Dyskalkulie - als Eltern selbst beheben?
Bei dem Sohn meiner Freundin wurde eine Dyskalkulie diagnostiziert. Er ist zur Zeit in der 2. Klasse und hat hier und da Schwierigkeiten beim Rechnen. Angefangen hat es in der 1. Klasse, denn scheinbar sind die Grundlagen nicht so gefestigt, wie es sein müsste.
Man hat Ihr vorgeschlagen, dass sie eine Therapie machen lassen kann. Diese wäre bei einem privaten Institut möglich. Das kostet entsprechend und dauert auch mindestens 1 Jahr. Sie hatte mir davon erzählt und ich habe sie gleich gefragt, was man denn da so machen würde und ob sie das als Mutter nicht selbst machen könnte.
Die Zeit dazu hätte sie. Das wäre also kein Problem. Ihr Sohn würde auch mitmachen und hätte auch kein Problem mit seiner Mutter zu rechnen bzw. die Übungen zu machen. Letztlich hilft sie ihm sonst ja auch bei den Hausaufgaben, wenn er ein Problem hat.
Kann man als Eltern so etwas selbst therapieren? Was würde man denn in einer Therapie machen? Wie lange bräuchte man denn realistisch, bis das Kind alles aufgeholt hat? Die Institute verdienen ja letztlich damit ihr Geld. Sie sind zwar seriös, aber um jeden Preis die Therapie einen Monat eher abschließen werden sie wohl nicht wollen. Aber es kommt ja immer neuer Stoff dazu, sodass der Berg dann immer größer wird.
Ich glaube nicht, dass man Dyskalkulie als Elternteil wirklich therapieren kann. Dazu fehlt einem die nötige Ausbildung, wie sie die Profis haben. Man kann natürlich versuchen als Elternteil unterstützend zu agieren, aber sicherlich komplett zu therapieren ist Dyskalkulie so nicht. Da sollte man sich professionelle Hilfe holen.
Will man unterstützend dem Kind helfen, sollte man auch herausfinden, woher die Dyskalkulie kommt. Wenn das Kind zum Beispiel längere Zeit nicht in der (Grund-)Schule war und aufgrund von fehlendem Stoff eine Dyskalkulie entwickelt hat, kann es durchaus Sinn machen als Elternteil zu helfen, denn dann können die Eltern den fehlenden Stoff versuchen dem Kind beizubringen, so dass das Kind in der Schule vielleicht doch wieder besser mitkommt und versteht, worum es eigentlich geht. Anders schaut es allerdings aus, wenn man die Ursache einer Dyskalkulie nicht genau kennt.
Trotzdem glaube ich, dass man den Kopf nicht in den Sand stecken sollte, denn ein wenig Hilfe (plus professionelle Hilfe) ist besser als gar keine Hilfe. Auf keinen Fall sollte man sich also mit der Diagnose Dyskalkulie abfinden.
Ich habe da mal eine grundlegende Frage bzw. Bemerkung: Eine Dyskalkulie ist nicht damit gleichzusetzen, dass ein Kind Stoff verpasst hat. Man hat auch nicht für eine gewisse Zeit Dyskalkulie und ist danach geheilt. Dyskalkulie ist eine allgemeine Rechenschwäche, die sich nicht so einfach beheben lässt.
Du schreibst, dass die Grundlagen in der 1. Klasse scheinbar nicht gefestigt wurden. Das ist natürlich nicht schön, ist aber kein Anzeichen für eine Dyskalkulie. Ich kenne zwar keinen Dyskalkulie-Test, halte aber viele Einschätzungen für sehr gewagt. Eine Nachhilfeschülerin sollte auch darauf getestet werden. Es wurde aber nicht gemacht, weil die Eltern nicht wollten, dass ihr Kind in der Akte den Stempel Dyskalkulie hat. Für meine Begriffe ist sie einfach niemand, der super gut rechnen kann! Sie braucht ein wenig länger und wurde leider nie bestärkt. Ich arbeite seit einiger Zeit mit ihr und es bessert sich. Sie traut sich auch mehr zu, was ich wirklich gut finde.
Ich denke mal, dass Dyskalkulie hauptsächlich auf fehlende Grundvorstellungen zurückzuführen ist. Addieren als Zusammenfügen von Zahlen. Subtrahieren als Wegnehmen. Wenn diese Grundvorstellungen nicht gefestigt sind, dann fällt automatisch alles darauf aufbauende schwer.
Wurde deiner Freundin gesagt woran sie festmachen, dass eine Dyskalkulie vorliegen soll? Welche Probleme treten genau auf? Gewisse Aspekte kann man bestimmt als Elternteil, das sich auch einlesen will, aufholen. Aprospos: Bei Dyskalkulie würde ich auch nicht behaupten, dass man etwas aufholen kann. Weil es mehr oder weniger eine Störung der Rechen-Denkweisen ist. Es gibt einige gute Fachdidaktikbücher gerade für die Grundschule. Wenn du willst, empfehle ich dir eines. Ein Blick dort hinein kann nicht schaden, wenn solche fehlenden Vorstellungen aufgebaut werden sollen.
Ich bin Legasthenietrainerin. Während meiner Ausbildung wurde aber auch das Thema der Dyskalkulie ein wenig behandelt. Jedenfalls würde ich deiner Freundin in keinster Weise raten, das Kind selber zu therapieren. Wenn das so einfach wäre, bräuchte man wohl auch keine Legasthenie- oder Dyskalkulietrainer. Es ist nun auch nicht so ganz einfach in wenigen Worten gesagt, was in so einem Training gemacht wird. Auf den ersten Blick sehen die Übungen relativ einfach und "normal" aus.
Natürlich kann man sich theoretisch als Mutter auch einfach ein Buch zu dem Thema kaufen. Da gibt es auch durchaus gute Bücher, die durchaus fördern können. Solche Bücher können meiner Meinung nach eine sehr gute Unterstützung und Begleitung bei einer Therapie sein, aber das alleine macht es bei weitem nicht aus. Im übrigen würde ich deiner Freundin auch nicht raten, dass sie glaubt, dass nach einem einjährigen Training die Dyskalkulie plötzlich weg ist. Dyskalkulie ist nicht eine Art "Krankheit" die man heilen kann. Man lernt eben einfach viel mehr, wie man mit dieser Störung umgeht. Wegtherapieren oder so kann man sie nicht.
Dennoch ist ein Training äußerst wichtig, eben weil man den Umgang damit lernt und man erlernt auch Methoden, wie man andere Strategien entwickeln kann. Übung ist natürlich auch ein großer Teil und genau hier können dann die Eltern sehr gut unterstützen. Bei mir ist es beim Legasthenietraining so, dass ich den Eltern auch sehr gerne Übungen für zu Hause mit gebe, wenn ich merke, dass sie gerne mithelfen wollen. Wenn sie das nicht wollen oder können, geht es natürlich auch ohne diese Hilfe, aber besser ist es natürlich schon, wenn man gemeinsam ein Ziel hat. Beim Dyskalkulietraining ist es eigentlich vom Prinzip her nichts anderes, nur eben in einem anderen Bereich.
Eine Dyskalkulie-Diagnose muss von einem Psychologen gestellt worden, nicht jedes Kind, was nicht rechnen kann, hat Dyskalkulie. Man weiß noch sehr wenig über die Ursachen. Die betroffenen Kinder können Größen von Zahlen nicht einschätzen, dadurch wird das Rechnen schwer. Stures Üben hilft diesen Kindern im Gegensatz zu anderen Kindern nicht weiter.
Die Therapie, die mindestens zwei Jahre dauert und in der das Kind lernt, mit dieser Schwäche umzugehen, sollte nur von einem Dyskalkulie-Therapeuten gemacht werden. Die Kosten werden unter Umständen vom Jugendamt übernommen. Als Eltern kann man natürlich unterstützen, man sollte sich aber vorher genau über diese Teilleistungsschwäche informieren und die Übungen in Absprache mit einem Dyskalkulie-Therapeuten machen.
floraikal hat geschrieben:Sie hatte mir davon erzählt und ich habe sie gleich gefragt, was man denn da so machen würde und ob sie das als Mutter nicht selbst machen könnte.
Die Zeit dazu hätte sie. Das wäre also kein Problem. Ihr Sohn würde auch mitmachen und hätte auch kein Problem mit seiner Mutter zu rechnen bzw. die Übungen zu machen. Letztlich hilft sie ihm sonst ja auch bei den Hausaufgaben, wenn er ein Problem hat.
Kinder, die so wenig verstanden haben, dass man sie als rechenschwach einstuft, können durch üben und Training nichts aufholen. Sie müssen an einer individuellen genauen Diagnostik entlang die Begriffe und die Sprache der Mathematik neu erlernen, damit sie nicht mehr auf sinnloses Pauken und auswendig lernen angewiesen sind. Durch letzteres sind sie gerade in die Misere hineingetrieben worden!
Im Prinzip kann jeder lernen, Kindern in Mathematik zu helfen. Das erfordert aber einen gewissen Aufwand zur mathematischen Selbstausbildung und eine ziemliche Gesprächs-Disziplin bei der Durchführung der Hilfen.
Aber: Eltern sind leider viel zu emotional engagiert bei ihrem Kind. Oft platzt der Mutter oder dem Vater einfach
der Kragen, weil er/sie meint, sein/ihr(!) Kind müsste doch nun endlich mal was verstanden haben.
Hinzu kommt, dass man als nicht ausgebildeter Helfer immer den Hauptwitz verpasst, nämlich, dass manchmal die größten Selbstverständlichkeiten für ein rechenschwaches Kind eben gerade nicht selbstverständlich sind. Dadurch meinen dann alle, Rechenschwäche sei eine fürchterliche Krankheit, dabei haben die Helfer eben einfach nicht erfasst, was bei dem rechenschwachen Kind nicht klar war. Deshalb nützt dann auch jeder weitere Schritt nichts mehr. Mathematik ist eben ein hierarchisch aufeinander aufbauender Gegenstand und keine Vokabelliste!
Einfach nur ein Buch abspulen oder Abfragen, was gelernt werden soll geht bei Rechenschwäche gerade nicht. Man muss schon einiges über die mathematischen Begriffe selbst erklären können und auch selbst verstanden haben, sonst baut man nur Mist und macht die Sache noch schlimmer als vorher. Bücher und Aufgabensammlungen die ein Training bei Rechenschwäche sein wollen sind pure Scharlatanerie oder auch einfach nur der fachlichen Ignoranz der Autoren entsprungen!
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