Karl May wird umgeschrieben

vom 30.09.2009, 19:12 Uhr

Bis dahin ist es noch ein langer Weg, aber entsprechende Pläne dafür liegen bereits in der Schublade. Wie von der Karl- May- Gesellschaft zu erfahren ist wird dort erwogen diesen Klassiker der deutschen Abenteuerliteratur umzuschreiben und eine modernisierte Version der Werke aufzulegen. Man ist wohl zu dem Schluss gekommen dass sich die heutige Jugend mehr an Harry Porter und Co orientiert als an diesem unvergessenen Schriftsteller. Angeblich soll der Stil der Werke wie Winnetou, Hadschi Halef Omar oder Old Firehand nicht mehr jugendgemäß sein. So will man herausgefunden haben dass nur noch zehn Prozent der Jugendlichen Karl May überhaupt noch lese und hofft durch diese Maßnahme die verlorene Leserschar wieder an diese Werke heranzuführen.

Ich als großer Fan dieser Bücher finde diese Gedanken unglaublich, es wäre für mich absolut undenkbar solch eine modernisierte Fassung zu lesen, geschweige denn zu kaufen. Natürlich muss ich zugeben das die Deutschtümmelei und die übertrieben Frömmigkeit nach meinem Empfinden in einigen der Werke doch ein bischen unpassend ist aber Karl May war auch ein Kind seiner Zeit und hat dementsprechend auch seine Bücher so geschrieben wie sie nun einmal sind.

Was haltet ihr von diesen Plänen? Findet ihr das in Ordnung dass hier in den Werken eines berühmten Schriftstellers herumgefuscht wird der immerhin auf eine Weltauflage von zweihundert Millionen Büchern verweisen kann? Ich finde es absolut unfair die Werke eines toten Schriftstellers zu verändern der sich dagegen nicht mehr wehren kann. Könntet ihr euch vorstellen dass die Hoffnung auf eine jüngere Leserschaft sich durch modernisierte Fassungen erfüllen läßt beziehungsweise würdet ihr die modernisierten Bücher lesen oder sogar bevorzugen?

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich sehe das ähnlich wie du, hooker. Karl Mays Werke sind aus einer bestimmten Zeit heraus entstanden und sollten darum auch so belassen werden, wie sie sind. Wenn man sie verändert, kann man auch gleich einfach das tun, was heutzutage ja ohnehin schon sehr modern ist: Die Protagonisten mit anderen Namen versehen, die Haupthandlung an einen anderen Ort versetzen und ansonsten klauen, was das Zeug hält. Viel anderes ist eine Veränderung alter Werke dann auch nicht.

Mal ganz abgesehen von der Schande, die so etwas wäre, bezweifle ich doch ganz stark, dass so eine Aktion das Problem lösen würde. Der Grund dafür, dass die Jugendlichen heute keine Karl May Bücher mehr lesen, liegt sicherlich nicht nur in seiner Ausdrucksweise und seinen altertümlich wirkenden Moralvorstellungen. Das spielt sicherlich mit, ich denke aber auch, dass sich heute einfach keiner mehr für Indianer und Trapper interessiert. Der wilde Westen ist out, vielleicht tatsächlich nicht mehr zeigemäß, aber auf jeden Fall uninteressant für Kinder und Jugendliche. Und wenn einen die Lebenswelt, in der sich ein Abenteuer abspielt, nicht interessiert, ist es egal, wie gut die Geschichte geschrieben ist. Man liest sie trotzdem nicht, weil man sich eben nicht damit identifizieren kann.

Das Genre Science-Fiction gibt es schon seit der Wende zum 20. Jahrhundert, die erste Geschichte dieser Art verfasste H.G. Welles 1901 mit "The first men in the moon". Vergleicht man diese Geschichte und die darin beschriebenen Szenarien mit heutiger Sci-Fi-Literatur, so bemerkt man eine massive Weiterentwicklung. Schon der Titel verrät, was damals ans fantastisch betrachtet wurde. Heute sind Reisen zum Mond selbstverständlich, fernere Welten müssen her. Ein Wandel, dem das Thema vermutlich seine anhaltende Popularität verdankt.

Bei einer Thematik, die sich um den wilden Westen dreht, ist diese Weiterentwicklung jedoch deutlich schwieriger, weil sich das einfach nicht in unsere heutige Realität eingliedern lässt. Das ist bei Raumschiffen oder Zauberern und Hexen einfacher(Elfen und Hobbits leben sowieso in einer ganz anderen Welt), weshalb diese bei jungen Leuten beliebter sind. Das wäre zumindest meine Theorie dazu, weshalb ich eine Veränderung von Karl Mays werken nicht nur sehr unschön fände(vor allem weil ich sie mag, so wie sie sind), sondern auch für vollkommen zwecklos halte.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Solange es noch beide Fassungen dann zu kaufen gibt, finde ich es okay. Ich habe von den Winnetou-Teilen einen Band gelesen und fand es sehr schwallig geschrieben. Eigentlich habe ich kein problem damit, da ich auch andere Bücher aus früheren Epochen gerne lese, aber mit Karl May kam ich nicht zurecht.

Ich jedenfalls würde mich sehr freuen und es dann auch gern meinem Sohn kaufen. Er beginnt jetzt erst mit dem Lesen, möchte sich aber beispielsweise nächste Woche schon "Räuber Hotzenplotz" in der Bücherei ausleihen. Es ist doch gut, wenn Klassiker weiterhin gelesen werden. Ob nun in Original oder in einer Neufassung. :) Besser als wenn Goldstücke der Literaturgeschichte vergessen werden.

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» merlinda » Beiträge: 530 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo!

Ich finde die Idee nicht besonders gut. Das sind literarische Meisterwerke und wichtiger Bestandteil davon sind nunmal auch der Schreibstil und die Ausdrucksweise des Schriftsteller. Sie nun umzuschreiben verfälscht doch das eigentliche Buch völlig und das ist meines Erachtens nicht ok. Es stimmt schon, dass die Bücher leider immer weniger gelesen werden und auch, dass sie nicht dem entsprechen was viele Kinder lesen wollen, aber warum soll man deshalb Meisterwerke in genauso leichte und, meines Erachtens, relativ inhaltslose Bücher wie Harry Potter umschreiben?!

Es schreibt doch auch keiner Shakespeare um, nur weil die Sprache nicht dem heutigen Englisch entspricht und etwas schwer verständlich ist. Jedenfalls hoffe ich inständig, dass niemand auf die Idee kommt das zu tun.Also ich finde das ganze idiotisch.

» SabrinaMuc » Beiträge: 788 » Talkpoints: 15,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Kann eine Buchreihe einfach so umgeschrieben werden? Bei E-Books wird ja wohl öfter etwas umgeschrieben. Ich finde es einfach unerhört. Genauso, wie sie aus Pippi Langstrumpfs Taka-Tuka-Land einfach die Südsee machen, genauso werden wir dann irgendwie Winnetou in anderer Gestalt erleben. Womöglich werden sie dann nicht nur Bücher umschreiben, sondern entsprechend auch neue Filme mit anderen Figuren drehen. Für mich ist das dreist.

Wer steckt dahinter und bestimmt, was umgeschrieben werden soll? Muss da nicht das Urheberrecht beachtet werden? Ich habe die Karl May Bücher und bin froh darüber. Das Internet macht so manches kaputt. Shakespeare ist auch schlecht in der damaligen Sprache zu lesen. Werden sie sich da auch daran wagen? Oder vielleicht an Goethe oder Storm?

Ich könnte mir vorstellen, wenn man schon auf die Idee kommt, Bücher umzuschreiben, ist der Weg nicht mehr weit zum alten Meister. Darf es vielleicht Rembrandt sein? Seine Bilder sind so dunkel. Ein wenig Licht könnte nicht schaden. Solch ein Gedanke ist nicht von der Hand zu weisen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich selbst habe Karl May nie gelesen, weil ich einfach nicht auf Cowboy und Indianer stand. Es stellt sich mir aber die Frage, ob es dann immer noch Karl May heißt oder ob man auf der Grundlage von seinen Werke neue Werke schreibt. Ein Werk zu verpfuschen, es also immer noch unter Karl May laufen zu lassen, finde ich irgendwie daneben. Karl May hat sich beim Schreiben ja etwas gedacht. Es malt ja auch niemand die Mona Lisa um, nur weil sie nicht mehr zeitgemäß ist. Ein neues Werk zu schaffen, dass sich an Karl May anlehnt, finde ich dagegen gar nicht schlimm. So spricht man vermutlich wirklich wieder mehr Menschen und auch junge Menschen an. Immerhin leben wir eigentlich eher in einem digitalen und vor allem TV-Zeitalter. Ich kenne nicht mehr viele Kinder, die gerne lesen.

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich würde auch eine moderne Fassung von Karl May nicht lesen. Es ist einfach nicht mein Thema. Trotzdem finde ich die Vorstellung nicht sonderlich gut. Ich würde es noch verstehen, wenn man das Ganze komplett anders aufzieht, wie zum Beispiel in die Richtung Bilderbücher, um eben die Kleinen dafür zu interessieren. Denn diese würden sich dann später eher die Romane kaufen, wenn sie erst mal ihr Interesse für Indianer entdeckt haben.

Und wie schon angesprochen wurde, schreibt man ja Goethe und Schiller auch nicht um, damit die Jugend sich dafür interessiert. Wobei es da aus DDR-Zeiten noch einen recht guten Film zu "Kabale und Liebe" gibt. Denn über diesen Film habe ich dann erst mal Zugang zum eigentlichen Werk gefunden. Das wäre aus meiner Sicht, der bessere Weg, um junge Leute für diese Literatur zu gewinnen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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