Mehr Feedback von Lehrern zu entstandenen Noten?

vom 13.03.2012, 19:30 Uhr

1, 2, 3, 4 und 5. Ziffern, die vielen von uns das Leben schwer machen und sehr viel zu sagen haben. Sie entscheiden darüber, ob wir aufsteigen oder sitzen bleiben und in späterer Zukunft dann oft ob wir einen Job bekommen, oder an der Uni aufgenommen werden. Nun klärt uns diese Note auch nicht wirklich über unsere Stärken und Schwächen auf, sondern teilt uns lediglich in eine von fünf Gruppen ein. Oft fühlt man sich zum Beispiel ungerecht behandelt, wenn man im Zeugnis die selbe Note hat wie jemand der viel schlechtere Noten auf die Schularbeiten hat als man selbst.

Besonders in Fächern wie zum Beispiel Deutsch ist es schwierig, herauszufinden, wie der/die LehrerIn zur Note kommt. Wenn man Glück hat, steht unter der Schularbeit, was man gut beziehungsweise schlecht gemacht hat, woran man arbeiten kann und worauf man achten soll. Das kann uns oft wirklich weiterhelfen und wir wissen genau Bescheid, wie wir uns verbessern können. Warum soll das dann also nicht auch im Zeugnis sein? Natürlich sind ZIffernnoten praktisch, einheitliche Richtwerte zu haben und zu differenzieren. Allerdings sind diese einfach zu undurchsichtig und liefern keine genaueren Informationen über meine Stärken und Schwächen.

Wäre es besser zum Zeugnis ein schriftliches Feedback zu bekommen, damit man weiß wo man sich verbessern kann? Sollten die Lehrer generell mehr Feedback zu den entstandenen Noten geben, damit keine Unklarheiten entstehen?

» TabbyTheresa » Beiträge: 70 » Talkpoints: 3,97 »



Auch meiner Meinung nach sind Noten nicht das ideale Bewertungssystem in Schulen. Von vielen Lehrern ist das Bewertungssystem kaum durchschaubar. Beispielsweise verstehe ich bei meiner Mathematiklehrerin nach sieben Jahren immer noch nicht genau, wie meine Note zustande kommt. Zwar erklärt sie uns, dass zum Beispiel die Schularbeiten 30% der Note ausmachen, während Hausaufgaben nur etwa zu 5% die Note bestimmen. Trotzdem gibt es einen Schüler in meiner Klasse, der zwar auf allen Schularbeiten eine Eins hat, jedoch aus Prinzip keine Hausaufgaben macht und deshalb eine 3 ist Zeugnis bekommen hat. Als er sich beschwert hat, meinte die Lehrerin nur, dass sich kein Zweier ausgehen würde.

Schülern einfach eine Note geben zu können nimmt den Lehrern extrem viel Arbeit ab. Schließlich entwicklen viele Lehrer ein System, mit dem sie bei Benotungen vorgehen. Das oben erwähnte Beurteilungssystem wenden bei uns sehr viele Lehrer an. Schriftliche Wiederholungen zählen 20%, Mitarbeit 10%, und so weiter. Die einzelnen Noten werden dann mit einem Kalkulationsprogramm zu einer Gesamtnote zusammengefügt. Zwar ermöglicht das eine sehr objektive Note, allerdings basiert die Note dann auch auf diesem seltsamen "Schulsystem". Warum sollte beispielsweise dann ein Schüler eine schlechte Note bekommen, wenn er zwar auf den Schularbeiten sehr gut ist, und deshalb auch keine Hausaufgaben machen will, weil er sie eben nicht nötig hat. Umgekehrt gibt es viele, die alles auswendig lernen, damit im Unterricht Lorbeeren verdienen aber bei den Schularbeiten dennoch nichts können. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um zwei vollkommen unterschiedliche Leistungen, die eigentlich nicht gleichwertig sind. Ein Feedback würde da schon viel genauer differenzieren können und individuelle Stärken herausheben können.

Andererseits sind (leider) Noten für viele Schüler die einzige Motivation. Ich denke, dass ohne das derzeitige Beurteilungssystem die Leistungen der Schüler viel schlechter wären. Auch ich erlebe es täglich, dass ich ehrgeizig für eine bestimmte Note lerne, die ich erreichen will. Wenn ich kein Zeugnis bekommen würde, auf dem eine bestimmte Zahl steht, die vorgibt, meine Leistung beurteilen zu können, dann würde ich mich auch sicherlich weniger anstrengen. Darüber hinaus würde auch für das Wiederholen einer Klasse eine neue Regelung gefunden werden müssen. Immerhin ist ein Feedback viel subjektiver und individueller. Man kann dann keinen Strich mehr ziehen, und manche Schüler durchfallen lassen.

Deshalb finde ich es auch gut so, dass wir mit Zahlen beurteilt werden. Allerdings sind einige Verbesserungen nötig, da diese Noten eben wirklich sehr oberflächlich sind. Was bringt es einem Schüler, wenn er für einen Test ein paar Stunden lernt, dann vielleicht eine gute Note schreibt, aber dennoch nach kurzer Zeit wieder alles vergisst? Wenn wir früher durchgemachten Stoff in der Schule erneut wiederholen, dann fällt mir auf, dass kaum ein Schüler noch etwas davon gespeichert hat. Dann wundern sich die Politiker auch noch, wieso wir so schlecht bei den PISA-Studien abschneiden.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Du hast bei deiner Aufzählung noch eine Note vergessen, für den Fall einer nicht-erbrachten Leistung gibt es immerhin auch noch die "sechs" als Note. Ich selbst kann dein Problem eigentlich nicht so ganz nachvollziehen, vielleicht aber weil ich aus einem anderen Bundesland komme und das ganze bei uns anders geregelt ist? Aus welchem Bundesland kommst du und gehst du auch selbst noch zur Schule und hast grade deine eigenen Erfahrungen vorliegen, oder schreibst du eher über die allgemeine Situation? Ich komme aus Nordrhein-Westfalen und bei uns gibt/gab es hier zu meiner Schulzeit (Bis vor eineinhalb Jahren) mehr oder weniger ein Beiblatt zum Zeugnis, das zwar keine offizielle Aussagekraft hatte, aber etwas darüber aussagte, wie die Noten zustande kommen und was man verbessern könnte um eine bessere Note zu bekommen.

Auch kenne ich es eigentlich von meiner alten Schule nur so, dass unserer Lehrer immer dazu verpflichtet waren, am Anfang eines jeden Schuljahres uns Schüler darüber aufzuklären, wie sie ihre Noten am Ende der Halbjahre berechnen. Hier wurde uns dann immer von jedem Lehrer einzeln ein Vortrag darüber gehalten, was der auf uns zukommende Stoff im ganzen Jahr beinhaltet, wie viele Referate zu den Themen erwartet werden, wie wichtig die mündliche Beteiligung ist, was wir für Literatur lesen, etc. Auf die Dauer fand ich dies immer ein bisschen nervig, aber so wusste man immer recht gut, was von einem erwartet wird und was man leisten musste um gute Noten zu bekommen.

Dazu gab es dann eben zu jedem Zeugnis bei uns noch das erwähnte Beiblatt. Das Beiblatt war angeordnet wie eine Tabelle mit verschiedenen Spalten die eben zu einzelnen Themen Stellung nahmen - Dort konnte dann jeder Lehrer für sein Fach ein Kürzel in den Zeilen eintragen, je nachdem ob man die Erwartungen erfüllt, die Erwartungen in vollem Umfang erfüllt, die Erwartungen nicht erfüllt hat, oder ob man bemüht war, die Erwartungen zu erfüllen. Das ganze gab es dann eben für bestimmte Themenbereiche wie soziale Kompetenz, das Verhalten bei Gruppenarbeiten, die mündliche Beteiligung, etc. Ich selbst fand dies immer ein bisschen übertrieben und habe nicht so viel Wert auf dieses Beiblatt gegeben, aber wer Wert auf so etwas legt und wissen will, wie seine Noten zustande kommen, dem wird dies so sicher helfen. Gibt es bei euch so etwas nicht?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Obwohl ich derzeit die zwölfte Klasse eines Gymnasiums besuche, kann ich deine Klagen nur teilweise nachvollziehen. Eine detaillierte und schriftliche Bewertung der Leistungen im Zeugnis gab es bei uns eigentlich nur in der Grundschule, die erstreckte sich dann aber auch über mehrere Seiten und deckte genau ab, wie sich der Schüler in den einzelnen Fächern, aber auch in Teilbereichen der Persönlichkeitsentwicklung schlug. Hier konnte man eben nicht nur die Noten ablesen, sondern als Eltern auch genau sehen, wo die Schwächen des Kindes liegen, um eventuell noch daran zu arbeiten. Seit der Unterstufe des Gymnasiums gibt es das eigentlich nicht mehr und die schriftliche Beurteilung macht nur ungefähr fünf Zeilen des Zeugnisses aus, man kann sich ja vorstellen, dass darin nicht viel untergebracht werden kann. Trotzdem habe ich diese schriftliche Beurteilung im Zeugnis nie vermisst.

Ich denke nämlich, dass man einen sehr genauen Eindruck über die Gründe der Benotung bekommen kann, wenn man sich während des Schuljahres darum bemüht und nicht am Ende des Jahres, wenn ohnehin nichts mehr verbessert werden kann, alles auf dem Präsentierteller haben will. Bei uns war es immer so, dass Lehrer am Anfang des Jahres genau erklärten, wie ihre Noten sich zusammensetzen, davon abgesehen gibt es dafür ja auch weitgehend einheitliche Regelungen, die unter anderem in der Schulordnung nachzulesen sind. Darüber hinaus zeigte sich in meiner kompletten Schulzeit kein einziger Lehrer ignorant und abweisend, wenn man über das Zustandekommen der eigenen Note sprechen wollte, solange es eben nur Interesse war, bei einem nachdrücklichen Betteln nach Verbesserung ohne direkte Anhaltspunkte wurde man natürlich eher abgewiesen.

Außerdem sind die Noten sowieso immer recht gut nachzuvollziehen. Bei allgemeinen Klausuren gibt es einen Erwartungshorizont, mit dem die eigene Arbeit verglichen werden kann. Wenn sich das schwierig gestaltet, weil es sich beispielsweise um einen Aufsatz in Deutsch handelt, dann sind zumindest die Lehrer bei uns verpflichtet, einen bewertenden Kommentar unter den Aufsatz zu schreiben und monierte Stellen rot anzustreichen. Möglicherweise geht man nicht Hand in Hand mit der Meinung des Korrektors, aber im Normalfall ist diese zumindest ersichtlich. Mündliche Noten sind da oft schwieriger und gerade wenn es dann nicht mehr um Noten, sondern um Punkte geht, und die Abstufung winzig wird, dann können viele Lehrer ihre Benotung nur sehr oberflächlich begründen. Dennoch hatte ich als Schülerin bisher selten das Gefühl einer ungerechten Bewertung und hatte zumindest den Eindruck, dass die Benotung fundiert ist, wenn auch nicht unbedingt ausführlich.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich finde das eigentlich nicht so unbedingt notwendig, dass man das schriftlich noch einmal besser festhält. Für mich reicht es eigentlich, wenn man dann noch ein persönliches Gespräch hat und das gab es bei uns in der Oberstufe eigentlich dann immer und das finde ich auch besser. Wenn man so etwas direkt von Angesicht zu Angesicht hat, dann kann sich der Schüler dazu auch besser äußern und eben auch seine eigene Sicht einbringen und das fände ich viel wichtiger, als das noch einmal ausführlich in schriftlicher Form zu erläutern.

Außerdem denke ich auch, dass es schneller geht, wenn man mit jedem Schüler mal eben fünf Minuten quatscht und sich austauscht, anstatt für jedes Fach dann noch extra Schreiben zu verfassen, wie die Note zustande gekommen ist und wie man sich verbessern kann. So etwas gab es aber in der Unterstufe bei uns, wenn man in einem Fach nicht gut stand. Ich glaube, von der achten bis zur zehnten Klasse gab es so etwas in den Fächern, wo man eben ein Defizit hat. Das war dann auch ganz in Ordnung, aber gebracht hat es irgendwie wenig, da man sich sowieso nicht sonderlich dran gehalten hat und es meistens nur Standardfloskeln waren.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das mit den Noten ist wirklich ein sehr großes Problem an den Schulen. Denn es gibt so gut wie keinen Lehrer der wirklich objektiv Noten vergibt. Jegliche Notenvergabe basiert ausschließlich auf dem subjektiven Empfinden der jeweiligen Lehrperson. Hier besteht wie gesagt das Problem, besonders bei den Mitarbeitsnoten.

Da bekommt Schüler A zum Beispiel eine 2 und Schüler B eine 3, obwohl Schüler B eigentlich genauso viel sagt wie Schüler A. Nur weil der Lehrer Schüler A mehr mag, bekommt der dann eine bessere Note und dies darf meiner Meinung nach nicht sein. Denn Noten müssen objektiv vergeben werden und dürfen nicht auf Sympathie basieren. Wenn man dann den Lehrer fragt, wie er auf die Note kommt , bekommt man dann nur irgendwelchen Blödsinn erzählt, aber eine wirkliche Erklärung bekommt man in den wenigsten Fällen.

Wenn es also nach mir ginge, könnte man das Notensystem grundlegend verändern. Allerdings wüsste ich jetzt auch nicht wie. Denn wenn Lehrer Noten vergeben, werden diese Noten immer auf Sympathie basieren.

» Verdion1337 » Beiträge: 763 » Talkpoints: 7,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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