Vorteile und Nachteile einer Beamtenlaufbahn
Ich spiele momentan mit dem Gedanken nächstes Jahr an einem Auswahltest für die Beamtenlaufbahn teilzunehmen. Dabei ist der Beamte jedoch nur eine Position auf der Liste der Berufe, die mich interessieren und die ich mir vorstellen könnte, später auszuüben. Unter anderem interessiert mich zum Beispiel auch der Beruf des Mediengestalters, dazu habe ich bereits einen Thread eröffnet.
Nun würde mich aber mal interessieren, welche Gründe für eine Beamtenlaufbahn sprechen und welche nicht und wie ihr nach dem Abwägen der Vorteile und der Nachteile entscheiden würdet. Ist jemand von euch Beamter und kann mir schildern, welche Vorzüge eine Beamtenlaufbahn gegenüber einer normalen Ausbildung, beispielsweise in einem Industriebetrieb hat und welche Nachteile sich daraus ergeben?
Ich habe mal gehört, dass Beamte privat versichert sind, aber ist dies ein Vorteil gegenüber den normalen Arbeitnehmern? Außerdem bekommen sie nicht wie normale Arbeitnehmer ihr Geld am Ende des Monats, sondern schon zum Monatsanfang, obwohl sie noch keinen Finger dafür krumm gemacht haben. Genauso glaube ich jedoch auch gehört zu haben, dass Beamte einen festen Lohn haben und nicht wie andere Arbeitnehmer mithilfe eines Streiks mehr Geld fordern dürfen und auch ihre Arbeitszeit ist staatlich geregelt und abhängig davon wie oben entschieden wird. Ist da etwas Wahres dran?
Was du gehört hast, das stimmt. Als Beamte hast du geregelte Arbeitszeiten, einen festen Gehalt, der dir am letzten Arbeitstag des Monats überwiesen wird und privat bist du tatsächlich versichert. Als Beamte bist du in der Rente sehr gut abgesichert. Man bekommt so etwas wie eine Entschädigung. Daher möchten die Meisten, die das wissen, Beamte werden.
Das würde ich persönlich als einen sehr großen Vorteil bezeichnen. Als Nachteil fehlt mir im Moment nichts ein.
In Rumänien habe ich viele Verwandte, welche beamtet wurden. Jedoch ist das rumänische Beamtentum ein wenig anders, als wie in Deutschland. Soweit ich weiß, hat man als Deutschland den Vorteil, dass man unkündbar ist in seiner Position. Selbst wenn man die Hälfte seiner Arbeitszeit fehlt. Man behält seinen Job.
Des Weiteren verdient man super. Als Staatsdiener kann man sehr gut leben. Dennoch bringt dies auch einige Nachteile mit sich. Wie zum Beispiel das Streikverbot. Sobald Tätigkeiten oder Situationen auftauchen, welche wirklich unfair oder unpassend sind, darf man als Beamter nicht für das kämpfen, was richtig ist.
Ich bin seit etwa 20 Jahren Beamter und vieles, was Du gehört hast, stimmt natürlich. Als Beamter darf man nicht streiken und muss sich den Willen der Vorgesetzten fügen. Auf der anderen Seite werden die Lohnerhöhungen vom Bundesinnenminister festgelegt (sofern man Bundesbeamter ist) und wenn dieser meint, dass kein Geld da ist, muss man auch mal mit einer Nullrunde auskommen.
Natürlich hat man als Beamter auch einen sicheren Job und kann in der Regel auch nicht gekündigt werden - es sei denn, man hat sich etwas zu Schulden kommen lassen.Als Nachteil würde ich hier ansetzen, dass der Vorgesetzte auch mal verlangen kann, dass man woanders versetzt wird und hier kann man meist nichts gegen machen.
Als Beamter hat man ja ein sicheres Gehalt. Dies kann man aber auch aufbessern, indem man sehr gute Leistungen zeigt und eine Leistungszulage aushandeln kann.
Krankenversichert ist man als Beamter generell immer privat. Dies hat den Nachteil, dass man alle Krankheitskosten immer erst vorstrecken muss und wird nach etwa 6 Wochen dann von der jeweiligen Krankenkasse wieder entlohnt.
Es kommt immer darauf an, wo man als Beamter eingesetzt wird. Überall wird nur noch gespart und nicht selten werden neue Beamten-Jobs einfach nicht mehr neu vergeben.Und wenn einem ein Beamten-Job angeboten wird, würde ich auf jeden Fall zugreifen, denn einen sicheren Job gibt es nicht.
Wenn man die Möglichkeit hat, sich am Anfang noch frei für einen Berufszweig zu entscheiden, dann sollten - so idealistisch aber weltfremd das auch klingen mag - solche Überlegungen gar keine Rolle spielen. Jedenfalls so lange nicht, bis man sich auf drei oder vier Felder eingependelt hat und sich ungefähr vorstellen kann, womit man seinen Lebensunterhalt verdienen will. Anschließend kann man sich über Einkommen oder Sicherheit Gedanken machen. Vorher versperrt es einem nur den Blick. Die Frage losgelöst von Beruf und Branche nach der Beamtenlaufbahn ist also unklug. Schließlich kann man sowohl als Feuerwehrmann, Sachbearbeiter, Polizist, Jurist oder auch als Lehrer sich für die Beamtenlaufbahn entscheiden. Man muss eben vorher nur den Beruf selbst klären.
Und wenn hier als "Nachteil" die fehlende Streikmöglichkeit ernsthaft genannt wird, sollte sich wirklich mal überlegen, ob man als Angestellter den Mut hätte, zu streiken. Denn das bedeutet auch, dass man für die Zeit kein Gehalt erhält! Ebenso darf man sich sicher sein, Karriereplanungen mal auf kleiner Flamme kochen zu müssen. Angestellte dürfen also streiken - die wenigsten werden dieses Recht aber auch wahr nehmen! Das allein ist sicher kein wirklicher Nachteil.
Echte Nachteile erwachsen schlicht aus der eher "geringen" Bezahlung, wobei dies auch nur in den Boom-Zeiten gilt. Aktuell ist die Schere zwischen Angestellten und Beamten eben doch nicht so weit auseinander. Aber das ist einem ständigen Wechsel unterworfen und es kommen auch wieder Tage, an denen Angestellte um signifikante Größenordnungen mehr einnehmen können, als es Beamte tun. Um das eher einfache Einkommen (wobei das so ja wirklich nicht stimmt) etwas aufzufangen, sind die Pensionen für Beamte schlicht gesichert. Auch die Absicherung der Familie ist hier besser geregelt. Ebenso die Elternzeit! Schließlich kann ein Beamter oder eine Beamtin bis zur Einschulung in Elternzeit gehen, ohne (direkte) Nachteile im Job befürchten zu müssen.
Der Vorteil einer Privatversicherung bei der Krankenkasse ist aber nicht wirklich zu wichten. Denn auch als Angestellter kann man sich schließlich privat versichern. Auch wenn die zugehörigen Bemessungsgrenzen erhöht wurden, sind diese immer noch auch als gewöhnlicher Angestellter zu erreichen! Ob das aber wirklich dann sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.
Der wirkliche Vorteil in der heutigen Zeit ist schlicht die praktische Unkündbarkeit und die damit einhergehende Sicherheit bei der Lebensplanung. Man hat einen Job praktisch bis zur Pensionierung sicher. Den Vorteil gibt es als Angestellter einfach nicht. Auch wenn es Branchen gibt, die über Jahrzehnte gewachsen sind, kann es auch von heute auf morgen vorüber sein - und der Angestellte ist arbeitslos. Siehe dazu die zahlreichen Beispiele von Siemens, RWE oder diversen Geldhäusern. Riesen, die trotzdem entlassen. Auch wenn man vor wenigen Jahren niemals mit so was hätte rechnen können.
Dieser Vorteil wird ein wenig getrübt, wenn dann noch der Einsatzort in die Waagschale geworfen wird. Ein Bundesbeamter kann theoretisch auch im gesamten Bundesgebiet eingesetzt werden. Sollte man einen also wirklich los werden wollen, so versetzt man ihn von Freiburg nach Stralsund und danach nach Bonn. Natürlich geht das so auch nicht ohne weiteres, aber wenn Behörden verlegt werden, dann ist so was auch denkbar - sofern keine anderen Arbeitsplätze/Posten am Ursprungsort verfügbar sind.
Ich hätte da noch ein paar Ergänzungen. Es ist in der Tat so dass du einen sicheren Arbeitsplatz als Beamter hast und nach Ablauf der Probezeit praktisch unkündbar bist. Das gilt natürlich nicht wenn du dich einem groben Fehlverschulden (Dienstvergehen) schuldig machst oder wenn du auf Grund privater Eskapaden zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wirst. Aber das würde ich jetzt auch einmal ausschließen. Dein Arbeitsplatz ist sicher, mit Versetzungen muss man aber immer rechnen. Mit deiner Bestellung als Beamter schlägst du eine bestimmte Laufbahn ein und wenn du Pech hast dann kannst du auch einfach so an einen anderen Ort versetzt werden wenn du dort gebraucht wirst und wenn es sich innerhalb deiner Laufbahnrichtung bewegt.
Die Arbeitszeiten sind wirklich so dass du immer pünktlich Feierabend machen kannst, Überstunden müssen freiwillig oder angeordnet sein. Das gilt mit Abstrichen nicht bei der Polizei. Beamte im Ruhestand bekommen keine Rente sondern eine Pension die etwas über 80 Prozent der letzten Bezüge entspricht wenn er nicht vorzeitig in Ruhestand geht und auch die erforderlichen Beamtenjahre vorzeigen kann. Diese Pension muss aber voll versteuert werden wie zu seinen Zeiten als normaler berufstätiger Steuerzahler. Dazu kommen nach die hohen Zahlungen für die private Krankenkasse so dass gerade die Geringverdiener unter den Beamten doch ganz schön im Alter daran zu knabbern haben. Übrigens haben Beamte ein um ein paar hundert Euro geringeres Monatsentgelt als vergleichbare Angestellte im öffentlichen Dienst, damit gleicht sich die Beitragsersparnis bei den Krankenkassen wieder aus.
Zum Thema Krankenkasse, hier hast du selbstverständlich die Wahl ob du weiter in einer gesetzlichen Krankenkasse bleiben möchtest oder ob du in eine private Versicherung wechselst. Leider ist die gesetzliche Krankenkasse für viele Beamte die teuerste Wahl weil die Zuschüsse durch den Arbeitgeber entfallen und du dort als freiwillig Versicherter geführt wirst. Vielleicht zum besseren Verständnis, für Beamte gibt es die Beihilfe. Ein einzelner Beamter ist dort mit 50 Prozent versichert und dieser muss sich dann noch eine private Krankenversicherung suchen die die restlichen 50 Prozent absichert. Wenn der Beamte verheiratet ist und der Partner über kein Einkommen verfügt dann wird dieser durch die Beihilfe mit 70 Prozent abgesichert und ein Kind mit 80 Prozent. Eine Familienversicherung gibt es nicht, jede zum Haushalt gehörende Person muss dann zusätzlich noch einzeln Privat versichert werden. Private Versicherungen sind günstig wenn man sehr jung dort einsteigt und keine Erkrankungen wie zum Beispiel Heuschnupfen oder Übergewicht hat. Hier muss man dann mit äußerst deftigen Aufschlägen oder gar mit einer Verweigerung der Aufnahme rechnen.
Um noch einmal auf den nicht gewährten Arbeitgeberanteil zurück zu kommen. Als Arbeitnehmer bezahlen du und dein Arbeitgeber die Beiträge für die Krankenkasse je zur Hälfte. Bist du aber Beamter und du möchtest bei den gesetzlichen Krankenkassen bleiben dann bezahlt die Beihilfe überhaupt nichts, du musst also den vollen Beitragssatz selber tragen. Auch ist es nicht so dass du alle Kosten ersetzt bekommst wenn du einmal Rechnungen einreichst. Die Leistungen der Beihilfe sind ähnlich wie bei der AOK und mir ist es sogar schon passiert dass ich Minus dabei gemacht habe weil man regelmäßig fiktiv 10 Euro Praxisgebühr abzieht und Medikamente mit einem Mindesteigenbehalt belegt werden der sogar über dem Kaufpreis liegen kann.
Wo die Jobs immer unsicherer werden, ist eine Beamtenlaufbahn sicherlich eher erstrebenswert, um einfach abgesichert zu sein. Allerdings glaube ich nicht, dass unser System das noch so lange her gibt. Ich denke über kurz oder lang werden auch in Deutschland die Verbeamtungen nicht mehr in so vielen Berufen vorgenommen. Soweit ich weiß fängt das bei den Lehrern schon an.
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