Lieber viel Geld verdienen und Auswärts arbeiten als zu Haus
Ich finde es grundsätzlich nicht schlecht, wenn man überregional oder gar im Ausland arbeitet. Ob ich für den Verdienst deines Bekannten die Pendelei in Kauf nehmen würde, steht auf einem anderen Blatt. Falls er die Kosten dafür komplett alleine tragen muss, würde ich davon ausgehen, dass der monetäre Vorteil, den er mit seinem Einkommen aus dem Job in der Schweiz hat, gar nicht mehr so groß ausfällt. Das Einkommen, das dein Bekannter erzielt, ist nun nicht schlecht, aber es ist auch nicht so überragend groß, dass ich an seiner Stelle so einen Aufwand in Kauf nehmen würde. Falls der Job ihm aber sehr viel Spaß macht, würde ich an seiner Stelle lieber komplett in die Schweiz übersiedeln - zur Not auch ohne die Frau. Allerdings wird dies für ihn vermutlich keine Option sein.
Ich bin zwar noch Student, allerdings spielen für mich im weiteren Berufsleben eigentlich nur zwei Faktoren eine Rolle: mein (Traum-)Beruf und die Stadt, in der ich leben möchte. Beides muss mich glücklich machen. Natürlich muss auch das Einkommen stimmen, aber das gehört einfach zum Thema Beruf. Grundsätzlich würde ich auch in eine andere Stadt ziehen, sofern ich dort eine Anstellung finden würde, die deutlich besser vergütet wird oder aufgrund der Tätigkeitsbeschreibung besser zu mir passen würde. Eventuelle Beziehungen würden für mich aber keine wirkliche Rolle spielen. An erster Stelle steht meine persönliche Zufriedenheit. Ich bin ja auch nicht verheiratet und meine längste Beziehung dauerte bisher fünf Jahre. Für solche Geschichten würde ich niemals auf ein gutes Jobangebot verzichten und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich in absehbarer Zeit eine Partnerschaft über meinen zukünftigen Beruf und meine eigenen Ansprüche stellen würde. Ich würde also durchaus auch einen Job annehmen, der weiter entfernt ist, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es sich um eine Tätigkeit in einer sehr großen Stadt handelt, die mir gefällt. Pendeln würde ich dann allerdings nicht, sondern ich würde einen kompletten Umzug anstreben. Pendeln käme für mich nur in Frage, wenn ich in einer Großstadt leben würde und einen Job in einer Kleinstadt annehmen würde. Dann würde ich natürlich nicht aufs Dorf ziehen, sondern in der Metropole wohnen bleiben.
Ich denke schon, dass man flexibel sein muss. Im Zweifel würde der Job für mich vorgehen, selbst wenn das für eine bestehende Beziehung das Aus bedeuten würde. Ich verstehe grundsätzlich auch die Leute, die wegen Beziehungen nicht umziehen. Gerade wenn der Partner selbst eine gute Anstellung hat, ist es ja auch nicht leicht, für beide eine neue und gute Anstellung zu finden. Wenn allerdings ein Partner arbeitslos ist, denke ich schon, dass man sich an dem Partner orientieren sollte, der das Geld nach hause bringt. Falls die Frau deines Bekannten also nicht arbeitet, wäre es doch viel sinnvoller, wenn die beiden zusammen in die Schweiz ziehen würden. Dann könnten sie weiterhin zusammen sein und der Mann müsste nicht dauernd pendeln. Dabei geht ja auch viel Zeit verloren, wovon man nichts hat. Man verdient dadurch nicht mehr Geld, kann die Zeit andererseits aber auch nicht als Freizeit nutzen. Die Zeit im Flieger ist zu einem Großteil einfach tote Zeit. Für ein paar Monate kann man das mal machen, langfristig würde ich dann aber eher umziehen, zumindest dann, wenn der Mann noch länger in diesem Job arbeiten möchte. Falls er sich anderweitig orientieren möchte, ist das natürlich etwas anderes.
Ich frage mich schon, was das für ein exklusiver Lebensstandard ist, wenn man zu dessen Aufrechterhaltung 5000 EUR im Monat benötigt. Du hast zwar geschrieben, dass sie doch eigentlich ganz normal leben, aber dann bräuchten sie ja auch gar nicht so viel Geld. Mir wäre das, was man an Lebenszeit und Belastungen investieren muss, um so viel zu verdienen, einfach zu anstrengend.
In der Schweiz sind natürlich die Gehälter besser und ich habe auch einige Bekannte, die in der Schweiz arbeiten und dort z.B. als einfacher Zimmerer 2500 EUR netto verdienen. Auch bei der Suche nach Bewerbern erzählen mir manche, dass sie lieber für viel mehr Einkommen in der Schweiz oder in Österreich arbeiten und gar kein Interesse daran haben, hier in Deutschland für die vergleichsweise geringeren Gehälter arbeiten zu gehen.
Nun muss man auch bedenken, dass ja auch das Leben in der Schweiz etwas teurer ist als hier. D.h. auch die Lebensmittel und Wohnungen schlagen dort mehr zu Buche als das bei uns der Fall wäre (außer man wohnt in München) und meistens lohnt sich so ein Modell nur, wenn man nicht dauerhaft im Ausland bleibt, sondern sein Geld in Deutschland ausgibt.
Eine Zweitwohnung zu unterhalten ist zudem auch nicht gerade billig und wenn man die Kosten für Benzin oder Heimreise per Flugzeug hinzurechnet, dann bleibt unter dem Strich vielleicht gar nicht mehr so viel. Jemand, der zur Arbeit nur einen kurzen Weg hat, spart sich all das. So kann das auf den ersten Blick geringere Einkommen dennoch letztlich viel mehr bringen.
Es ist doch schade, wenn so viel Lebenszeit dann mit der Hin- und Herreiserei verloren geht oder man ständig nur gestresst zwischen zwei Lebensorten pendelt. Bleibt da nicht irgendwie eine gewisse Ruhe oder ein Angekommensein auf der Strecke? Was bringt einem das viele Geld, wenn man aus Mangel an Zeit gar nicht dazu kommt, sich davon etwas zu gönnen?
Ich fahre jeden Tage etwa 50 km zur Arbeit, wobei ich aber nicht fünf Tage die Woche arbeite und somit schon einen Vorteil gegenüber anderen habe. Für die Fahrt benötige ich, wenn ich schnell bin, etwa 45 Minuten, manchmal auch länger. Aber ich muss sagen, dass mir das Autofahren auch Spaß macht (zumindest wenn ich meine Kollegen nicht mitnehmen muss ). Ich drehe das Radio laut auf, singe die Lieder mit und finde es manchmal sogar schon fast schade, wenn ich fast schon da bin, weil die schöne Fahrt dann vorbei ist.
Wobei es bei mir dann auch nicht schlimm ist, wenn ich mich mal ein paar Minuten verspäte, da sagt keiner was und das ist ein Vorteil, den sicherlich nicht viele Pendler haben. Gerade im Winter oder bei ungünstigen Wetterverhältnissen bin ich froh darüber, dass es so locker zugeht. Wer hingegen wirklich pünktlich auf Arbeit erscheinen muss, für den sind weite Strecken sicherlich eher ein Problem, weil damit immer auch eine gewisse Unberechenbarkeit einhergeht. Schließlich kann unterwegs immer mal etwas Unvorhergesehenes passieren.
Weiterhin mag ich meine Heimat. Ich mag die Mentalität der Menschen und den Dialekt und kann mir gar nicht vorstellen, in einem ganz anderen Bundesland oder gar im Ausland zu arbeiten. Das Einzige, was ich mir alternativ vorstellen könnte, wäre, ein oder zwei Tage in der Woche dort zu arbeiten, wo meine Großeltern herstammen. Das wäre dann das benachbarte Bundesland und dort hat es mir auch immer gefallen. Das würde aber auch irgendwie voraussetzen, dass man mir die Fahr- und Übernachtungskosten irgendwie erstattet. So ein ähnliches Angebot hatte ich schonmal, da wurde aber damals nichts daraus.
Danke für eure Antworten, sie sind recht vielschichtig und ich denke sie beleuchten das Problem recht gut von allen Seiten. Wenn ich in dieser Situation wäre dann würde ich mich für eine Sache wohl entscheiden müssen, ich würde hier meine Zelte abbrechen und das Haus verkaufen oder mir einen Job in der Nähe suchen der die Familie ernährt und hier bleiben. Diese Pendelei bringt gar nichts und und ich vermute auch dass das meiste Geld für die Flüge und Lebenshaltungskosten in der Schweiz drauf geht. Es sind ja nicht nur die enormen Flugkosten, der Parkplatz am Flughafen muss ja auch bezahlt werden und an Spritgeld kommt auch noch jedes mal 50 Euro zusammen. Außerdem hat man effektiv vielleicht 36 Stunden Beisammensein worin noch zwei Nächte mit Schlaf enthalten sind.
Ich kann aber nicht sagen dass der Freund diese Situation forciert um seine Freiheiten zu genießen. Er raucht nicht, trinkt nicht und hat auch vermutlich keine Frauengeschichten. Er liebt seine Frau und er freut sich jedes Mal unheimlich auf das Wiedersehen oder wenn er sie ein paar Wochen mitnehmen kann. Ich muss aber sagen dass er einen zuweilen doch recht schwierigen und dominanten Charakter hat mit dem nur wenige so richtig klar kommen und ich denke ihm wird das auch unterschwellig so bewusst sein so dass diese zeitweilige räumliche Trennung vielleicht sogar bewusst von ihm gewählt wurde.
Auf der anderen Seite steht aber auch das Wohlergehen seiner Frau. Sie hat schon jahrelang mit epileptischen Anfällen zu kämpfen die sie aber durch Medikamente ganz gut in Griff bekommt. Deshalb ist sie auch schon seit Jahren Frührentner und bezieht auch eine kleine Rente. Leider hatte sie vor anderthalb Jahren noch einen Schlaganfall dazu bekommen der ihre Motorik extrem einschränkt, sie kann nicht mehr viel alleine machen weil sie einfach nicht dazu in der Lage ist, Schnee schippen zum Beispiel um mal etwas ganz banales zu nennen. Auch muss sie ständig trainieren und weil sie keine Fortschritte dabei erzielt ist sie auch oft mutlos und niedergeschlagen. Das sind für mich alles Gründe die ein wöchentliches Pendeln einfach verbieten.
hooker hat geschrieben:Ich kann aber nicht sagen dass der Freund diese Situation forciert um seine Freiheiten zu genießen. Er raucht nicht, trinkt nicht und hat auch vermutlich keine Frauengeschichten. Er liebt seine Frau und er freut sich jedes Mal unheimlich auf das Wiedersehen oder wenn er sie ein paar Wochen mitnehmen kann. Ich muss aber sagen dass er einen zuweilen doch recht schwierigen und dominanten Charakter hat mit dem nur wenige so richtig klar kommen und ich denke ihm wird das auch unterschwellig so bewusst sein so dass diese zeitweilige räumliche Trennung vielleicht sogar bewusst von ihm gewählt wurde.
Vielleicht ist die Situation für ihn aber auch gar nicht unangenehm und kommt ihm vielleicht doch ganz gelegen, auch wenn er sie sich nicht ausgesucht hat. Wenn ihn die Situation, so wie sie ist, sehr belasten würde, hätte er sie sicher schon geändert. Ich gehe da mal von mir selbst aus. Eine Beziehung, in der man sich jeden Tag sieht, wäre für mich undenkbar. Ich bin wahnsinnig gerne alleine und mir ist es sehr wichtig, dass ich Zeit für mich und vor allem Ruhe habe. Ich finde es toll, wenn man den Partner ein- oder zweimal pro Woche trifft, dann freue ich mich auch sehr auf die Treffen. Auch gemeinsame Urlaube finde ich schön, aber ich möchte diese dauerhafte Präsenz eines Partners nicht jeden Tag haben. Vielleicht ist die Beziehung deines Bekannten auch gerade deshalb stabil, weil die beiden gar nicht die Zeit haben, sich gegenseitig zu nerven.
@Cologneboy2009: Da wird schon etwas dran sein dass sie gar nicht die Zeit haben sich gegenseitig zu nerven und dass es Menschen gibt die diese räumliche Entfernung einfach brauchen um die Beziehung aufrecht zu halten. Für mich wiederum ist das nichts, aber ich kann es zumindest nachvollziehen.
derpunkt hat geschrieben:Ohne überheblich sein zu wollen, sehe ich aber ein Nettoeinkommen von 3000-5000 Euro für ein Leben sowohl in der Schweiz (Ein-Zimmer-Wohnung oder Unterkunft) sowie einer Wohnung oder einem Haus für die Familie/Frau in Deutschland zuzüglich der Reisekosten nicht wirklich als viel an. Hinzu kommt, hier kenne ich mich zu wenig aus, die Frage nach den Kosten für die Krankenversicherung (ich nehme an, dass der Arbeitgeber in der Schweiz sich nicht zu 50% daran beteiligt) sowie die Rücklage zur Rente (hier ist der Arbeitnehmer ja auch nicht im bundesrepublikanischen System).
Ich bin da anderer Meinung. Wenn wir vom Nettoverdienst sprechen, dann sind verschiedene Zahlungen wie die Kranken- oder Pensionsversicherung schon abgezogen. Das einzige, was eben dazu kommt, ist das Geld für die Flüge und für die Zweitwohnung. Selbst, wenn es "nur" 3000-5000€ brutto wären, so fände ich das sehr viel. 3000€ brutto ist schon etwas überdurchschnittlich, während 5000€ schon sehr viel ist. Meiner Meinung nach klingt deine Aussage tatsächlich etwas überheblich, auch wenn ich es dir nicht übelnehme. Jeder hat seinen eigenen Lebensstandard, der dann eben auch unterschiedlich viel Geld verschlingt. Für unsere Familie wären 5000€ im Monat enorm, da das etwas weniger als das doppelte ist, was meine Eltern gemeinsam verdienen. Andererseits haben meine Eltern eine Bekannte, deren Mann Manager ist und dadurch auch ca. 9000€ im Monat netto verdient. Da sie sehr im Überfluss leben, geraten sie dennoch öfters in Geldnot.
Ich persönlich würde schon im Ausland arbeiten, wenn sich das finanziell lohnen würde. Allerdings würde ich das dann nur zeitlich begrenzt machen, also für maximal ein Jahr. Ich verstehe nicht, wieso in diesem Fall die Frau nicht zu ihrem Mann zieht. Wenn er schon fast 50 ist, dann sollte ehrlich gesagt einmal Schluss mit dem Geldverdienen zu diesem Preis sein. In jungen Jahren ist es ja verständlich, so einen Job anzunehmen, um Geld anzuhäufen. Aber wenn man sich schon eine Existenz aufgebaut hat und ein Haus und eine Familie hat, dann ist wirklich genug. Besonders weil seine Frau krank ist, finde ich es ehrlich gesagt etwas egoistisch von diesem Mann, dass er nur an sein Geld denkt. Allerdings kommt mir das generell etwas suspekt vor. Warum sucht er sich immer Jobs, die weit entfernt sind? Geht es ihm vielleicht darum, absichtlich weit von seiner Frau entfernt zu sein?
mendacium. hat geschrieben:Ich bin da anderer Meinung. Wenn wir vom Nettoverdienst sprechen, dann sind verschiedene Zahlungen wie die Kranken- oder Pensionsversicherung schon abgezogen.
Um die Sache zu vereinfachen, bin ich mal von Netto-Angaben ausgegangen. Schließlich wissen wir nicht, wie hier die Steuerlast in der Schweiz gerechnet wird und welche Auswirkungen dies hätte, so dass eine Brutto-Angabe der Gehälter für eine Diskussion nutzlos wäre.
Wenn ich an die Bedingungen in Deutschland denke, dass wäre in dem Gehaltsbereich die Schwelle überschritten, zu der man Pflichtversichert wäre. Hier bietet sich die private Krankenversicherung an, und die wird eben vom Netto-Gehalt bezahlt! Jetzt befindet sich die Person auch noch in der Schweiz (bzw. der Arbeitgeber) und man darf hier nicht davon ausgehen, dass die Krankenversicherung automatisch zu 50% vom Arbeitgeber getragen wird. Ich halte es also für sehr wahrscheinlich, dass hier der Arbeitnehmer in Deutschland von seinem Netto-Gehalt locker noch mal 400-600 Euro für die Krankenkasse bezahlen muss. Wenn es "schlimm" kommt, dann noch mal einen Beitrag für seine Frau. Da schmilzt das Geld dann doch schnell dahin.
Und wie die Rentenversicherung in der Schweiz geregelt ist, weiß ich auch nicht. Aber ich weiß, dass hier die Kantone/Gemeinden mehr in der Verantwortung stehen, wenn ein "Sozialfall" eintritt. Damit aber wird dann die "Heimatgemeinde" in der Schweiz belastet, nicht die Gemeinde, wo der Schweizer Bürger lebt. Jetzt glaube ich einfach, dass daher die private Vorsorge noch mal einen höheren Wert einnimmt, als sie es aktuell in Deutschland macht. Es ist also ungut davon auszugehen, dass der Arbeitnehmer nach der Arbeit und dem Einkommen in der Schweiz in Deutschland mit einer Rente rechnen kann.
Wenn also von 3000 Euro locker mal 800-1000 Euro für die Krankenversicherung und dann noch mal mindestens 500-800 Euro als Altersrückstellung genommen werden müssen, bleibt für das Leben nicht viel übrig. Wenn man dann die Preise für das Leben/Wohnen in der Schweiz (speziell in den Metropolen) annimmt, dann bleibt sogar von den 5000 Euro Netto (was wirklich nach viel klingt und zunächst auch viel ist) nicht so viel übrig wie ein "normales" Gehalt zu Hause, wenn eben die Rentenkasse normal bedient wird und keine zwei Wohnungen zu bezahlen sind (Kosten für das Pendeln mal außen vor gelassen).
Gerade der von dir geschilderte Fall hört sich ja durchaus so an, als müsse man ihn ein wenig differenzierter sehen. So ist mir jetzt beispielsweise nicht wirklich ersichtlich, ob er diesen Job nicht auch aus dem Grund macht, deshalb mehr Geld damit zu verdienen, um beispielsweise teure Behandlungskosten seiner Frau bezahlen zu können. Ich weiß nun natürlich nicht wirklich, ob das nun so ist oder nicht - aber mir erscheint das durchaus auch als eine nicht gerade unwahrscheinliche Möglichkeit, wegen der er es so handhabt, wie er es nun mal so handhabt. Gleichzeitig könnte es aber auch so sein, dass er sich gar nicht um seine kranke Frau kümmern möchte und ihm der Abstand zu ihr gut tut, damit er ihr Leid sozusagen nicht mit ansehen muss. Ansonsten würde ich jetzt nämlich eher dazu tendieren zu sagen, dass man als liebender Mann oder Partner möglichst nahe bei seiner Partnerin sein möchte, wenn diese wirklich ernsthaft krank ist. Und dann sollte es auch keine allzu große Rolle spielen, ob man jetzt ein wenig mehr Geld verdient oder ein bisschen weniger. Die Gesundheit geht dann vor - aber wie gesagt: Diese Argumentation funktioniert nur dann, wenn der Mann den Job nicht so in dieser Entfernung ausübt, weil auch die Frau auf dieses Geld angewiesen ist.
Für mich wäre das selbstverständlich nichts, so weit von meiner Familie entfernt zu sein. Auch wenn es des Verdientes wegen nicht anders gehen würde, würde ich mich trotzdem nach anderen Alternativen umgehen. Natürlich befindet man sich immer in einem gewissen Zwiespalt, wenn finanzielle und gesundheitliche Interessen kollidieren oder, noch schlimmer, eng miteinander verwachsen sind. Dann fällt die Entscheidung, wie man in einer solchen Situation mit der ganzen Lage umgehen soll, nicht leicht und ich möchte auch nicht in einer solchen Haut stecken. Wenn es nun aber zwingend nötig wäre, da ich auf einem anderen Weg nicht an einen vergleichbaren Betrag an Geld kommen würde, müsste ich wohl zusammen mit meiner Familie in diesen saueren Apfel beißen, damit ich gleichzeitig gewährleisten kann, dass es ihnen auch weiterhin gut geht.
Wenn man aber die Möglichkeit hätte, gleich viel - oder annähernd gleich viel - Geld zu verdienen und dabei nicht so weit weg zu müssen, würde ich klar und deutlich diese Option wählen. Nun weiß ich natürlich nicht, in welcher Branche die besagte Person aus dem Ausgangspost arbeitet. Je nachdem ist es immerhin durchaus möglich, dass solche Branchen im näheren Umkreis des Wohnsitzes nicht beheimatet sind - und auch über einige Kilometer hinaus nicht. Dann sollte man aber vielleicht schauen, ob nicht ähnliche Branchen in der Gegend einen Sitz haben - und auch der Schritt in die Selbstständigkeit ist als gut ausgebildeter Fachmann ja keine Seltenheit, über die man eventuell auch noch nachdenken könnte.
Die Gründe, warum man so lebt, sind sicherlich vielfältig. Bei einer Tätigkeit, die mir wirklich Spaß macht und einem entsprechendem Umfeld hätte ich auch kein Problem damit zu pendeln, Überstunden zu leisten und auf manches zu verzichten.
Dazu kommt, dass die genannte Person durch langjährige Tätigkeit vermutlich auch eine entsprechende Sicherheit hat. Bei einer Anstellung in Deutschland, wäre er der Neue, muss sich auf neue Projekte, Mitarbeiter, Vorgesetzte und firmeninterne Dinge einstellen und beginnt erstmal mit der Probezeit. Aber auch danach hat man in der Regel weniger Ansprüche, als wenn man lange Zeit bei einer Firma war.
Außerdem sind manche Menschen auch interessiert daran, in der Schweiz Rentenansprüche zu erwerben. Andere planen wiederrum früher in Rente gehen zu können, was durchaus auch für den sparsamen Lebensstil spricht.
Es kommt auf die Arbeit an. Der Verdienst spielt bei mir eh nicht alles überragende Bedeutung. Wenn die Arbeit mich befriedigt, würde ich lange Fahrtzeiten oder längere Abwesenheit fern von zu Hause in Kauf nehmen. Die Art der Beziehung, die man führt, spielt auch eine Rolle.
Eine Freundin von mir ist seit zwanzig Jahren verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und letztes Jahr einen Job als Projektkoordinatorin angenommen, für den sie 4 Tage in der Woche in einer anderen Stadt arbeitet und dort auch in einem Hotel wohnt. Vorher hatte sie einen unbefriedigenden Job an ihrem Wohnort. Ihre Beziehung verträgt das gut, weil sie gefestigt ist und meine Freundin blüht im Moment richtig auf.
Schwierig ist es allerdings, wenn die Beziehung noch frisch ist. Dann geht diese meistens in die Brüche. Problematisch ist es allerdings auch, wenn kleine Kinder da sind. Die sehen ihr Elternteil, das auswärts arbeitet kaum, und es kommt zu einer Entfremdung. So etwas kann man dann nur für eine bestimmte, absehbare Zeit durchhalten.
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