Bei Selbstrenovierung, mietfrei - wieviel ist realistisch?
Wir haben uns mal wieder ein Haus angeschaut mit 104 qm Wohnfläche. und einer Kaltmiete von 580 Euro. Im Gegensatz zu den anderen Objekten die wir bislang gesehen haben, müssten wir bei diesem erst einmal alles renovieren. Das heißt die komplette Tapete vom Vormieter entfernen und neue dran machen. Des weiteren müssen sehr viele Löcher zu geschmiert werden und in jedem Raum muss der Fußboden erneuert werden. Der Vermieter würde natürlich die Kosten teilweise für das Material erstatten, oder uns für einen gewissen Zeitraum die Miete ersparen.
Nun frage ich mich, was er darunter versteht? Laminat und Tapeten sind ja auch nicht wirklich günstig heutzutage. Ich denke mal, sollten wir uns für das Objekt entscheiden, möchte der Vermieter von uns wissen, was wir denken an mietfrei zu haben um die Dinge zu erledigen. Wäre es dreist ihm den Vorschlag zu unterbreiten, das man die ersten 4 Monate aussetzt, oder ist dies zu hoch? Welche Verhandlungsbasis wäre eurer Meinung nach realistisch?
Um wie viele Zimmer handelt es sich im Gesamten? Anhand der Materialkosten ist es eine gute Frage, aber ich denke, die darf man nicht gegen rechnen. Ansonsten kenne ich es eher so, dass bis zu zwei, maximal aber drei Monate mietfrei wären und dann muss man schon zahlen. Ich halte allerdings eine Renovierung binnen zwei bis drei Monaten auch für machbar, aber vier Monate würde ich nicht beanschlagen. Die Frage ist noch, wieso Ihr da ein Angebot vorlegen müsst? Normalerweise wird doch vom Vermieter gesagt, dass die Option auf mietfreies Wohnen bestünde, wenn man sich um die Renovierung kümmert und er sagt dann auch, wie lange. Etwas herausschlagen kann man noch immer.
Da Ihr aber schon recht lang auf Wohnungssuche seid und immer irgendwie gescheitert seid, solltet Ihr warten, ob Ihr wirklich für das Haus in Frage kämt. Dann würde ich die Sprache auf zwei bis drei mietfreie Monate bringen und bei einer Verkürzung fragen, ob es möglich ist, einen Zuschuss für die Fußböden zu bekommen. Die bleiben ja auch eine Weile drin liegen und werden nicht nach vier Jahren neu ersetzt. Da wäre es dann ärgerlich, wenn Ihr da auszieht, warum auch immer, und Ihr müsstest dann quasi die Böden ohne Rückerstattung der Kosten dem Nachmieter oder Besitzer überlassen.
Ich kenne es an sich so, dass man in vielen Wohnungen die Tapeten selbst erneuern muss. Bodenbeläge sind da unterschiedlich und hier hat in meinen Augen alles seine Vor- und Nachteile. Ich habe im Mietvertrag eine Klausel, dass ich vor Einzug halt renovieren musste und das die Bodenbeläge durch mich erneuert werden. Ich hätte auch die alten drin lassen können. Vorteil ist eindeutig, ich kann den Teppich bei einem Auszug mitnehmen. Was nicht der Fall sein wird. Allerdings brauche ich für Schäden am Teppich auch nicht aufkommen, weil er mein Besitz ist. Nachteil ist allerdings, ich wohne hier schon recht lange und seit dem liegt der Teppich. Wäre der Teppich Teil des Mietvertrags, müsste der alle 10 Jahre ausgetauscht werden durch den Vermieter.
Vier Monate finde ich arg lang. Ich würde eher in die Richtung tendieren, ein halbes Jahr nur halbe Miete zahlen. Ein Anrecht darauf habt ihr aber nicht. Das liegt im Ermessen des Vermieters. Im Gegensatz zu dir denke ich nicht, dass dein Vermieter auf ein Angebot von euch wartet.
Auf meinen Wohnungssuchen hatte ich da mehrere Erfahrungen. Allerdings waren es da nur Wohnungen und keine Häuser zur Miete. In einer Wohnung waren die Wände vom Vormieter nicht gestrichen worden und die Tapete teils zu erneuern. Dafür hat man uns angeboten, dass wir schon vor Beginn des Mietvertrages die leer stehende Wohnung betreten dürfen und dann noch zwei Wochen mietfrei dort wohnen dürfen. Das war insofern in Ordnung, weil die Zeit auch realistisch gewesen wäre, diese Arbeiten und den Umzug rechtzeitig auf die Reihe zu bekommen.
In einer anderen Wohnung war damals wesentlich mehr zu tun. Dort standen noch die Sockel von den alten Ofenheizungen und die Dielen waren in kathastrophalem Zustand. Dafür, dass wir mit Hammer und Meißel die Sockel abreißen sollten, die Dielen abschleifen sollten und an der Stelle wo die Sockel waren neue Dielen einflicken sollten bot uns der Anbieter drei Monate mietfrei (natürlich nur die Kaltmiete) an. Dazu wäre noch gekommen, dass in der Wohnung die abscheuliche braune Blümchentapete irgendwie hätte renoviert werden müssen. Das Material hätten wir selbst zahlen sollen und die Arbeit hätte er von uns Studenten gratis bekommen. Da die Wohnung ohnehin recht klein war, wäre die erlassene Kaltmiete, wenn ich mich in etwa richtig erinnere bei damals bei rund 600 D-Mark gelegen. Wenn man aber die Beschaffung für Werkzeuge und die Mietkosten für die Schleifgeräte so wie die Kosten für das Schleifpapier summiert hatte und darauf noch die Kosten für die neuen Dielen, die Farbe für die Dielen und Wandfarbe summiert hatte, dann überstiegen die Kosten den Nachlass. Da hatten wir damals doch das ungute Gefühl, dass der da uns Studenten mehr oder weniger als Schwarzarbeiter betrachtete.
Auf jeden Falls sollte man die Kosten gut gegenrechnen und sich überlegen, ob einem das ausreicht. Schließlich muss man diese Arbeiten so gut erledigen, dass der Vermieter damit zufrieden ist. Außerdem ist man bei solchen Arbeiten vermutlich auch nicht versichert und was passiert, wenn du Dir dabei eine Verletzung zuziehst? Wenn die Krankenkasse fragt, wie der Unfall passiert ist und möglicherweise die Zahlung verweigert, dann kann das auch schnell ins Geld gehen.
Ich selbst habe meine Wohnung ja unrenoviert übernommen und habe dafür zwei Monate keine Kaltmiete zahlen müssen. Dabei ging es allerdings nur um die Wände und ich habe daher auch eine Klausel im Mietvertrag, dass ich bei Auszug nicht renovieren muss. Ich kann also ausziehen und muss die Wohnung nur Besenrein verlassen.
Allerdings finde ich es mit zwei Monaten für die Fußböden etwas knapp und man kann sich auch kaum was darunter vorstellen in wie weit der Vermieter die Materialkosten übernimmt. Entweder würde ich die Fußböden vom Vermieter richten lassen oder das selbst übernehmen und so verhandeln, das man am Ende schaut, was ihr investiert habt und das mit den zukünftigen Mieten verrechnen wollen.
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