Patchworkfamilie und unlösbare Probleme mit den Kindern ...

vom 06.04.2012, 21:05 Uhr

Patchworkfamilien sind nicht immer einfach. Das musste ich leider auch am eigenen Leib erfahren. Aber darüber wollte ich eigentlich nicht schreiben. Ich würde nur mal gerne, anhand eines Fallbeispiels, von euch wissen, ob ihr Erfahrung mit unlösbaren Problemen in Patchworkfamilien machen musstet oder ob ihr Leute kennt, wo so ein unlösbares Problem aufgetreten ist. Mit unlösbar meine ich, dass man niemals allen Familienmitgliedern es recht machen kann und immer einer irgendwie zurückstecken muss.

Wie würdet ihr euch beispielsweise verhalten, wenn ihr als Mutter einen Mann kennenlernt, mit dem euer Kind auch einverstanden ist. Euer Kind versteht sich auch gut mit dem Mann. Doch eines Tages meint das Kind, dass es diesen Mann absolut nicht mehr mag, weil es nicht der richtige Vater ist und nur der richtige Vater ihm was zu sagen hätte. Der leibliche Vater allerdings hat sich kaum um das Kind gekümmert. Stellt euch vor, dass Kind hat den neuen Mann der Mutter kennengelernt als das Kind 10 war. Mittlerweile ist das Kind fast 17 und stellt die Mutter vor die Wahl, dass die Mutter sich entweder von dem Mann trennt oder das Kind will zum leiblichen Vater gehen.

Würdet ihr euch nach 7 Jahren von dem neuen Mann trennen, damit ihr eurer Kind nicht verliert? Es ist zwischen dem Kind und dem neuen Mann niemals etwas vorgefallen. Das Kind wurde von der Großmutter mütterlicherseits und dem leiblichen Vater, zu dem die Großmutter mütterlicherseits Kontakt aufgenommen hat aufgehetzt und dem Kind wurde eingetrichtert, dass der Stiefvater nichts zu sagen hat. Das Kind wurde sogar dem Stiefvater gegenüber handgreiflich. Der Junge, der mittlerweile ja 17 ist, ist kräftig gebaut und hat den Stiefvater angegriffen. Der Stiefvater hat sich nicht mal gewehrt.

Denkt ihr, dass sowas ein Einzelfall oder eher die Ausnahme ist? Denkt ihr, dass man sich auf jeden Fall für das Kind entscheiden muss? Was ist, wenn das Kind kurz darauf dann sein eigenes Leben führt, weil es ja alt genug ist. Sollte da die Mutter wirklich auf ihr eigenes Glück mit dem Mann verzichten? Wie kann man am besten solche oder auch ähnliche Probleme mit den Kindern in Patchworkfamilien lösen? Der obrige Fall hat sich übrigens wirklich zugetragen und das Jugendamt, welches die Mutter eingeschaltet hat, hat dazu geraten das Kind zum leiblichen Vater zu lassen. Leider hat das Kind der Mutter niemals verziehen. Ich persönlich muss sagen, dass ich der Meinung bin, dass man als Mutter auch ein Recht hat zu lieben und dass es auch richtig ist, dass die Kinder einen neuen Mann auch mögen müssen. Aber wenn eine langjährige Beziehung mit einem "entweder oder" von einem Kind beendet werden muss, denke ich, dass eine Mutter da auch egoistisch denken kann. Zumindest, wenn das Kind in einem Alter ist, wo es versteht.

Hier sind ja auch einige Mütter, die in einer zweiten Beziehung sind und Kinder aus der ersten Beziehung haben. Wie würden die Mütter ein Problem mit dem Stiefvater lösen? Was würden sie machen, wenn die Kinder nach so vielen Jahren kommen und sagen, dass sie wollen, dass die Mutter sich von dem Mann trennt, weil sie entweder eifersüchtig sind oder aber merken, dass der Mann doch auch was zu sagen hat und auch mal was verbieten. Gerade die Pubertät ist ja bei den Kindern nicht immer einfach.

Welche Erfahrung mit unlösbaren Problemen habt ihr schon gemacht und wie habt ihr dann versucht das Problem zu lösen? War das Problem wirklich unlösbar oder erschien es nur unlösbar? Denkt ihr, dass jedes Problem lösbar ist, was eine Patchworkfamilie betrifft?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Heutzutage ist es zur Normalität geworden in einer Patchworkfamilie zu leben. Auch ich bin in einer Patchworkfamilie groß geworden. Natürlich lassen sich Probleme nicht vermeiden. Insbesondere wenn mehrere Parteien gegen einander arbeiten. In diesem Fall ist das Kind ja bereits 17 Jahre alt und somit fast erwachsen. Dass in dieser Zeit eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familie stattfindet, ist durchaus normal und muss nicht mit dem Fakt zusammen hängen, dass es in einer Patchworkfamilie aufgewachsen ist. In dieser Zeit beginnt man, sich von dem Elternhaus zu lösen. Es scheint mir als wäre die „Flucht“ zum leiblichen Vater ein Grund hierfür.

Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass man seine Grenzen innerhalb der Familie austestet, um seinen Platz zu finden. Als Mutter muss man dies durchblicken können und sich nicht dem Druck unterwerfen, zwischen Kind und Lebenspartner zu wählen, denn diese Frage stellt sich schlussendlich nicht. Es ist das Recht des Kindes den Kontakt zum leiblichen Vater aufzunehmen, genauso wie die Mutter einen anderen Lebensgefährten haben kann. Schlussendlich geht es darum, dem Kind das Gefühl zu geben, dass es immer willkommen ist und man gar nicht erst eine Partnerschaft, mit einer Mutterbeziehung zum Kind gleich setzt.

» Lotta Krach » Beiträge: 19 » Talkpoints: 9,60 »


Das klingt aus Kindersicht alles so einfach. Die Mutter muss da einfach drüber stehen. Aha. Als Mutter sehe ich das ein bisschen anders. Ich kenne auch viele Mütter die Tage- und Wochenlang Rotz und Wasser geheult haben, als ihre Kinder flügge wurden ganz ohne dass die Komplikationen einer Patchworkfamilie dazu kamen. Es ist einfach schwierig das eigene Kind gehen zu lassen. Wenn die Trennung vom Kind dann noch unter solchen Vorzeichen läuft, braucht man sehr viel Kraft.

Diese ganze Aufhetzerei ist denke ich in Patchworkfamilien weit verbreitet. Ich kenne auch einen Fall, wo das Kind im jugendlichen Alter plötzlich zum Vater wolle, nachdem es jahrelang mit der Mutter sehr gut auskam und der Vater sich jahrelang nicht gekümmert hat. Anfangs hat der Mutter es das Herz gebrochen. Mit psychologischem Beistand hat die Mutter das ganz gut verkraftet und es geschafft, das sich nicht selbst als Fehler anzurechnen. Mittlerweile genießt sie die neue Freiheit und das Kind steht staunend da, dass die Mutter auch ein eigenes Leben hat.

Ich würde als Mutter vielleicht versuchen das Kind, das noch Minderjährig ist mit einem Pädagogen oder Psychologen zusammen zu bringen, der als Außenstehender hilft, die Gedanken des Kindes zu ordnen und den echten Kindeswillen heraus zu kristallisieren. Manchmal hilft das ja, wenn ein unbeteiligter und neutraler Fachmann dem Kind mal die Gruppendynamischen Prozesse auf der Erwachsenenseite erklärt und so mache Aufhetzerei entzaubert wird. Wenn allerdings der Lebensgefährte von mir sich wirklich nichts zu Schulden kommen lassen hat, würde ich mich auch nicht von ihm trennen. Warum auch? Was würde das besser machen? Reicht es nicht, dass das Kind schon den Lebensgefährten missachtet? Nach so einer kopflosen Trennung würde ich eher fürchten, dass das Kind die Mutter total als schwach erlebt und plötzlich verachtet.

Ich würde es dem Kind eher so kommunizieren, dass ich es so sehe, dass das Kind sich einen Grund konstruiert, der nicht vorhanden ist um sich das Gehen zu erleichtern und dass seine Gefühle keinen Handlungsanlass für die Beziehung darstellen. Anderenfalls sollte das Kind mal stichhaltig begründen, warum es zu dem plötzlichen Sinneswandel kommt. Wenn dann immer noch kein triftiger Grund genannt wird, würde ich dem Kind erklären, dass es frei ist und zum Vater ziehen kann, weil es die Gesetze auch so handhaben, wenn der leibliche Vater bereit ist das Kind aufzunehmen. Ich würde dem Kind sagen, dass es weiterhin jederzeit als Besuch willkommen ist. Auf jeden Fall würde ich versuchen in dem Gespräch ruhig und gefasst zu bleiben und Stärke zu demonstrieren. Wie es innerlich in der Frau aussieht, braucht das Kind in dem Moment ja nicht zu wissen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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