Traurigkeit und Tränen im Büro zeigen?
Es gibt ja manchmal Situationen, in denen einem die Tränen kommen und das kann auch passieren, wenn man z.B. auf Arbeit ist. Ich denke da beispielsweise daran, dass ich vom Tod meiner Großmutter erfahren hab, als ich gerade im Büro saß. Meine Mutter hatte mich da nachmittags angerufen und mir das mitgeteilt. Daraufhin musste ich erst einmal raus, weil ich mir von meinen Kollegen nichts anmerken lassen wollte und bin etwas über eine Stunde draußen herumgelaufen, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Aufgefallen ist meine Abwesenheit glücklicherweise niemandem.
Ein anderes Mal kam eine Kollegin sehr traurig zu mir, weil sie irgendein Vorgesetzter, der inzwischen gar nicht mehr da ist, heruntergeputzt hatte. Sie ist dann allerdings nicht raus gegangen, sondern hat mit Tränen in den Augen ihre Arbeit weitergemacht. Eine andere Kollegin kam mal weinend zu mir ins Büro, weil sie gerade gekündigt wurde.
Vorher war ich bei einer anderen Firma angestellt und sollte dann mein Arbeitszeugnis selbst schreiben. Als ich schon längst einen anderen Job hatte, rief ich dort während meiner Arbeitszeit mal an und fragte nach, ob denn das von mir geschriebene Zeugnis so ok sei und ich eine Unterschrift bekommen könnte. Ich habe ja nichts Schlimmes erwartet. Daraufhin hatte mich der ehemalige Chef auch am Telefon heruntergeputzt, weil er meinen Entwurf für zu lobend hielt. Da war ich auch echt traurig und weil ich von meinen neuen Kollegen nicht darauf angesprochen werden wollte, bin ich eine Weile auf die Toilette verschwunden.
Man könnte also sagen, dass ich dann eher versuche, abzuhauen, bis ich mich wieder ruhiger fühle und man mir nicht mehr ansieht, dass ich traurig war. Andere machen einfach weiter und „ertragen“, dass man ihnen die Tränen in den Augen ansehen könnte. Es kommt zwar nicht oft vor, aber was macht Ihr denn, wenn Ihr auf Arbeit seid und aus irgendeinem Grund traurig seid?
Ich glaube, dass jeder irgendwann mal Situationen erleben muss, wo die Tränen nicht mehr zurückgehalten werden können. Dann kann man erst einmal hinausgehen und versuchen, sich zu beruhigen. Wenn man Kenntnis davon erhält, dass ein nahestehender Mensch verstorben ist, wird jeder Verständnis dafür haben, dass die Tränen laufen. Das ist eine schreckliche Situation, die man nicht so einfach verkraften kann. Wenn es ein Chef mit etwas Verständnis wäre, der würde dich wahrscheinlich nach Hause schicken.
Natürlich versucht man, die Tränen vor anderen Mitarbeitern zu verbergen. Aber meistens merken sie es doch. Und oft können sie auch helfen, wenn sie ein paar tröstende Worte für dich haben, oder dich einfach mal für einen Moment in den Arm nehmen.
Allerdings würde ich schon differenzieren zwischen den Tränen aus echtem Kummer und denen aus Enttäuschung oder Wut. Wenn du dir dein eigenes Zeugnis geschrieben hast, wirst du nur das Beste hineingeschrieben haben. Ob das nun richtig oder nicht ganz richtig war, kann ich nicht beurteilen. Aber du musstest erwarten, dass dein Noch-Chef vielleicht etwas auszusetzen hatte. Dementsprechend konntest du dir vorab zu den einzelnen Punkten Notizen machen und die Punkte, mit denen er nicht einverstanden war, mit ihm diskutieren und deine Meinung vertreten. Wenn du aufgrund deiner Enttäuschung nicht viel Argumente gegen seine Meinung hattest, werden dir nur Tränen der Enttäuschung und Wut übergeblieben sein.
Überkommt einem während des Arbeitens eine große Traurigkeit und man kann die Tränen nicht zurückhalten, muss man sich eben kurzfristig anderweitig aufhalten, wenn man nicht möchte, dass jemand die Tränen sieht. Ganz verstecken wird man diese Traurigkeit nicht können. Genau wir du es bei anderen gesehen hast, wird man es auch dir anmerken.
Also wenn ich extrem traurig wäre und die Möglichkeit hätte, dann eben mal zu verschwinden, würde ich das auch machen. Denn ich finde nicht, dass man vor seinen Arbeitskollegen unbedingt heulen sollte. Das ist ja immer eine professionelle Angelegenheit, wenn man nicht gerade in einem kleinen Betrieb arbeitet, wo alle ein freundschaftliches Verhältnis hat und dann muss das meiner Meinung nach einfach nicht sein, auch wenn das natürlich menschlich ist und jeder dafür Verständnis hätte.
Da ich im Büro noch nicht tätig war, wenn ich von unserem "Büro" zu Hause absehe, kann ich dazu nichts sagen. Aber allgemein würde ich sagen, dass es manchmal Situationen gibt, in denen man so etwas nicht unterdrücken kann und je nach Verhältnis zu den Kollegen, die sich im gleichen Raum aufhalten, ist es auch vollkommen in Ordnung, wenn mal jemand weint oder auch mal traurig ist und dies zeigt. Ich meine, man ist doch auch nur ein Mensch und wenn man gerade ein trauriges Erlebnis hinter sich hat oder wenn man vom Vorgesetzten heruntergeputzt wurde, dann sind es schon menschliche Situationen, für die man sich nicht schämen muss. Bei einem guten Umgang im Team sehe ich darin auch nichts, was einem als Schwäche ausgelegt werden kann und sollte. Je instabiler aber ein Kollegium ist, sehe ich es etwas anders.
Ich habe durchaus auch mal im Arbeitsleben Situationen gehabt, in denen ich nicht anders konnte. Zwar habe ich meinen Tränen nicht freien Lauf gelassen, aber ich habe darüber gesprochen und man hatte es mir auch angesehen. Man hat mir dann auch immer Zeit zum Durchatmen gegeben und auch, um mich zu beruhigen. Das tat schon gut und war auch mehr als wichtig gewesen. Aber so etwas funktioniert eben nicht überall und da muss man schon schauen, wann so etwas okay ist und wann nicht. Aber eben mit dem Hintergrundwissen, dass wir alle nur Menschen sind, sollte sich so etwas auch überstehen lassen.
Büroarbeit in dem Sinne habe ich zwar auch noch nicht gehabt. Aber als vor fast drei Jahren mein Vater verstorben war, hat man mir im Unterricht auch nichts angemerkt. Es lag zwar das Wochenende dazwischen, aber ich habe dann am Montag alles ganz normal durchgezogen. Wer vorher nichts wusste, hat es tatsächlich nicht gemerkt.
Ich finde, dass man sich entweder soweit beherrschen kann, damit niemand von den Kollegen nichts bemerkt. Kann man dies nicht, so ist es wohl besser, wenn man die passende Gelegenheit nutzt, um den Raum mal verlassen zu können. Es geht Kollegen, besonders wenn man so nichts weiter mit ihnen zu tun hat, nichts an, welche Probleme man gerade mit sich rumträgt. Daher sollte man Gefühlsausbrüche, egal welcher Art, nicht im Büro zeigen.
Bei mir war es bisher - mit einer einzigen Ausnahme – eher so, dass ich sauer war, wenn mir in irgendeinem Unternehmen meiner Meinung nach Unrecht angetan wurde. Manchmal habe ich dann auch erstmal Luft schnappen müssen, aber die Traurigkeit kam dann erst, wenn ich jeweils zu Hause war, sodass ich mir in der Arbeit nicht wirklich etwas anmerken lassen oder verbergen musste. Es gab aber, wie gesagt, eine Ausnahme, die auch erst kürzlich passiert ist. Die letzten Monate sind für mich aus verschiedenen Gründen recht anstrengend und ich fühle mich auch teilweise leicht überfordert, weil ich gerade an verschiedenen Dingen, die alle gleich wichtig zu sein scheinen, zur selben Zeit arbeiten muss. Es gibt für mich vieles zu berücksichtigen und zu bedenken und ich habe schon einige Male gehofft, dass sich eines dieser Projekte endlich mal abschließen lässt, um mehr Luft zu haben und weniger angestrengt zu sein.
In einer Phase, in der meine Nerven dann wirklich einmal blank lagen, hatte mein Chef wegen irgendetwas ein Problem mit meiner Arbeit, wobei es so schlimm eigentlich gar nicht war und seine Anmerkung auch nicht böse oder ungerecht rüberkam. Er sagte aber, dass ihm aufgefallen sei, dass ich zur Zeit unkonzentriert arbeiten würde und dass sich das ändern müsse. Auch sagte er, dass er Verständnis für meine Situation habe, denn einen Teil dieser Situation kennt er. Dennoch sei es aber wichtig, dass ich versuche, mehr bei der Sache zu sein, wenn ich in der Arbeit bin. Die Ansprache meines Chefs fand ich weder vom Vortrag noch vom Inhalt her wirklich schlimm, ich musste nur einsehen, dass er Recht hatte mit dem, was er sagte. Spontan kam mir in den Sinn, was wohl passieren würde, wenn ich es nicht schaffen würde, mich in der Arbeit mehr auf eben diese Arbeit zu konzentrieren, denn das hat er nicht angesprochen und insofern keine Konsequenzen genannt.
Es ergab sich dann, dass er direkt nach dieser Ansprache die Kanzlei verlassen hat und ich einige Zeit alleine im Büro war. Unmittelbar, nachdem die Tür zugefallen war, schossen mir Tränen in die Augen, und obwohl ich versucht habe, mich zusammenzureißen, konnte ich mich gar nicht dagegen wehren, mich von diesem Gefühl der Schwäche umnebeln zu lassen. Ich habe ihr dann etwa eine Minute lang nachgegeben und anschließend versucht, ein paarmal tief durchzuatmen und mir zu sagen, dass es nun wieder gut ist und vor allem alles wieder gut wird. Dann habe ich mich beruhigt und gehofft, dass mein Chef mir nichts ansehen würde, was allerdings leider aber nicht der Fall war.
Nun war es in diesem Fall so, dass es gar nicht wirklich die Arbeitssituation war, die mich so geschwächt hat, sondern eher die geäußerte Feststellung meines Chefs, die ich teilen musste und auch die Tatsache, dass ich insgesamt eher psychisch etwas angeschlagen war. Diese Tränen, gegen die ich mich nicht wehren konnte, hatten nicht ausschließlich mit seiner Ansprache zu tun, sondern waren eher ein Produkt dieser Erkenntnis, dass ich Kraft brauche, möglichst schnell und möglichst viel, damit keiner der Bereiche, die mich gerade fordern, mir über den Kopf wächst und am Ende noch irgendetwas auf der Strecke bleibt. Dennoch hat mein Chef wohl meine geröteten Augen bemerkt und den falschen Schluss gezogen, dass ich mir seine Worte zu sehr zu Herzen genommen habe. Nachdem er wieder zurück war und in den darauffolgenden Tagen war er jedenfalls sehr freundlich und hat immer wieder betont, dass seine Hinweise nicht böse gemeint sind.
Ich kenne es bisher nur von einer Arbeitskollegin, dass sie im Büro in Tränen ausgebrochen ist. Da hatte sie vor wenigen Minuten erfahren, dass ein naher Verwandter im Sterben lag. Da sie diesem Verwandten sehr nahe stand, konnte sie die Tränen nicht zurück halten. Zwar gab es dann auch Lästereien, ob man sie denn nicht später informieren konnte. Das war dann auch für mich der Anlass, sehr froh darüber zu sein, dass der einzige Anlass der für mich zu Tränen trieb, unentdeckt blieb.
Damals wurde ich von einer Kollegin mehrfach unterhalb der Gürtellinie beleidigt. Ich habe nach der letzten Beleidigung Götz von Berlichingens wohl berühmtesten Ausspruch zitiert, die Tür sehr laut geknallt und auf dem Klo ein paar Tränen verdrückt. Dann habe die Spuren dessen beseitigt und mir blitzschnell ein dickes Fell wachsen lassen. Seither bringt mich im Büro nur noch ein Anruf aus der Schule aus der Ruhe. Aber das rührt mich nicht zu Tränen.
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