Als mobile Tagespflegeperson keine Haushaltsarbeit?!

vom 05.05.2012, 21:50 Uhr

Mit dem Jugendamt hatte ich es aufgrund meiner Tätigkeit als Kinderfrau/ Tagesmutter im Haushalt der Kinder zu tun gehabt. Man wollte natürlich die Person kennenlernen, die das Jugendamt quasi finanziert und dabei kam auch heraus, dass eine mobile Tagesmutter zum Beispiel keine Haushaltsarbeiten übernehmen sollte. Sie sei ausschließlich für das Kind/ die Kinder da, die von den Eltern nicht betreut werden könnten. Ausnahmen sind natürlich Dinge, die direkt etwas mit den Kindern zu tun haben - Essen für sie zubereiten/ anrichten, Kinderzimmer aufräumen und so etwas.

Jedoch muss ich gestehen, dass ich auch Haushaltsarbeiten übernommen habe, wenn die Kinder zum Beispiel geschlafen haben. Grundsätzlich hatten die Kinder natürlich oberste Priorität gehabt, aber es war nun auch kein Beinbruch, wenn man in bestimmten Situationen mal den Besen geschwungen hat oder den Geschirrspüler ausgeräumt hat.

Manche Familien suchen, wenn sie eine Kinderbetreuung suchen, auch gern mal jemanden, der Haushaltsarbeiten mit übernimmt. Sofern die Eltern selbst die Haushaltshilfe und Kinderbetreuung bezahlen, ist es auch kein Thema. Wenn aber nun aufgrund der finanziellen Situation das Jugendamt einspringen muss, scheint es dann doch nicht mehr ganz so einfach zu sein.

Bei der Familie, in der ich tätig war, war es sogar so, dass ich quasi verantwortlich dafür gemacht wurde, wenn es nicht picobello aussah. Wobei das dort im Grunde gar nicht machbar gewesen wäre. Allerdings wusste ich bis dahin auch nicht, dass der Haushalt nicht von mir zu machen gewesen ist, das kam erst später heraus. Hätte ich die Familie dann damit konfrontieren können, hätte sie vermutlich sparsam aus der Wäsche geschaut.

Wärt Ihr nun in der Situation, eine Tagespflegeperson zu benötigen, die bei Euch zu Hause die Kinder betreut, so könntet Ihr Euch wirklich vorstellen, dass diese keine Haushaltsarbeiten übernimmt? Würdet Ihr es dennoch verlangen, auch, wenn die Auflagen des Jugendamtes andere wären und Ihr eben die Tagespflegeperson über das Jugendamt laufen lassen müsstet? Wie sieht es mit Tagespflegepersonen aus, die ausschließlich zu Hause und vielleicht sogar rund um die Uhr fremde Kinder betreuen? Irgendwann müssen sie ja auch mal ihren Haushalt erledigen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Nein, und ich finde, dass es ganz klar geregelt ist, dass Tagesmütter für die Kinder zuständig sind und nicht für den Haushalt. Es geht darum, dass die Kinder in Obhut und nicht allein sind und nicht um den Haushalt. Wenn man eine Haushaltshilfe sucht, muss man sich eben anderweitig umsehen. Wenn die Tagesmütter mehr macht, als in ihrem Aufgabenbereich steht, steht es ihr sicher frei. Ich persönlich würde aber nicht davon ausgehen.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich frage mich gerade, ob diese Regelung durch das Jugendamt, so toll sie sich auch anhört, wirklich klar definiert ist, oder ob es sich dabei mehr um eine Auslegungssache handelt; so klingt es für mich nämlich. Welche Haushaltsarbeiten stehen denn im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Kind? Kochen, das leuchtet ein, immerhin muss das Kind versorgt werden, aber was ist mit dem zugehörigen Abwasch, der ja wieder im Zusammenhang mit dem Kochen und auch im Zusammenhang mit den Kindern steht, weil es ihr schmutziges Geschirr ist? Und wie weit gehen die Kinderzimmer? Zusammen mit den Kindern aufräumen, das ist logisch, aber was ist mit weitergehendem Schmutz, den die Kinder beim Spielen im Kinderzimmer hinterlassen haben? Wäre es dann nicht auch angebracht, dort mal zu saugen? Und müssen dann die Gemeinschaftsräume, wie das Wohnzimmer, nicht auch sauber gehalten werden? Dort haben sich die Kinder ja hauptsächlich aufgehalten. Und wie sieht es mit der Wäsche aus, die ausschließlich von den Kindern getragen wurde?

Ich könnte diese Kette bis ins Unermessliche fortführen, befürchte ich, und wüsste auch nicht genau, wo man nun die Grenze ziehen soll, wenn nur die Hausarbeit erledigt werden soll, die mit den Kindern unmittelbar im Zusammenhang steht. Daher sollte man sich, auch wenn die Tagespflege vom Jugendamt finanziert wird, wohl mit den jeweiligen Eltern einigen und Absprachen treffen, das schafft viel Frieden im Vorhinein und vor allem klare Verhältnisse, denn ich finde, dass ein gesundes Maß durchaus dazugehört. Eltern, die eigentlich keine Tagesmutter, sondern eine Putzkraft suchen, führen zu Unzufriedenheit, aber auch Tagesmütter, die sich, wenn die Kinder schlafen, kategorisch weigern, im Haushalt etwas anzufassen und lieber für Stunden die Füße auf den Tisch legen (wobei Pausen durchaus erlaubt sind), stoßen vermutlich nicht unbedingt auf Gegenliebe.

Als ich noch klein war, hatten wir ebenfalls hin und wieder einen Babysitter, weil meine Eltern viel gearbeitet haben. Natürlich stand die Versorgung der Kinder immer im Vordergrund, aber meine Mutter stellte zumindest den Grundsatz auf, dass anfallende Aufgaben erledigt werden sollten und die Wohnung nach der Fremdbetreuung nicht maßgeblich schlimmer aussehen soll, als vor ihrem Erscheinen, man sollte also alles immer ungefähr so hinterlassen, wie man es vorgefunden hatte und das war für alle eine ordentliche Lösung. Babysitter mussten keine Putzaktionen starten, waren andererseits aber für kleine Aufgaben, wie das Ausräumen der Spülmaschine, wenn sie zuvor angeschaltet worden war, oder die Beseitigung von kleinen Sauereien der Kinder zuständig. Ich denke, das war für alle in Ordnung und so würde ich es in dieser Situation wohl auch handhaben, wobei ich denke, dass man diese Absprachen auch problemlos treffen kann, wenn jemand vom Jugendamt finanziert wird.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@Anemone, ich für mich persönlich würde es schon so ähnlich wie Du definieren. Alles, was mit den Kindern zu tun hat, gehört für mich persönlich einfach mit dazu, je nachdem, wo sich die Kinder aufgehalten haben, was sie getan haben, und was grundsätzlich eben zu machen ist. Dass man nun nicht das Spielzeug überall herumliegen lässt, ist mir genauso klar, wie eben auch die Kinderzimmer mit aufzuräumen. Dabei habe ich meine damaligen Tageskinder durchaus unterstützt. Allerdings gab es auch einen Haushaltsplan, an denen sie sich zu halten hatten und der auch ihrem Alter angemessen gewesen ist, dazu gehörte dann auch mal das Wohnzimmer zu saugen und so etwas.

Ich persönlich würde meine Grenze dann schon dort ziehen, wo auch die Kinder im Allgemeinen vermutlich sich nicht aufhalten. So würde ich zum Beispiel nicht auf die Idee kommen, das Elternschlafzimmer aufzuräumen und zu reinigen und genauso wenig würde ich halt mit dem Hund allein spazieren gehen, wenn es sich die Möglichkeit dazu ergeben würde. Bügeln muss zum Beispiel auch nicht unbedingt sein, auch die Kinderkleidung nicht zwangsläufig und so weiter. Grundsätzlich hätte ich aber wie gesagt kein Problem, solche Tätigkeiten im Haushalt zu übernehmen, wenn die Kinder eben schon schlafen oder sie anderweitig beschäftigt sind.

Die genauen Grenzen würden mich ja auch interessieren, da habe ich nicht weiter nachgefragt. Aber ich gehe wirklich davon aus, dass es nicht darum geht, hauptsächlich den Haushalt zu machen und die Kinder nur nebenher zu betreuen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wenn ich eine Tagesmutter suchen würde, dann würde ich von ihr erwarten, dass sie sich gut um meine Kinder kümmert und mehr dann auch nicht. Es sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe, ob man nun Kinder betreut oder ob man sich um den Haushalt kümmert. Für mich haben diese beiden Bereiche nicht sonderlich viel miteinander zu tun und ich denke, dass man da auch im Sinne des Angestellten nicht zu viel erwarten sollte. Und damit meine ich nicht, dass man nicht viel in der Kinderbetreuung erwarten sollte, ganz im Gegenteil. Ich meine, dass man nur nicht erwarten sollte, dass diese Person dann neben der Kinderbetreuung noch etwas anderes im Haushalt unternimmt.

Ich finde es auch nicht schlimm oder sogar falsch, dass das Jugendamt dann so strenge Regeln aufstellt. Viel schlimmer finde ich es ja bei den ein-Euro-Jobbern, die im Tierheim nur die Katzen streicheln dürfen und ansonsten keinerlei andere Arbeiten übernehmen dürfen. Das ist völlig abstrus, denn in einem Tierheim werden immer Leute gebraucht die mithelfen. Aber eine Tagesmutter sollte sich schon auf die von ihr zu betreuenden Kinder konzentrieren, denke ich. Vielleicht ist es auch zu viel verlangt, wenn man ihr auch noch den Haushalt mit aufbürdet, je nachdem wie viele Kinder sie betreuen muss und wie diese sich verhalten natürlich. Wenn es sehr "pflegeleichte" Kinder sind, die vielleicht sehr viel schlafen, dann kann man schon gewisse Aufgaben im Haushalt übernehmen denke ich, aber erwarten würde ich das nun auch wieder nicht.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


@*steph*: Nein, Tätigkeiten wie die Reinigung des Elternschlafzimmers, die Bügelwäsche oder das alleinige Ausführen des Hundes würde ich dann in der Tat auch nicht zu den Aufgaben einer Tagespflegeperson rechnen und hier ist völlig klar, dass eine Grenze gezogen werden sollte, gerade, wenn die Tagesmutter eben nicht selbst finanziert wird und nur für die Stunden entlohnt wird, in denen die Kinder zu beaufsichtigen sind. In einem privaten Rahmen ist das wieder anders und wenn es beidseitig gewünscht wird, können ja zusätzliche stunden, zum Beispiel in der Schulzeit der Kinder, vereinbart werden, in denen solche Tätigkeiten ausgeführt werden. Ich finde aber auch, dass man als Tagespflegeperson den Eltern ihre Privatsphäre zugestehen sollte, zumal man ja auch selbst dieses Bedürfnis haben sollte und gar nicht eindringen will; ich hätte wohl keine Ambitionen, die Unterwäsche der Eltern zu waschen, das ginge mir zu weit.

@olisykes91: Ich finde eben nicht, dass man die Bereiche „Kinder“ und „haushalt“ so strikt trennen kann. Wie ich oben schon ausführte, verursachen Kinder einen großen Teil der Arbeiten, die im Haushalt so anfallen, und ich fände es als Mutter wohl auf die Dauer nicht tragbar, wüsste ich meine Kinder zwar gut betreut, fände aber meine Wohnung abends in einem schlachtfeldartigen Zustand vor, ein Mindestmaß an Hausarbeit muss schon sein. Eine Tagesmutter, die keinerlei Hausarbeit macht, vermittelt den Kindern irgendwie auch ein falsches Bild. Sie sollten schon sehen, dass Arbeiten zu verrichten sind und entsprechend mit einbezogen werden und helfen müssen, das sehe ich ab einem gewissen Alter schon als Bestandteil der Erziehung.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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