Wie viel Selbstbewusstsein ist gut?Wann ist man eingebildet?
Ein Mitschüler von mir musste gestern ein Referat halten. Vor dem Unterrichtsbeginn kam er dann zu unserem Tisch und meinte wir sollen alle am Ende seines Referats laut in die Klasse schreien, dass es gut gewesen wäre. Das würde den Lehrer angeblich bei seiner Bewertung beeinflussen und seine Note noch ein wenig anheben. Er würde es bei unseren Referaten genauso machen.
Natürlich hätten wir das nie gemacht, gerade bei diesem Lehrer hätte es uns Kopf und Kragen gekostet, wenn wir laut im Klassenzimmer herum gegrölt hätten. Er meinte wahrscheinlich bräuchte er unsere Hilfe auch gar nicht, die Klasse würde sicher schon genug geflasht sein nach seinem Referat. Er spekulierte dann noch ein wenig sinnloses Zeug herum, so zum Beispiel, dass die Mitschüler sicher sagen würden, er würde sich gut machen da vorne.
Beim Referat selbst legte er sich dann tatsächlich ganz schön ins Zeug. Er war wirklich nicht schlecht, hatte eine lockere Art, war eigentlich gar nicht aufgeregt, sprach größtenteils frei und gestikulierte währenddessen eifrig zur Veranschaulichung herum. Er war nicht schlecht und das wurde dann auch mit einer guten 2 benotet. Aber dennoch nervte es mich, wie er sich vorher vor uns aufgeführt hatte, als wäre er Gott selbst. Ich finde es keinesfalls schlecht, wenn man ein starkes Selbstbewusstsein hat, bei einem Referat ist es sogar wichtig, dass man sich selbst Mut macht und dann locker an die Sache herangeht, aber so angeben hätte er vorher auch nicht vor uns.
Und deshalb meine Frage: Wann zählt für euch ein Mensch als eingebildet? Wie würdet ihr einen eingebildeten Menschen definieren? Wie viel Selbstbewusstsein ist eurer Meinung nach noch gut? Ab wann grenzt es dann schon an Arroganz? Wie würdet ihr den von mir geschilderten Fall aus eurer Sicht beurteilen?
Für mich gilt jemand als eingebildet, wenn diese Person ständig prahlt, was er nicht alles kann, was er nicht alles hat und schon erreicht hat. Meiner Meinung nach ist ein gesundes Selbstbewusstsein schon in Ordnung, aber man sollte nicht ständig alles seinem Umfeld auf die Nase reiben. So muss man mir nicht dauernd sagen, wie toll man doch ist, wie viel Geld man verdient oder dass man dies oder jenes gut kann. Das ist völlig unnötig, meiner Meinung nach machen das Leute, die eigentlich unsicher sind und sich dadurch sicherer fühlen wollen. Ob diese Leute dann wirklich etwas drauf haben, müssen sie ohnehin erstmal beweisen, da hilft auch das angeben nicht.
Ich mag selbstbewusste Leute, aber ich mag keine Angeber. Und Angeber sind für mich ganz klar eingebildete Personen, die sich einfach etwas auf ihren Erfolg einbilden und andere Leute damit runter machen wollen oder aber wollen, dass andere sich schlecht fühlen.
Selbstbewusstsein finde ich sehr schwer zu definieren, da es doch immer sehr von speziellen Situation abhängig ist, ob es nun wirklich selbstbewusst und taff wirkt oder eingebildet. Natürlich hat da jeder noch ein eigenes empfinden. Auch spielt da sicher die eigene Meinung über die zu bewertende Person mit hinein. Das eigene Selbstbewusstsein sollte aber nie von speziellen Dingen oder der Umwelt abhängen, gepushtes Selbstbewusstsein ist schließlich nicht von Dauer und kommt nicht von einem selber.
Ich finde es selbstbewusst wenn man weiß was man möchte und es selber mit eigenen Mitteln probiert. Selbstbewusst ist auch, wenn man keine große Bestätigung von außen braucht und auch zu eventuellen Fehlern steht. Ein klein wenig Selbsteinschätzung ist auch nie fehl am Platz, auch darf man dieses gerne anderen mitteilen, sein Können aber niemals auf das Nicht-Können von anderen stützen. Wie gesagt, ich finde es sehr schwierig Selbstbewusstsein zu definieren. In einer Situation kann es großartig und sehr selbstbewusst sein seine Meinung zu etwas zu sagen, in der anderen ist es einfach Fehl am Platz und wirkt beziehungsweise ist sehr arrogant.
Der hat in der Tat vorher ein ganz schönes Fass aufgemacht. Das muss aber nicht unbedingt ein Zeichen von Selbstbewusstsein sein, sondern diese "Hoppla, jetzt komm ich - Taktik" kann auch darauf hindeuten, dass derjenige damit seine Unsicherheit einfach überspielen und verdrängen will. Vielleicht muss er sich auch emotional ein wenig hoch pushen, um in Form zu kommen und sich Rückendeckung bei euch zu holen. Manchmal sind solche Leute einfach nur Blender.
Manchmal ist es schwer pauschal zu definieren, was noch selbstbewusst und was schon übermaßlich eingebildet ist. Im Grunde gehört zur Eingebildetheit ein Übermaß an Selbstbewusstsein dazu, aber man muss nicht eingebildet sein, um sichselbstbewusst zu zeigen. Es ist daher schwer eine Grenze dazwischen zu setzen.
Um Referate, Vorträge etc. vernünftig halten zu können, benötigt es auf jeden Fall ein gesundes Maß von Selbstbewusstsein, da man sich und das Thema sonst recht langweilig präsentiert und damit sich auch kein gutes Ergebnis erzielt. Jemand, der die ganze Zeit stur auf seine Notizen starrt und die Worte nur vor sich herstammelt und oft verhaspelt, macht einfach keinen guten Eindruck auf sein Publikum. Im Gegensatz dazu wirkt ein flüssig gesprochener Vortrag mit genügend Augenkontakt zum Publikum und passenden Gestikulationen, für den Zuschauer viel angenehmer und spannender, weil es auch weniger Schwierigkeiten bereitet, dem Thema zu folgen.
Natürlich gibt es Menschen, die diese Situationen für sich ausnutzen können, weil sie sowieso schon Selbstbewusstsein in Übermaße haben. Anstelle einfach nur Dank ihres Selbstbewusstseins ihren Vortrag ohne weitere Probleme - welche sich bei ihnen grundsätzlich kaum ergeben können - vorzutragen, müssen sie ihr Publikum schon vorher auf ihren großen hype vorbereiten. Das ist normalerweise total unnötig, da das Publikum nicht schauspielern muss, wenn es einen guten oder schlechten Beitrag vor sich hat. Auch würde das nur im Ausnahmefall etwaigen Einfluss auf die Entscheidung des bewertenden Lehrers haben.
Der vorliegende Vorfall scheint mir so zu sein, dass dieser Mensch entweder noch zusätzliches "Pushing" und Bestätiging seines Selbstbewusstseins benötigt, damit sein Selbstwertgefühl steigt oder aber er ist dermaßen von "selbstrverliebt" und eingebildet, dass er keine Scheu hegt dieses allen Mitmenschen auch rund um die Uhr mitzuteilen und auf diese auch in gewisser Weise auch abwertend herunter schaut...
Selbstbewusstsein ist, wenn man sich selbst etwas zutraut. Selbstbewusstsein strahlt man aus, aber man prahlt nicht damit. Einbildung ist wenn man sich selbst für besser als andere hält, und das seine Umgebung merken lässt.
Ich finde zunächst mal, dass es einen großen Unterschied zwischen dem Selbstbewusstsein und der Äußerung dieses Selbstbewusstseins gibt. Grundsätzlich fallen mir Menschen negativ auf, die sagen, dass sie irgendetwas besonders gut können, ich kann gar nicht so genau sagen, weshalb mich das stört. Eine Person, die ich einst kannte, hat häufiger gesagt, dass sie sehr gutaussehend ist, was von so manchem möglicherweise als selbstbewusst aufgefasst werden würde, ich finde es allerdings eher peinlich.
Ob jemand gutaussehend ist oder nicht, ist sicherlich Geschmackssache, und auch, wenn ich der Meinung bin, dass jemand in irgendetwas besonders gut ist, dann bedeutet das doch nicht, dass ich es nicht trotzdem kritisch verfolgen kann, was er in dieser Hinsicht tut. Genauso sehe ich es aber auch aus der Sicht desjenigen, der eine bestimmte Begabung hat, auf die er stolz sein kann: Wenn mir gesagt wird, dass ich irgendwo ein großes Talent habe, dann nehme ich dieses Kompliment oder Lob zunächst sicherlich mit Freude auf, aber ich sehe mich in diesem Punkt nach wie vor kritisch, zumal ich doch auch weiß, dass es immer diverse Menschen gibt, die diese Fähigkeit ebenfalls haben und sicherlich auch einige, die darin bedeutend besser sind als ich.
Ich kann also wissen, dass ich etwas gut oder vielleicht sogar besonders gut kann, aber ich muss das doch nicht jedem auf die Nase binden und mich vielleicht sogar noch damit brüsten, oder? Das ist für mich nämlich der klare Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz: Derjenige, der weiß, dass er etwas gut kann, ist selbstbewusst. Der, der darüber ständig spricht und sich damit brüstet, sich darauf etwas einbildet, der wird auch häufig nicht ganz zu Unrecht als eingebildet wahrgenommen. Es ist eigentlich doch ganz einfach. Auffallend ist allerdings meiner Meinung nach eben auch immer wieder, dass der Selbstbewusste sich hinsichtlich seiner eigenen Talente doch immer wieder in Frage stellt, während der Eingebildete gar nicht merkt, dass er in Sachen Talent vielleicht sogar schon längst überholt wurde und sich trotzdem noch für den Größten hält.
Den von Dir geschilderten Fall hätte ich wohl vermutlich auch eher als einen solchen angesehen, in dem jemand ziemlich überzeugt von sich selbst zu sein scheint, offenbar auch zu überzeugt, denn eine gute zwei ist eben dennoch "nur" eine zwei, und scheinbar hat sich Dein Mitschüler ja doch etwas mehr zugetraut als er letzten Endes dann auch bekommen hat. Seine Töne im Vorfeld wären sicherlich nicht notwendig gewesen und er hätte mich vermutlich beeindruckt, wenn er gar nichts gesagt, sondern einfach sein Referat gehalten hätte. Durch diese Sprüche im Vorfeld hätte er sich einiges an Anerkennung, die ich ihm hätte zukommen lassen, sicherlich von vornherein genommen, und überhaupt kommt er mir eher vor wie ein Spruchbeutel, von denen ich auch einige während meiner Schulzeit kennenlernen konnte. Die abgelieferte Leistung ist ja nun der eine Punkt, und Dein Mitschüler kann bezüglich dessen, was er abgeliefert und auch seiner Note, die er erreicht hat, zufrieden sein, möglicherweise sogar stolz. Im Vorfeld allerdings schon so forsch aufzutreten, finde ich eher schwierig, das erscheint mir grundsätzlich doch eher angeberhaft und in dieser Hinsicht finde ich es dann auch noch peinlich, dass er es gerade mal auf eine zwei gebracht hat.
moin! hat geschrieben:Grundsätzlich fallen mir Menschen negativ auf, die sagen, dass sie irgendetwas besonders gut können, ich kann gar nicht so genau sagen, weshalb mich das stört.
Bei mir ist genau das Gegenteil der Fall. Mich nervt dieser bescheidene "das war doch gar nicht so gut" Typ unheimlich, wenn allen, inklusive der besagten Person, klar ist, dass er oder sie eine sehr gute Leistung gebracht hat. Ich sehe keinen Grund, warum man nicht zu seinen Fähigkeiten und Talenten stehen sollte. Jedenfalls dann, wenn sie auch wirklich vorhanden sind und nicht nur im Auge des Betrachters liegen.
Und um zur Frage zu kommen - ich finde das Wort "eingebildet" ist im Deutschen doch sehr passend gewählt und auch sehr leicht verständlich. In dem Wort steckt "einbilden" und basierend darauf würde ich auch einen eingebildeten Menschen definieren. Also jemanden, der von sich selber mehr hält als eigentlich vorhanden ist. Jemand, der sich gewisse Fähigkeiten oder Attribute einbildet, die er gar nicht in dem von ihm angenommenen Ausmaß besitzt. Selbstbewusstsein - sich seiner selbst bewusst sein - bedeutet hingegen, dass man weiß, was man hat und was man kann. Im Gegensatz zum eingebildeten Menschen hat der selbstbewusste Mensch also eine realistische Selbsteinschätzung. Arroganz hat für mich hingegen eher mit den anderen Menschen zu tun, also zum Beispiel, wie dein Referatkünstler die Mitschüler behandelt, die ihr Referat total in den Sand gesetzt haben.
Selbstbewusstsein ist doch recht einfach zu definieren: sich seiner eigenen Fähigkeiten relativ klar und realistisch bewusst zu sein. Das darf man ja dann auch ruhig kundtun. Dass da manch einer Probleme mit solchen Äußerungen hat, liegt wohl auch daran, dass viele Menschen das nicht gewöhnt sind. Bis ins junge Erwachsenenalter bekam ich dieses sei zurückhaltend auch vorgelebt und hatte ein entsprechend schlechtes Selbstbewusstsein und habe mich sicher auch häufig unnötig kleiner gemacht als nötig.
Inzwischen ist das nicht mehr so und ich habe ein recht gesundes Selbstbewusstsein. Ehrlich gesagt geht es mir damit bedeutend besser. Dass Selbstbewusstsein schnell eingebildet wirkt, kann ich so nicht bestätigen. Aber ich kenne auch genügend Menschen, die mit einem gesunden Selbstbewusstsein nicht umgehen können, da sie das wahrscheinlich selbst nicht haben.
Natürlich achte ich schon darauf, dass ich nicht eingebildet wirke, auch wenn das sicher nicht immer zu vermeiden ist, da jedes Gegenüber so etwas anders empfindet. Da ich aber eingebildet auch recht einfach definiere: ich bilde mir etwas ein, was real gar nicht existiert. Das kann natürlichen auch für meine eigenen Fähigkeiten gelten. So etwas fliegt aber oft genug schnell auf. Und so manch einer denkt ja auch, dass positives Denken allein (ohne auch etwas zu tun) hilft und auch so kann dann so manche Affirmation dazu führen, dass man eingebildet wirkt und auch ist. Keine Ahnung, wie der Mitschüler sonst so drauf ist, ich würde aber auch nicht ausschließen, dass der arme Kerl die Sache mit dem positiven Denken einfach falsch verstanden hat.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-178985.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1072mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 3014mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1862mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1358mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?