Naturvölker- die letzten wirklich freien Menschen?

vom 20.04.2012, 03:55 Uhr

Ich habe sehr viel über die Entwicklung der Menschheit nachgedacht und bin persönlich zum Schluss gekommen, dass die momentan noch lebenden Stammesvölker noch die einzig freien Menschen sind. Es sind Menschen, die sich ihr Leben absolut selbst erschaffen, ihre wirkliche eigene Kultur machen. Sie ernähren sich von dem, was sie selber anbauen und helfen sich in ihren Gemeinschaften untereinander. Sie leben in der Natur und leben im Einklang mit ihr, da sie nur das verbrauchen, was sie benötigen und nicht mehr. Es existiert kein Tauschmittel wie Geld, welches erst Existenz ermöglicht.

Wir hingegen haben uns eine starke gegenseitige Abhängigkeit erschaffen. Wir können nur das Essen, was andere für uns machen, nur dort wohnen, wo andere die Einrichtung gebaut haben und uns vermieten. Für alles brauchen wir das Tauschmittel Geld, welches erst Existenz ermöglicht. Und je mehr, desto besser, also arbeiten gehen, und meist Sachen für andere machen, die meistens unnötig sind. Es entstehen Tätigkeiten, die sinnlos und zerstörerisch sind. (Militär oder Nahrungsspekulation sind nur wenige Beispiele hierzu). Wir leben in einem gegenseitigen Anstacheln von Gedanken, dass wir in einer "fortschrittlichen Welt" leben und dazu entsprechende Dinge benötigen. Zerstörung der Natur, Zerstörung der Gegenseitigkeit sind die Folge. Die Naturvölker erscheinen als "rückständig", als Sklaven der Natur. Doch letztlich ist doch die Natur die Freiheit schlechthin. Nur gestehen wir es uns gegenseitig nicht ein. Wir denken uns in eine "positive und moderne Zivilisation" hinein und betrügen uns selbst. Letztlich sind wir Sklaven dieses Geldes geworden. Die wirklich noch letzten freien Menschen sind die, die "im Dschungel" leben, oder nicht?

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube, dass du zum Teil vielleicht ein falsches Bild von den heutigen Naturvölkern hast. Zwar stimmt es schon, dass wir die heutigen Naturvölker im Vergleich zur westlichen Zivilisation eher als "unzivilisiert" bezeichnen würden (Dies meine ich jetzt nicht mal im negativen Sinne, sondern eher so, dass sie einfach einen anderen "Lifestyle" an den Tag legen), aber dennoch haben diese sich auch nicht völlig von der modernen Kultur und dem "normalen" Leben, welches wir kennen, abgekoppelt. Auch die Naturvölker haben heute in ihren Dörfern zumindest meist ein Auto oder ähnliches. Sei es allein schon um eine medizinische Grundversorgung herstellen zu können. Viele Naturvölker werden heute auch von der westlichen Gesellschaft unterstützt, sei es finanziell oder durch Dienstleistungen.

Obwohl diese also gar nicht so abgeschottet sind, wie wir als nichtsahnende vielleicht denken oder es uns vorstellen (wollen), halte ich diese Menschen im Vergleich zu uns in unserem modernen Leben, welches einfach viel zu schnell abläuft, für die letzten wirklich "freien" Menschen. Ich selbst stelle mir ein Leben ohne wirkliche Abhängigkeit und "Verpflichtungen" von anderen Menschen, vom Geld, von Arbeit, von einfach allem, sehr entspannend vor. Obwohl ich mir dies aber so vorstelle, könnte ich mir ein solches Leben als Naturvölkler nicht vorstellen. Wahrscheinlich muss man einfach in eine solche Gesellschaft hinein geboren werden, damit man damit auch klar kommt. Obwohl ich mich nicht als wirklich freien Menschen bezeichnen kann, wünsche ich mir trotzdem kein Leben mehr ohne die modernen und vorteilhaften Annehmlichkeiten des Alltages.

Wenn ich jetzt plötzlich in ein solches System geworfen werden würde, würde ich wahrscheinlich ohne funktionierende Dusche, ohne ständiges Internet, ohne Strom, etc. sehr schnell ziemlich hilflos dastehen und auch gar nicht wissen, was ich mit meinem Leben, meiner Freizeit und Arbeitskraft anfangen soll. Ein Urlaub in solcher "Freiheit" hingegen stelle ich mir sehr entspannend vor - Obwohl ich dann nach einiger Zeit auch wieder froh wäre, in meinem Leben zu leben.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Natürlich ist es nicht möglich, aus der unseren Sicht sich vorzustellen, jetzt dort zu leben. Man muss, wie du sagst, in einer solchen Umgebung aufwachsen. Meine Frage bezog sich eher auf eine philosophische Ebene. Ich pranger eher diesen vermeintlichen Fortschrittsglaube an, den wir im weitesten Sinne als Zivilisation bezeichnen. Es geht mir vielmehr um unsere Entwicklung, um diese zunehmende Vernetzung untereinander. Die westliche Welt ist aufgrund von Machtkriegen und gegenseitigen Einnahmen entstanden und wir haben uns immer mehr vernetzt. D

Das heißt, dass diese gegenseitige Abhängigkeit wohl unvermeidlich ist und ein notweniger Prozess, sodass selbst irgendwann die letzten Naturvölker vereinnahmt werden, diese also verwestlicht werden. Was ich also als positiv ansehe ist vielmehr eben das Stadium der Unabhängigkeit dieser Menschen, sowie ihre Originalität und Naturumgebung, in der sie leben dürfen. Guck dir mal im Kontrast dazu die Leute in den großen Städten an, die kein Geld haben und sich keinen Platz erkaufen können, sodass sie in ihren 4 Wänden eingepfercht sind.

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es kommt natürlich darauf an, wie man Freiheit für sich definiert. Ist man frei, wenn man von seinem Stamm gezwungen wird, sich den Regeln dort zu unterwerfen? Ich glaube nicht, dass es irgendwo noch Menschen gibt, die gar nichts vom Rest der Welt mitbekommen. Zumindest dürfte man Flugzeuge sehen können und gelernt haben, dass es Menschen gibt, die mit diesen Metallvögeln umher fliegen können und denen damit sogar der Himmel offen steht.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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