Wie wird ein Buch zum Mängelexmeplar?
In Deutschland werden neue Bücher, also ungelesene Bücher, ja zu einem festen Preis verkauft, der durch die Buchpreisbindung ja quasi vorgegeben ist. Rabatte sind für Endverbraucher kaum drin. Aber es werden ja oftmals solche Mängelexemplare angeboten.
Wenn es im Verlag oder der Buchhandlung oder wo auch immer ein Wasserschaden war und die Bücher darunter gelitten haben, kann ich ja verstehen, dass man die Bücher dann günstiger verkaufen kann. Aber oftmals sind diese Mängelexemplare ja absolut neue Bücher, ohne irgendeinen Schaden. Das einzige an dem man sieht, dass man ein Mängelexemplar kauft ist der Aufdruck unten am Buch. Dort ist ja meistens ein Stempel aufgebracht, mit dem Hinweis Mängelexemplar.
Aber wie wird nun ein Buch, welches an sich keinen Makel hat zum Mängelexemplar? Es sind ja nicht nur unbekannte Schriftsteller, deren Bücher als Mängelexemplar verkauft werden. Es sind auch durchaus nicht immer ältere Bücher, die als Mängelexemplar verkauft werden.
Sobald ein gedrucktes Bucht die Qualitätsvorgaben des Verlags nicht mehr erfüllt, wird es eigentlich zum Mängelexemplar. Das kann schon dadurch geschehen, dass z.B. bei einer Seite der Druck der Buchstaben leicht abweicht, einzelne Seiten z.B. eine andere Papierstärke haben oder auch (im schlimmsten Fall), wenn einzelne Seiten fehlen oder falsch bedruckt wurden. Als Laie fällt einem aber natürlich kein Unterschied zu den regulär verkauften Büchern auf.
Wenn man nun als Leser so ein vollständiges Buch bekommt, welches als Mängelexemplar gekennzeichnet aber vollständig und lesbar ist, dann hat man wohl ein Schnäppchen gemacht (mal davon abgesehen, dass der Wiederverkaufspreis geringer sein sollte). Hat man aber das Pech, wirkliche Fehldrucke zu bekommen, kann man vermutlich nicht viel mit dem Buch anfangen können.
Es gibt ja Shops, welche sich auf solche Bücher spezialisiert haben und praktisch in erster Linie solche Mängelexemplare zu deutlich günstigeren Preisen anbieten. Hier würde ich dann davon ausgehen, dass die wirklich nur vollständige Bücher verkaufen, wo man dann eben richtig Geld sparen kann. Ansonsten hätte ich bedenken, eben auch Exemplare zu bekommen, die wirkliche Mängel aufweisen (z.B. die letzen 20 Seiten fehlen ).
derpunkt hat geschrieben:Sobald ein gedrucktes Bucht die Qualitätsvorgaben des Verlags nicht mehr erfüllt, wird es eigentlich zum Mängelexemplar.
Nein, dann wird es zum Defektexemplar. Bei einem Mängelexemplar entsteht der Mangel erst durch den Transport oder aber die Lagerung. Daher sind die meisten Mängelexemplare tatsächlich noch recht gut in Schuss und lassen sich auch problemlos lesen.
Früher war es auch so, dass ältere Bücher dann tatsächlich als Mängelexemplar regelrecht verramscht wurden, weil diese Bücher dann aus der Buchpreisbindung fallen und nicht erst nach 18 Monaten. Das ist aber inzwischen laut einigen Gerichtsentscheidungen nicht mehr so einfach möglich.
@JotJot
Ja, tatsächlich! Hier wird wirklich unterschieden, wann der Mangel entstanden ist. Und wenn nach der Fertigung alles OK war aber es danach zu nachhaltigen Beeinträchtigungen kam, wird es Mängelexemplar genannt.
Heißt für mich, dass ich in Zukunft immer darauf bauen kann, dass Mängelexemplare vollständig sind. Und auch, dass man auch an Montagen was lernen kann.
Also ich hatte mal ein Mängelexemplar gelesen (war zumindest als ein solches gekennzeichnet) und da fehlten ab und an Buchstaben bzw. es gab Wörter in dem Buch, die einfach falsch geschrieben waren. War hier die Kennzeichnung denn korrekt oder hätte dies auch als ein Defektexemplar ausgezeichnet werden müssen?
In Wien gibt es Buchgeschäfte, die nur solche Mängelexemplare, Restposten und Sonderproduktionen kaufen. Ich bin dort mehr oder weniger Stammgast. Man bekommt zwar nicht jedes Buch, aber wenn man kein bestimmtes Buch sucht sondern eben allgemein Kinderbücher zu einem Thema oder Romane oder dergleichen, dann ist man dort sehr gut aufgehoben.
Diese Buchgeschäfte haben auch eine Homepage, wo auch erklärt ist, was sie unter Mängelexemplaren verstehen. hier ist ein Link zu der Beschreibung. Ich weiß jetzt nicht, ob das eine allgemein gültige Erklärung oder eben nur für dieses Geschäft ist, aber die Beschreibung trifft auf die Bücher die ich bisher dort gekauft habe exakt zu. Sie sind demnach meistens wirklich wie neu und haben oft nur ganz kleine Mängel. Dafür bekommt man sie dann doch gleich um einiges billiger.
Der Begriff "Mangel" ist wahrscheinlich Definitionssache und wenn du an einem Buch keinen Makel entdeckst, heißt das doch wahrscheinlich nur, dass du keine Beschädigung oder keinen Produktionsfehler feststellen kannst.
Ich finde in den Kisten mit Mängelexemplaren aber auch immer Bücher, die veraltet sind, wie zum Beispiel "Lohnsteuer 2008" oder "Jahreshoroskop 2009", oder von denen es inzwischen eine neuere Auflage im Handel gibt. Das kommt zum Beispiel bei Reiseführern häufiger vor, aber auch bei Romanreihen, die ein neues Coverdesign verpasst bekommen haben. Im Fantasy Bereich fallen mir auch immer mal wieder Bücher auf, die zu Reihen gehören, die gar nicht mehr aufgelegt werden.
In diesen Fällen ist der Mangel dann natürlich nicht im Zustand des Buches zu sehen, sondern in seiner nicht mehr vorhandenen Aktualität. Und bei Band 10 von einer Reihe, bei der die früheren Bände gar nicht mehr erhältlich sind, kann man wohl auch davon ausgehen, dass sich dieser kaum noch auf dem regulären Weg verkaufen lassen würde.
Ich halte diese Kennzeichnung der Mängelexemplare eigentlich nur für eine elegante Lösung der Verlage und der Händler um die Buchpreisgarantie umgehen zu können. Es handelt sich oft um Restbestände, teilweise auch aktuellerer Auflagen, die dann verramscht werden um neuen Platz für neue Ware zu bekommen oder wenn schon absehbar ist dass die gesamte Auflage nicht mehr zum aufgedruckten Preis verkauft werden kann.
Ich kaufe öfters solche Bücher, Mängel habe ich noch nie festgestellt. Ich könnte mir auch vorstellen dass manchmal eine ganze Charge zurückgeht weil einige Bücher kleine Mängel aufweisen und diese dann komplett verbilligt verkauft werden. Da macht sich sicherlich niemand die Mühe und untersucht jedes einzelne Buch auf eventuelle Fehler.
Ich kaufe auch öfter Mängelexemplare, weil der Inhalt dieser Bücher ja der selbe ist wie bei den normalen Ausgaben dieser Bücher. Was ich bei einem Buch, das als Mängelexemplar gekennzeichnet war, mal hatte, war, dass zwei Seiten miteinander vertauscht waren. Da lag dann aber auch ein Zettel dem Buch bei, so dass man das Buch trotzdem ohne Probleme lesen konnte.
Ich glaube, Bücher, auf denen einfach nur der Stempel auf der Unterseite angebracht wurde, sind mittlerweile nicht mehr zulässig. Das Buch muss einen erkennbaren Mangel aufweisen. Deswegen sind auch oft bei Taschenbüchern auf der Rückseite des Buchdeckels irgendwelche Einkerbungen oder auch bei Hardcover Büchern wird ein Mangel angebracht, damit das Buch als Mängelexemplar verkauft werden darf.
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