Ständiger Berufswechsel - Kreativität oder Labilität?
Im Lebenslauf von X stehen sehr viele Berufswechsel in den letzten 15 Jahren drin. Herr X ist 35 Jahre und hat nie länger als 1-2 Jahre bei einer Arbeitsstelle gearbeitet. Für Herrn X war es erst einmal eine Herausforderung, dass er immer direkt eine neue Arbeitsstelle bekommen hat und Herr X wollte auch immer wieder neue Herausforderungen in einem neuen Betrieb haben. Er hat bis dato auch noch nicht das gefunden, was er bis zur Rente wirklich machen will.
Nun möchte er sich aber bei einer Firma bewerben, die ihm sehr am Herzen liegt und er befürchtet, dass diese Firma eventuell genauer in den Lebenslauf schaut und den ständigen Berufswechsel eher als Labilität ansieht und nicht als Kreativität. Wie würdet ihr es verpacken, dass es nicht nach Labilität ausschaut? Würdet ihr ständiger Berufswechsel eher als Kreativität oder eher als Labilität ansehen?
Zunächst wäre mir wichtig, ob Herr X „nur“ ständig den Arbeitgeber gewechselt hat oder tatsächlich, wie Du schreibst, den Beruf mitsamt Arbeitgeber.
In unserer Zeit halte ich es für nicht weiter auffällig wenn jemand dieses Alters alle zwei Jahre den Arbeitgeber wechselt. Zumal es Gang und Gäbe ist, dass Firmen Jahresverträge vergeben und diese unter Umständen nur ein mal oder sogar gar nicht verlängern. Außerdem kann man den kontinuierlichen Wechsel des Wirkungsfeldes noch so erklären, dass man Erfahrungen sammeln und Aufstiegschancen nutzen wollte – die sich dann nicht immer ergeben haben.
Hat Herr X aber immer wieder den Beruf gewechselt und mal als Tischler, mal als Kellner und mal im Büro gearbeitet, würde ich ihm Unentschlossenheit und Wankelmut unterstellen. So etwas lässt sich schwer erklären und der potentielle Arbeitgeber wird fürchten, dass Herr X auch bei ihm nach einem oder zwei Jahren den Hut nimmt um sich anderweitig zu orientieren. Manchem Arbeitgeber mag das recht sein, andere mögen Kontinuität und möchten diese doch zumindest vom Arbeitnehmer geboten bekommen, selbst wenn sie selbst nicht unbedingt danach streben sie zu bieten.
Je nach Situation können die Wechsel in so kurzen Abständen auch dahingehend gewertet werden, dass Herr X untragbar war. Das hängt aber von den Zeugnissen ab und davon, wer jeweils das Arbeitsverhältnis gekündigt hat bzw. ob es überhaupt gekündigt wurde oder von vorne herein einer zeitlichen Beschränkung unterlag.
Ich denke, am Ende macht es die Erklärung die Herr X zu bieten hat. Kann er plausibel machen warum und wieso er den Weg beschritten hat der aus dem Lebenslauf hervorgeht, sehe ich keinen Grund warum ein geneigter Arbeitgeber ihm nicht eine Chance geben sollte. Allerdings würde ich Herrn X raten schon im Anschreiben einen entsprechenden Hinweis auf seine Beweggründe zu geben und etwas darauf einzugehen – so minimiert er das Risiko gleich aus dem Raster zu fallen und macht sich eventuell sogar besonders interessant.
Ob einem nun unbedingt die Begriffe Kreativität oder Labilität in den Sinn kommen, wage ich zu bezweifeln. Ich halte es nicht unbedingt für kreativ ständig einen neuen Job haben zu wollen. Genauso wenig empfände ich den Mensch als labil. Positiv gewertet würde ich auf die Selbstverwirklichungsschiene gehen, negativ bewertet würde ich von einem Menschen sprechen, der einfach nicht weiß was er will und wahllos nimmt was ihm geboten wird.
Der Beruf von Herrn X kann nicht sehr anspruchsvoll sein. In einem anspruchsvollen Beruf braucht man ja schon mindestens ein Jahr, um vernünftig eingearbeitet zu sein. Ich glaube auch, dass du Stellenwechsel meinst und nicht Berufswechsel. Ein Berufswechsel wäre ja ein ganz anderer Beruf und das wären ein bisschen viele Berufsausbildungen, die Herr X haben müsste. Herr X ist weder labil, noch kreativ, sondern sprunghaft und wenig ausdauernd. Ich würde einen solchen Menschen nicht einstellen. Nach ein bis zwei Jahren hat man noch nicht bewiesen, dass man auch in schwierigen Situationen Leistung bringt und nicht davonläuft. Genau das würde ich nämlich nach so einem häufigen Stellenwechsel vermuten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Herr X nach nur so kurzer Zeit ausführliche Arbeitszeugnisse bekommen hat.
Nun gut, darum geht es nicht. Es geht ja um die Frage, wie er das in seinem Lebenslauf darstellt. Ich gehe einmal davon aus, dass es verschiedene Firmen waren, in der Herr X gearbeitet hat. Vielleicht könnte man im Lebenslauf die Tätigkeiten zu Blöcken zusammenfassen und nicht die Firmen wie üblich. Zum Beispiel: 2003 bis 2008: Verkaufskraft für Handys in den Firmen sowieso. Das sieht dann einheitlicher aus und macht nicht sofort einen negativen Eindruck, und der erste Eindruck ist ja wichtig. Herr X sollte sich, falls es zu einem Vorstellungsgespräch kommt, plausible Gründe für die Wechsel überlegen. Auf keinen Fall darf er die Firmen oder die Mitarbeiter schlecht machen. Falls es mit der neuen Firma nicht klappt, würde ich Herrn X allerdings dazu raten, in seiner jetzigen Firma noch drei Jahre durchzuhalten, dann wäre ein Wechsel und die Begründung eines solchen einfacher (neue Herausforderungen usw.).
Ich würde eine so sprunghafte Person jedenfalls sehr wahrscheinlich nicht einstellen, wenn ich nicht sowieso die Stelle nur vorübergehend besetzen möchte. Was nützt es mir, wenn ich jemanden in eine Stelle einarbeiten lasse, aber davon ausgehen kann, dass er in kürzester Zeit wieder verschwindet? Schließlich ist es heutzutage nicht unbedingt leicht, vernünftiges Personal zu finden, ich muss also dann wieder die gleichen Aufwände in die Personalsuche stecken.
Ein, zwei Wechsel nach kurzer Zeit kann man sicherlich verschmerzen, aber irgendwann sollte man schon mal einer Firma etwas länger treu bleiben. Schließlich ist auch nicht ersichtlich, ob derjenige nicht jedes Mal in den Firmen unbeliebt gemacht hat, oder vielleicht sogar aufgrund irgendwelcher Auffälligkeiten gekündigt wurde.
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