Praxis für Ergotherapie eröffnen?
@ Punktedieb: Wenn das Versorgungszentrum die Räume vermietet, kann das eventuell hinkommen. Wobei die Auflage an die Räumlichkeiten aber für Ergotherapiepraxen noch mal umfangreicher sind und man nicht mit einem einfachen Raum hinkommen wird.
Drucker und Computer werden in dem Fall das kleinste Problem sein. Es müssen durchaus auch Arbeitsmittel für die Behandlung mit Patienten angeschafft werden und das nicht zu gering. Spezielle Stühle, spezielle Tische und so weiter.
Die Ausbildung zum Ergotherapeuten ist schon sehr umfangreich. Vor allem ist sie in der Regel kostenpflichtig. Es gibt in Deutschland nur wenige Schulen die ohne Schulgeld dieses Ausbildung anbieten. Und die Plätze sind limitiert und nur schwer zu bekommen, weil die Zugangsvoraussetzungen dort sehr streng sind. Ich kann schon verstehen, dass man dann auch Geld verdienen möchte. Ich habe aber nun mal einen Gehaltsvergleich gesucht. Gehälter von 800 Euro bis über 3000 Euro sind möglich. Wobei die meisten angegebenen Gehälter weit unter den 2400 Euro lagen, die hier angegeben wurden.
@LittleSister: Ich hatte heute mal so just for fun nach explizit solchen Mietangeboten geschaut. Ok, 200 Euro Kaltmiete waren selbst in großen Städten drin. Aber da hat man dann einen Raum mit etwa 20 Quadratmetern, was für eine solche Praxis kaum machbar ist. Denn man hat zwar den Vertrag mit dem Krankenhaus, wird aber sicher auch andere Patienten benötigen. Denn so ein Vertrag kann ja schnell wegfallen.
Aber wegen der Kosten, die man bei einer solchen Ausbildung selbst tragen muss. Einen Meisterbrief muss man auch komplett selbst finanzieren, wenn einen der Arbeitgeber nicht sponsert. Und nun gehen wir mal in deine Branche und stellen uns vor du hast frisch deinen Meister gemacht, weil du ein eigenes Geschäft eröffnen willst. Die Preise würdest du zwar entsprechend deiner Kosten kalkulieren, aber auch nicht die Metzger in der Umgebung auf Teufel komm raus unterbieten, oder?
Metzgermeister und Ergotherapeuten sind in meinen Augen nicht miteinander zu vergleichen. Der Meisterbrief im Metzgerhandwerk ist eine Fortbildung und keine normale Grundausbildung. Mit der reinen Ausbildung zum Ergotherapeuten hat man nicht so viele Möglichkeiten, wie mit einem Meisterbrief und so weiter. Außerdem ist es wahrscheinlich einfacher, die Fortbildung zum Meister finanziert zu bekommen, als eine Ausbildung zum Ergotherapeuten. Gerade im Handwerksbereich gibt es da recht gut Finanzierungsmöglichkeiten. Ich kenne einige, die weit unter 500 DM für die Fortbildung zum Meister bezahlt haben. Hin zu kommt, dass die Lehrgänge in der Regel auch nur wenige Monate gehen, wenn sie Vollzeit gemacht werden. Die Kosten sind pro Monat aber nicht wesentlich höher, als die monatlichen Kosten, die ein Ergotherapeut im Monat bezahlen muss. Ach ja und die Finanzierungsmöglichkeiten die ich für Meister kenne, die werden ebenfalls nicht von den Arbeitgebern getragen.
Und ja wenn ich mich selbstständig machen würde im Metzgerhandwerk, was ich ohne Meisterbrief nicht wirklich kann, würde ich durchaus zusehen, dass ich die Preise der direkten Konkurrenz unterbieten kann. Sprich ich würde schon zusehen, dass ich günstiger wäre, als die Metzger in der Nähe.
Allerdings ist fast jedem klar, der seinen Meisterbrief macht, dass die Chancen auch als Meister zu arbeiten und vor allem bezahlt zu werden, generell eher gering sind. Zumindest als Angestellter. Die Möglichkeiten sich gerade im Fleischerhandwerk selbstständig zu machen, sind relativ bescheiden. Es sei denn man ist Sohn oder auch Tochter eines Metzgers. Sprich wenn man die Meisterprüfung anstrebt, hat man entweder einen Betrieb an der Hand, der einen als Meister übernimmt. In dem Fall werden die Kosten aber in der Regel auch durch den Arbeitgeber getragen. Oder man ist Sohn oder Tochter eines Metzgers mit eigenem Betrieb. Oder man hat einen Betrieb in Aussicht, den man übernehmen kann. Die meisten anderen machen ihren Meisterbrief eher mit anderen Absichten. Den meisten ist aber bewusst, dass sie selbst mit Meisterbrief wahrscheinlich nur eine Anstellung als Geselle bekommen und das ebenfalls zum Gesellenlohn.
Aber ich gehe mal nicht davon aus, dass eure Ausbildung so lange her ist.
Klar gab es da auch mal Sätze wie „Das können Sie dann auch selbstständig machen“ usw., aber eine wirkliche Gründungsberatung hat natürlich weder sie in der Ausbildung noch ich im Studium erhalten. Das ist ja auch nicht schlimm, wir können uns ja informieren. Der Vorschlag, sich mal an andere (bestehende) Praxen zu wenden, ist etwa eine sehr gute Idee. Zudem gibt es bestimmt etwas Fachliteratur dazu und ich weiß auch, dass man sich das Hinzuziehen eines Gründungsberaters teilweise erstatten lassen kann, da gibt es spezielle Förderprogramme.
Zu der Bezahlung. Ich denke auch hier kommt es dann auch auf die Spezialisierung an oder nicht? Und wenn die Überstunden nicht vergütet werden, dann würde ich die Stelle wechseln. Ich ging bisher von 20 Stunden in der Woche aus und dem von dir genannten Gehalt. Wenn man natürlich 40 Stunden arbeiten muss und nur 20 Stunden vergütet bekommt, sieht die Sache anders aus. Trotzdem wird man eben nicht mit 20 Stunden hinkommen, wenn man selbstständig tätig ist. Da hängt noch mehr dran, als die reine Arbeit mit und am Patienten.
So extrem ist es auch nicht, ich würde mal sagen, dass es pro Woche etwa 2-5 Überstunden sind. Wobei sie aber jetzt schon den Schreibkram selber macht, denn über jeden behandelten Patienten muss ein Bericht verfasst werden und die Gespräche mit den Ärzten führt sie auch selbst – beides ist auch in ihrer Vergütung beinhaltet. Das was noch hinzukäme, wäre eben die Abrechnung mit der Krankenkasse, was bisher die Klinik selbst macht.
Du schreibst bei den Einnahmen, dass ja auch die Arbeit des Chefs vergütet wird. Arbeitet er denn ebenfalls praktisch als Ergotherapeut oder kümmert er sich ausschließlich um die Kundengewinnung, Dienstpläne und so weiter?
Der arbeitet ebenfalls praktisch, wobei er nur auf Bestellung tätig wird. Also wenn es in der Klinik einen Fall gibt, d.h. einen Patienten mit besonderer Problematik, dann bekommt er eine Art „Bestellung“, also so einen Bogen, auf dem er alles zu dem Patienten eintragen muss und das wird pauschal vergütet (Übung am Patienten plus Ausfüllen des Berichts). Somit gibt es dann entweder gar kein Gespräch mit dem Arzt (sondern nur den Bericht), weil die Ärzte ja auch keine Zeit für ausgedehnte Gespräche haben oder nur eine kurze Unterhaltung von vielleicht fünf Minuten. Es finden also keine ausgedehnten Diskussionen über Patienten statt. Nur die Therapeuten (wie meine Freundin), die auf den Stationen tätig sind, nehmen auch an Dienstbesprechungen unter allen Stationsangehörigen teil, ihr Chef aber nicht.
Zu den genannten Mietkosten kommen aber auch noch andere Kosten dazu. Schließlich braucht ihr Licht, Heizung und generell Strom. Auch andere Betriebskosten, wie zum Beispiel Wasser, sind in der Regel in den Mietpreisen nicht enthalten.
Im medizinischen Versorgungszentrum schon.
Und um eine Ergotherapiepraxis eröffnen zu können, braucht man eine Berufsurkunde. Da du scheinbar einen anderen Beruf hast, wird dir diese sicherlich fehlen.
Ich möchte ja auch nicht als Ergotherapeut arbeiten, sondern in dem Beruf, den ich erlernt habe und für den ich eine Heilkundeerlaubnis besitze. Es soll eine Gemeinschaftspraxis werden.
@zitronengras: Meinst du, dass andere Leute keine Ausbildung machen, welche je nach Job entweder gleich etwas länger dauert oder dann Fortbildungen nach sich zieht. Also einen Verdienst für Fachkräfte auf die umfangreiche Ausbildung zu schieben, ist, milde ausgedrückt, lächerlich. Aber wenn wir den Verdienst mal auf einen Stundenlohn umrechnen, dann liegen wir bei 15 Euro. Dazu gibt es noch Fahrtkostenzuschuss, was andere Arbeitnehmer voll von ihrem Verdienst zahlen müssen und nur bei der Einkommenssteuererklärung geltend machen können.
Ich habe ja nicht behauptet, dass andere Ausbildungen besonders leicht oder minderwertig wären. Ich finde es nur schade, dass sie im Vergleich zu ihrem Chef doch sehr viel weniger verdient, obwohl der (abgesehen von der Administration) weitgehend das gleiche macht. Es wäre doch schade, in fünf oder zehn Jahren immer noch in dieser Position zu sein und immer noch zu sehen, dass jemand, der auch nicht viel besser ist, so viel mehr bekommt. Ich kann es verstehen, dass man da nach mehr strebt.
Für mich ist es kein großes Risiko, ich finde aufgrund meines Studiums auch nebenbei etwas und kann meine jetzige freiberufliche Tätigkeit nach Belieben zeitlich verlagern oder würde meine derzeitigen Jobs nebenbei weiterführen. Und für sie ist es eine Chance, bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen und wirklich selbstbestimmt zu arbeiten. Man kann es doch mal probieren. Es muss ja nicht gleich sofort beginnen, es ist doch genug zeitlicher Spielrahmen, um sich in Ruhe schlau zu machen.
Wobei sie aber jetzt schon den Schreibkram selber macht, denn über jeden behandelten Patienten muss ein Bericht verfasst werden und die Gespräche mit den Ärzten führt sie auch selbst – beides ist auch in ihrer Vergütung beinhaltet.
Da fällt aber mehr an, wenn man selbstständig ist. Der Arbeitgeber bekommt pro Arbeitsstunde seines Mitarbeiters x Euro. Die bekommt man auch, wenn man selbstständig ist. Nur fallen da dann die Nebenarbeiten nicht mehr mit rein, die zur Zeit durch den Arbeitgeber an den Mitarbeiter bezahlt werden. Denn bisher ging ich davon aus, dass deine Freundin die genannte Stundenzahl am Patienten hat. Die Schreibarbeiten macht sie ja dann zusätzlich. Oder arbeitet sie nur sagen wir 15 Stunden mit Patienten und bekommt vom Arbeitgeber aber 20 Stunden bezahlt? Dann bekommt der Arbeitgeber nämlich auch nur 15 Stunden von dem Auftraggeber bezahlt und deine Rechnung, was ihr Chef an ihr verdient, geht nicht mehr auf. Denn die überzähligen 5 Stunden werden von außen ja nicht bezahlt.
Sieh dir die von mir verlinkten Auflagen mal an. Ob da eine gemeinsame Nutzung solcher Räume möglich ist, halte ich für fragwürdig. Was sicherlich geht, du mietest einen Raum für deine Dienste und deine Freundin mietet getrennte Räume für ihre Praxis.
. Ich finde es nur schade, dass sie im Vergleich zu ihrem Chef doch sehr viel weniger verdient, obwohl der (abgesehen von der Administration) weitgehend das gleiche macht.
Deshalb ist er Chef oder? Chefs verdienen in den meisten Fällen nun mal mehr als die Angestellten. Dafür trägt er auch das unternehmerische Risiko. Und er hat auch Kosten, die Angestellte nicht tragen müssen. Unter anderem auch die Zahlungen an die Berufsgenossenschaft, die komplett vom Arbeitgeber allein getragen werden müssen.
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