Warum ändert sich die deutsche Rechtschreibung ständig?

vom 08.04.2012, 18:22 Uhr

Ich habe letztens zusammen mit meiner Familie eine Partie Scrabble gespielt. Als meine Mutter an der Reihe war, wollte sie das Wort Schifffahrt legen. Das Problem war, dass sich an der Stelle des Spielbrettes, an die sie anlegen wollte, nur zwei mal der Buchstabe F befand. Sie selbst hatte kein F in der Hand. Sie hatte das Wort schon fast fertig gelegt, als mir auffiel, dass sie es nur mit zwei F geschrieben hatte. Ich entgegnete dann zugleich, dass man Schifffahrt mit drei F schreiben würde.

Meine Mutter meinte, dass sie das Wort mit zwei F in der Schule gelernt hätten, mit drei F würde es komisch aussehen. Sicher war sie sich aber auch nicht, da sich bezüglich der Rechtschreibung in den letzten Jahren ja ziemlich viel getan hat und man das Wort im täglichen Schriftgebrauch selten benutzt. Ich, der mir ziemlich sicher war, dass man das Wort mit drei F schreibt, holte sofort mein Handy und stöberte auf der Internetseite vom Duden nach. Das Wort wird tatsächlich mit drei mal F geschrieben. Weil Scrabble aber nach den neuen Rechtschreibregeln läuft, durfte sie ihr Wort nicht anlegen.

Ich habe selbst mal davon gehört, dass sich die Rechtschreibregeln zur Schulzeit meiner Eltern bis zu meiner eigenen Schulzeit mehrmals geändert haben. So schrieb man früher noch zahlreiche Wörter mit einem ß, die man heute mit ss schreibt. Ich glaube zu wissen, dass man Wörter mit einem ck in der Mitte früher immer mit kk getrennt hat, während man sie heute einfach vor dem ck trennt. Dasselbe war es mit dem Wort Schifffahrt. Schon damals bestand das Wort aus zwei zusammengesetzten Wörtern, Schiff und Fahrt. Da das Schiff zwei F und die Fahrt ein F hat, müsste das Wort folglich mit drei F geschrieben werden. Dennoch ließ man früher einfach ein F weg.

Aber warum ändert man die deutsche Rechtschreibung denn überhaupt ständig? Ist das wirklich zwingend notwendig? Haben sich die Rechtschreibregeln in den letzten Jahren verbessert oder verschlechtert? Sind die Schreibweisen der Wörter sinnvoller geworden oder nicht? Wenn man im Internet recherchiert, stößt man auf mehrere Auflagen des deutschen Wörterbuches Duden. Die neueste Auflage ist aus dem Jahr 2009, fast alle 2-4 Jahre erscheint eine neue Auflage. Werden also nur Änderungen an der Rechtschreibung vorgenommen, um Wörterbücher wie Duden weiterhin gut verkaufen zu können?

» jetzt rede ich » Beiträge: 203 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Scheinbar beschäftigst du dich recht wenig mit der deutschen Rechtschreibung. Unsere Rechtschreibung wird keinesfalls ständig geändert. Es gab vor einigen Jahren mal eine Rechtschreibreform, bei der einiges geändert
und für die jüngeren vereinfacht wurde. Ansonsten ändert sich an der Rechtschreibung eigentlich nichts.

Durch die Rechtschreibreform vor einigen Jahren wurden natürlich vor allem die älteren Mitbürger Deutschlands belastet, die jetzt quasi neu schreiben lernen mussten. Damals wurde zum Beispiel in den meisten fällen der Buchstabe „ß“ durch die Buchstaben „ss“ ersetzt. Man wollte damals eine Vereinfachung der doch recht komplizierten Rechtschreibung erreichen. Ob man das wirklich erreicht hat kann ich nicht beurteilen.

» andysun78 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Die letzte Rechtschreibreform ist von 1996 - und davor war die letzte 1901. Ich weiß nicht, ob man dann bis 2012 von "ständiger Änderung" reden sollte. Meine, und wohl auch deine Elterngeneration hat die sogenannte "alte Rechtschreibung" in der Schule gelernt, weil sie ja vor 1996 zur Schule gegangen sind. In der alten Rechtschreibung war zum Beispiel Schiffahrt mit zwei F korrekt, in der "neuen" (also seit 16 Jahren) ist Schifffahrt mit drei F korrekt.

Nur weil alle zwei Jahre eine neue Auflage des Dudens erscheint, heißt das doch noch lange nicht, dass die alten nicht mehr korrekt wären (wenn sie neuer als 1996 sind wie gesagt). Der Duden wird lediglich erweitert. Vor zehn Jahren hätte wohl noch kaum jemand etwas mit Begriffen wie "Smartphone" oder "App" anfangen können, heute stehen auch diese Begriffe im Duden weil sie mittlerweile zum ganz normalen Sprachgebrauch gehören. Auch wird viel "Jugendsprache" in den Duden aufgenommen. Vor zwanzig Jahren hätte noch niemand Sachen wie "Das ist die coolste Serie!" benutzt, heute ist "cool" ein komplett eingedeutschtes Adjektiv, das also auch in den Duden aufgenommen wurde. Und genauso wird es auch immer weitergehen, da unsere Sprache sehr lebendig ist und sich vor allem ständig verändert - dies betrifft aber tatsächlich viel mehr die Sprache in ihren Begriffen als die Rechtschreibung dieser Begriffe.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wie schon gesagt wurde, ändert sich an der deutschen Rechtschreibung schon seit vielen Jahren gar nichts mehr, zumal die letzte Rechtschreibreform wirklich schon Jahre her ist. Auch wurde diese Rechtschreibreform damals eben nicht eingeführt, um die Verkaufszahlen der Wörterbücher wieder anzukurbeln oder sonstigen Blödsinn, sondern eben um die Sprache und Rechtschreibung für alle zu vereinfachen.

Auch heute gibt es natürlich noch ständige Neuauflagen von Wörterbüchern wie dem Duden, doch dies hat überhaupt gar nichts mit irgendwelchen Rechtschreibreformen oder ähnlichem zu tun. Das es ständig Neuauflagen des Dudens gibt hat schlicht und einfach mit der Veränderung der deutschen Sprache an sich zu tun, nichts jedoch mit der Rechtschreibung. Unsere deutsche Sprache, genau wie jede andere Sprache der Welt lebt inzwischen von den sogenannten Anglizismen (Englische Wörter, die "eingedeutscht" wurden), was wiederum beweist, dass Englisch die Weltsprache überhaupt ist.

Es gibt also ständig neue Wörter in unserer Sprache die zur Alltagssprache hinzugefügt werden, egal ob diese nun aus dem englischen kommen oder gar ganz deutsche Wortneuschöpfungen sind - Wörter wie eben "App", gab es bis vor ein Paar Jahren noch nicht und sind heute allgegenwärtig. Manchmal sind Wörter auch veraltet und werden ganz aus den Neuauflagen des Dudens gestrichen, hier braucht man dann eben ein anderes Wörterbuch mit Definitionen, um zu klären, was manch ein altes Wort zu bedeuten hat.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es ist ja schon hinreichend oft darauf hingewiesen worden, dass die deutsche Rechtschreibung (zumindest in Deutschland) in den letzten 100 Jahren mit zwei großen Reformen zurecht kommen musste. Hier aber definitiv nicht von "ständigen Änderungen" gesprochen werden kann. Was aber richtig ist, ist das Worte hinzu kommen. Das hat schlicht damit zu tun, dass die Rechtschreibung als Teil der Sprache zu verstehen ist und Sprache hoffentlich als lebendiges Konstrukt verstanden wird. Nur "tote Sprachen" bleiben ewig gleich und entwickeln sich nicht mehr weiter. Ansonsten ist es nicht verkehrt, wenn sich neben der Sprache auch die Rechtschreibung an die Bedürfnisse der Menschen anpasst, die mit ihr leben.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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