Je größer die Angst, desto übersteigerter die Wahrnehmung

vom 19.05.2012, 22:42 Uhr

Schlagen wir die Zeitung auf, fällt uns Vieles ins Blickfeld, was uns Angst macht. Schalten wir den Fernseher ein und sehen die Nachrichten, stürzen teils Horrormeldungen auf uns ein. Tag für Tag sehen wir die Katastrophenbilder und langsam bekommen wir Angst bei den Meldungen von Atomkatastrophen, Erdbeben, Tsunamis und Mordserien.

Was den Menschen Angst macht, erscheint diesen viel größer als in der Wirklichkeit. Wissenschaftler der Ohio-Universität in den USA konfrontierten 57 Versuchspersonen mit deren Spinnenangst. Fünfmal innerhalb von acht Wochen führten sie diesen Test durch. Die Probanden mussten sich vor einem offenen Behälter aus Glas in einer Entfernung von drei Metern stellen. Das Spinnentier sollten sie berühren mit einem Stäbchen. Letztendlich sollten die Versuchspersonen die richtige Größe der sich im Behälter befindlichen Tarantel schätzen. Je größer die Angst war, destro größer wurde das Tier geschätzt. Die übersteigerte Angst führte zu der falschen Schätzung der Größe. Der eigentliche Angstauslöser vor der Spinne ist das Ekelgefühl.

Die falsche Größenwahrnehmung durch die Angst findet man auch bei einer Spritze. Die Patienten, die große Angst vor einer Spritze haben, sehen auch eine ganz dünne Nadel total lang und dick. Kennt ihr das Angstgefühl, das alles größer, schlimmer und grauenhafter erscheinen lässt? In welcher Situation habt ihr Ähnliches schon erlebt? Oder habt ihr vielleicht auch Angst vor der großen, dicken Spritze?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Bezüglich Spritzen fällt mir der Kinderarzt meines jüngsten Sohnes ein. Dieser musste einmal geimpft werden und der Arzt fragte ihn, ob er die große, lange Spritze möchte oder die kleine. Mein Sohn hat sich natürlich die kleine ausgesucht und die Impfung ging ohne Probleme zustande. Das fand ich ganz lustig von dem Arzt. Hier war es umgekehrt: Durch die vorige Verkleinerung der Gefahr, und zwar im direkten Vergleich - natürlich nur gedanklich, es gab selbstverständlich keine große Spritze - wurde die Gefahr und damit die Angst kleiner.

Mir geht es nicht unbedingt bei Tieren oder Gegenständen so, sondern vor schwierigen Situationen oder Herausforderungen. Wenn ich Angst, stelle ich mir die Situation in Gedanke wesentlich schlimmer vor, als sie tatsächlich in der Realität ist oder sein kann.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kenne das nur zu gut, das liegt auch in der Natur des Menschen. Seine Ängste lassen die Dinge, vor denen er Angst hat noch viel größer erscheinen. Ich habe besondere Angst vor Spritzen, aber erst seitdem ich im Krankenhaus war und sie nichts richtiges gefunden hatten und mir dauernd Blut abgenommen wurde. Mein Herz fängt dann schneller an zu schlagen und ich bekomme dann richtige Panik. Genauso verhält es sich mit Ärzten oder vor Prüfungen. Ich steigere mich da richtig hinein und da erscheinen die Ängste umso schlimmer.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kenne das auch und bei mir ist es, wie in deinem Beispiel, die Angst vor den Spinnen. Ich weiß auch nicht, wieso ich Angst vor Spinnen habe, aber es ist einfach so. Meine Mutter sagt auch immer, dass ich übertreibe, wenn ich sie bitte eine Spinne zu entfernen,w eil ich mich selbst nicht traue. Hier könnte die These, dass die Angst die Wahrnehmung die Angst beeinflusst, zutreffen.

Aber auch an sich scheint das dann doch sehr realistisch. Es ist wirklich immer so, ich habe es auch schon bei anderen Beispiel erlebt, dass man, wenn man Angst hat, auch nicht mehr wirklich rational denken kann. Dann macht man wirklich im wahrsten Sinne des Wortes aus einer Mücke einen Elefanten.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Angst ist ja eigentlich nur ein Schutzmechanismus der Natur, der uns dazu veranlasst, vor dem Säbelzahntiger wegzulaufen oder Dinge mit Vorsicht und höchster Aufmerksamkeit anzugehen. Da haut der Körper eine Menge Adrenalin heraus und alles wirkt anders. Bei diesen ganzen Phobiegeschichten funktioniert es wahrscheinlich dann genauso, ist aber eigentlich störend, weil man in einen Teufelskreis gerät.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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