Warum werden Rechtsanwaltsgehilfen so schlecht bezahlt?

vom 21.03.2012, 15:00 Uhr

Wie in einem anderen Thread bereits erwähnt, wird meine Schwester eigentlich eine Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte anfangen. Glücklicherweise hat ihr ein anderer Betrieb doch noch zugesagt. Somit wird sie nun doch eine Bürokauffrau. Dennoch habe ich mir gestern Abend ihren Ausbildungsvertrag von der Kanzlei noch mal durchgelesen.

Ich war geschockt, über den Lohn, welchen sie für diese Tätigkeit bekommen hätte. Immerhin im ersten Lehrjahr gerade mal um die 250 Euro. Im Dritten bekäme sie 550 €. Dies wäre jedoch auch noch eher ein "Hungerlohn". Vor Entsetzen habe ich heute zwei Freundinnen von mir gefragt, welche ebenfalls in der Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfen sind.

Beide erzählten mir, dass dies schon durchaus viel sei. da sie selber circa 15 % weniger verdienen. Dazu kommt das man meistens nicht übernommen wird. Angeblich verdient man ja nach der Ausbildung gerade mal 1200 - 1800 € Brutto. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mit dem Geld könnte man sich ja kaum eine Wohnung oder besser gesagt ein eigenes Leben auf eigenen Füßen leisten.

Warum ist der Lohn und der Verdienst so niedrig? Schließlich sind es durch aus die selben Tätigkeiten wie im Büro. Im Büro bekommt man für die selbe Stundenzahl an Arbeit mindestens das Doppelte ausbezahlt.

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Als ich dein Unverständnis für die Ausbildungsgehälter gestern schon gelesen habe, habe ich nur den Kopf geschüttelt. Allerdings nicht über den Ausbildungslohn, sondern über deine Erwartungen. Ein Ausbildungsgehalt ist an sich nicht dazu gedacht, dass man davon eine Wohnung finanziert. In der Regel sind Auszubildende noch nicht volljährig und Leben im Haushalt der Eltern. Sprich für die Grundversorgung sind an sich die Eltern zuständig. Im Endeffekt kann man das Ausbildungsgehalt als Taschengeld ansehen. Klar ist es besser, wenn man mehr bekommt.

Im Bereich Rechtsanwaltsgehilfen ist es so, dass es keine tarifvertraglichen Vereinbarungen gibt, was zur Folge hat, dass an sich jeder bezahlen kann, was er will. Grob gesagt zumindest. Es gibt quasi Empfehlungen und mehr nicht. Da muss sich aber kein Arbeitgeber dran halten.

Allerdings ist es so, denn ich habe nun tatsächlich mal nachgesehen, dass eine ausgelernte Kraft durchaus mehr verdienen kann. Der Durchschnittslohn in dem Beruf liegt bei 1709 Euro. Ich kann dir dazu sagen, dass Verkäuferinnen wesentlich weniger verdienen. Hier liegt der Durchschnittslohn bei stolzen 1328 Euro. Ob man von solchen Gehältern leben kann, das ist ein anderes Thema. Fakt ist aber, dass eine Frau in typischen Frauenberufen mit Netto um die 1000 Euro auskommen muss. Das ist mittlerweile Standard. Verbessern kann man die Situation, in dem man halt sein Abitur macht und einen Beruf studiert, in dem man richtig viel Geld verdienen kann.

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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