Politische Überzeugungen öfter mal wechseln legitim?
In NRW sind ja bald wieder Wahlen und wir haben im Bekanntenkreis, unter Freunden und auch in der Schule bereits daraüber gesprochen. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele ihre politische Überzeugung sehr oft wechseln. Wer bei den letzten Wahlen noch für SPD war ist übergesprungen zu einer anderen Partei und wer CDU war genauso. Sollte man nicht irgendwie von einer Partei voll überzeugt sein und auch diese dann mit einer Wahl unterstützen oder ist es legitim, wenn man die politische Überzeugung ständig wechselt?`
Wie macht ihr es? Seid ihr immer für eine Partei oder wechselt ihr eure Meinung zu der Partei, zu der ihr noch bei der letzten Wahl gestanden habt? Denkt ihr, dass man einfach wählen sollte, was einem zur Zeit gefällt an den Parteien und an dem Konzept oder sollte man wirklich auch mal in die Vergangenheit schauen, was die Parteien geleistet haben?
Meiner Meinung nach ist es durchaus legitim, seine politischen Überzeugungen auch mal zu wechseln, zumindest wenn man sich generell mit Politik beschäftigt und auch weiß, welche Partei für welche Dinge einsteht und welche Meinung im Moment vertreten wird. Ich kann es sogar durchaus sehr gut verstehen, wenn man öfter mal seine Meinung zur eigenen oder favorisierten Partei ändert. Immerhin ändert ja auch eine Partei ständig ihr Wahlprogramm und hat immer andere Dinge und neue Ideen, was sie verbessern möchte und wo für sie steht.
Auch sind die Top-Kandidaten vieler Parteien auch bei jeder Wahl anders vertreten und oft wählen viele ja wirklich eben nach Sympathie und haben nicht mal wirklich einen Plan davon, was ihre Partei jetzt für eine Meinung vertritt, etc. Ich selbst habe vor einigen Jahren auch noch eine andere Partei gewählt als diese, die ich jetzt spontan wählen würde, eben genau aus diesem Grunde und zum anderen, weil ich eben davon überzeugt bin, dass der andere Weg nicht mehr der richtige ist.
Ich frage mich wieso man einer Partei treu sein sollte, wenn doch die Parteien ihre Programme ebenso verändern. das zum Beispiel damals, als die CDU die Studiengebühren in ihrem Programm hatte, ganz viele eine andere Partei gewählt haben, ist doch klar. Das Leben verändert sich, so wie auch die Parteilandschaft und die einzelnen Programme sich ändern. Aber deswegen muss es mir doch nicht dauerhaft gefallen. Sogar jeder Mensch verändert sich ja.
Von daher finde ich das völlig legitim, dass man seine Meinung ändert. Ich finde sogar, dass es die beste Variante. Wo würden wir denn heute leben, wenn alle immer die Partei wählen würden, die sie bei ihrer ersten Wahl gewählt haben? Dagegen wäre ja schon Herr Kant gewesen, der eben einen mündigen Bürger propagiert. Und so sehe ich das auch, ich finde, dass es fast nichts schlimmeres gibt, als Menschen, die einfach etwas tun, was ihnen gesagt oder geraten wurde, ohne dies selbst zu hinterfragen. Wir alle wissen wohl, dass diese Zeiten zum Glück vorbei sind.
"Politische Überzeugungen" lassen sich nicht so ohne weiteres wechseln, wenn es sich tatsächlich um Überzeugungen geht. Ist in etwa wie die Frage nach der Religionszugehörigkeit. Auch hier wäre es verwunderlich, ein paar Jahre als Buddhist zu firmieren, dann als Katholik, später als Moslem um dann wieder vielleicht zu einer Naturreligion zu wechseln. Wobei die politische Überzeugung doch nichts wirklich zwingendes mit bestimmten Parteien zu tun haben muss.
Das man sich vor bzw. bei Wahlen regelmäßig neu entscheidet, hat ja was mit konkreten Erwartungen und vielleicht sogar mit Taktik zu tun. So ist es nicht unüblich auch als Anhänger der Partei A seine Zweitstimme der Partei B zu geben, wenn diese in Aussicht stellt, eine Koalition mit A eingehen zu wollen. Und natürlich kann man der Partei die eigentlich den persönlichen Überzeugungen am nächsten kommt die Stimme verweigern, wenn diese absehbar zu Gunsten der Macht wichtige Ziele verrät bzw. wegen angeblicher Sachzwänge anders handeln wird, als vom Programm vorgegeben wurde.
Wer also die Partei ständig wechselt, muss nicht gleichzeitig die eigenen politischen Überzeugungen wechseln. Denn diese verändern sich eigentlich eher langsam und über Jahre. Wie es sich zeigt, ist es letztlich so, mit abnehmender geistiger Flexibilität eher nach rechts zu rutschen. Das mag ein Vorurteil sein, ist letztlich aber mein Empfinden.
Grundlegende politische Überzeugungen hingegen mehrfach zu ändern/wechseln, ist in meinen Augen nur ein Zeichen dafür, dass man sich zu wenig Gedanken gemacht hat. Wobei, der Mensch verändert sich und auch das Umfeld ändert sich. Damit ist es legitim, auch die Grundfesten zu hinterfragen oder eben gar zu ändern. Nur dürfte es in den seltensten Fällen so sein, dass man sich in einem Kreis bewegt und nach ein paar Jahren des stetigen Wechsels zu der politischen Ausrichtung kommt, die man zu Beginn hatte.
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