Kurzfristige Kündigung unfair dem Arbeitgeber gegenüber?

vom 12.05.2012, 11:57 Uhr

Herr B ist derzeit als Arbeitnehmer beschäftigt. Laut Vertrag hat er eine Kündigungsfrist von vier Wochen. Herr B hat die Möglichkeit, eine andere Stelle zu beginnen, jedoch entscheidet sich dies erst am Ende des Monats, genauer gesagt am vorletzten Tag im Monat. Sollte dies funktionieren, würde Herr B dann eben noch fristgemäß zum 30. Juni kündigen und noch gleich nach der Entscheidung des neuen Jobs seinen jetzigen Arbeitgeber zunächst telefonisch, aber dann auch noch schriftlich informieren und seine Kündigung einreichen.

Jedoch hat Herr B Skrupel, quasi auf den letzten Drücker eine Kündigung zu schreiben und würde dann eben, sofern es möglich ist, beide Jobs in einem Monat erledigen, was von der Zeit her möglich wäre und dann eben zu Ende Juli hin kündigen. Sollte da ein Arbeitgeber nicht mitspielen, wird Herr B dann eben ab August wahrscheinlich die Stelle antreten.

Macht sich Herr B im Grunde umsonst Gedanken über die Fairness oder könnt Ihr die Gedanken von Herrn B nachvollziehen? Wie würdet Ihr es an der Stelle von Herrn B mit der Kündigung lösen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich hätte da in dem Fall keine Skrupel vor. So ist das nun mal in der Arbeitswelt. Und dass sich der Arbeitgeber früh genug um einen Ersatz für A kümmern kann, gibt es ja auch die Kündigungsfrist. Und da sind doch 4 Wochen genug. Nun weiß ich ja nicht, um welchen Job es sich handelt, den A zur Zeit macht, und den, welchen er in Aussicht hat. Das muss dann A selber wissen, ob er es zeitlich und auch vielleicht nervlich schafft, beide Jobs einen Monat lang auszuführen. Wenn er damit kein Problem hat, dann soll er es doch einfach machen, gibt auch mehr Geld.

Aber jetzt extra aus Mitleid oder sonstiges, noch einen Monat länger beim jetzigen Arbeitgeber zu arbeiten, halte ich nicht für nötig. Auch wenn man sich gut mit seinem Arbeitgeber versteht, hätte ich da persönlich keine Probleme mit, eher kurzfristig zu kündigen. Hauptsache man hält die Kündigungsfrist ein. Und A kann ja auch nichts dafür, dass die Entscheidung er vorm Monatsende fällt.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich verstehe nicht warum Herr B ein schlechtes Gewissen haben soll wenn er kurzfristig kündigt. Schließlich beträgt die Kündigungsfrist 4 Wochen. An seiner Stelle würde ich wirklich erst kündigen, wenn die andere Arbeitsstelle sicher ist. Denn wenn er es jetzt schon seinem Chef sagt, und es doch nicht mit der anderen Arbeit klappt, sieht das doch schon doof aus. Außerdem könnte sein Chef ja das Gefühl bekommen, das Herr B auf jeden Fall aus diesem Arbeitsverhältnis austreten möchte, was dem Vertrauen schädigen könnte. Und ich muss sagen, wenn ich Chef wäre, könnte ich wohl dankend auf solche Mitarbeiter verzichten, denn ich möchte Leute haben die hinter mir stehen und auf die ich langfristig zählen kann.

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» Wennie4 » Beiträge: 1754 » Talkpoints: 6,72 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In meinen Augen macht sich Herr B die Gedanken um eine faire Kündigung nicht umsonst. Es kommt darauf an, ob sich Herr B in der jetzigen Firma wohlfühlt; ob er einen fairen, verständnisvollen Chef hat und wie dieser mit den bisherigen Kündigungen durch ihn selbst umgegangen ist.

Dementsprechend würde ich zwar zum nächsten Termin kündigen, sobald ich die Zusage für die neue Stelle hätte, aber mein Angebot würde lauten, nebenher den bisherigen Job so lange zu machen, bis eine neue Kraft eingearbeitet wäre. Damit könnte der bisherige Chef leben, wenn er auch B fair behandelt hat. Nun kommt es noch darauf an, ob B zwei Jobs zur Zufriedenheit erledigen kann, vor allem zeitlich.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Hätte B seinen Traumjob bei seinem Traumchef dann hätte er sich vermutlich erst gar keinen neuen Job gesucht :wink: . Und die Kündigungsfrist einzuhalten ist auch nicht unfair, sondern die Regel. Das mit den genannten Zeiträume verstehe ich nicht so recht, stellenweise klingt es, als wollte Herr B zwei Arbeitsverträge gleichzeitig erfüllen? Das könnte dann schon ein Problem werden, denn einer Nebenbeschäftigung muss der Arbeitgeber zustimmen.

Was das Moralische angeht, so hatte ich auch einmal auch solche Gedanken. Es war damals meine erste Kündigung und ich traute mich gar nicht recht, das schriftlich so zu benennen. Ich war damals im Ausland und es gab auch mit der Firma an sich kein Problem, mein dauerhafter Ansprechpartner hatte mir vorher noch super weitergeholfen und auch die Regionalleitung vor Ort kam mir sehr entgegen und bot sogar noch einen Teamwechsel an, da dies der Hauptgrund war dort aufzuhören. Damals hatte ich zwei Wochen Kündigungsfrist und habe auch angeboten ggf. länger zu bleiben, eben so lange bis man Ersatz hat. Das war aber gar nicht nötig, eher im Gegenteil kam man mir entgegen und ich konnte quasi aufhören wann ich wollte. Und kurz nachdem ich aufgehört habe, habe ich dann erfahren, dass mehrere der Führungskräfte schon viel länger ihren Ausstieg planten und im Vorfeld bereits eine eigene Firma geplant haben. So etwas zählt wohl eher zu der Kategorie unfair- und endete auch vor Gericht.

In der heutigen Zeit verhält sich jedoch kaum noch ein Arbeitgeber wirklich fair. Sowohl bei großen Firma (ich muss gerade an Schlecker denken), als auch bei regionalen Firmen, sind oft die Mitarbeiter die Letzten, die von der
Schließung erfahren.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, Herr B ist derzeit in Teilzeit beschäftigt und könnte durch einen Wechsel mehr Stunden haben und der Verdienst wäre entsprechend höher. Auch, wenn es sich bei der neuen Arbeitsstelle um eine Teilzeitstelle handelt, wirtschaftlich wäre Herr B besser daran. So könnte er, da die Arbeitszeiten von dem derzeitigen und dem zukünftigen Job nicht miteinander kollidieren, eben beide Jobs für einen Zeitraum von wenigen Wochen abzüglich des ihm noch zustehenden Urlaubs bei Job Eins ausüben.

Das schlechte Gewissen rührt daher, dass der jetzige Job von Herrn B so gut wie keine Bewerber hatte. Es gab zwar noch einen Bewerber, dieser hatte aber noch Bedingungen gestellt, die der Arbeitgeber wohl nicht erfüllen wollte und auch nicht konnte. Zwar gäbe es eine Vertretungskraft, diese hat aber nicht nur die Aufgabe der Vertretung, sondern noch einen eigenen Arbeitsbereich und Herr B möchte der Vertretungskraft nun nicht noch unbedingt eine zusätzliche Belastung für die Vertretungskraft sein, zumal stehen auch die Sommerferien und damit der Sommerurlaub vor der Tür.

Ob sich Herr B wohlfühlt, ist schwer zu sagen, es gab zwar schon immer mal Punkte, die Herrn B störten und stören, aber daran hat er sich inzwischen gewöhnt. Jedoch überwiegen die Vorteile des neuen Jobs, er möchte sich aber aufgrund des Entgegenkommens in bestimmten Momenten nicht einfach so klang- und sanglos verabschieden. Man könnte auch sagen, dass Herr B eine gewisse Dankbarkeit verspürt, es aber im Grunde von vornherein klar war, dass Herr B seine derzeitige Arbeitsstelle nicht dauerhaft ausüben würde, sondern es eher als eine Lösung gesehen wurde, die ihm zu Beginn des Arbeitsverhältnisses ganz recht war.

Herr B hat aber auch gar nicht vor, Wennie4, schon dann zu kündigen, obwohl der neue Arbeitsvertrag noch gar nicht existiert. Er würde damit erst dann an den Arbeitgeber des jetzigen Arbeitsverhältnisses herantreten, wenn er ganz sicher ist, dass es mit dem neuen Job auch wirklich klappt und da etwas unterschrieben ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich denke wirklich, es ist genug der Dankbarkeit, wenn Herr B seinen Job auch nach der Kündigung vernünftig erledigt und alles vor seinem Weggang bestmöglichst vorbereitet. Je nach Job ist der Vertretung vielleicht auch schon weitergeholfen, wenn sie Herr B nochmal für Rückfragen erreichen kann.

Ein Bekannter hätte sich sowas sehr gewünscht, als er eine Firma übernommen hat. Der vorherige Chef hatte sich jedoch komplett aus dem Staub gemacht und alles stehen und liegen lassen. Vermutlich hatte er auch schon vorher nur noch das Allernotwendigste erledigt, so dass es ein reines Chaos.

Absprachen mit der Vertretung oder dem neuen Mitarbeiter können vieles erleichtern. Je nach Job auch eine Telefonliste, Terminplaner oder Hinweise, was wo zu finden ist. Dann sollte es aber auch reichen mit der Fairness und letztendlich liegt es an dem Arbeitgeber ansprechende Konditionen zu bieten, dann finden sich auch in der Regel ganz viele Bewerber.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hier sollte Herr B sich kein "schlechtes" Gewissen einreden oder einreden lassen. Es ist keine "ehre" für Geld seine Arbeitskraft zu verkaufen und es ist auch kein Zeichen mangelnder Loyalität, wenn man den Job aus persönlichen Gründen wechselt. Wenn der aktuelle Arbeitgeber einen Angestellten halten will, kann dieser ja die Bedingungen so weit verbessern, dass der Angestellte (hier Herr B) sich den Wechsel überlegt und dann doch bleibt.

Auch die Tatsache, dass für den Job von Hr. B keine/kaum Bewerber finden, liegt nicht an Herrn B sondern ganz offenbar daran, dass der Arbeitgeber diese Tätigkeit bei der Bezahlung nicht attraktiv genug anbietet. Entweder die Arbeit ist wichtig genug, dass die Bedingungen nachhaltig verbessert werden, oder aber der Job ist nicht wichtig genug und bleibt dann eben unbesetzt.

Sobald Herr B die neue Stellung sicher hat, sollte unabhängig von anderen Rahmenbedingungen und Entwicklungen beim dann alten Arbeitgeber die Kündigung eingereicht werden. Es genügt, wenn dann im Anschluss der Job weiter ordnungsgemäß erledigt wird und Herr B die Stimmung der bleibenden Belegschaft nicht trübt, indem er von der befreienden Wirkung der Eigenkündigung erzählt oder mit den verbesserten Konditionen während der Arbeitszeit prahlt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Trisa hat geschrieben:Hätte B seinen Traumjob bei seinem Traumchef dann hätte er sich vermutlich erst gar keinen neuen Job gesucht :wink: .

Genau das war auch mein erster Gedanke. Einen anderen Job sucht man sich in der Regel doch nur dann aus eigenem Antrieb, wenn in der aktuellen Anstellung etwas nicht stimmt und man keine Chance sieht, dass sich daran etwas ändert.

Trisa hat geschrieben:In der heutigen Zeit verhält sich jedoch kaum noch ein Arbeitgeber wirklich fair. Sowohl bei großen Firma (ich muss gerade an Schlecker denken), als auch bei regionalen Firmen, sind oft die Mitarbeiter die Letzten, die von der Schließung erfahren.

Und nicht nur wenn sie aus solchen Gründen entlassen werden, erfahren die Mitarbeiter das oft sehr spät, auch wenn sie aus anderen Gründen nicht mehr weiterbeschäftigt werden, erfahren sie das oft erst im letztmöglichen Moment.

Ich finde es nicht unfair, wenn Herr B jetzt eben wartet und erst im letzten Moment kündigt. Der Arbeitgeber hat dann noch etwas Zeit nach einem Ersatz zu suchen und das scheint ja im Normalfall auch ausreichend, sonst hätte er sicher eine längere Kündigungsfrist vereinbart.

Möchte sich Herr B fair verhalten, dann sollte er nach der Unterzeichnung des neuen Arbeitsvertrages seine Kündigung einreichen und in der Folge seine Aufgaben weiterhin gut erledigen. Wenn es einen Nachfolger gibt, dann sollte er den so gut wie möglich einarbeiten. Er sollte sich eben so verhalten, dass er dem ehemaligen Arbeitgeber später immer wieder in die Augen schauen kann.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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