Herabbinden von Ästen eines Baumes - etwas dabei beachten?

vom 02.05.2012, 10:10 Uhr

Vor ein paar Wochen bekamen unsere direkten Nachbarn eine Häuserreihe vor uns eine neue Hecke gesetzt. Dabei musste der Gärtner, der die Hecke gesetzt hat, immer an unserem Garten vorbei, da er von unserem Privatweg aus die Hecke auf das Nachbargrundstück gestellt hat. Ich habe mir, weil ich schon etwas neugierig bin, das Setzen der Hecke auch einmal kurz aus der Nähe angeschaut und bin dazu vor die Haustüre gegangen.

Als ich so vor der Haustüre stand, sprach mich der Gärtner an, dass wir einen schönen Apfelbaum im Garten stehen hätten, der allerdings, damit er auch schön kommen kann und viele Äpfel tragen kann, unbedingt gestutzt werden müsste und die Äste herab gebunden werden müssten. Er übernahm dann kurzerhand das Stutzen der Äste, nachdem er mich gefragt hatte, ob er kurz in unseren Garten gehen dürfte und selber Hand an den Baum legen dürfte, was ich ihm natürlich erlaubte, denn ein Schnitt vom Fachmann ist allemal besser und richtiger, wie wenn ich das dann hätte machen müssen, ohne Hilfe und ohne weitere Anleitung.

Wie ich die Äste herunter binden sollte erklärte er mich auch, aber sehr kurz. Er meinte nur, dass die unteren Äste nach unten gebunden werden müssten, die mittleren in die Waagerechte und der obere begradigt werden sollte. Mehr hat er mir nicht gesagt, da er auch weiter seine eigentliche Arbeit, nämlich das Hecke setzen erledigen musste.

So weit so gut. Nachdem ich nun einige Zeit verstreichen habe lassen, habe ich mir heute nun eine Schnur besorgt und würde gerne die Äste, damit sie eben mehr Sonne bekommen können, herab binden. Gibt es dabei irgendetwas zu beachten, was ich auf jeden Fall oder auf gar keinen Fall machen sollte? Wo befestige ich denn zum Beispiel die Schnüre, sowohl wenn ich den Ast festbinde wie auch dann das andere Ende? Kommt das andere Ende um den Baumstamm oder besser an den Pfahl, womit der Baum gestützt ist? Habt ihr sonst noch Tipps, wie man das Herabbinden am besten bewerkstelligt?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde es toll, dass der Gärtner das bei Dir gemacht hat, der scheint mit Leib und Seele dabei zu sein. Die Äste sollten auf jeden Fall so gebunden werden, dass sie eine waagerechte Stellung bekommen. Die Zweige des Baumes sollten sich dabei nicht kreuzen und es dürfen keine Bögen entstehen. Achte darauf, dass die Schnur sich nicht in die Rinde einwachsen, denn dann geht der Baum kaputt.

Dabei kannst Du ein Tuch nehmen, welches dann zwischen dem Ast und der Schnur liegt, sodass der Ast ausreichend geschützt ist. Dabei solltest Du darauf achten, dass die Schnur nicht an der dünnsten Stelle befestigt wird. Wenn Du Zelthaken besitzt, kannst Du damit die Schnur in der Erde befestigen. Hört sich kompliziert an, ist aber ganz einfach.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das lässt sich ohne einen Blick auf den Baum werfen zu können schwer sagen, denn man muss aufpassen, dass man die Äste nicht zu sehr biegt, dann kann die Spannung zu groß sein, die Rinde reißt ein und die Wasserversorgung ist schlechter. Dann wächst der Ast entweder schlechter oder stirbt ab. Man sollte bei solchen Aktionen auf jeden Fall einen Unterschied bei älteren und jüngeren Ästen machen. Jüngere Äste sind unempfindlicher, da sie noch biegsamer sind und schneller regenerieren können.

Wichtig ist, dass die Last möglichst breit verteilt ist. Liegt die Last nur auf einem schmalen Band, ist der Druck sehr groß und es schnürt ein. Deshalb ist es sinnvoll Leinen oder etwas vergleichbares unter die Schnur zu legen. Ist die Schnur dehnbar muss man nichts weiteres beachten. Ist die Schnur nicht dehnbar, sollte man beachten, dass der Ast im Laufe des Jahres dicker wird. Deshalb sollte man ihn entweder so herunter binden, dass eine Seite offen ist oder man den Durchmesser im Laufe des Jahres verstellen kann. Hohlschnur eignet sich dafür eigentlich am besten, da sich diese dehnt.

Ich würde den Ast nicht bis in die Waagerechte biegen. Man muss nämlich beachten, dass die Äste aufgrund des Wachstums der Äpfel auch zusätzlich nach unten gezogen werden. Dann kann es passieren, dass die Äste nicht waagerecht sind sondern im nächsten Winter oder einem Winter danach nach unten zeigen. Dann müsste man dem Ast einkürzen und einen auf der Oberseite nach und nach nach unten ziehen. Also nicht übertreiben.

Ich habe in meinem Garten eine Birne stehen. Ursprünglich war eine ein kleinkroniger Baum. Da dieser aber hinter einem Apfelhochstamm liegt und gerne zum Licht wachsen möchte, hat er in einem Jahr eine riesige Spitze bekommen. Diese hat sich dann im nächsten Jahr geteilt. Es waren nur mehrere Triebe, die nebeneinander senkrecht gewachsen sind. So richtig was machen konnte ich nicht, denn sie wären sicher abgebrochen. Der Baum hat sich jetzt selbst geholfen. Letztes Jahr hat er ganz viele Birnen getragen. Eigentlich waren es zu viele Äste, die in der Spitze konkurriert haben. Zwei oder drei davon sind aufgrund der Last der Birnen im Sturm abgeknackst. Da waren es dann schon weniger. Der Leittrieb ist noch senkrecht, aber die Seitentriebe wachsen nun aufgrund der Last der Birnen im Vorjahr fast waagerecht.

Man sollte das ganz auch nicht überbewerten. Letztlich muss man bei den eigenen Obstbäumen nicht für Spitzenerträge sorgen. Ein guter Schnitt ist natürlich wichtig und der Kronenaufbau sollte schon annähernd den Empfehlungen entsprechen, aber das geht nicht bei jeden Baum. Manche Bäume müsste man über mehrere Jahre entsprechend manipulieren, damit sie der Norm entsprechen. Aber gerade ihr ganz eigenes Wachstum machen ihren Reiz aus. Also nicht übertreiben, sondern auch mal abwarten, wie er überhaupt trägt.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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