Ehemalige Prachtbauten, jetzt Schimmelruinen und Ladenhüter
Mit nur 18 Stimmen Mehrheit wurde 1991 der Umzug der Regierung und des Parlamentes von Bonn nach Berlin beschlossen. Nachdem die rechtlichen Voraussetzungen geklärt waren, zog der Bundestag 1999 nach Berlin um. Im Gegenzug siedelten Bundesbehörden und diverse Bundeseinrichtungen nach Bonn.
Mit dem Umzug der deutschen Regierung nach Berlin kamen auch Probleme auf die Botschaftsvertretungen anderer Staaten in Bonn und Bad Godesberg zu. Auch sie packten 1999 ihre Koffer und verließen die herrlichen Villen und setzten sich ab Richtung Berlin.
Die Eigentümer der Bonner Liegenschaft – also die Länder der ehemaligen Botschaften und diplomatischen Vertretungen, somit exterritoriale Gebiete – die noch nicht verkauft wurden, lassen die Gebäude total verkommen. Einige wurden verkauft und dienen heute einem anderen Zweck. Immer noch sind viele Botschaften zu verkaufen, die vor sich hingammeln. So verkommt die iranische Botschaft, mit ihren verschimmelten Wänden, wo der Putz abbröckelt und dem feuchten Keller zusehends. Für diese Immobilie verlangt Teheran einen utopischen Preis von 3.5 Millionen Euro, der völlig überzogen ist. Die iranischen Ansprechpartner wechseln laufend.
Genauso findet sich niemand, der für die Liegenschaft des Staates Nepal zuständig ist. Auch mit Staaten wie Indonesien, Irak, Nigeria sind keine Verkaufsverhandlungen möglich. Wohin der Verkaufserlös der ehemaligen Botschaft Jugoslawiens fließen soll, ist auch nicht geklärt. Selbst Thailand hat sich noch nicht entschieden. Probleme gibt es auch zwischen Außen- und Finanzministerien und Botschaften der Länder über die Höhe der Preise. Überhöhte Kaufpreiserwartungen, vor allem der arabischen Länder, hemmen den Verkauf. So bleiben die Immobilien leer stehen und werden vernachlässigt.
Die Stadtväter in Bonn können nichts unternehmen. Die Gebäude sind exterritoriales Gebiet. In der ehemals chinesischen Botschaft soll ein Bildungszentrum entstehen. Warum tun sich viele Länder so schwer, Ihre Immobilien in Bonn/Bad Godesberg zu verkaufen? Was könnte mit den Gebäuden passieren, für die anscheinend kein Land mehr zuständig ist aufgrund politischer Änderung?
Ich vermute mal, dass es den Ländern eher egal ist, was mit den Gebäuden passiert. Ich vermute, sie verlangen deshalb einen so hohen Preis für den Kauf, da das Land ihnen wichtig ist, bzw. die Rechte, die damit verbunden sind. Sie wollen das Land behalten bzw. den Besitz einen Stück Landes mit den entsprechenden Rechten nur für hohe Preise verkaufen. Sie sind ja soweit entfernt, dass sie die Häuser nicht sehen müssen. Es ist auch fraglich, ob ihnen der Zustand wirklich bekannt ist.
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