Lehrer, die immer länger Unterricht machen?

Als ich eben das Thema zur Gruppenarbeit beantwortet habe, ist mir ein Lehrer in den Sinn gekommen, den ich vor Jahren in der Oberstufe hatte. Dieser Lehrer war äußerst kompetent und man konnte ihm auch gut zuhören, allem voran war auch noch das Thema sehr interessant. Allerdings hat dieser Lehrer grundsätzlich länger gemacht. Wir hatten bei ihm immer eine Doppelstunde, aber ohne Pause - also 90 Minuten am Stück. Damals war das für mich ganz schön anstrengend, später in der Uni war das aber normal.

Wobei der Unterricht hier wirklich straffer war als jede Vorlesung und man die Pause nach den 90 Minuten wirklich dringend gebraucht hat. Schon allein, weil die Blase meistens gedrückt hat. Allerdings waren 10 - 20 Minuten länger für den Lehrer kein Problem und ehrlich gesagt haben wir uns auch selten getraut, ihn darauf hinzuweisen, dass wir schon lange in der Pause waren und wir dann auch keine Zeit mehr für irgendwas hatten, wenn er durchmacht, weil dann ja auch die nächste Stunde schon anfängt. Sicherlich war das zum Teil dann also auch unsere Schuld. Bei anderen Lehrer hatten wir da auch nicht so das Problem, aber da dieser eben sehr kompetent war, war das irgendwie merkwürdig.

Ich habe an mir selber immer gemerkt, dass ich zunehmend genervter wurde, je weiter wir über den Stundenschluss hinaus kamen. Ich war nach 10 Minuten schon wirklich kurz davor, einfach aufzustehen und zur Toilette zu gehen, um Aufbruchstimmung zu verbreiten. So etwas kenne ich sonst weniger von mir, zumal mich das Thema so wirklich interessiert hatte. Aber wenn jemand derart überzogen hat, fand ich das schon nicht mehr spaßig. Immerhin ließ uns auch kaum einer eher gehen, anders herum wurde aber verlangt, dass wir länger machen.

Wie steht ihr zu dem Thema, wenn Lehrer länger Unterricht machen, als normal angedacht war? Seid ihr dann auch so genervt, oder macht euch das nichts aus? Mittlerweile bin ich gelassener, auch wenn ich bei Zeitüberziehungen jeglicher Art dazu neige, ständig auf die Uhr zu schauen.

Ich hatte auch einmal einen solche Lehrer, der gerne länger Unterricht gegeben hat, als es vorgesehen war. Bei ihm konnte ich besonders gut nachvollziehen, warum er das gemacht hat. Zum einen hatte er Angst, dass wir zur nächsten Unterrichtsstunde den Anschluss zum Thema verloren hätten und zum anderen wurde in diesem Fach ziemlich viel diskutiert, was auch etwas Zeit in Anspruch nimmt. So hat er es dann doch geschafft seinen Lehrplan in der vorgegebenen Zeit durchzuziehen. In den wenigsten Fällen hat das jemanden gestört, da an dieser Schule die meisten Lehrer grundsätzlich unpünktlich zum Unterricht erschienen. Somit blieb uns noch genügend Zeit, unsere Sachen zu erledigen. Und solange man nicht besonders auffiel, waren auch ein paar wenige Minuten Verspätung entschuldigt.

Grundsätzlich ist es ja so, dass der Lehrer bestimmen kann, wann genau Schluss ist. Es heißt nicht, dass wenn es klingelt, dass dann automatisch Schluss ist. So hat es uns ein Lehrer erklärt, der auch mal gerne etwas länger Unterricht gemacht hat.

Er hat immer gerne und viel erzählt, was ich eine Unterrichtsstunde einfach nicht hinein gepasst hat. Und da hat er dann schon mal ein paar Minuten überzogen. Wobei es nun wirklich nur ein paar Minuten waren, vielleicht höchstens 5, aber nicht ganze 10 Minuten. Das finde ich auch schon sehr lange, in denen man eigentlich schon in der Pause sein müsste.

Wenn mir somit 10 Minuten von meiner Pause genommen wird, und das auch relativ regelmäßig, dann würde mich das auch wirklich nerven. Ich finde das nicht gut, denn einem Schüler steht ja seine Pause auch zu. Wenn es also öfters vorkommt, und es auch die ganze Klasse nervt, würde ich mich mit der Klasse zusammen schließen und zur Schulleitung gehen. Das kann es ja auch nicht sein, dass man somit auf seine Pause verzichten muss.

Im alltäglichen Leben, und somit auch in der Schule, finde ich Zeitüberziehungen eigentlich eher unangebracht, zumal ja ein genauer Zeitplan in den meisten Fällen dazu erstellt wurde, dass sich eben bestimmte Aktivitäten nicht kreuzen oder überschneiden. Am konkreten Beispiel der Schule betrachtet finde ich eine Überziehung am Stundenende also immer sehr ungünstig und betrachte es auch ein Stück weit als Pflicht des Lehrers, den Unterricht zumindest weitgehend so zu gestalten, dass man eben am nach dem Plan definierten Ende auch tatsächlich zum Schluss kommt, wobei es natürlich auch immer Ausnahmen gibt, die aber nicht zur Regel werden sollten.

Die Konsequenzen für eine Überziehung sollten ja eigentlich logisch sein und somit auch von Lehrern berücksichtigt werden. Sprechen wir von einer Stunde, die nicht an eine Pause angrenzt, wird der Beginn der nächsten Stunde maßgeblich verzögert und man erhält im schlimmsten Falle noch eine Eintragung für zu spätes Erscheinen, weil ja nicht alle vorhergehenden Kurse so spät geendet haben und der Anschlusskurs somit schon begonnen hat. Auch eine Pause dauert bei uns nur 20 Minuten, in den fünf Letzten sollte man sich aber schon wieder zum nächsten Klassenzimmer begeben, damit man pünktlich zum Läuten beginnen kann. Eine Überziehung, die länger als fünf Minuten dauert, finde ich also schon daneben, weil ich gerne etwas essen oder andere dringende Bedürfnisse verrichten würde, dazu wären die Pausen ja eigentlich da.

Ich muss aber auch sagen, dass unsere Kurse in der Regel weniger höflich sind und ihrem Bedürfnis nach einer Pause auch Ausdruck verleihen. Wir sind nicht unhöflich und unterbrechen einen Lehrer mitten im Satz, aber bei einer kurzen Sprechpause weisen wir schon darauf hin, dass der Unterricht beendet wäre, wobei einige der unhöflicheren Sorte zu diesem Zeitpunkt schon längst damit begonnen haben, ihre Sachen zusammenzupacken. Allerdings handelt es sich bei den notorischen Überziehern auch nicht unbedingt um diejenigen Lehrer, die durch kompetenten Unterricht und respektvolles Auftreten glänzen können, sondern sie haben eher einen chaotischen Unterrichtsstil, schweifen gerne vom Thema ab und können ihre Zeit nicht koordinieren. Gerade, wenn ein Lehrer mit dem Thema nicht fertig geworden ist, weil er 20 Minuten vom Auslandsaufenthalt der Tochter erzählte, wo es doch eigentlich um die Zusammensetzung der DNS gegangen wäre, hält sich das Verständnis in Grenzen und die Pause wird eingefordert.

Ich denke mal auf jeder Schule gibt es solche Lehrer, wir hatten auch mal einen Lehrer der immer mit mindestens 25 Minuten länger Unterricht machte und das schönste daran war das er nur bei uns in der letzten Stunde war und wir somit 25 Minuten später aus hatten war das sehr ärgerlich. Eines Tages sind wird dann als Klasse geschlossen zum Direktor gegangen haben uns beschwert und seitdem hatten wir immer pünktlich aus.

Solche Lehrer gibt es ja eigentlich an jeder Schule, auch wenn mir jetzt nicht solche Extremfälle in den Sinn kommen hatten wir während unserer Schulzeit auch einige Male mit diesem Problem zu kämpfen. Hinzu kam bei uns aber eben, dass viele der Lehrer die maßlos ihre Stunden überzogen haben, nicht wie bei dir, äußerst kompetent waren, sondern eher gegenteilig - Zumindest meiner Ansicht nach. Auch war der Unterrichtsinhalt und die Art und Weise wie der Stoff vermittelt wurde oft alles andere als an den Stuhl fesselnd.

Wir hatten zwar nie einen Lehrer der wie bei dir die ganze Pause überzogen hat, jedoch machten bei uns einige Lehrer auch gerne mal fünf bis zehn Minuten länger - Dies machten sie bei uns jedoch bewusst und wiesen auch aktiv darauf hin, dass wir uns noch einen Moment gedulden sollen, bis wir in die Pause gehen können, da wir angeblich grade im Unterricht immer an einer wichtigen Stelle waren.

In deinem Fall stelle ich mir grade die Frage, ob ihr euren Lehrer vielleicht mal darauf hingewiesen habt, dass die Pause schon lange begonnen hat und ihr ein Recht auf eure Pause habt? Als Schüler hat man nämlich dieses Recht auf eine Pause, nachdem man 90 Minuten am Stück im Unterricht saß - Dies könnt ihr zur Not auf einfordern und damit eben zum Direktor gehen. Das ist gegenüber dem Lehrer natürlich nicht die feine Art, aber wenn er selbst es nicht merkt, muss man dies eben so machen. Habt ihr keine Schulglocke, die euren Lehrer auch darauf aufmerksam macht? Habt ihr keine Uhr im Klassenraum oder eine andere Möglichkeit, eurem Lehrer zu zeigen, dass der Unterricht beendet ist?

Wir selbst haben immer zum klingeln hin dann schon alle gleichzeitig, fast panisch damit begonnen unsere Sachen vom Tisch zu räumen, damit der Lehrer auch merkt, dass wir jetzt in die Pause wollen. Das hat dann häufig auch etwas gebracht und der Lehrer oder die Lehrerin hat dann auch missmutig die Sachen gepackt und den Unterricht beendet.

Wenn es bei einem kompetenten Lehrer, der den Unterricht interessant und sinnvoll gestaltet, mal vorkommt, dass er überzieht und ihr von eurer Pause statt 20 Minuten nur 10 Minuten zur Verfügung habt, dürfte das wohl kein Problem darstellen. Auch in 10 Minuten kann man zur Toilette gehen und sich etwas sammeln. Im späteren Berufsleben wird es euch noch oft genug passieren, dass ihr keine Zeit für eine Pause habt, weil etwas Dringendes ansteht.

Eine andere Sache ist es, wenn dieser Lehrer das regelmäßig so macht und kein Ende findet. Aber dann würde ich auch den Rat nicht gut finden, zum Direktor zu gehen, weil euch eure Pause ja zusteht. Ich finde das dem Lehrer gegenüber sehr unfair, gerade deshalb, weil er sich Mühe gibt. Besser wäre es, wenn ihr euch zusammensetzt und eine Entscheidung trefft, die euer Klassensprecher mit dem Lehrer besprechen könnte. Wenn das nicht klappt, sollten alle gemeinsam den Lehrer ansprechen. Erst wenn das nichts hilft, könnt ihr immer noch den Weg zum Direktor gehen.

Zuweilen tue ich das auch, allerdings überziehe ich niemals mehr als fünf Minuten. Aber manchmal ist es einfach so, dass man gerade einen Gedankengang begonnen hat und es dann einfach sinnvoll ist, diesen zu Ende zu führen, anstatt ihn mittendrin abzubrechen und verschieben. Dafür kommt es aber auch manchmal vor, dass ich schon zwei Minuten vor Schluss fertig bin und es sich nicht mehr lohnt etwas neues zu beginnen. Dann lasse ich die Schüler auch mal etwas eher zusammenpacken und sich schon mal bei der Tür aufstellen, um beim Pausenklingeln den Raum verlassen zu können. Insofern gleicht es sich meist wieder aus. Die kleineren Schüler können das noch nicht begreifen und lamentieren, die älteren haben das aber schon durchschaut und nehmen es hin.

Manchmal überziehe ich allerdings auch bewusst, wenn z.B. die Klasse sehr unruhig war und ich viel Zeit damit verplempern musste, einen Zustand herzustellen, in dem man auch lernen und arbeiten kann. Ich sehe es einfach nicht ein, dass ich am Stoff kürzen soll, nur weil die Kinder zu Unterrichtsbeginn ihre Sachen nicht zur Hand haben oder dauernd in die Klasse schreien, Fragen stellen, die nichts mit dem Thema zu tun haben und so weiter. Derartige Ausfälle gehen dann eben von ihrer Pausenzeit ab und nicht von meiner Unterrichtszeit. In der Regel sind solche Maßnahmen aber nur ab und zu notwendig, weil die Schüler schnell begreifen, dass sie sich selbst schaden, wenn sie permanent stören. Zum Glück auch, denn wenn ich den Unterricht überziehe, kürze ich ja auch meine eigene Pause.

Wenn man aber regelmäßig zehn Minuten oder mehr überzieht, finde ich das schon problematisch. Natürlich beendet der Lehrer die Stunde und nicht das Klingelzeichen, aber man sollte seinen Stoff doch so portionieren und planen, dass man die einzelnen Teilgebiete in einer Unterrichtsstunde abhandeln und dann einen Schnitt machen kann. Vor allem 90 Minuten ohne Toilettenpause finde ich grenzwertig, auch bei älteren Schülern. 45 Minuten kann man seine Blase schon mal beherrschen, vor allem in der Oberstufe, aber 90 Minuten sind wirklich lang. Und aufs Trinken zu verzichten ist auch nicht die geeignete Lösung, denn ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr, kann man nicht gut denken und lernen. Dann auch noch zehn Minuten oder mehr zu überziehen, finde ich schon ungut. Je nach Länge der Pause heizt man dann womöglich ohne Unterbrechung in die nächste Stunde.

Ein solcher Lehrer ist vielleicht fachlich kompetent, aber offensichtlich nicht auf didaktischer Ebene. Und wie schon erwähnt, man selbst hat dann ja auch keine oder eine kürzere Pause.Ich jedenfalls möchte nicht regelmäßig auf meine Pause verzichten!