Was haltet ihr vom "Home-Schooling"?
Neulich hatten wir in unserem Freundeskreis das Thema, wie sinnvoll das sogenannte Home-Schooling ist, also wenn Kinder von ihren Eltern zu Hause unterrichtet werden. Bei uns ist das nicht erlaubt, allerdings gab es eine Familie in Amerika, die an unserem Schulaustausch Programm teilgenommen hat und ihre Kinder selber unterrichtet hat. Ich kann mir das bei uns nicht wirklich vorstellen, da ja wohl nicht jeder Elternteil die Möglichkeit bzw. die pädagogischen Kenntnisse hat, um den Kindern etwas beizubringen. Außerdem ist es doch ein finanzieller Nachteil, wenn ein Elternteil nicht bzw. nur Teilzeit arbeiten kann, weil vormittags die Kinder unterrichtet werden müssen.
Was mich durch diese Tatsachen allerdings verwundert hat, ist dass laut Statistiken Kinder, die zu Hause von ihren Eltern unterrichtet werden, deutlich besser abschneiden in Tests und Prüfungen. Was ist der Grund hierfür? Außerdem stelle ich es mir äußerst schwierig vor von den Eltern unterrichtet zu werden, wenn man beispielsweise mal Streit hat. Was mich noch ein wenig beschäftigt ist dann die Angabe in z.B. einer Bewerbung, welche Schule man besucht hat. Nicht "Hotel Mama", sondern "Schule Mama"?
Was haltet ihr von dieser Schulform? Wisst ihr, wie das ganze genau umgesetzt wird? Kann man nach dem Unterricht der Eltern studieren bzw. auf das College?
Deutschland ist das einzige Land, in dem Unterricht zu Hause als Straftat, bzw. In manchen Bundesländern als Ordnungswidrigkeit gilt. Dies widerspricht ganz klar den Menschenrechten. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht in Art. 26, Abs. 3: "Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll." Natürlich muss der Staat als Wächter prüfen, ob der Hausunterricht auch ordnungsgemäß stattfindet. In anderen Ländern müssen die Kinder, die zu Hause unterrichtet werden, daher regelmäßig Prüfungen ablegen, in der Schweiz kommen Kontrolleure ins Haus.
Abgesehen davon würde ich meine Kinder nie zu Hause unterrichten. Es gibt für mich viele Gründe dagegen. Einer ist das Fehlen der schulischen Sozialkontakte. Schule ist ja nicht nur Bildung, sondern auch soziales Miteinander wie Klassenausflüge, Projekte, Lernen, auch mit Kindern umzugehen, die man vielleicht nicht so gerne mag. Das andere Problem ist, dass ich manche Fächer gar nicht unterrichten könnte. Ich bin zum Beispiel nicht sehr sprachbegabt und könnte nie so gut englisch reden wie ein Englischlehrer. Ich könnte keinen Musikunterricht und Sportunterricht geben. Chemie und Physik wäre auch schwierig, weil ich die Materialien gar nicht hätte.
Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass für manchen Kinder Privatunterricht zeitweise vielleicht gut sein könnte, zum Beispiel bei seelischen Krisen oder wenn man eine Großfamilie hat, die dauernd umzieht, wie die Kelly Family. Oder bei Kindern von Schauspielern, die so die Chance haben, öfters bei ihren Eltern zu sein. Man sollte es erlauben, aber ein Auge darauf haben, dass es den Kindern nutzt und nicht schadet.
Ein Kind zu Hause zu unterrichten ist nicht einfach. Man benötigt nicht nur die Zeit und dann auch die finanziellen Mittel dazu, sondern man benötigt auch das Wissen dazu. Für das Grundschulalter kann ich mir da noch vorstellen. Die Aufgaben sind alle recht einfach und alle Eltern könnten diese erklären. Wenn es dem Kind leicht fällt, ist das sicherlich kein Problem. Allerdings stelle ich es mir schwierig vor, ein Kind zu unterrichten, dem es schwer fällt. Für uns Erwachsene ist alles einfach. Gerade die Aufgaben der ersten Klasse. Doch die Kinder genau da nicht zu überfordern und nicht zu schnell den Stoff durchzunehmen, ist schwer. Weiterhin ist es schwer, wenn man Kindern, denen es schwer fällt, bestimmte Sachverhalte mehrfach auf unterschiedliche Weise erklären muss. Gerade da ist es vollkommen berechtigt, dass Lehrer ein spezielles Studium durchlaufen haben. Gerade die Methodik des Unterrichts macht den Unterschied.
Ein weiterer Punkt ist, dass man als Eltern das besser anderen Personen überlässt. Gibt es Stress in der Schule, weil das Kind schlechte Noten hat oder einfach den Stoff noch nicht kann, hat das Kind keine Möglichkeit durch den Wechsel der Personen und der Örtlichkeit die Probleme auch mal nicht sehen zu müssen. Tapetenwechsel ist in dieser Hinsicht schon von Vorteil, denn zu Hause läuft man den Problemen immer wieder über den Weg.
Natürlich schätze ich viele Eltern so ein, dass sie es theoretisch könnten, aber ich finde es schon besser, wenn ein Kind in die Schule geht. Dort gibt es ganz andere Möglichkeiten. Gerade beim Sport gibt es andere Möglichkeiten der Geräte und natürlich auch Mannschaftsspiele, die für ein Kind wichtig sind. Auch in anderen fächern müsste man sich sehr viel selbst anschaffen. Bei Werken bräuchte man auch die ganzen Baukästen.
Problematisch stelle ich mir das auch vor, wenn man 2 oder 3 Kinder hat. Die haben dann ein unterschiedliches Alter und unterschiedlichen Stoff. Ist der Altersunterschied nicht groß, mag das noch gehen, aber bei einem Unterschied von 3 oder 4 Jahren, müsste man ja beide Kinder parallel mit unterschiedlichem Stoff unterrichten. Das stelle ich mir sehr schwer vor.
Man kann als Eltern den Kindern ja außerhalb der Schule noch vieles lernen und sie für vieles sensibilisieren. Das sollte man auf jeden Fall nutzen, aber Heimunterricht stelle ich mir sehr schwierig vor. Zudem ist er aufgrund des fehlenden Verdienstes vermutlich nur bei ganz wenigen überhaupt machbar.
Vielleicht sollte man bedenken, dass viele Homeschooling-Kinder von Lehrern/Pädagogen unterrichtet werden, was auch nicht immer zwangsläufig die Eltern sein müssen. Es ist ja durchaus möglich einen eigenen Lehrer zu haben, der ins Haus kommt. Zudem findet Homeschooling oft aus relegiösen Gründen statt. Und die Alternativen wären wohl entsprechenden Schulen der jeweiligen Religionsgemeinschaft.
Doch natürlich ist es nicht leicht, selbst wenn man als Elternteil selbst Lehrer ist. Aber doch eine gute Möglichkeit eine engere Bindung zu seinem Kind aufzubauen und als Hausfrau Erziehung und Schule miteinander zu verbinden. Das Kinder in der Schule Problemen aus dem Weg gehen können, sehe ich nicht so. Meine Wahl der zweiten Fremdsprache begleitete mich 4 Jahre lang! Manche Lehrer noch länger und ich war mit meinen Mitschülern 6 Jahre lang zusammen. Da konnte man auch nicht einfach so sagen, man möchte woanders hin. Selbst an den Sitzplänen wurde oft auch im Streitfall nichts verändert.
In vielen Schulen ist es leider zudem so, dass die Lehrer erstmal einige Wochen brauchen bis sie die Namen ihrer Schüler kennen. Und was wird dann bewertet? Wie oft kann man mit dem einzelnen Schüler sprechen, wenn noch 25 weitere Kinder ihr Wissen unter Beweis stellen wollen? Ganz abgesehen davon, dass es ja noch viele weitere Aufgaben gibt, kommen zudem immer wieder Schüler hinzu, die spezielle Aufmerksamkeit brauchen, weil sie nur Unsinn machen und im schlimmsten Fall noch andere Schüler ablenken.
Ich denke es gibt eine Menge Kinder, die nach einem Tag oder einer Woche nicht benennen können, was sie eigentlich gelernt haben. Bei Homeschooling Kindern ist das in den meisten Fällen anders, sie kennen ihr tägliches Lernpensum, wissen was zu tun ist und es werden alle Aufgaben und Übungen durchgesprochen, alle Texte von den Kindern selbst vorgelesen und es ist durchaus erwünscht, dass die Kinder ein eigenes Interesse entwickeln.
Zudem scheint es mir, als würden amerikanische Kinder noch häufiger außerschulische Aktivitäten und Vereine nutzen, als es in Deutschland üblich ist. Und dadurch, dass keine Schulwege entstehen, keine Leerlaufzeiten wie in der Schule und die Betreuung intensiver ist, kann die übrige Zeit mit Gleichaltrigen genutzt werden, bzw. in Vereinen und Gruppen.
Was Sport betrifft so ist nicht jede Schule in Deutschland da wirklich gut ausgestattet, ganz abgesehen davon, dass Schulsport für viele Kinder eine Qual ist. Und wie viele Kinder haben in der Schule wirklich durch Sportunterricht einen Sport gut gelernt? Allein wenn ich vom Schwimmen ausgehe, so zeigten die Kinder die es bereits konnten das, was sie anderswo gelernt haben und die Nichtschwimmer fuhren in Lehrschwimmbecken und watschelten dort ein wenig durchs Wasser, sofern sie sich denn trauten. Im Verein lernen Kinder oft in ebenso großen Gruppen, die Trainer sind keine ausgebildeten Lehrer und im Gegensatz zum Schulunterricht können sich nach einem Jahr alle Kinder problemlos über Wasser halten!
Werken war mir auch ohne Homeschooling zu meiner Schulzeit kein Begriff, ebenso wie Hauswirtschaft. Und manche Fächer hatten wir auch nur ansatzweise, selbst Physik und Chemie hatte ich nicht durchgehend auf dem Gymnasium. Was natürlich für Schüler, die ein Studium in diesen Bereichen anstrebten, durchaus zum Problem werden konnte.
Homeschooling ist in den USA ja durchaus ein Begriff und warum sollte man es nicht genauso in seinen Bewerbungen angeben? Ganz abgesehen davon macht man die Prüfung ja nicht zu Hause, sondern an einer anerkannten Schule. Wer in Deutschland extern Abitur macht, schreibt ja auch nicht "Abitur- zu Hause", sondern gibt an, wann die Prüfung wo abgelegt wurde.
derbobvonrob hat geschrieben:Außerdem ist es doch ein finanzieller Nachteil, wenn ein Elternteil nicht bzw. nur Teilzeit arbeiten kann, weil vormittags die Kinder unterrichtet werden müssen.
Beim Home-Schooling hat man natürlich auch den großen Vorteil, dass man sich seine Lehrzeiten selbst aussuchen kann und diese müssen daher nicht zwangsläufig vormittags liegen, wie bei der Schule. In solchen Familien könnten die Kinder etwa auch morgens Übungsaufgaben erledigen und wiederholen, nachmittags oder abends dann, setzt man sich an neuen Stoff, den eigentlichen Unterricht. Auch dürften Konflikte zwischen Eltern und Kindern hier kein großes Thema sein, in dem Alter ist man nun sicherlich auch wieder nicht so eingeschränkt, dass man dann schmollend, beleidigt oder wütend in der Ecke sitzt, was getan werden muss, wird eben getan.
Für mich gäbe es viele Aspekte, die gegen diese Art von Unterricht stehen. Ein Aspekt könnte etwa der mangelnde soziale Kontakt sein, aber ehrlich gesagt ließe sich dies wohl auch gut beheben, denn nur weil man zu Hause unterrichtet wird, heißt das nun nicht gleich, dass man keine Freunde und Kontakte hätte. Trifft das Kind sich regelmäßig mit anderen Kindern (die vielleicht auch zu Hause unterrichtet werden), unternimmt es viel und kommt unter Leute, dann wäre das für mich eigentlich kein Thema und kein Argument, dass man dagegen anbringen könnte.
Wohl aber könnte dem Kind hier die Fähigkeit entgehen, sich auf unterschiedliche Konflikte einzustellen. Geht man in die Schule, so wird man mit vielen Schülern und Lehrern konfrontiert, man hat hier sowohl mit den Schülern, wie auch mit den Lehrern schon mal Streit, das ergibt sich einfach von selbst, dass man in Gruppenarbeiten mal nicht einverstanden ist oder sich ungerecht bewertet fühlt. In der Schule hat das Kind aber so die Möglichkeit zu lernen, dass man auf unterschiedliche Personen, unterschiedlich eingehen muss, es lernt unterschiedlichste Charaktere kennen und entwickelt Empathie. Beim Home-Schooling jedoch, entwickelt sich diese Fähigkeit der Problemlösung nur in Bezug auf eine Person, nämlich das unterrichtende Elternteil. Das wäre meiner Ansicht nach auch ein Nachteil, der sich durch ausreichenden sozialen Kontakt nicht kompensieren ließe.
Ein weiterer Nachteil ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass auch die Eltern nicht allwissend sind und sich bestimmte Fähigkeiten aneignen müssten. Ich denke, dass es für niemanden ein großes Problem sein dürfte, ein Grundschulkind zu unterrichten, die Eltern werden dort sicherlich auch gewisse Vorgaben bekommen, die es zu unterrichten gilt. Aber wenn es dann höher geht, so muss gewissermaßen eigentlich erst das Elternteil den Stoff erlernen, bevor es ihn an das Kind weiter geben muss und was ist, wenn das Elternteil ein Fachgebiet nicht so gut beherrscht, wie es eigentlich sein müsste. Hier würde dann auch bei dem Kind eine Lücke entstehen. Natürlich kann man bei älteren Schülern auch einfach so vorgehen, dass sich das Kind den Stoff selbst aneignet, durch Lehrbücher etwa, aber das ist auch nicht für jedes Kind etwas und muss auch kontrolliert werden.
Diese Art des Unterrichts setzt eben voraus, dass die Eltern sich in allen Fächern auskennen. Ich sage mal so, dass was mir so im Laufe meines Schullebens vermittelt wurde, könnte ich sicherlich mit Leichtigkeit weitergeben ohne irgendein Studium absolvieren zu müssen. Dennoch könnte es dem Kind einfach fehlen, dass die Eltern sich auf keines der Fächer spezialisiert haben, sondern alles nur oberflächlich können, die schönen themenbezogenen Anekdoten und Insidertipps die man so von Fachlehrern erhalten kann, bleiben so aus. Aber grundsätzlich müsste es machbar sein, denn der Schulstoff ist an sich nicht großartig anspruchsvoll, es setzt aber eben voraus, dass die Eltern auch einen guten Abschluss und keine deutlichen Schwächen haben.
Also ich finde es definitiv schlecht. Denn wie soll dir ein einzelner Mensch, dass Wissen vermitteln können welches dir in der Schule, ein ganzes Umfeld versucht zu Vermitteln. Allein diese theoretische Tatsache macht es unmöglich. Denn kein Mensch kann das Wissen eines ganzen Lehrer Kollegiums besitzen. Es kann durchaus sein ,dass jemand auf einigen Themengebieten ein großes Wissen hat. Aber das dieser Fächer wie, Mathe, Deutsch, Englisch, Französisch, Erdkunde usw. abdecken kann ist nicht möglich.
Er kann dann doch höchstens einige Fächer mit seinem Allgemeinwissen unterrichten. Dann ist das doch lange nicht mehr mit dem Niveau eines Lehrers vergleichbar, welcher Jahre lang sein Themengebiet studiert hat. Und sein Studium hat auch die Pädagogik enthalten, welche die Basis für den Unterricht ist. Denn dadurch hat besitzt er erst die Methoden, welche er brauch um einen guten Unterricht zu führen. Ich denke nicht das dies ein Elternteil kann. Denn das kann dem Kind den Stoff möglicherweise nicht so Vermitteln, wie es für das Kind vorteilhaft wäre.
Dabei fällt mir auf, dass es doch auch sein kann das die Eltern dem Kind falsche Sachen beibringen? Was dazu führt das,dass Kind grundlegend falsche Kenntnisse besitzt. Wobei ich mich auch Frage wo der Soziale Aspekt bleibt, der einem durch die Schule vermittelt wird. Wie soll das Kind denn zwischenmenschliche Sachen lernen, wenn es doch kein Kontakt zu anderen Personen als seinen Eltern hat?
Das führt doch zu einer gestörten Entwicklung. Wie soll das Kind denn im nach hinein alleine zurecht kommen, wenn es doch kaum etwas über solch ein Leben weiß? Daher finde ich das grob Fahrlässig und finde es gut das es hier Verboten ist.
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