Alleingeburt- was sagt der Arzt im Vorfeld?

vom 11.04.2012, 15:15 Uhr

In einigen anderen Threads dreht sich ja alles um eine Hausgeburt und um Hebammen. Die Wahl und die Entscheidungen und so weiter. In einem Thread taucht die These auf, dass man eine Hebamme zur Geburt haben muss. Deshalb folgender theoretischer Fall.

Frau A. ist schwanger. Die üblichen Schwangerschaftsuntersuchungen macht ein Frauenarzt. Die Schwangerschaft verläuft normal und ohne Komplikationen. Auch ist Frau A. keine Risikopatientin. Das Baby entwickelt sich normal und es sieht alles nach einer Bilderbuchgeburt aus.

Zum Ende der Schwangerschaft hin fragt der Frauenarzt seine Patientin in einem lockeren Gespräch, ob sie sich schon entschieden hat, wo sie entbinden möchte. An sich meinte er damit wohl eine Geburtsklinik. Frau A. sagt ihm daraufhin, dass sie alleine gebähren will. Sie sei ja schließlich gesund und ihr Partner habe wohl auch medizinische Kenntnisse ( er ist kein Arzt!).

Der Frauenarzt ist natürlich schockiert. Wobei die meisten Frauenärzte schon bei Hausgeburten schockiert sind. Aber hier nun mal nicht viel unternehmen können, weil die Patientin ja betreut ist. Aber wie sieht das mit einer geplanten Alleingeburt aus? Kann der Frauenarzt da im Vorfeld irgendwie handeln? Was kann er unternehmen? Mir würde nur einfallen, dass er anbietet, dass man ihn anrufen kann, falls Probleme auftreten. Was aber wohl die wenigsten Frauenärzte machen werden. Aber kann er seine Patientin zwingen auf einem der üblichen Wege zu entbinden? Also in eine Geburtsklinik oder ein Geburtshaus zu gehen oder sich eine Hausgeburtshebamme zu besorgen?

Mir geht es hier um den Fall, dass die Alleingeburt geplant ist. Das immer mal wieder Kinder geboren werden, weil die werdende Mutter nicht schnell genug im Krankenhaus war, kommt sicherlich vor, ist aber ja nicht beabsichtigt. Auch wenn die Hausgeburtshebamme zu spät kommt, ist ja an sich keine Alleingeburt geplant.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Soweit mir bekannt, gibt es die Pflicht, zur Geburt und zwei Stunden danach eine Hebamme hinzuzuziehen. Das gilt allerdings für den Arzt und nicht für die werdende Mutter. Eine Hebamme wiederum muss keinen Arzt hinzuziehen. Soweit ich informiert bin, ist eine Alleingeburt nicht strafbar, es sei denn, die Mutter gefährdet ihr Kind. Also ganz nach dem Motto: wenn es gut geht, ist alles ok, wenn nicht, dann ist sie dran.

Für mich ist das sehr unerklärlich, wie man so etwas überhaupt in Erwägung ziehen kann. Das ist weder faszinierend, noch mystisch, noch sonst irgendwas. Man kann niemals davon ausgehen, dass unter der Geburt nicht noch irgendwas ist. Umsonst gäbe es keine sekundären Kaiserschnitte. Ich weiß auch nicht, wie man als Mutter mit dem Gedanken dann leben könnte, dass das Kind gestorben oder schwer retardiert ist, nur weil man das Kind allein zur Welt bringen wollte. Aber da gibt es dann ja auch solche Mütter, die die Einstellung haben, dass das dann so sein sollte, weil Gott das vorherbestimmt hat und so redet man sich ein, dass man gar nichts dafür kann, dabei ist genau das eben nicht der Fall, weil man es selber in der Hand hatte.

Wenn man das nicht plant (und das auch nicht in Erwägung zieht), dann ist das etwas vollkommen anderes, wie ich finde. Wenn man eben wirklich Wehen bekommt und das Ganze eine Sturzgeburt wird und so schnell einfach keiner da sein kann. Oder wenn der Geburtsvorgang bereits im Auto stattfindet, oder, oder, oder. Wenn man natürlich direkt zum Geburtstermin extra in den Wald fährt mit dem Hintergedanken, dass man ja dann behaupten kann, dass man einen Spaziergang machen wollte (man sollte niemals als Hochschwangere allein spazieren gehen und das sollte jedem klar sein), und ganz plötzlich hat man Wehen. Zufällig hatte man dann auch noch eine Decke mit und hat im Bekanntenkreis erwähnt, dass man eine Alleingeburt nicht schlecht findet. Was ich sagen will: es muss wenn dann ehrlich spontan allein passiert sein. Und sollte was passieren, wird man das vor Gericht auch haargenau auseinander nehmen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich habe ja selber so etwas wie eine Alleingeburt gehabt, als mein Sohn letztes Jahr in unserem Bad auf die Welt gekommen ist. Das war zwar nicht so geplant, kam aber eben so. Damals kam die Hebamme zu spät und hatte dann auch keinerlei Gerätschaften für eine Hausgeburt dabei, so dass wir improvisieren mussten mit sämtlichen Dingen, die man eigentlich bei einer Geburt braucht. Daher weiß ich auch, dass es doch etwas riskant sein könnte, wenn jemand so gar keinen Arzt oder eine Hebamme, die sich auskennen bei der Geburt dabei haben möchten.

Du schreibst ja, dass sich der Mann zwar etwas auskennt, aber das reicht meines Erachtens nicht aus, denn auch bestimmte sterile Gerätschaften sind erforderlich, sowie Untersuchungen am Neugeborenen und an der Frau, die unbedingt nach der Geburt sofort nötig sind.

Ich glaube nicht, dass ein Arzt wirklich viel ausrichten kann, wenn jemand eine Alleingeburt plant, außer, dass er eben auf die Risiken und Nebenwirkungen eindringlich hinweist, die auftreten können. Spätestens da sollte eigentlich jedem klar sein, dass auf jedenfalls jemand bei einer Geburt dabei sein muss, der sich beruflich damit auseinandersetzt. Wenn die Frau dann aber immer noch auf eine Alleingeburt besteht kann man ihr ja schlecht irgendjemanden zur Seite stellen, der sie auf Schritt und Tritt begleitet bis sie ihr Kind auf die Welt gebracht hat.

Für mich wäre eine Alleingeburt überhaupt nie vorstellbar gewesen, denn man hat doch auch seinem Kind gegenüber eine gewisse Verantwortung. Wenn nun Komplikationen während der Geburt auftreten, das Kind irgendwie stecken bleibt oder etwas dergleichen passiert, dann kann sowohl das Leben der Frau als auch das des Kindes gefährdet sein.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe gerade mal etwas nachgelesen. Bei jeder geplanten Geburt ist in Deutschland eine Hebammenpflicht. Also ist die Alleingeburt so gar nicht statthaft und das muss der Arzt seiner Patientin auch mitteilen. Wer sich also mit solchen Gedanken trägt, sollte lieber stillschweigen darüber bewahren, sein Kind allein zu bekommen.

Wobei ich es schon als grob fahrlässig ansehe, wenn man wirklich eine Alleingeburt plant. Denn die Geburten, wo es aus zeitlichen Gründen nicht anders geht, als sein Kind eben auch allein auf die Welt zu bringen, gehen meist so schnell und bringen auch selten Komplikationen mit sich. Übrigens können solche Blitzgeburten selbst im Krankenhaus passieren, wo es die Schwangere nicht mal mehr vom Zimmer in den Kreißsaal schafft.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Also ist die Alleingeburt so gar nicht statthaft und das muss der Arzt seiner Patientin auch mitteilen.


Ja und, was soll er nun machen? Im Grunde kann er ihr das nur sagen und das war´s. Die einzige Möglichkeit wäre höchstens noch eine Unterbringung der Frau auf Grund der Fremdgefährdung des Kindes einzuleiten. Das allerdings kann er nicht anordnen, sondern muss zunächst vom einem Obmann grprüft werden und wenn es länger als 24 Stunden sein soll von einem Richter angeordnet werden. Und das wird wohl in der Praxis nicht funktionieren.

Zudem besteht die Pflicht zur Hinzuziehung einer Hebamme nicht für die Schwangere, sondern nur für den begleitenden Arzt bei einer Geburt. Das heißt also wenn ein Arzt die Geburt begleitet, muss er eine Hebamme hinzuziehen. Wenn kein Arzt dabei ist, gibt es praktisch auch keine Hebammenpflicht, da die werdende Mutter sich in Deutschland nicht darum kümmern muss (im Gegensatz zu Österreich!). Und wenn nun alles relativ normal verläuft und die Schwangere dem Arzt nicht Bescheid sagt, dass nun gerade die Wehen beginnen, kann er ja auch nicht wissen, dass nun zwingend eine Hebamme geholt werden muss.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


@Klehmchen: Dann lies dir bitte mal das Ende dieser Seite durch. So wie es dort beschrieben wird, ist man doch auch als Schwangere verpflichtet sich um eine Hebamme zu kümmern und diese eben dann rechtzeitig zu informieren. Ist es zeitlich dann nicht machbar, das die Hebamme bei der Geburt dabei ist, weil eben alles recht schnell geht, dann ist das ja eine andere Sache.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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