Ausziehen, obwohl man noch zur Schule geht?

vom 19.03.2012, 18:25 Uhr

Wir sind zwar gerade mit dem Abi durch, haben aber noch einige Monate Schule vor uns. Daher sehe ich auch keinen Grund, weshalb ich jetzt schon von zuhause ausziehen sollte, weil ich in den folgenden Monaten definitiv noch nicht wegen des Studiums in eine andere Stadt ziehen muss. Eine Klassenkameradin hingegen wollte unbedingt schon von zuhause raus, hat vor einer Weile auch eine Wohnung gefunden und wird in wenigen Wochen dort einziehen.

Diesen Wunsch finde ich ziemlich seltsam. Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und verdient auch kein eigenes Geld. Deshalb sehe ich überhaupt keine Notwendigkeit darin für sie, auszuziehen. Als ich sie fragte, weshalb sie unbedingt eine eigene Wohnung wollte, war ihre Antwort, sie wolle selbstständiger werden und außerdem müsste sie doch ohnehin eines Tages ausziehen. Ich habe mir gedacht, wenn sie kein eigenes Geld verdient und die Eltern für ihren kompletten Unterhalt aufkommen müssen, hat das nicht viel mit Selbstständigkeit zu tun.

Außerdem ist ihre neue Wohnung keine zehn Minuten vom Elternhaus entfernt, sodass ich mir gut vorstellen kann, dass sie des Öfteren zum Essen vorbeikommen wird, was sie auch nicht gerade selbstständiger macht. Auch finde ich es seltsam von der Familie, sich darauf einzulassen. Ich sehe in dieser Aktion nur eine Menge unnötiger Kosten für die Eltern. Aber gut, es ist ja ihre Sache, wenn sie scheinbar so viel Geld über haben. Sinnlos ist es in meinen Augen aber trotzdem.

Seid ihr noch während der Schulzeit von Zuhause ausgezogen? Wenn ja, welche Gründe hattet ihr? Würdet ihr euren zur Schule gehenden Kindern, auch wenn sie volljährig sind, erlauben auszuziehen? Wann ist für euch der richtige Zeitpunkt, auszuziehen?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich wäre niemals während der Schulzeit ausgezogen oder dann, wenn ich noch kein eigenes Geld verdiene. Selbst als ich noch in Ausbildung war, habe ich zu Hause gewohnt, weil ich es zu teuer fand, alles selbst zu bezahlen. Mit dem Azubigehalt dann auch noch ein eigenes Leben zu finanzieren ist schon nicht einfach. Ehrlich gesagt halte ich auch nichts davon, wenn man auszieht und sich dann alles von den Eltern finanzieren lässt.

Wenn ich Kinder hätte, würde ich ihnen sagen, dass sie selbst sehen müssen, wie sie es bezahlen, wenn sie unbedingt ausziehen wollen. Immerhin könnten sie weiterhin zu Hause wohnen und man müsste diese Investition nicht tätigen. Es geht ja dann nicht nur um die monatliche Miete, das Kind braucht ja auch Möbel und was weiß ich noch für Ausstattung, wenn es die erste Wohnung ist. Das müssen dann alles die Eltern tragen, sofern keine eigenen Ersparnisse vorhanden sind. Das nenne ich nicht gerade "auf eigenen Beinen stehen". Und zu Selbständigkeit erzieht das auch nicht wirklich.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich bin erst nach der Schulzeit von zu Hause ausgezogen und wäre auch nie auf die Idee gekommen, noch während der Schulzeit auszuziehen, da ich mich mit meinen Eltern immer sehr gut verstanden habe. Ich finde das auch vollkommen blödsinnig, wenn man dann ausziehen würde, da es einfach nur mit zusätzlichen Kosten verbunden ist und auch nichts mit Selbstständigkeit zu tun hat. Es gibt hingegen aber auch Leute, die mit ihren Eltern absolut nicht klarkommen und da rede ich nicht von den normalen Streitigkeiten, die immer mal vorkommen. Da könnte ich solch einen Auszug durchaus nachvollziehen, in anderen Fällen aber nicht.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin auch nicht ausgezogen, als ich mit der Schule fertig gewesen bin. Für mich wäre das auch sehr unnötig, denn ich studiere in einer Stadt die ich von hier aus sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Die Fahrkarte dafür muss ich ohnehin bezahlen, die ist fast in ganz Niedersachsen gültig und ich könnte sie nur ablehnen, wenn ich eine schwere Gehbehinderung hätte und das habe ich einfach nicht.

Ich müsste auch entweder in den sauren Apfel beißen und meine ganzen Haustiere zurück lassen oder ich müsste eine Arbeit suchen, die ich neben dem Studium noch ausüben könnte nur, damit meine Pferde finanziert werden können und das würde sehr knapp werden denke ich. Und außerdem wäre ich dann noch gar nicht versorgt und ich müsste vermutlich auch Bafög beantragen. Das möchte ich aber einfach nicht, denn ich möchte nicht mit Schulden in mein Berufsleben starten. Da zieht für mich auch das Argument nicht, dass man die Hälfte des Geldes geschenkt bekommt und nicht zurück bezahlen muss.

Bei deiner Freundin verstehe ich es so auch nicht ganz, warum sie ausgezogen ist, aber wenn sie es eben so wollte und es für richtig hält, dann habe ich dagegen auch gar nichts ein zu wenden und ich denke, dass nichts schlimmes dabei ist wenn man sehr früh von seinen Eltern auszieht und dann eine eigene Wohnung bezieht, auch wenn sie sehr nahe an dem Haus oder an der Wohnung der Eltern liegt. Wirklich sinnvoll finde ich das auch nicht, aber manche möchten eben so schnell es geht ihre Füße nicht mehr unter den Tisch ihrer Eltern stellen und irgendwie kann ich das auch schon nachvollziehen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



In den meisten Fällen hat das doch aber was mit Bequemlichkeit zu tun und sicherlich auch etwas mit den Finanzen. Wenn man lange bei den Eltern wohnt, dann kann man definitiv in den meisten Fällen sparen. Außerdem muss man nicht allein putzen, waschen, kochen und was sonst noch so dazu gehört, wenn man eine eigene Wohnung hat. Also doch sehr bequem eben.

Ich kann es durchaus verstehen, wenn man während der Schulzeit und auch während des Studiums, oder zumindest eine zeitlang, noch bei den Eltern wohnen will. Man hat weniger Stress in den meisten Fällen und kann gut was sparen. Außerdem hat man den Umzugsstress nicht. Ausschlaggebend bei mir war aber vor allem das Geld, denn hier kosten Wohnungen Unsummen und das war eigentlich nicht wirklich machbar.

Aber ich verstehe dann ehrlich gesagt nicht ganz, wieso man es seltsam findet, wenn jemand den Entschluss fasst ausziehen zu wollen, auch wenn er noch in die Schule geht und ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hat. Ein Auszug ist ein wichtiger Schritt im Leben und die einen kommen eher an den Punkt, wo sie wirklich auf eigenen Beinen stehen wollen und die anderen später. Sicherlich kann ein Grund auch sein, dass man sich mit den Eltern nicht gut versteht, aber es kann sich auch einfach ein Schalter umlegen und man sagt sich,dass jetzt eben die Zeit dafür da ist.

Wichtig finde ich persönlich dann nur, dass man nicht von den Eltern verlangt, dass sie die Wohnung aus eigener Tasche bezahlen und das man das macht, weil man seine Ruhe haben will. Man sollte die Wohnung schon selber zahlen können und auch andere Gründe haben um auszuziehen. Wenn das der Fall ist, finde ich das eher reif und bewundernswert und nicht seltsam, muss ich sagen. Ich wäre da noch nicht an dem Punkt gewesen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Diese Form des Ausziehens hat wirklich wenig mit "Eigenständigkeit" zu tun. Das kann man zwar so interpretieren, dann aber immer unter dem Aspekt der "positiven Punkte". Sie darf dann in Zukunft kommen und gehen wann sie will, Parties veranstalten und jeden Typen bei sich schlafen lassen, ohne sich vor irgendwem irgenwie rechtfertigen zu müssen. Der Idealfall ist hier insofern gegeben, als das sie sich nicht um den Unterhalt kümmern muss. Wenn jetzt die Mutter noch regelmäßig zum saubermachen kommt, die Wäsche macht und evtl. 3-4x im Jahr die Fenster reinigt, hat sie eigentlich einen himmlischen Zustand erreicht. Macht sie aber weder erwachsen noch selbständig! Es ist sogar eher das Gegenteil zu befürchten. Schließlich weiß sie so über eine lange Zeit gar nicht, was es bedeutet, auf sich selbst gestellt zu sein. Das fängt in der Tat schon mit der Überlegung an, wie die Miete für den kommenden Monat aufzubringen wäre.

Ansonsten gibt es sicher keinen optimalen Zeitpunkt für das Ausziehen. Hier gibt es immer nur Trigger von Außen, welche den Zeitpunkt festlegen. Das kann der Zwang sein, weil man die Ausbildung oder das Studium an einem anderen Ort beginnt. Das kann der Zwang sein, weil man mit anderen zusammen wohnen will oder das Wohnen bei den Eltern aus persönlichen oder räumlichen Gründen nicht mehr realisieren will/kann. Ebenso natürlich der sehnliche Wunsch, seine Selbständigkeit zu unterstreichen (wenn man denn wirklich für alles aufkommen will und kann!).

Sich jetzt auf Kosten der Eltern für ein solches "Luxusleben" zu entscheiden, ist schon schwer nachvollziehbar. Wenn die Situation zu Hause nicht auszuhalten ist oder die räumliche Enge einem keine andere Wahl lassen würde und man sich entsprechend mit den Eltern einigen kann, ist das sicher eine andere Sache. Aber nur weil man glaubt, alt genug zu sein, auszuziehen ohne wirklich was bewegen zu können, ist eher unreif. Ein unüberlegtes "haben wollen" ohne sich über Folgen und Konsequenzen oder gar einen Sinn Gedanken gemacht zu haben. Letztlich hat das dann auch nichts mit der Schulzeit zu tun. Selbst wenn die Abi-Zeugnisse verteilt wären und sie eben nicht mehr Schülerin wäre, würde sich doch nichts an den Parametern ändern. Sie ist volljährig und darf über sich bestimmen. Muss es sich aber auch leisten können. Ansonsten bleibt die Eigenständigkeit nicht mehr als ein frommer Wunsch.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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