Welches ist euer Lieblingsgedicht?

vom 14.05.2012, 19:36 Uhr

Durch den Tatort gestern Abend, der als Titel eine Zeile aus dem Gedicht "Der Mond ist aufgegangen" trug, habe ich mal wieder meine Gedichtbände herausgekramt. Mein absolutes Lieblingsgedicht ist der Zauberlehrling von Goethe, nicht weil es mich inhaltlich anspricht, sondern weil es ein Kunstwerk aus Wörtern und Sätzen ist. Besonders schön finde ich den Refrain "Walle! walle, manche Strecke, daß, zum Zwecke, Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße." Goethe war ein Meister der Sprache, ich könnte so etwas nie zustande bringen.

Habt ihr auch ein Lieblingsgedicht? Wenn ja, welches ist es und warum liebt ihr es?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 14.05.2012, 19:47, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


anlupa hat geschrieben: Goethe war ein Meister der Sprache...

Da muss ich dir echt zustimmen. Mein Lieblingsgedicht, naja eigentlich ja eher eine Ballade, ist nämlich ebenfalls von Goethe: Der Erlkönig. Es lässt die Phantasie schweifen, durch das offene Ende, und hat dabei soviel Intention. Es ist ein rasches Gedicht und trotzdem leicht und gut zu lesen. Meine Lieblingsstelle an diesem Gedicht ist dabei die letzte Strophe, die da heißt: ''Dem Vater grauset's, er reitet geschwind, er hält in Armen das ächzende Kind, erreicht den Hof mit Müh und Not; in seinen Armen das Kind war tot.''

Das mir das Ende gefällt liegt aber weniger an dem Makaberen, als an der Dramaturgie, die an dieser Stelle so richtig Ausdruck bekommt. Außerdem stellt man sich zu dieser Stelle die meisten Fragen. Was denn das Kind so erschreckt hat, hat der Vater überhaupt selbst etwas gemerkt und warum ist das Kind zum Schluss tot?

Außerdem findet man sehr viele Bilder bzw. Bildlich Interpretationen zu dieser Ballade, was einem die eigene Phantasie entweder bestätigt oder vielleicht nochmal aufs neue anregt.

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» $unglasses » Beiträge: 92 » Talkpoints: 57,30 »


Wir hatten gerade Gedichtsinterpretationen in der Schule. Wir haben uns verschieden Gedichte angeguckt und diese natürlich interpretiert und sind auf jedes kleine Detail eingegangen. Wir haben uns Stilmittel angeguckt, was der Autor beziehungsweise das lyrische Ich eigentlich damit sagen wollte und und und. Nach diesen ganzen Gedichten und Interpretationen muss ich sagen, dass ich Gedichte nicht ausstehen kann. Warum muss der Autor in so einer komplizierten Sprache schreiben? Er kann doch einfach normale Wörter benutzen die jeder normale Mensch versteht, ohne zwanzig Minuten darüber nachzudenken. Ich denke, dass Gedichte einfach nicht mein Ding ist.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin kein großer Fan von Gedichten, allerdings mag ich so Balladen, wie "die Bürgschaft" und "der Erlkönig" auch, weil die eine richtige Geschichte erzählen, die sind auch ganz toll, wenn einer sie richtig sprechen kann. Mein Lieblingsgedicht stammt aber von Heinz Erhardt und erklärt uns "Warum die Zitronen sauer sind": klick

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also ich muss sagen, dass ich mein ganzes Leben überhaupt nichts mit Gedichten zu tun hatte. Früher wusste ich gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt, da mir meine Eltern früher so etwas nie gezeigt haben. Als ich in der 10. Klasse gelernt habe ein Gedicht zu analysieren hatte ich somit erst einmal riesige Probleme, weil ich diese Art von Schreiben auch gar nicht verstanden habe.

Aus diesem Grunde fand ich es auch schwer, ein Lieblingsgedicht zu finden, da ich die meisten Gedichte so wieso nicht verstanden habe. Doch mit der Übung ging es dann doch irgendwann besser, sodass ich in meiner damaligen Deutschklausur eine 2 bekam und auch die Lust bekam, nach einigen Gedichten zu schauen. Letztendlich muss ich aber sagen, dass ich mich für das Gedicht entschlossen habe, welches ich in der Klausur auch analysieren musste. Dabei handelt es sich um das Gedicht "Die Städter" von Alfred Wolfenstein.

In diesem Gedicht geht es um unsere Gesellschaft und die starke Veränderung, die wir alltäglich mitbekommen. Doch nicht nur die Veränderungen sind dabei fatal, sondern auch das kaltblütige Leben miteinander. Darüber hinaus zeigt es, dass durch die Industrialisierung immer mehr Menschen auf die Welt kamen und immer mehr Häuser gebaut wurden, damit die Menschen auch irgendwo leben können. Dabei stehen die Häuser heutzutage so dicht aneinander, dass man wirklich schon hören und miterleben kann, wie die anderen Menschen leben. Es zeigt auch, dass wir so viele Menschen sind, aber wir uns dennoch stark alleine fühlen, weil niemand wirklich etwas mit einem anderen anfangen möchte, weil wir halt eine Scheu entwickelt haben. Es berührt mich immer und immer wieder, weil es einfach wirklich die Realität widerspiegelt. Einfach klasse. Kann wirklich nur jedem empfehlen dieses Gedicht einmal zu lesen und es auch zu untersuchen bzw. zu analysieren. Es kommen wirkliche Tatsachen zum Vorschein, die uns so eigentlich gar nicht bewusst sind.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mein Lieblingsgedicht ist "John Maynard" von Theodor Fontane. Dieses Gedicht fand ich schon als Schülerin faszinierend. Es geht darin um einen Steuermann, der trotz eines ausgebrochenen Feuers an Bord versucht, das rettende Ufer zu erreichen und die Passagiere und die Besatzung zu retten. Im Gedicht gelingt es dem Steuermann schließlich, das Ufer zu erreichen und alle zu retten, nur er selber kommt bei dem Feuer um.

Einen kleinen Dämpfer bekam mein Gefallen an diesem Gedicht, als ich die wahre Geschichte erfuhr, dass nämlich nur 29 von den 200 Menschen an Bord gerettet wurden. Mir gefällt an diesem Gedicht die Klarheit, mit der es geschrieben wurde. Ich mag Gedichte mit vielen Metaphern nicht so sehr. Außerdem finde ich es faszinierend, dass dieses Gedicht nach einer wahren Geschichte erzählt wurde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Schwer zu sagen, ich kenne einfach zu viele Gedichte, um mich da auf einen Favoriten festzulegen. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde meine Wahl wohl auf einige Gedichte von Mascha Kaléko fallen, weil ich ihre klare, einfache und dennoch sehr schöne Ausdrucksweise liebe. Die Melancholie, die in ihren Gedichten deutlich wird, ist einfach rührend. Zu meinen Lieblingsgedichten von ihr zählen zum Beispiel "Für Einen": "Du bist der Leuchtturm, letztes Ziel. Kannst Liebster, ruhig schlafen. Die Andern, das ist Wellenspiel - du aber bist der Hafen". Ich muss immer an meine erste große Liebe denken, wenn ich das Gedicht lese. Zu meinen weiteren Favoriten zählt "Liebeslied", ein weiteres sehr romantisches Gedicht.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hm, was für ein schönes Thema. Ich mag Gedichte auch ganz gerne und die von Goethe gefallen mir auch gut. Mein Lieblingsgedicht, ist wahrscheinlich "Willkommen und Abschied" von Goethe mit der bezaubernden Textstelle: "Dich sah ich und die milde Freude floss von dem süßen Blick auf mich; ganz war mein Herz an deiner Seite und jeder Atemzug für dich." Diese Stelle hängt bei mir übrigens auch im Flur, damit jeder es lesen und kennen lernen soll, der die Zeilen noch nicht kennt. :)

Ich mag auch Fausts Vision sehr gerne, wenn man das jetzt mal als Gedicht zählt. Daraus mag ich besonders die Stelle - also man sieht, dass ich gerne eher Textstellen sammele als ganze Gedichte: "Zum Augenblicke dürft ich sagen: Verweile doch, du bist so schön! Es kann die Spur von meinen Erdetagen nicht in Äonen untergehn. - Im Vorgefühl von solchem hohen Glück genieß ich jetzt den höchsten Augenblick." Trägt das nicht alles so viel Wahrheit in sich? Ich genieße auch immer gerne diese besonderen Augenblicke und mache sie zu den Höhepunkten des Lebens.

Aber mal zu etwas ganz anderem, ich mag auch gerne Gedichte von Zoran Dvrenkar, falls den jemand kennt. Ich mag diese ausgefallenen Gedanken sehr gerne, diese scharfkantigen Textzeilen, die er da so hinwirft, aber die so gute Aha-Effekte auslösen. Ich meine damit hauptsächlich die Gedichte aus dem Buch "Was geht, wenn du bleibst". Da drinnen gibt es sehr viele interessante Texte.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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