Wo und wann hat eure Hilfsbereitschaft seine Grenzen?
Ich kann deine Gedanken auch sehr gut nachvollziehen. Allerdings ist es denke ich durchaus ein Problem, wenn man denkt, dass es ja auch andere Menschen gibt, die helfen sollen und können. Das ist zwar prinzipiell richtig, aber wenn sich das eben jeder denkt, dann ist das wohl auch nicht so toll. Wie bereits von einem anderen User angesprochen wurde, gibt es ja unterschiedliche Arten von Hilfestellung. Ich klammere hier nun einfach einmal die Hilfestellung bei einem Unfall oder dergleichen aus, weil hier sollte es ja wirklich auch ohne Diskussion klar sein, dass hier eine Hilfestellung nicht nur notwendig ist, sondern auch Pflicht ist.
Du meinst mit deinem Beitrag aber denke ich eher die Hilfestellung im Freundes- und Familienkreis. Prinzipiell ist in diesem Bereich meine Hilfsbereitschaft sehr groß. Ich muss aber auch zugeben, dass das durchaus schon ausgenutzt wurde, was mich natürlich dann auch nicht so sehr erfreut hat. Wo bei mir jedoch vor allem im Freundeskreis bald einmal eine Grenze erreicht ist, ist der Faktor Geld. Meine Nachbarin zum Beispiel hat sich bei mir einmal am Freitag Abend 300 Euro ausgeborgt, die sie mir am Montag in der Früh wieder zurück geben wollte. Ich bin dem Geld dann sage und schreibe 6 Monate lang nachgelaufen.
Das habe ich wirklich unverschämt empfunden. Generell habe ich auch den Grundsatz, dass ich Geld nicht herborge, vor allem nicht höhere Summen. Aber die Nachbarin hatte da eben noch ein kleines Baby und meinte, sie bräuchte das dringend, wegen einer Notlage, auf die ich hier nun nicht genauer eingehen möchte. Und mit Baby ist es dann natürlich noch schwerer etwas abzulehnen.
Letzte Woche war aber wieder eine ähnliche Situation. Und auch wenn es mir ehrlich gesagt sehr schwer gefallen ist, ich habe dieser Nachbarin das Geld nicht geborgt. Vor allem weil ich da eben schon schlechte Erfahrungen mit ihr gemacht habe. Sie war dann auch ziemlich beleidigt, aber damit müssen wir nun eben beide leben. Ich habe nun auch keine Lust, meinem Geld monatelang nachzulaufen und ich weiß, dass sie in der nächsten Zeit das Geld auch nicht haben wird. Sie ist da in einer ziemlich verkorksten Situation.
Dann bin ich noch beim Thema Auto ziemlich heikel. Oben genannte Nachbarin wollte sich auch schon gelegentlich mein Auto ausborgen. Und das mache ich aber auch nicht. Innerhalb der Familie verborge ich es schon, im Freundeskreis aber nur in äußersten Notfällen. Im übrigen ist es auch so, dass ich auch nicht auf die Idee kommen würde mir ein Auto von einer Freundin zu leihen, nur weil ich gerade keines habe. Da würde ich selbst hier am Land irgendwie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Ich brauche hier mein Auto. Ein Unfall kann mir natürlich auch jederzeit passieren, aber ich möchte mein Auto bitte gerne selber verunstalten. Solche Sachen führen nur zu Problemen und da hört sich meine Hilfsbereitschaft auf. Allerdings kann ich sie durchaus gerne zum Einkaufen oder dergleichen mitnehmen. Das ist schon in Ordnung.
Es sind also eher diese Bereiche, bei denen meine Grenzen bald einmal erreicht sind. Wenn es darum geht, auf andere Kinder aufzupassen oder eine Freundin hat mich früher auch öfters gebeten auf den Hund im Urlaub aufzupassen, dann ist das alles für mich in Ordnung. Ich gieße auch gerne die Blumen oder dergleichen. Dann bin ich auch relativ dafür bekannt, dass man sich bei mir gut ausheulen kann. Meine Telefonnummer ist also durchaus auch immer wieder mit einer Art Kummernummer zu vergleichen und es ist für mich auch in Ordnung, wenn man mich in Notfällen auch mitten in der Nacht anruft. Das ist auch schon öfters von sehr guten Freunden vorgekommen.
Allerdings sollte es dann auch wirklich ein Notfall sein. Da bin ich dann auch gerne mitten in der Nacht zur Stelle. Wenn man mich um drei in der Früh anruft um mir irgendeinen Liebeskummer oder dergleichen zu erzählen oder dass man eben einfach so nicht schlafen kann, dann finde ich das weniger toll. Mein Schlaf ist mir da auch heilig. Mein inzwischen Ex hatte da zum Beispiel früher oft die Tendenz dazu, dass er mitten in der Nacht bei mir angerufen hat. Er hatte dann in der Regel zu viel Alkohol getrunken und da hat er dann immer eine Heulphase gehabt.
So hat er mich dann des öfteren mitten in der Nacht oder im Morgengrauen angerufen um mir am Telefon vorzuheulen, wie arm er doch ist und dass seine Ex vor mir ja so gemein und böse ist und die Welt sowieso ja durch und durch böse ist. Solche Fälle halte ich nicht wirklich für einen Notfall und da fehlt mir dann irgendwo mein Verständnis. Früher habe ich mir das sogar in der Tat gefallen lassen und habe ihm zugehört. Das habe ich ihm inzwischen aber zum Glück abgestellt. Da soll er doch bitte gefälligst wen anderen anrufen.
Sonst ist es für mich wie gesagt kein Problem, auch in der Nacht da zu sein. Ich bin selber ja auch froh, dass ich zur Not wüsste, welche Freundin ich ebenfalls mitten in der Nacht anrufen kann. Zum Glück kam es noch nicht so weit, aber es ist gut zu wissen, dass eben auch in der Nacht jemand zur Hilfe da wäre.
Ich bin auch sehr hilfsbereit und helfe auch sehr gerne. Meine Hilfsbereitschaft würde aber da aufhören, wenn ich merke, dass ich bzw. meine Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird. Ich verlange keine Gegenleistung oder ein Wort des Dankes, aber ich finde es auch nicht gut oder in Ordnung, wenn man mich ausnutzt, nur weil ich gerne helfe, dann ist bei mir auch eine Grenze überschritten und dann schalte ich auf stur, aber ansonsten kann man sich auf mich verlassen.
Mir wird schon seit Jahren immer nach gesagt ich sei zu gut für diese Welt. Ich denke einfach zu sehr erst an andere Menschen bevor ich mal an mich denke. Auf der einen Seite ist so was ja auch nicht schlecht, aber mittlerweile habe ich gemerkt das ich einfach viel zu kurz komme. Ich habe mir seit Ewigkeit nichts mehr gegönnt oder Freude an irgendetwas gehabt. Das soll ja auch nicht Sinn und Zweck der ganzen Sache sein. Ich helfe anderen Menschen immer noch sehr gern, jedoch denke ich jetzt auch mehr an mich. Denn wenn es einem selbst nicht gut geht, kann man auch anderen nicht helfen.
Also mir hat schon mal jemand gesagt, dass ich "zu gut bin für diese Welt". Was damit gemeint war, war, dass
ich den meisten Leuten so gut wie nichts abschlagen kann. Schwierig wird es bei mir dann, wenn meine Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird und ich trotzdem nicht nein sagen kann. Irgendwann ist bei mir dann aber auch zappenduster und wer mich einmal so richtig ausgenutzt hat, für den tue ich NICHTS mehr.
Aber wenn es um Hilfsbereitschaft auf offener Straße geht: jemandem helfen, der körperlich attackiert wird, meinen Hintermann im Supermarkt vorlassen, weil er nur eine Flasche Bier hat, im Bus aufstehen - das sind für mich alles Selbstverständlichkeiten. Außer an Tagen, wo es mir vielleicht nicht so gut geht, da bin ich mir dann auch selbst die nächste.
Es gibt eine Menge Leute, die das nicht verstehen, oder die sagen: "Mach dies oder das nicht, das ist zu gefährlich, denk auch mal an Dich, etc.", aber ich denke dann immer, wenn jeder so denkt, dann wird auf der Welt gar nicht mehr geholfen. Ich helfe Fremden, aber natürlich auch meiner Familie und meinen Freunden. Aber ich denke, das sollte selbstverständlich sein.
Ich muss ehrlich zugeben, ich habe noch nie alten Menschen auf er Straße geholfen, aber wohl eher, weil ich mich nicht traue, diese anzusprechen. Freunden helfe ich möglichst immer und auch entfernten Bekannten habe ich sonst bei jedem noch so kleinen Problem geholfen.
Das Problem war, dass trotz des teilweise großen Einsatzes kaum Dankbarkeit rüberkam und als ich Hilfe brauchte, waren nur noch wenige plötzlich da. Da habe ich gemerkt, wer ein wahrer Freund ist und weiß seitdem, wer meine Hilfsbereitschaft wirklich zu schätzen weiß. Wahre Hilfsbereitschaft über die pure Höflichkeit hinaus genießen also nur gute Freunde bei mir, denn für alles andere wurde ich schon zu oft ausgenutzt.
Als einmal ein Arbeitskollege von meinem Freund arbeitslos wurde und kein Geld mehr für Essen und Strom hatte, haben wir sein Handy bei uns laden lassen, für ihn mitgekocht und Essen gekauft. Wir haben ihm auch ab und an Geld geliehen, damit er sich was kaufen kann. Letzten Endes kam heraus, dass er das geliehene Geld versoffen hatte und mit dem restlichen Geld einfach abgehauen ist (und unserer Spielekonsole). Als ich dann kein Geld mehr hatte musste ich hungern, weil er es nicht mehr zurückgebracht hatte. Da sieht man mal den Dank für Hilfsbereitschaft.
Das Einzigste, bei dem ich weitere treu helfen werde, sind die Tiere. Gerade bei denen herrscht so viel Elend. Und ich muss sagen, ich habe bei niemandem so viel Dankbarkeit entdeckt wie bei diesen fühlenden Lebewesen. Ich habe schon hunderte von Stunden ehrenamtlich in Tierheimen verbracht. Nicht nur die Mitarbeiter im Tierheim waren dankbar: Der glückliche Blick, der zufrieden strahlende Hund nach dem spazieren gehen ist Grund genug für die Arbeit. Das vorher verstörte Meerschwein, das nun fröhlich quiekend meinen zubereiteten Obstsalat futtert ist ein Beweis, dass es nicht umsonst war. Meine Hilfsbereitschaft gilt also den Dankbaren.
Früher war ich auch ein sehr extrem hilfsbereiter Mensch und habe mich selbst dabei sogar oft in den Schatten gestellt, aber nachdem ich dann mal gemerkt habe, das bei einigen Leuten nichts an Hilfe zurückkam, wenn ich mal darauf angewiesen war, habe ich meine hilfsbereite Einstellung auch rapide zurück geschraubt. Ich habe gemerkt, das ich und meine Familie einfach besser damit fahren, wenn wir erstmal an erster Stelle stehen und dann evtl. andere kommen. Früher war ich immer und für alle da, aber mittlerweile wäge ich schon sehr genau ab, ob meine Hilfe angebracht ist oder ob es wieder nur ein Ausnutzen ist.
Das beste Beispiel habe ich grade selber in der Familie, denn meine Mutter zieht mit ihrem Mann und meiner Schwester in die Wohnung unter uns und da ihr Mann durch seine Krankheit sehhr eingeschränkt ist, fällt er beim Umzug komplett weg und kann nicht mithelfen. Meine Schwester hat auch andere Dinge, die sie für wichtiger empfindet im Kopf und meine Mutter ist auch nicht grad die Fleissigste, also versuchen alle, mich und meinen Partner dafür zu holen. Im Klartext würde das bedeuten, das wir für die den Umzug machen und das als Selbstverständlich angesehen wird. Wir haben auch noch einen Bruder, der sich aber auch nicht blicken lässt zum helfen und ich sehe es auch nicht ein, ständig bei Fuss zu stehen für den Umzug, da wir auch selber eine Familie sind und unsere Privatsphäre habe.
Meine Mutter kommt auch wegen jedem Mist nach oben und hängt hier ständig rum, was natürlich sehr an uns nagt, da wir gar kein Privatleben mehr haben können so und wir sind mittlerweile so weit, das wir uns jetzt nach einer neuen Wohnung umsehen, damit wir endlich wieder unsere Ruhe haben können. Meine Mutter und der Rest, der unter uns einzieht, nutzt unsere anfängliche Hilfsbereitschaft einfach nur aus und wir wissen jetzt schon, das wir hinterher noch nicht einmal ein Danke dafür bekommen würden. Da hört bei mir dann auch meine Hilfsbereitschaft auf, auch wenn es meine Mutter und somit Familie ist. Wie gesagt, erst kommt meine eigene Familie und dann der Rest. Jede Hilfsbereitschaft sollte seine Grenzen haben und man muss sich von niemanden ausnutzen lassen.
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