Austauschschüler aufnehmen - würdet ihr das machen?
Eine Freundin von mir hatte schon letztes Jahr eine Austauschschülerin aus Russland zusammen mit ihrer Familie für etwa drei Monate bei sich aufgenommen. Die Austauschschülerin hat dann die Zeit über bei ihr im Zimmer geschlafen, weil sie kein anderes Zimmer mehr zu Verfügung hatten, und die beiden haben sich auch super verstanden. Dieses Jahr nehmen sie wieder eine Austauschschülerin aus Russland auf.
Als ich mich letztens mit ihr darüber unterhalten habe, ist mir klar geworden, dass ich das nicht gerne machen würde, wenn die Austauschschülerin oder der Austauschschüler dann bei mir im Zimmer wohnen würden. Das wäre mir dann irgendwie zu viel. Außerdem ist es auch sehr viel Verantwortung, wenn man einen Austauschschüler bei sich aufnimmt. Das größte Problem für mich wäre aber das, dass ich mich dann vielleicht nicht mit dieser Person verstehe und die dann für Wochen und Monate an der Backe habe. Außerdem bin ich manchmal sehr launisch und würde das keiner anderen Person antun wollen.
Wie ist es bei euch? Würdet ihr einen Austauschschüler oder eine Austauschschülerin aufnehmen? Wieso würdet ihr das machen oder wieso würdet ihr das nicht machen? Was wären eure Ängste und Zweifel? Habt ihr vielleicht schonmal jemanden aufgenommen?
Ich habe ebenfalls zwei Mal an einem Schüleraustausch während meiner Schulzeit teilgenommen. Dieser Austausch fand mit einer Schule in Polen statt für jeweils 10 Tage. 10 Tage waren wir deutsche SchülerInnen in Polen zu Besuch und 10 Tagen waren die polnischen SchülerInnen bei uns zu Besuch. Dies war eine super Erfahrung, die ich nicht missen möchte und würde Dir empfehlen auch an so etwas teilzunehmen, wenn Du die Möglichkeit dazu hast. Andererseits erscheinen mir drei Monate wirklich etwas lang. Ins Besondere, wenn kein eigenes Zimmer zur Verfügung steht.
Die Angst, dass ich mich nicht verstehen könnte, hatte ich nicht. Wir mussten alle vorher einen Steckbrief ausfüllen und anhand dessen wurden wir zugeteilt. Beim ersten Mal habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Wir flogen zuerst nach Polen, Danzig. Dort lernte ich diese Person kennen und wir haben uns von Anfang an super verstanden. Sie hat mir sogar ihr Zimmer überlassen, da sie noch ein Gästezimmer hatten, in das meine Austauschschülerin dann auswich. Es lief alles prima und auch mit ihrer Familie habe ich mich super verstanden. Nach zweiwöchiger Pause nach unserer Abreise kamen sie zu uns. Dies war noch einmal eine ganz andere, neue Erfahrung. Da wir kein Gästezimmer hatten, schlief sie mit in meinem Zimmer, was nun auch kein großes Problem darstellte, da ich ein recht großes Zimmer hatte und sie auch ein richtiges Bett hatte, da ich zwei Betten in meinem Zimmer stehen hatte. Was Du von der Verantwortung schreibst, kann ich schwer nachvollziehen. Davor hatte ich nie Angst und soviel Verantwortung hast Du nicht. Selbstverständlich solltest bzw. musst Du dafür sorgen, dass er/sie sich bei Dir wohlfühlt, aber so viel gibt es da nicht. Außerdem sind ja betreuende Lehrer vorhanden, die einen unterstützen und bei Problemen sofort zur Stelle sind und nach Lösungen suchen.
Wenn Du jedoch von Dir selbst schreibst, sehr launisch zu sein und dies keinem Anderen zumuten willst, dann solltest Du es vielleicht lassen. Aber denkst Du nicht, dass Du Deine Launen in einem solchen Fall in den Griff bekommst? Es ist ja nicht für immer sondern für einen festgelegten Zeitraum.
Da meine Erfahrungen beim ersten Mal so super waren, wollte ich nur all zu gern ein weiteres Mal daran teilnehmen. Beim zweiten Mal war es weniger gut. Das hatte aber auch viel mit mir persönlich zu tun, da ich in dieser Zeit in einer kniffligen psychischen Situation war. Ich habe mich sehr zurückgezogen und meine Austauschschülerin war teilweise etwas enttäuscht und traurig, weil sie dachte, dass es an ihr läge, aber das haben wir dann auch in den Griff bekommen. Positiv war, dass die Austauschschülerin meiner besten Freundin die beste Freundin meiner Austauschschülerin war, sodass wir zu viert jede Menge Spaß hatten und viel unternommen haben. Außerdem ist es das erste Mal etwas besonderes. Man vergleicht immer mit dem vorherigen Mal und da kann man nie rankommen.
Meine größte Angst war die Sprache und dass wir uns nicht miteinander verständigen könnten. Diese Angst war jedoch absolut unbegründet. Wir unterhielten und auf englisch und das klappte sehr gut. Es war anfangs sehr lustig, als ich beim ersten Austausch am ersten Abend mit der gesamten Familie aß. Wir haben uns dann die Dinge aufgemalt, da wir teilweise nicht wussten, wie es heißt. Hände und Füße gibt es auch noch. Das ist dann eher sehr lustig. Auch wenn Du vielleicht in der Zeit falsches Englisch sprichst, verbessern sich dadurch Deine Englischkenntnisse trotzdem, selbst wenn die Austauschschülerin/der Austauschschüler polnisch, russisch oder eine sonstige Sprache spricht. Meine schönste Spracherfahrung war das Wort Gehweg. Wir wussten alle nicht, was es auf englisch heißt und dann fiel mir das französische Wort für Gehweg ein - Trottoire. Ihre Schwester konnte französisch und konnte ihr dann das polnische Wort sagen. Wir hatten viele dieser Spanisch-Französisch-Englisch-Polnisch-Deutsch-Wörterkombinationen. Ach, das war einfach eine wunderbare Zeit und eine tolle Erfahrung fürs Leben.
Solltest Du Dich dafür entscheiden, wünsche ich Dir eine ebenso wundervolle Zeit und tolle Menschen. Es wird Dir menschlich auf jeden Fall etwas bringen. In erster Linie sind Schüleraustausche dafür da die Sprache zu verbessern, was in meinem Fall und ich antizipiere in Deinem Fall ebenfalls nicht der Fall ist. Du nimmst viel mit, für Dich, fürs Leben.
Wir haben nie einen Austauschschüler aufgenommen. Es gab meistens nicht genug ausländische Interessenten und es gab andere Familien, die sich förmlich um die Austauschschüler rissen. Auch bei uns wäre es vom Platz her so gewesen, dass der Austauschschüler sich ein Zimmer mit jemandem hätte teilen müssen. Es kommt natürlich darauf an, wie lange der Austauschschüler bleibt und wie gut man sich mit dem versteht, aber ich würde das generell eher bevorzugen, dass man einen Austauschschüler nimmt, wenn man auch ein Gästezimmer hat. Ansonsten hätte ich die Befürchtung, dass es zum Streit kommt, denn man braucht ja auch mal seine Privatsphäre (auch der Austauschschüler). Ich hätte da Zweifel, dass man sich dann die ganze Zeit in den Haaren liegt, weil man so aufeinander gedrängt hockt.
Also mein Zimmer hätte ich nur sehr ungern mit jemandem geteilt. Immerhin lernt man die Person ja dann erst kennen und kann somit noch gar nicht einschätzen, wie man sich verstehen wird. Aber sogar meine beste Freundin wäre mir für drei Monate zu viel, ich brauche zwischendurch einfach etwas Ruhe für mich.
Aber wenn ein weiteres Zimmer zur Verfügung steht, sehe ich da kein Problem. Ich selbst bin von einer Gastfamilie aufgenommen worden und fand das toll. Damals habe ich schon studiert und war daher relativ unabhängig. Bei einem Austauschschüler müsste man sich, schon wegen des Alters, etwas intensiver kümmern. Aber damit hätte ich kein Problem. Unter der Woche geht die Person ja zur Schule und am Wochenende mal etwas zu unternehmen und vielleicht die Umgebung zu zeigen, würde mir sogar großen Spaß machen. Und nach einer Weile hätte der Besucher sicherlich auch Anschluss gefunden und würde mit Gleichaltrigen etwas unternehmen. Ich würde jederzeit jemanden aufnehmen und fände das sogar richtig toll.
Ich hätte auch beinahe an einem Englischaustausch teilgenommen, das von meiner Schule aus ging. Doch irgendwie traute ich mich auch nicht so richtig, denn ich wusste einfach nicht, welche Familie mich dort erwarten würde. Und ich bin da schon ein wenig komisch drin, wenn es darum geht, wo ich dann meine 2 Wochen verbringen muss. Vor allem, wenn ich die Familie einfach nicht kenne. Außerdem waren auch meine Eltern von dieser Idee nicht wirklich begeistert, da sie genau die gleichen Ängste hatten, wie ich auch.
Daher habe ich einer Freundin erst einmal den Vortritt gelassen, und wollte mal schauen, wie es bei ihr so läuft. Sie hatte dann zuerst ihre Austauschschülerin bei sich für 2 Wochen wohnen. Diese schien auf den ersten Blick ganz nett zu sein. Doch nach etwa 2 Tagen, veränderte sie sich sehr zum negativen. Es gab auch ein wenig Stress, als das Mädchen einfach in der Nacht weglaufen wollte, wie sie vorher angekündigt hat. Zudem wurde sie sehr zickig und eingebildet, und wollte sich lieber mit ihren Freundinnen treffen, die auch an dem Austausch teilgenommen haben, als sich mit meiner Freundin zu treffen, um mal etwas zusammen zu unternehmen. Es war also der totale Reinfall, denn man hat das englische Mädchen kaum zu Gesicht bekommen.
Als meine Freundin dann auch für 2 Wochen zu der Austauschfamilie kam, war es auch erst ganz gut. Nur das hat sich leider auch geändert. Meine Freundin war praktisch auf sich alleine gestellt, da sich die Familie nicht wirklich um sie gekümmert hat. Sie hatte nur die Möglichkeit, sich noch mit den anderen Austauschschülern zu treffen, die aber etwas entfernter wohnten. Vor allem hat sie dort das Essen gestört, wie sie sagte. Daher hat sie auch enorm abgenommen gehabt, und das in nur 2 Wochen.
Als ich das alles gehört habe, war meine Entscheidung klar, dass ich an dem Austausch nächstes Jahr nicht teilnehmen werde. Ich weiß einfach vorher nicht, was mich erwartet, und vor allem wer mich erwartet. Gereizt hat mich eigentlich nur, dass ich zusammen mit einer ausländischen Person wohnen würde, und auch deren Gewohnheiten kennenlerne. Da ich Englisch schon gut sprechen konnte, war die Sprache für mich nur zweitrangig.
Ist schon ewig her, aber ich war mal für 2 Wochen in Frankreich und die Französin dann natürlich auch später 2 Wochen bei mir. Wir haben uns eigentlich schon ganz gut verstanden, ich bin gerne dort gewesen, weil ich auch überhaupt kein Problem damit hatte, mal für ein paar Wochen von zu Hause weg zu sein (das war damals in der 9. Klasse, also Durchschnittsalter 15) und ich hätte durchaus auch länger bleiben können, aber anders herum war es glaub ich nicht wirklich so.
Sie hatte von Tag 1 an ganz furchtbares Heimweh, hat viel geweint, jeden Tag zu Hause angerufen und dann noch mehr geweint, das war echt schwierig. Und weil sie sich leider absolut geweigert hat, Deutsch zu sprechen, gab es so gut wie keine Kommunikation zwischen ihr und meiner Familie, denn meine Eltern sprechen beide keine Fremdsprachen, wenn ich also nicht zum Übersetzen da war, lief gar nichts. Das fand ich etwas schade, denn sie hatte ja schließlich schon genauso lange Deutsch in der Schule wie ich Französisch gehabt hatte und ich hab mit ihrer Familie immer gesprochen, wenn ich auch ein paar mal auf Englisch umswitchen musste, was ihre Mutter Gott sei Dank verstand, weil mein Vokabular nach knapp 2 Jahren dann doch noch sehr lückenhaft war.
Selbes Spiel beim Essen. Zu Hause hat sie alles gegessen, was man ihr vorgesetzt hat, bei uns dann auf einmal nur noch Baguette mit Kiri Frischkäse und Chicken Nuggets mit Pommes. Auch das war für meine Mutter mehr als blöd, weil ich der natürlich immer erzählt habe, was dort auf den Tisch kam und was sie kochen soll, weil ich da sicher war, dass das Mädel das auch isst.
Alles in allem kann man den Gegenbesuch von daher als sehr bedrückend und auch unhöflich bezeichnen, was ich sehr schade fand.
Im Nachhinein hab ich erfahren, dass zwar alle Teilnehmer von unserer Seite freiwillig bei dem Austausch mitgemacht haben, von französischer Seite war es aber Pflicht, wer Deutsch hatte, musste auch bei dem Austausch mitmachen, was auch die Probleme erklärte, die wir mit meiner Austauschpartnerin hatten.
Das wären dann auch heute meine Hauptbedenken, wenn es noch einmal darum ginge, bei so etwas mitzumachen. Ist die Person freiwillig dabei? War sie schon einmal von zu Hause weg oder hab ich wochen- oder monatelang das heulende Elend bei mir sitzen? Sind gewisse Grundformen des guten Benehmens vorhanden?
Ich glaube aber auch nach all den Jahren noch immer fest daran, dass meine Erfahrung eine Ausnahme war, denn prinzipiell finde ich die Idee des Schüleraustausches nach wie vor super und halte sie für eine tolle Gelegenheit, andere Länder kennen zu lernen. Schade war nur, dass meine Eltern mich als Konsequenz aus dem Frankreichaustausch leider nicht mehr beim Austausch mit den USA haben mitmachen lassen.
Ich war selbst aus Austauschschüler ein Jahr im Ausland und als ich wiedergekommen bin, haben wir für ein Jahr eine Austauschschülerin aus Finnland aufgenommen. Das war eine ziemlich tolle Erfahrung, auch wenn es nicht immer ganz einfach war.
Aus der Sicht eines Austauschschülers kann ich sagen, dass es immer am Schönsten ist, wenn man Gastgeschwister hat, wenn möglich etwa im gleichen Alter. Außerdem halte ich ein eigenes Zimmer für absolut notwendig. Weder als Austauschschüler noch als die Person, die einen Schüler aufnimmt, würde ich gerne ein Zimmer teilen. Hätte ich nicht die Möglichkeit, ein separates Zimmer zur Verfügung zu stellen, würde ich eher darauf verzichten, einen Austauschschüler aufzunehmen.
Natürlich hat man auch eine große Verantwortung für die Austauschschüler, aber die unterscheidet sich nicht allzu sehr von der Verantwortung der eigenen Kinder. Im Notfall gibt es ja auch immer Ansprechpartner der jeweiligen Austauschorganisation, an die man sich bei Problemen wenden kann.
Ich würde keinen Austauschschüler bei mir aufnehmen und umgekehrt würde ich auch an keinem Schüleraustausch teilnehmen. Ich mag einfach keine fremden Menschen und erst recht nicht, wenn ich befürchten muss dass Sprachprobleme auf mich zu kommen könnten und auch, dass ich mich mit dieser Person nicht verstehen werde und dann auch keine Möglichkeit haben werde, dieser Person aus dem Weg zu gehen. Das wäre dann vielleicht noch das Schlimmste für mich, denn auch wenn man zwei getrennte Zimmer hat kann man sich ja nicht den ganzen Tag aus dem Weg gehen. Man muss sich auch um seinen Austauschschüler kümmern und das wäre mir auch einfach zu viel, denn ich habe schon genug zu tun ohne noch eine zusätzliche Aufgabe.
Dann kommen noch die ganzen Unternehmungen hinzu, die man (zumindest an meiner alten Schule) mit seinen Austauschschülern unternehmen muss. Da gab es Kurzausflüge aber auch etwas längere Reisen, also zum Beispiel eine Woche in Berlin zum Sight-Seeing. Dabei gab es dann für die Schülerinnen und Schüler Vormittags ganz normalen Unterricht und am Nachmittag Kulturprogramm. Dafür hätte ich einfach keine Zeit und ich hätte auch keine gesteigerte Lust darauf.
Ich selber hatte mit meiner Gastfamilie immer sehr viel Glück gehabt und wenn meine Eltern damals mehr Platz gehabt hätten, dann hätten wir auch einen Gastschüler aufgenommen. Ich würde es auch auf jeden Fall machen, denn es ist eine sehr lohneswerte Erfahrung, jemanden auf diese Weise Land, Leute und Kultur zu zeigen. Ich habe immer noch gelegentlichen Kontakt zu meinen damaligen Gastfamilien und bin dort jeder Zeit herzlich willkommen.
Ich habe mal an einem Austausch nach Italien teilgenommen, meine Austauschschülerin aber nicht aufgenommen. Stattdessen habe ich sie in das Haus einer Klassenkameradin verfrachtet. Ich habe mich zwar sehr gut mit ihr Verstanden, doch es gab da ein kleines Platzproblem in unserer Wohnung. Wir leben schon zu dritt auf nur 66 Quadratmetern, was mir an sich schon für drei Personen zu wenig ist. Es gibt natürlich auch kein Gästezimmer und mein eigenes Zimmer hat nur etwas über 10m². Da hätte nirgends ein weiteres Bett oder wenigstens eine Matratze reingepasst. Es wäre sicher nicht in ihrem Sinne gewesen, zwei Wochen lang null Privatsphäre zu haben, Mädchen sind da ohnehin noch etwas empfindlicher als Jungs.
Meine Mitschülerin hatte wenigstens ein Gästezimmer und das war in meinen Augen einfach die beste Lösung. Vor allem, weil ich während meines Austausches in Italien ein richtiges Luxuszimmer hatte. Mein Gäste"zimmer" war eigentlich ein Gästestockwerk mit eigenem Bad und sogar einem Kamin. Es wäre mir unangenehm gewesen, wenn ich mich nicht vernünftig hätte revanchieren können. Aus diesem Grund würde ich auch niemanden aufnehmen. Meine Befürchtung wäre einfach, dass sowohl ich als auch der Austauschschüler wegen des permanenten auf-einander-Hockens bald gereizt wären und es auf so engen Raum wenig Rückzugsmöglichkeiten gibt.
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