Wie reagieren katholische Priester auf andere Religionen?

vom 19.04.2012, 13:56 Uhr

Wenn unser Sohn auf der Welt ist, soll er katholisch getauft werden. Eine katholische Taufpatin haben wir bereits ausgewählt, welche in unseren Augen auch bestens geeignet ist. Mein Mann möchte allerdings als zweiten Paten unbedingt seinen besten Freund nehmen. Dieser ist jedoch Moslem und wird dem eigentlichen Sinn, also das Kind auf dem katholischen Lebensweg zu begleiten nicht nachkommen können. Trotzdem soll er dem Kleinen eine weitere männliche Bezugsperson bieten.

Das der Freund aufgrund seines Glaubens kein Taufpate, sondern nur ein Taufzeuge sein kann ist uns klar. Allerdings befürchte ich, dass unser katholischer Pastor uns einen Strich durch die Rechnung machen wird, da diese oft nicht besonders kooperativ sind, wenn es sich um andere Religionen handelt. Wart ihr vielleicht selbst schon mal in einer solchen Situation und könnt mir über eure Erfahrungen berichten? Mich würde interessieren ob es diesbezüglich Probleme gab oder ob alles reibungslos ablief und wie die Priester reagierten.

» Heuhaufenmonster » Beiträge: 284 » Talkpoints: 29,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das Vorhaben widerspricht ja genau der Idee, welcher hinter der Taufe steht. Wenn der Priester ein wenig Rückgrat hat, dann wird es das Ansinnen natürlich ablehnen! Wieso sollte er einem Mann das Versprechen abnehmen, das Kind im christlichen Glauben zu erziehen, wenn er selbst nicht nur kein Christ ist (also aus der Kirche ausgetreten ist), sondern sogar aktiv einem anderen Verein angehört? Die Idee des "Taufzeugen" ist ja aus der Not geboren und soll Christen anderer Religionen in die Lage versetzt werden, trotz aller Widersprüche als Pate fungieren zu können. Jetzt aber mit dem Religionsbruch wäre es wohl zu weit gehend.

Nebenbei verstehe ich auch den Moslem nicht, der sich bereit erklärt, in einer katholischen Kirche das Versprechen zu geben, einen Menschen im christlichen Sinn erziehen zu wollen. Offensichtlich ist sowohl dein Mann als auch sein bester Freund nicht wirklich Religionsfest und sehen hierin jeweils nur eine Folkloreveranstaltung die Anlass bietet, mal zu feiern. Das ist in letzter Konsequenz eine Einstellung, die zwar zum Weltfrieden beitragen kann (und der ich mich anschließen würde). Aber sie eignet sich nicht dafür, sich für eine Religion auszusprechen. Wieso also soll das Kind überhaupt getauft werden?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Getauft wird das Kind weil ich es so möchte und aus verschiedenen Gründen für sinnvoll halte. Mein Mann, also der Vater, gehört keinem Glauben an und musste auch erst von einer Taufe überzeugt werden.

Unser Streitpunkt hier ist eben die Auswahl der Paten. Ich selbst bin der Meinung das der Freund meines Mannes aus mehreren Gründen nicht als Pate in Frage kommt. Zum einen natürlich aufgrund der Religion, zum anderen da wir ihn recht selten sehen und das Kind nicht besonders viel von ihm als Paten hätte. Nachdem nun gemeinsam eine katholische Taufpatin bestimmt wurde, besteht mein Mann nun aber auf seinen Freund als weiteren "Paten". Ich bin momentan noch aktiv dabei, meinen Mann zu überzeugen und weise ihn dabei natürlich auch auf die Problematik bezüglich der katholischen Kirche hin. So langsam sieht er ein, das er von seinen Plänen abweichen muss, jedoch sammle ich noch einige Informationen zu einigen meiner Argumente, weshalb ich auch hier nachfrage.

Was den Moslem angeht: Dieser ist dem Glauben beigetreten, da seine Ex-Frau diesem angehörte und von deren Famlie gefordert wurde, dass er selbst auch diesem Glauben beitritt, wenn er die Frau heiraten möchte. Er hat sich bisher auch streng danach gerichtet und z. B. auch kein Schweinefleisch mehr gegessen, was als Koch doch recht schwierig war. Allerdings ist die Ehe seit mehreren Jahren beendet und ich habe den Eindruck, dass er eigentlich gar nicht mehr so recht in dieser Religion leben möchte.

» Heuhaufenmonster » Beiträge: 284 » Talkpoints: 29,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Du hattest in einem anderen Thread ja schon erläutert, dass ihr euer Kind auch taufen lassen möchtet weil ihr eben in einer sehr christlichen Region wohnt. Das kann ich gut verstehen. Ich bin nicht sehr gläubig und dennoch ist unsere Tochter getauft wurden. Ich denke, dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Auch sehe ich das mit dem Taufpaten etwas „anders“, als mein Vorredner. Der Taufpate soll das Kind auf dem Lebensweg begleiten und nicht nur bei dem religiösen Weg. Und mal ehrlich, welcher Taufpate liest dem Kind schon etwas aus der Bibel vor? Ich werde auch Patentante und sehe es dabei eher als meine Pflicht für das Kind da zu sein, als religiös dahinter zu stehen.

Nun aber zu deinem eigentlichen Thema. Ich denke es gibt viele Pastore die ein Problem haben einen anders religiösen Taufpaten zu nehmen. Es gibt ja nun die Möglichkeit mit dem Taufzeugen. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei diesem nicht selbst beglaubigt werden muss, dass er das Kind christlich begleitet. Auch glaube ich gibt es da keine pauschale Antwort. Jeder Pastor ist da anders. Unserer hätte sicherlich ein Problem damit. Bevor er den Taufzeugen fragt würde ich erst bei dem Pastor nachfragen, da sonst die Enttäuschung sicherlich groß sein wird, wenn er doch nicht als Taufzeuge genommen wird.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Lara2011 hat geschrieben:Der Taufpate soll das Kind auf dem Lebensweg begleiten und nicht nur bei dem religiösen Weg.

Hier will ich dir mal zu Gute halten, dass du ja geschrieben hast, nicht sehr religiös zu sein und aus eben anderen, nicht religiösen und nicht erläuterten Gründen dein Kind hast taufen lassen. Wenn man aber annimmt, dass der Priester oder Pfarrer die Sache ernst nimmt und tatsächlich von seinem Gott überzeugt ist und die Taufe nicht allein auf Grund einer Feier oder der Folklore wegen vollzieht, sieht die Sachlage anders aus. Mit der Taufe wird der Mensch in den Kreis der Christen aufgenommen. Das Wasser reinigt den Menschen von der Sünde und danach ist der Mensch Christ! Der Pate (die Eltern sowieso!) verpflichtet sich in seiner Eigenschaft als Pate eben, im Notfall für die Eltern einzuspringen (übrigens gilt die Pflicht nicht wirklich wenn das Kind zum Vollwaisen wird - darüber entscheidet dann entweder die Vorsorge der Eltern oder das Jugendamt!) und das Kind im christlichen Glauben zu erziehen! Alles andere ist hinsichtlich des Sinns der Taufe Unfug und - jedenfalls in der christlichen Welt - lässlich.

Das Vorhaben ist nun, dass ein Mensch einer anderen Religionsgemeinschaft, welche Christus noch nicht mal als Sohn Gottes anerkennt (was die Christen ja letztlich vereint gegen Juden, Moslems und den Rest), in der Kirche vor Gott seine Bereitschaft erklärt, dass das Kind durch ihn zu einem guten Christen wird? Da muss der Pfarrer vorher schon kräftig vom Wein probieren, um hier nicht ins Stottern zu kommen.

Aber vielleicht eines: ich persönlich bin kein Christ (oder einer anderen Sekte angehörig) und sehe mich schon auch als weltlichen Menschen. Ich will auch die Dogmen der Kirche nicht verteidigen, glaube aber wenigstens ein paar davon zu kennen. Daher will ich nur auf den Widerspruch hinweisen, wenn man sich aus Tradition (oder sonstigen Gründen) zwar durch die Bräuche beeinflussen lässt und praktisch alle Riten mitmacht, aber ansonsten nichts wirklich damit zu tun haben will.

Übrigens: man kann auch "Christ" sein ohne sich dann an die von den Vertretern der Religionsgemeinschaft ausgegebenen Regeln zu halten. Dann aber verfolgt man seine eigene Religion (oder seinem eigenen Aberglauben) und könnte sich befähigt sehen, sich selbst Tempel oder Kirchen zu bauen und die Taufe auch selbst durchzuführen. Wieso sollte das nicht gehen, wenn man schon bei anderen Dingen nicht auf die jeweilige Amtskirche hört? Dann hätte man auch die Definitionshoheit bzgl. des Sinns der Taufe und darf bestimmen, dass auch Haustiere als Paten zugelassen werden. Will man aber über bestehende Vereine die Sachen regeln lassen, so gelten schlicht deren Regeln.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Der katholischen Kirche genügt ein Taufpate, der katholisch ist. Ein weiterer muss zu einer christlichen Kirche gehören. Ich glaube also nicht, dass der Priester einen Moslem akzeptieren wird. Der dürfte auch nicht in der Lage sein, unter Umständen ein Kind christlich zu erziehen. Aber wie ich jetzt las, ist der Freund ja nicht von Geburt an Moslem. Ob sich da ein Geistlicher überzeugen lässt, das würde ich doch mal selbst mit diesem besprechen. Auch wenn sich der Priester im Sinne deines Partners überzeugen lassen würde, ist es keinesfalls im Sinne des katholischen Glaubens und der Taufe.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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