Müssen wir bald jeden Job in Europa annehmen?

vom 25.03.2012, 18:51 Uhr

A ist arbeitslos und das leider schon seit 7 Monaten. Erst hieß es von der Agentur für Arbeit, dass er innerhalb 50-100 km die Bewerbungen schicken soll. Nach 3 Monaten meinte die zuständige Sachbearbeiterin, dass er einen Umzug in Erwägung ziehen soll, weil in dem Umkreis bis 100 km nichts für ihn angeboten wird. Nach 6 Monaten bekam er auf einmal Angebote aus dem europäischen Ausland. Da A aber nicht aus Deutschland weg will, fragt er sich, ob es normal ist, dass die Agentur für Arbeit es für richtig hält, ihn ins europäische Ausland zu schicken.

Wird es bald normal sein, dass wir aus Deutschland ins europäische Ausland müssen, ob dort arbeiten zu dürfen? Kann die Agentur für Arbeit wirklich darauf bestehen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Nein, noch ist es nicht soweit. Und soweit wird es auch nicht kommen, dass man ins Ausland ziehen muss. Man muss aber heutzutage laut ARGE innerhalb von Deutschland umziehen, wenn man eine Arbeit findet. Ins Ausland geht das aber nicht, denn die anderen Länder werden da auch nicht mitspielen. Heute ist es Überall schwerer eine Arbeit zu bekommen. In dem einen Land mehr, in dem anderen weniger. Und die Länder würden sich bedanken, wenn wir unsere Arbeitslosen zwingen zu ihnen auszuwandern und den eigenen Landsleuten evtl. den Job weg zu nehmen.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Meines Wissens ist es sogar neu, dass man überhaupt darauf bestehen kann, den Wohnort zu wechseln, weil man irgendwo einen Arbeitsplatz angeboten bekommt. Ich kenne es zum Beispiel von der Suche meines letzten Ausbildungsplatzes, hier hat mich auch die Bundesagentur für Arbeit unterstützt. Von dieser habe ich auch etliche Stellen die einen Ausbildungsplatz anbieten vermittelt bekommen, welche nicht unbedingt in meiner Nähe waren. Wo ich mich jedoch wirklich bewerbe, etc. blieb mir selbst überlassen und auch bei einem Beratungsgespräch sagte mir der Sacharbeiter, dass man nicht darauf bestehen könne, dass ich meinen Wohnort wechseln muss um eine Stelle anzutreten. Ob dies bei einer Festanstellung anders ist, weiß ich aber leider nicht.

Auch wenn immer wieder darauf verwiesen wird, dass grade aus Deutschland immer wieder Fachkräfte für das europäische Ausland gesucht werden, bestehen trotzdem für einen Arbeitnehmer keinerlei Verpflichtungen, den Wohnort ins Ausland zu verlagern. Allein schon auf politischer Ebene kann dies gar nicht funktionieren, da man dann im Ausland eben genau das angesprochene, nämlich den "Diebstahl" von Arbeitsplätzen, anprangern würde. Zwar kann jeder freiwillig einen Arbeitsplatz im Ausland annehmen, sofern dies alles möglich ist, jedoch kann man auf diese Art und Weise niemanden dazu "zwingen", selbst wenn es für den Fachbereich von A. in Deutschland nicht einen einzigen Arbeitsplatz mehr geben würde.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube einfach nicht, dass das Arbeitsamt jemanden ins Ausland schicken darf. Es geht ja auch um eine andere Sprache und Wohnortwechsel. Die Menschen müssen ja schon viel in Kauf nehmen, wenn sie eine Arbeit bekommen wollen, zum Teil weite Strecken fahren, aber nicht bis ins Ausland. Da sollte man dann erst einmal die Pendler aus dem europäischen Ausland rausfiltern, damit für die eigenen Leute Arbeit da ist. Nein, das kann nicht stimmen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Hier stellt sich die Frage wer überhaupt unter "wir" zu verstehen ist. Ich finde es vollkommen richtig, dass man Menschen, die vielleicht schon längere Zeit arbeitslos sind und die darüber hinaus vielleicht auch keine tollen Qualifikationen mitbringen, auch eine Arbeitsstelle in einer anderen Stadt anbietet. Wenn man keine Arbeit in der jetzigen Stadt findet, denkt man im Normalfall auch von selbst über einen Umzug nach. Gerade wenn man in einer Gegend wohnt, in der eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht und wo das angestrebte Berufsbild nur wenig oder gar nicht gebraucht wird, kann man sicher nicht auf den unwahrscheinlichen Fall vertrauen, dass einem die Arbeit praktisch hinterhergetragen wird. Man muss dann auch bereit sein, seinen bisherigen Wohnort zu verlassen. Wenn das bedeutet, dass man einen Job findet, hat man dabei auch noch etwas gewonnen. Wir leben in Europa. Ob man da in Deutschland lebt, in den Niederlanden, in Österreich oder sonst irgendwo, ist eigentlich nebensächlich.

Ich denke aber nicht, dass die Agentur für Arbeit einem Arbeitslosen regelmäßig Angebote aus dem europäischen Ausland unterbreitet. In manchen Fällen ist das vielleicht ganz sinnvoll und ich kann mir auch vorstellen, dass so etwas für jemanden, der in seiner Region oder generell in Deutschland innerhalb einer vernünftigen Zeit keine Stelle findet, eine echte Chance sein kann. Ich finde daher auch nicht, dass man solche Vorschläge direkt verteufeln sollte. Besonders lächerlich wird es dann, wenn jemand, der vielleicht aus Süddeutschland kommt, einen Job-Vorschlag in Österreich ablehnen würde, während er ohne weiteres bereit wäre, nach Flensburg zu ziehen. Je nachdem wo man wohnt, liegt das sogenannte europäische Ausland näher als viele Städte im eigenen Land. Allein deshalb würde ich nicht pauschal behaupten, dass ein Job im Ausland das Ende aller bisherigen Kontakte und Verbindungen bedeutet.

Ich glaube aber nicht, dass es von einem Bürger in diesem Land verlangt werden kann, dass er einen Job im Ausland auch annimmt. Natürlich bekommen Arbeitslose auch mal Angebote unterbreitet, bei denen eigentlich im Vorfeld klar ist, dass das nichts für sie ist. Versuchen kann man es ja mal. Vielleicht hat man sich auch gedacht, dass dieser Job im Ausland eine große Chance für A sein könnte. Vielleicht wäre das genau das gewesen, was ihm gelegen hätte. Wenn es hart auf hart kommt, wird er aber vermutlich keinen Job im Ausland annehmen müssen, wenn er nicht selbst auch dahintersteht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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