Langzeitstillen - Ist es wirklich so ein Tabu?
Im renommierten New York Times Magazin erschien kürzlich ein Artikel über eine junge Mutter, die ihren annähernd vier Jahre alten Sohn noch stillt. Gesehen habe ich das schon ab und an mal. Aber dass man öffentlich in einer konservativen Zeitung dazu steht und sich sogar stillend für Titelbild ablichten lässt, ist eine ganz neue Qualität. Das Titelblatt kann man zum Beispiel hier sehen. Ich finde das Titelblatt recht provokant und frage mich, ob auch ohne dieses Foto die Diskussion so hoch gebrandet wäre.
Ich habe auch alle meine Kinder gestillt, allerdings bei weitem nicht so lang. Zuerst in Amerika und nun auch im deutschsprachigen Raum wird recht unsachlich diskutiert, was man von so einem Vorgehen halten solle. Das Schlagwort, das ich bisher noch nicht kannte, ist wohl "attachment parenting". Vereinfacht zusammengefasst heißt das wohl, dass man so viel wie möglich Körperkontakt mit seinem Kind pflegt.
Was haltet ihr denn von solchen Müttern und warum? Würdet ihr ein Kind so lange stillen? Wenn ihr das nicht würde, wie lange haltet ihr es für angemessen, ein Kind zu stillen? Warum sagen denn so viele, dass angeblich die Kinder vom Langzeitstillen psychische Schäden bekommen? Kennt ihr Fälle, die das untermauern? Oder zeigt eure Erfahrung eher, dass das den Kindern gut tut? Könnt ihr die Aufregung um diesen Artikel verstehen?
Kindern schadet das lange Stillen nicht. Jedoch wird es nicht mehr als Nahrungsquelle genutzt, sondern nutzen mehr der emotionalen Ebene. Eine Frist, wann abgestillt werden soll, gibt es nicht. Je länger es jedoch dauert, umso schwerer wird das Abgewöhnen.
Der Artikel gefällt mir persönlich nicht, denn ich finde es schon ungewöhnlich, wenn ein Kind im Kindergartenalter oder noch später an der Brust hängt. Aber das ist eigentlich auch nicht das was mich stört. Mich stört es, dass ein Kind so abfotografiert wird.
Dieses wird es unter Umständen später nicht leicht haben in der Schule, denn viele werden ihn wiedererkennen. So etwas muss nicht sein. Wenn Mütter lange stillen wollen ist das kein Problem. Auch nicht, wenn sie es zeigen. Aber sie müssen es nicht der ganzen Welt zeigen.
Ich habe meinen ersten Sohn nur ein halbes Jahr gestillt, weil ich mich von der damaligen Diskussion um Schafstoffe in der Muttermilch habe verrückt machen lassen. Da ich meine Kinder spät bekommen habe und ältere Mütter angeblich von Schadstoffen verseuchte Mich haben sollten, habe ich meine Milch testen lassen. Das Ergebnis hat aber so lange auf sich warten lassen, dass ich aus Sorge, ich könne mein Kind vergiften, abgestillt habe. Die Milch war aber, wie sich dann herausgestellt hat, völlig in Ordnung. Meinen zweiten Sohn habe ich ein Jahr voll gestillt. Er wollte dann aber nicht mehr an meiner Brust trinken, sondern so essen wie sein älterer Bruder
Mein drittes Kind, da war ich schon fast 40, habe ich über drei Jahre lang teilweise gestillt. Ich habe ihn so lange gestillt, bis er dann irgendwann nicht mehr darauf bestand. Besonders zum Einschlafen hat er die Brust noch gewollt. Außerdem kam es vor, dass er auf dem Spielplatz ankam und trinken wollte, meistens dann er Trost brauchte. Manche Mütter haben zwar komisch geguckt, aber das war mir mittlerweile egal. Ich denke, dass es natürlich ist, ältere Kinder auch ab und zu noch zu stillen. Wenn die Lücken größer werden, kommt ja dann eh nichts mehr. Man Kann aber innerhalb einer gewissen Zeit nach dem Abstillen den Milchfluss wieder in Gang setzen.
Ich finde es richtig, ein Kind so lange zu stillen, bis es von selber nicht mehr möchte. Die Kinder sind da sehr unterschiedlich. Manche wollen mit einem Jahr nicht mehr, andere brauchen es noch als Kindergartenkinder. Man darf die Kinder aber auf keinen Fall dazu stillen. Meine Freundin hat ihre zweite Tochter noch mit sechs Jahren ab und zu gestillt. Wenn man so etwas öfters sieht, ist es überhaupt nicht merkwürdig, sondern völlig normal.
Ich wollte meinen ersten Sohn ein Jahr stillen, wobei ich ein halbes Jahr lang ausschließlich gestillt habe und das zweite halbe Jahr wurde Beikost eingeführt, so dass das Stillen immer weiter zurück gegangen ist und sich mein Sohn so langsam darauf einstellen konnte, dass er eben nicht mehr nur dauernd gestillt wird. Im Endeffekt dauerte es dann etwa 16 Monate bis mein Sohn dann komplett abgestillt war, da man nicht auf den Punkt genau abstillen kann, wenn man es ein Stück weit auch dem Kind überlassen möchte, wann das endgültige Stillende nun da ist.
Bei meinem zweiten Sohn bin ich nun auch gerade am Abstillen, denn er ist nun auch ziemlich genau ein Jahr alt und isst schon fleißig am gemeinsamen Esstisch mit und mag auch schon gar nicht mehr so gern Muttermilch. Bei ihm ist es auch eher noch ein Nuckeln zur Beruhigung.
Dieses beruhigende Nuckeln ist wohl dann auch der Grund, warum Kinder mit vier Jahren das Stillen überhaupt noch mitmachen, denn satt werden sie da schon lange nicht mehr. Mein großer Sohn würde sich vermutlich inzwischen mit seinen drei Jahren komisch vorkommen, wenn er noch an Mamas Brust nuckeln würde. Er versucht nämlich auch gerade seinen kleinen Bruder davon zu überzeugen, dass es besseres Essen gibt als Mamas Milchbar und dass man das nur als Baby macht.
Das Bild auf dem Magazin, wo die Frau ihr Kind stillt finde ich sehr gelungen, wenn auch recht provokant. Ich würde nie mein Kind so lange stillen wollen. Nicht nur, dass es meine Unabhängigkeit ein wenig einschränken würde, sondern auch dass sich mein Kind dann nicht von mir lösen kann. Daher halte ich auch nicht wirklich viel vom Langzeitstillen. Wer es machen möchte, bleibt jedem selbst überlassen, aber für mich wäre es keine Option. Zwar glaube ich nicht, dass die Kinder dadurch Schaden nehmen könnten, aber ich glaube auch nicht unbedingt, dass es etwas zur Bindung zwischen Mutter und Kind in diesem Alter beiträgt. Von daher ist das Langzeitstillen für mich nur etwas, wo ich denke, dass Mütter einfach nicht loslassen können. Ich habe noch nie jemanden in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis gesehen, der sein Kind länger als maximal eineinhalb Jahre gestillt hat.
Stillen ist etwas vollkommen natürliches: ich finde es aber nicht natürlich, dass man das so lange macht. Irgendwann muss eben eine Entwöhnung stattfinden und meiner Meinung nach ist ein 4 Jahre altes Kind eindeutig zu alt, um noch gestillt zu werden. Man muss sich das einfach nur mal vorstellen, dass ein 4 jähriges Kind auf dem Spielplatz zu Mutti rennt, sagt, dass es Hunger hat und Mutti packt nicht etwas eine Flasche aus.
Mal davon abgesehen dürfte da auch die anderen Kinder nicht begeistert davon sein. Und Kinder können bekanntlich grausam sein. Sicherlich würde es nicht schaden, wenn man so lange stillt - aber welchen Nutzen soll es haben? In der ersten Zeit hat Muttermilch wirklich einen Nutzen und es wird ja dringend empfohlen, zumindest in der ersten Zeit zu stillen. Aber nach dem ca. 6 Monat muss es einfach nicht mehr sein. Es wird auch keiner komisch gucken, wenn man sein Kind bis zum 18. Monat noch stillt, aber danach wird es dann doch kritisch.
Ein Kind sollte dann eh schon feste Nahrung essen und da stelle ich mir erst Recht die Frage, wieso ein Kind dann noch Muttermilch braucht. Das ist dann -sobald man eben Kontakt mit unserer "verseuchten" Nahrung hatte, eh sinnfrei. Und eine emotionale Ebene kann man auch auf andere Weise aufbauen, oder sollte man zumindest.
Für mich ist das eher der unglückliche Versuch, sein Kind möglichst lange von sich abhängig zu machen. Ist das etwas unterstützenswert?
Erst einmal finde ich, dass das Stillen etwas total normales ist und es sich für die Eltern auch nichts zum schämen gibt. Meine Mutter zum Beispiel wäre zufrieden, wenn sie mich stillen könnte, aber ihre Brust war leider nicht groß genug, sodass ich schon direkt nach meiner Geburt über die Flasche ernährt wurde, sodass es für mich auch nicht schwierig war, mich davon abzugewöhnen, bzw. schwierig für meine Mutter, mich davon abzugewöhnen.
Ich finde aber, dass das Stillen gar nicht schlecht ist. Ganz im Gegenteil, es ist wirklich sehr gesund, aber dennoch sollte man die Zeit nicht unnötig in die Länge ziehen. In meiner Hinsicht, sollte es mit 2 Jahren spätestens vorbei sein. Ansonsten, gewöhnt sich das Kind immer mehr daran und das Gehirn arbeitet auch immer besser. Und sobald sich das Stillen ins Gehirn eingelagert hat, wird es nur schwer sein, dem Kind davon abzugewöhnen. Deshalb sollte man es nicht unnötig in die Länge ziehen, weil es somit nur noch schwieriger wird. Desto früher man aufhört, desto leichter ist es mit dem Abgewöhnen.
Darüber hinaus sollte man dies auch aus der Sicht der Kinder sehen. Wenn die Kinder mit 7 Jahren noch immer gestillt werden und dies jemand heraus bekommt, sollten die Eltern mal darüber nachdenken, wie sich das Kind fühlt. Das Kind wird sicherlich in der Schule ausgelacht und verspottet und dies kratzt also an der Psyche des Kindes. Darüber hinaus, möchte ich gar nicht wissen, wie peinlich es der Mutter sein müsste, wenn sie mit ihrem Kind beim Arzt im Wartezimmer wartet und das Kind gestillt werden kann. Wie sieht es dann bitte aus, die anderen Menschen würden echt komisch gucken.
Außerdem ist es wichtig, dass ein Kind auch irgendwann durch feste Nahrung satt wird und nicht ständig die Muttermilch zur Sättigung benutzt. Desto später das Kind feste Nahrung bekommt, desto schwieriger gewöhnt sich der Körper auch daran, wenn man es erst in einem späteren Alter tut. Also es ist im Großen und Ganzen schön und gut, doch man sollte irgendwann damit aufhören, weil es dann doch zum No-Go wird. Ich persönlich denke aber, dass jedes Elternteil das weiß, es dann nur die sturen Eltern sind, die sich nur schwer von der Nähe des Kindes lösen können. Die Selbstständigkeit der Kinder steht somit aus meiner Sicht ebenfalls in Gefahr!
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