Studierende Kinder als Statussymbol?

Ich komme aus Polen, lebe aber schon seit dem ich ein Jahr bin in Deutschland. Jetzt ist es so, dass ich und mein Bruder die einzigen Kinder in der Polen Community/-Netzwerk meiner Eltern, hier in dieser Kleinstadtgegend, sind, die studieren. Alle Kinder ihrer Bekannten studieren nicht, bzw machen/haben Ausbildung gemacht oder aber sind noch in der Schule, jedoch meist Hauptschule. Meine Eltern fallen in ihrem Netzwerk total auf und werden von allen Seiten anscheinend mit großen Augen an geguckt, also jetzt nicht unbedingt immer im sehr negativen Sinne, jedoch ab und zu mit so etwas wie Neid.

Meist werden sie beim Zusammentreffen gefragt, wie es denn mit dem Studium aussieht, etc. Bei meiner Mutter fällt mir schon auf, dass sie sich gerechtfertigt fühlt, sich erklären zu müssen, dass es bei mir, bin momentan im 12. Semester, doch länger dauert als gedacht. Insgesamt merke ich jedoch, dass sie "total stolz ist solche Kinder zu haben". Muss dazu sagen, dass sie selber hier in Deutschland als Reinigungskraft arbeitet und ich und mein Bruder umso mehr als "Statussymbol" für sie "fungieren". Mein Vater sieht es eher locker, weil er selber einige Semester damals in Polen studiert hat, jedoch es aufgrund wirtschaftlich schlechter Lage nicht weiter machen konnte. Für ihn ist ein Studium sozusagen nichts Außergewöhnliches.

Meine Frage ist, ob es für diesen Sachverhalt ein "Phänomen" gibt aus der Psychologie/Sozialpsychologie oder vielleicht Soziologie? (Komischerweise studiere ich selbst das letztere, jedoch fällt mir momentan dazu kein Wort ein;-) ) Vielleicht wäre noch zu sagen, dass die meisten von den Bekannten meiner Eltern ein Haus haben und ich denke, dass die Gedanken meiner Mutter nach dem Motto gehen: "Ihr habt eure Häuser, ich habe meine studierten Kinder". Auch abseits eines möglichen Begriffs für diese Sache, haben welche von euch ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich kann es schon sehr gut nachvollziehen, dass bei den Bekannten deiner Eltern in gewisser Weise eine Form von Neid entstanden ist, wenn man vielleicht mal alle Umstände mit ins Boot nimmt und vielleicht auch ein Paar typische Vorurteile bedient. Ich selbst will dir und deiner Familie jetzt überhaupt nicht zu nahe treten und meine das auch nicht böse oder so, aber wenn du sagst, dass du mit deiner Familie nach Deutschland immigriert bist und das deine Mutter "nur" als eine Reinigungskraft arbeiten und ihr im Gegensatz zu euren Bekannten kein schickes Einfamilienhaus als Statussymbol besitzt, dann klingt dies in erster Linie für den "Musterdeutschen" (Oder auch jeden anderen) im Schubladendenken natürlich so, als käme deine Familie aus der "unteren" Gesellschaftsschicht, wie man so schön Vorurteil-belastet sagt.

Wenn man dann aber als eben ein solcher "Mustermensch" mit Statussymbolen in Form von Haus, Geld und/oder Auto aber sieht, dass die Kinder von anderen schaffen, was die eigenen Kinder nicht schaffen, obwohl diese einen vermeintlich besseren Start im Leben hatten (Keine Immigrations-/Integrationsprobleme, finanzielle Sicherheit, etc.) dann ist es doch irgendwie schon verständlich, dass man ein bisschen "frustriert" darüber ist, dass die eigenen Kinder all dies (noch) nicht auf die Reihe bekommen haben.

Ich selbst hingegen würde mich in der Situation deiner Mutter aber auch gar nicht angegriffen oder dergleichen fühlen. Klar mag man vielleicht immer einen hässlichen Unterton mit heraus hören, wenn man gefragt wird, was das Studium der Kinder macht, aber dies würde glaube ich in einer solchen Situation eben einfach an mir abprallen. Ich wäre sehr stolz auf meinen eigenen Kinder, wenn diese es schaffen an einer Universität oder Fachhochschule zu studieren, ohne das diese von klein auf alles ermöglicht bekommen haben (Aber vielleicht hast du dies ja sogar auch, ist aber eigentlich auch nicht entscheidend). Ich würde mich als Kind wiederum auch zu Recht ein bisschen stolz fühlen, meine Mutter stolz machen zu können. Ich würde mich also in gewisser Weise zu Recht als das Familien-Eigene "Statussymbol" bezeichnen lassen.