun und selbst zu DDR-Zeiten war unser Landstrich auch für die Staatsführung recht schwer zu knacken. Da in unsere Gegend auch sehr viele Menschen aus anderen Landstrichen zugezogen sind, kann man auch wirklich nicht sagen, dass es bestimmte Menschen trifft - hier werden wirklich alle gleichbehandelt.

Dass es wirklich auch eine Frage des Ortes ist, an dem man aufwächst, habe ich auch schon an mir selbst beobachtet. Ich habe nämlich auch schon mal fast so abgeblockt, wie es meine Landsleute gern tun. Glücklicherweise ist mir dann eingefallen, dass ich das selbst ja nicht so gern mag und habe mich dann schnell wieder eines besseren besonnen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Man kann das natürlich niemals verallgemeinern, aber generell kann man schon sagen, dass es in bestimmten Teilen Deutschlands anders zugeht, als woanders. Ich finde die Norddeutschen beispielsweise generell etwas offenherziger und freundlicher. Hier ist es mir auch schon im Supermarkt passiert, dass mich Menschen einfach mal so angesprochen und mit mir geredet haben, obwohl ich sie gar nicht kannte und gegrüßt wird man dort auch ständig, egal ob man sich jemals zuvor begegnet ist oder nicht. Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt, vermutlich wirkt es auch die meistens Menschen sehr sympathisch, man hat das Gefühl willkommen zu sein und fühlt sich wohler, aber für jemanden wie mich, der sich von Small Talk sehr häufig genervt fühlt, ist das nicht unbedingt gut. Trotzdem finde ich es dort atmosphärisch etwas besser, als hier in Nordrheinwestfalen, wo die Menschen wirklich häufig so sind, dass sie einen nicht mehr zu kennen scheinen, wenn man sich längere Zeit nicht mehr begegnet ist.

Natürlich werden nicht alle Einwohner derart davon geprägt, es wird auch im Norden Menschen geben, die eher zurückhaltend sind und hier bei uns in NRW gibt es auch Menschen, die einen offeneren und herzlichen Charakter aufweisen. Aber die Wohngegend prägt einen Menschen schon sehr, ich stelle das häufig an meinen kleineren Cousins fest. Mal als Beispiel: Ich habe zwei Cousins im Alter von 6 und 7, der 6jährige wohnt mit seiner Familie in der Nähe von Hildesheim, sie bewohnen ein recht großes Haus in einem Neubaugebiet, alle umliegenden Familien sind ebenfalls Familien mit Kindern, die dort Häuser bauen. Der andere wohnt mit seinen Eltern in einer Wohnung in einer Großstadt, die Wohnung ist schön und die Lage zentral, allerdings handelt es sich um eine sozial eher schwache Gegend.

Wenn die beiden dann bei unseren Familienbesuchen zusammen kommen fällt eines immer wieder auf: Der 6jährige kann sich gepflegt ausdrücken, benutzt keine Schimpfwörter, er spielt gerne wild aber stets ohne Ärger zu bereiten, knüpft gerne Kontakte zu Gleichaltrigen, lernt gerne und erlernt auch ein Instrument. Der 7jährige hingegen, verwendet teilweise einen wirklich erschreckenden ''Ghettoslang'', er benutzt Kraftausdrücke, schreit gerne herum und macht auch nicht selten mal Dinge kaputt, tut sich eher schwer damit, Kontakte zu knüpfen und neigt eher dazu sein ''Revier'' zu verteidigen, wenn neue Kinder auftauchen. Ich finde, dass das hier nur eine Entwicklung der Unterschiedlichen Umgebungen sein kann, denn wie sonst kann man sich einen so großen Entwicklungsunterschied zwischen nahezu gleichaltrigen erklären?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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