Arbeiten eine Imagefrage?

vom 13.03.2012, 23:32 Uhr

Meine Frage bezieht sich auf den Streit zweier Freundinnen. Beide “Freundinnen” sind etwa seit 6 Monaten befreundet, im gleichen Alter aber im Status sehr unterschiedlich.

Freundin “B.” ist selbstständig und arbeitet sehr viel. Sie hat ein Kind und einen berufstätigen Mann. Freundin “S” hat ein Kind (17 Jahre) und einen berufstätigen Mann. Sie war seit der Geburt des Kindes nie wieder arbeiten. Beim Arbeitsamt hatte sie sich abgemeldet, weil sie nicht vermittelt werden wollte. Vor einem halben Jahr kamen die beiden in die “Freundschaft”. “S.” besuchte ihre Freundin “B.” oft und äußerte sich neidvoll und auch bewundernd. Gerne wäre sie auch so selbstständig und würde ihr eigenes Geld verdienen, wie ihre Freundin. Selbst wenn es nur ein paar Stunden wären, wäre das doch sicher ein Anfang. Freundin “B.” beherzigt die Gedanken der Freundin und möchte helfen. Sie vermittelt ihrer Freundin eine Heimarbeit. Doch diese Arbeit ist fleißabhängig und so scheitert die Freundin “S. “nach nur 2 Monaten.

Freundin”S.” lässt mit ihren bewundernden Äußerungen nicht ab und “B.” hört sich um und lässt ihre Beziehungen spielen. Sie kann ihrer Freundin 3 Jobs anbieten. Eine Arbeit als Servicekraft in einer Bar. Diese Arbeit möchte “S.” nicht, weil sie ja dann Abends arbeiten muss. Der zweite Stelle wird in einer Kantine einer Behörde angeboten, als Servicekraft. Diese Arbeit möchte die Freundin auch nicht machen, weil ihr Küchenarbeit nicht liegt. Die dritte Arbeit ist eine Tätigkeit in Vollzeit in einer Putzkolonne und wird erstaunlich gut bezahlt. Diese Stelle möchte die Freundin auch nicht annehmen, weil es nicht ihrem Image entspricht, putzen zu gehen. Alle drei Arbeitgeber hätten die Frau genommen, obwohl sie seit 17 Jahren nicht mehr arbeiten war.

Natürlich entbrennt ein Streit zwischen den Freundinnen. Während “S.” auf ihr Image zählt, sagt “B.” das ihre Freundin ja gar nicht arbeiten will. Freundin “S” beschimpft “B.” nun als hochnäsig und herablassend, weil sie ungefragt versucht hat, ihr einen Job zu vermitteln. Wie seht ihr das? Wem würdet ihr Recht geben?

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke, dass Person S in diesem Falle schon sehr undankbar ist und falsche Vorstellungen von der Arbeitswelt hat. Offenbar hatte es Person S in den letzten Jahren oder auch aktuell an nichts gefehlt von der finanziellen Seite her, dass Person S darauf angewiesen wäre Geld zu verdienen um den Lebensunterhalt zu sicher. Demnach möchte diese Person S dann doch eher einen Job, der nicht zu anstrengend ist, am besten ohne körperliche Arbeit, zu flexiblen Zeiten aber nicht mehr als 2 Stunden täglich bei einem natürlich hohen Gehalt und am besten noch eine Führungsposition. Das ganze war überzogen und ironisch gemeint, aber meine Meinung zu Person S ist einfach, dass der Bezug zur Realität in den 17 Jahren die sie nur Zuhause verbracht hat komplett verloren gegangen ist. Hat Person S in ihrem Leben überhaupt schon einmal richtig gearbeitet oder sich direkt ein Kind machen lassen, geheiratet und seither nur Zuhause?

Person B hingegen setzt sich meiner Meinung nach zu sehr ein und wäre ich an der Stelle von Person B, dann würde ich keinerlei Anstrengungen mehr unternehmen um Person S einen Job zu besuchen. Denn nach den Ausführungen die du hier genannt hast, ist Person S sowieso keine der angebotenen Stellen gut genug. Person B muss jedenfalls gute Kontakte haben, denn so viele Stellen würden auch niemanden von der Straße aus einstellen der 17 Jahre lang nicht gearbeitet hat, und ich wäre froh und dankbar wenn ich eine solche Person B in meinem Freundeskreis hätte die sich so für mich einsetzt.

Kurzum Person B soll meiner Meinung nach weitere Anstrengungen in Sachen Jobvermittlung für Person S unterlassen, denn wenn Person S wirklich arbeiten gehen wollte dann soll sie sich selbst etwas suchen und nach einigen Absagen kommt Person S vielleicht auch wieder auf dem Boden der Tatsachen an und weiß ein solches Angebot zu schätzen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann mich jetzt, so wie du es schilderst einfach nur sehr gut in die Lage von B. versetzen und kann zu einhundert Prozent sagen, dass ich mich in Nachhinein jetzt genauso verhalten würde, wie B. es tut. Wenn S. so sehr von B. und ihrer Unabhängigkeit schwärmt und auch gerne ihr eigenes Geld verdienen würde und ich dies mitbekomme und ich die Möglichkeit habe, ihr einen einfacheren Start in ein Berufsleben zu ermöglichen, zumal sie ja seit 17 Jahren nicht mehr berufstätig war, dann würde ich wahrscheinlich auch meine Hand für sie ins Feuer legen und versuchen, ihr einen Job, zumindest irgendwo als Aushilfe zu vermitteln.

Auf der anderen Seite frage ich mich, ob B. wirklich gedacht hat, dass es für S. so einfach sein soll, wieder einen beruflich geregelten Alltag zu haben? Wenn man siebzehn Jahre nicht gearbeitet hat, dann hat sich auf die Dauer natürlich zum Thema Arbeit auch eine andere Motivation und Einstellung gegenüber der Arbeit eingeschlichen und ich selbst könnte mir vorstellen, dass es einfach sehr schwer ist, sich hier zu motivieren, jeden Tag einer mühseligen Arbeit nachzugehen. Die Ausreden der Freundin von B. hingegen finde ich ehrlich gesagt jetzt nicht so berauschend und wenn ihr das alles zu schnell geht oder zu viel geworden sein sollte, dann fände ich es gegenüber B. von S. einfach nur fair, wenn sie wirklich zugeben würde, dass dies einfach zu viel für sie ist.

Hat S. vielleicht auch daheim noch zusätzliche Hausarbeit, die auf sie wartet oder andere Umstände, die es ihr nicht nicht grade erleichtern? Wenn sich so eine Menge von Aufgaben summieren, dann kann dies natürlich noch zusätzlich frustrierend sein und S. wächst alles über den Kopf. Ich kann es aber trotzdem sehr gut verstehen, dass B. jetzt frustriert ist, zumal sie ja eine Menge versucht hat und S. eine Menge Jobs vermittelt hat, was heute ja gar nicht mehr verständlich ist, schon gar nicht, wenn man sich "erst" ein halbes Jahr kennt und noch gar nicht so lange befreundet ist. S. sollte B. meiner Meinung nach daher eher danken, dass sie es ihr wenigstens ermöglicht hat, nach siebzehn Jahren beruflicher Abstinenz, noch einmal verschiedene Jobs kennen zu lernen - Denn dies ist ja auch nicht mehr verständlich, nicht jeder nimmt heute eine ungelernte Kraft, die siebzehn Jahre nicht gearbeitet hat.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Da ich schon ähnliche Erlebnisse wie B gemacht habe, kann ich diese total verstehen. Wobei sich das nicht nur auf eine Arbeitsstelle bezieht, sondern auch allgemein oftmals so ist. Die eine Person jammert über ihre aktuelle Lebenssituation und sobald die andere Person versucht zu helfen, bekommt sie Undank und Vorwürfe.

Erst vor einigen Monaten hatte eine Bekannte meines Freundes aus der Nachbarschaft gejammert, wie gerne sie doch einen Job hätte, aber als alleinerziehende hat sie ja keine Chance. Ich sagte erst mal nur vorsichtig, dass es doch auch einige Dinge gäbe, welche sie von zu Hause aus und übers Internet machen kann. Alles seriös und niemand fragt die Familienverhältnisse ab.

Es kamen keine weiteren Fragen zu dem Thema. Denn dann hätte die gute Frau ja wirklich etwas tun müssen. Der Kontakt endete dann damit, dass ich ihr auf den Kopf zusagte, sie suche nur einen Versorger, aber mit Sicherheit keinen Job. In dem von dir geschilderten Fall ist S auf den beruflichen Erfolg von B zwar neidisch, aber möchte auch nichts dafür tun, um das auch zu erreichen.

17 Jahre berufliche Auszeit lassen einen auch ein wenig bequem werden. Das Kind fast erwachsen und benötigt immer weniger Aufmerksamkeit, also hat die Dame immer mehr Zeit für sich. Sie langweilt sich ein wenig und beneidet andere, weil sie unabhängiger sind. Nur um diese Unabhängigkeit zu erreichen müsste Frau S aber auch tätig werden und das will sie nicht. An jedem angebotenen Job kann sie einen Makel finden und wenn es nur das vorgeschobene Image ist. Wobei ich mich gerade frage, ob es ein besseres Image ist, wenn man vom Geld des Mannes abhängig ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich habe inzwischen das Gefühl, dass es vielen Frauen so geht, dass sie nach Außen hin einen Job suchen, sich in Wirklichkeit aber lieber durchfüttern lassen und Jobangebote mit sinnfreien Begründungen ablehnen. Sie sind schlicht das Arbeitsleben nicht mehr gewöhnt und wollen sich (verständlicherweise) nicht mehr so einen Mist wie Arbeit antun.Grade die Mütter von nur einem Kind haben ja jahrelang nicht wirklich was zu tun. Weder die Hausarbeit noch das Kind erfordern so viel Einsatz, dass keine Bequemlichkeit entsteht.

Meine Mutter hat 6 Kinder und würde (angeblich) auch gerne nebenbei arbeiten gehen, weil sie jetzt relativ viel Zeit hat (die Kinder sind alle in der Schule oder bereits erwachsen), aber es an Geld mangelt. Ein Aushilfsjob im Sonnenstudio, putzen gehen und Regale einräumen war schon im Gespräch. Doch daraus ist nie was geworden. Mal werden die möglichen Arbeitszeiten, mal der Wohnort und mal das geringe Stellenangebot moniert - das da eine intensive Stellensuche Abhilfe schaffen lässt sie nicht als Argument gelten.

Ich habe da die gleiche Meinung wie mein Nachbar: Sie wird nie wieder arbeiten gehen, oder die Arbeit schneller wieder hinschmeißen, als sie angefangen hat. Putzen gehen bei anderen Leuten würde sie vielleicht noch durchhalten, aber 4 Stunden lang ihren Sinn nach dem Willen eines Vorgesetzten für sinnlose Tätigkeiten zu richten, das kann sie schlicht nicht mehr. Sie ist wie alle Berufshausfrauen verwöhnt davon, dass sie sich den Tag und ihre Pausen selbst einteilen kann. Das sie quasi frei ist.

Also hilft Alles reden nichts, Ausreden bleiben Ausreden und wenn nicht grade ein super toller Job mit 25 Euro Stundenlohn um die Ecke kommt, dann werden diese Frauen nie wieder in ihrem Leben arbeiten gehen. Wenn andere Leute als Arbeitsvermittler auftreten, dann ist es klar, dass es zur Enttäuschung kommen muss.

P.S.: Hiermit möchte ich nicht sagen, dass es keine Ausnahmen von der Regel gibt. Aber normalerweise ist es einfach so. Ich würde auch lieber mein ganzes Leben zuhause bleiben und eine ruhige Kugel schieben, von daher verstehe ich das sogar, aber es ist nunmal so.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vielleicht hat sich B da ein bisschen zu sehr ins Zeug gelegt. Wobei es natürlich nichts Schlechtes ist, wenn man einem anderen Menschen helfen will, der angeblich auf der Suche nach einer Arbeit ist. Aber nach nur 6 Monaten Freundschaft kennt man den anderen natürlich noch nicht so gut und kann dann auch nicht so wirklich einschätzen, ob diese unverlangte Hilfe überhaupt erwünscht ist.

Ich kannte auch mal so ein Modell S aus meinem alten Fitnessstudio. Sie war auch arbeitslos und wurde von ihrem Mann mit versorgt, aber das hat sie nicht davon abgehalten neidvoll auf die neuen Errungenschaften von anderen zu blicken und man hatte immer den Eindruck, als würde sie denken, dass das alles von einer guten Fee her gezaubert worden sei. Meinen neuen Designermantel hätte sie auch gerne gehabt, die bis zu 12 Stunden Arbeit, die den Mantel bezahlt haben, aber natürlich nicht. Und dann kamen natürlich auch Ausreden nach dem Motto, ich würde ja was machen, was mir Spaß macht, aber sie würde so was ja nicht finden. Dass auch ich nicht in meinem Traumjob angefangen habe sondern neben der Schule Hamburger zusammengesetzt und Prospekte verteilt habe, hat da wenig interessiert.

Bei S frage ich mich auch, was für ein Image sie da eigentlich meint. Ich meine, sie lässt sich von einem Mann aushalten und spielt für ihn im Gegenzug wahrscheinlich die Haushälterin, was ist an dem Image jetzt so toll und wie könnte das dadurch beschädigt werden, dass sie einen Job in der Gastronomie annimmt? Für mich hat jemand, der sich nach Jahren der Abhängigkeit einen Job sucht und wieder sein eigenes Geld verdient ein positives Image.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich möchte an dieser Stelle auch mal etwas Partei für die Dame ergreifen. Überlegt Euch doch mal, was das wohl für Stellen sind, die man angeboten bekommt, wenn man so lange nicht mehr gearbeitet hat. Das werden doch allerhöchstens irgendwelche Helfertätigkeiten sein, Kellnern oder Putzen. Und ganz ehrlich, das würde ich auch nicht machen. Ich würde weder in einer Putzkolonne arbeiten wollen, noch mich jeden Abend hinter eine Bar stellen. Daher kann ich die Abneigung der Frau durchaus verstehen.

Wenn Sie eine Selbstständige bewundert, weil diese so unabhängig ist, dann muss man aber auch einsehen, dass sie wahrscheinlich nicht dazu in der Lage wäre, diesen Status zu erreichen. Denn selbst wen sie arbeiten gehen würde, irgendeinen Aushilfsjob annehmen würde – damit erreicht sie doch dennoch nicht diese Freiheit, welche Sie an ihrer Freundin bewundert.

Das einzige, was mir einfallen würde, wären eben Tätigkeiten, die eher dem Bereich „Schreibkram im Home-Office“ zuzuordnen sind. Also vielleicht als Redakteur für eine Lokalzeitung arbeiten, die nicht so hohe Ansprüche hat oder eben bei solchen Online-Content-Jobs wie textbroker etc. Ich denke, wem es liegt, zu schreiben, der wird die Tätigkeit halbwegs angenehm finden, weil damit auch eine freie Zeiteinteilung einhergeht.

Aber wie schon erwähnt, ich kann absolut nachvollziehen, dass sie keine Helferjobs annehmen möchte. Sie hatte sich eben für ein Dasein als Hausfrau entschieden und das finde ich auch nicht schlimm. Es steht doch jedem frei, sich in einer Ehe auch vom Mann versorgen zu lassen, das war Jahrzehnte ein gängiges Modell, warum muss das so schlecht sein?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 14.03.2012, 13:00, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Im Homeoffice ist „S.“ ja schon gescheitert. Sie kann nicht schreiben. Die Arbeit in der Putzkolonne wird mit 14,20 Euro in der Stunde belohnt. Also keine Hilfsarbeit. Der Chef der Putzkolonne hätte „S“ genommen, weil ihre Freundin „B“ vermittelt hat. Geschäftsleute kennen sich untereinander und so bekommt man schnell mit, welche Firma Arbeitskräfte sucht. Mittlerweile sind diese Jobs auch alle vergeben.

Das Imageproblem das „S“ ansprach, versteht sich wohl auf den „Chick“ der Arbeit. Sie möchte am liebsten eine schicke Arbeit. Irgendwo hinter einen Tresen stehen und lächeln.Neuerdings möchte sie mit kleinen Pflänzchen arbeiten. Sie plädiert darauf, dass ja keine Fachkräfte mehr eingestellt werden.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Zitronengras hat geschrieben: Aber wie schon erwähnt, ich kann absolut nachvollziehen, dass sie keine Helferjobs annehmen möchte. Sie hatte sich eben für ein Dasein als Hausfrau entschieden und das finde ich auch nicht schlimm. Es steht doch jedem frei, sich in einer Ehe auch vom Mann versorgen zu lassen, das war Jahrzehnte ein gängiges Modell, warum muss das so schlecht sein?

Sicherlich ist das nicht schlimm sich für den Posten der Hausfrau zu entscheiden und sich vom Mann versorgen zu lassen. Allerdings klappt das nicht immer auf Lebenszeit, wie man hier auch einigen anderen Postings entnehmen kann. Was dann? Dann ist die Frau "gezwungen" doch arbeiten zu gehen und ein wenig Geld für die Haushaltskasse zu verdienen. Und egal was man arbeitet, ob man nun Schreibarbeiten erledigt oder Putzen geht, in dem Sinne sind alles nur Helferjobs und weit von dem entfernt, was sich die entsprechende Dame hier wohl vorstellt. Dazu kommt ebenfalls die Situation das sie bereits 17 Jahre nicht mehr im erlernten Beruf, sofern sie denn einen erlernt hat, gearbeitet hat. Das ist ebenfalls ein Hinderungsgrund denn in 17 Jahren verändert sich jedes Berufsbild und in einigen ist ein Wiedereinstieg nach dieser Zeit nicht mehr möglich.

Das Beispiel kenne ich von meiner Mutter, diese hat eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin gemacht. Damals, vor über 20 Jahren, wurde das noch wunderbar alles auf einem Zeichenbrett gemacht und sie hat zu den besten in ihrer Firma gehört. Danach hat sie aufgehört zu Arbeiten wegen den Kindern und war über 20 Jahre Zuhause für die Kindererziehung und Haushalt verantwortlich. Nun wo alle Kinder draußen sind und ihren eigenen Weg gehen in Form von einer Ausbildung oder Studium und sie selbst nur noch Langeweile Zuhause hat, hat sie versucht wieder eine Stelle in ihrem gelernten Bereich zu finden. Dort wird inzwischen alles am Computer gemacht, und trotz mehrerer Kurse am Computer kommt sie nicht mehr mit wie die ganzen speziellen Programme verwendet werden, und bekommt aufgrund dieser Tatsache keinen Job mehr als technische Zeichnerin. Eine Ausbildung bekommt man mit über 50 Jahren nicht mehr, das Arbeitsamt bietet keine Umschulung an und wenn dann wissen wir eh alles das das Arbeitsamt vor allem zu Pflegerischen Tätigkeiten umschult.

Ob das mit 50 Jahren noch Sinn macht lasse ich mal dahin gestellt, aber nur soviel dazu, die meisten aus der Gesundheitsbranche sind mit Mitte 40 körperlich so kaputt gearbeitet durch das die Arbeiten die anfallen und viele nicht "Rückenfreundlich" ausgeführt werden können, dass sie selbst eine Pflegekraft bräuchten. Also bleiben nur die Hilfsjobs und mal ganz ehrlich, dort bekommt man teilweise mehr bezahlt als eine angestellte Fachkraft. Für den Stundenlohn der fürs Putzen angeboten wird, also die 14,20 Euro, würde ich direkt meine Facharbeiterstelle hinschmeißen, denn ich bekomme dafür gerade einmal 7,60 Euro Brutto. Dafür arbeite ich die Woche 60 Stunden auf körperlich wie geistigem hohen Level, schleppe Menschen und Dinge bis zu 200 Kg im 2er Team, und muss nicht nur einen Putzlappen schwingen mit gerade einmal 40 Stunden arbeiten. Rate mal was davon die schwerere Arbeit ist, verstehst du ein solches Getue dann auch noch? Wer arbeiten gehen will der findet immer eine Arbeit, auch wenn es nicht immer das ist wovon man träumt. Wenn es nach mir ginge dann hätte ich auch direkt ein Stundenlohn von 250 Euro und müsste dafür quasi nichts machen nur sieht die Realität komplett anders aus und ein solches Verhalten wie hier beschrieben wird, ist kann ich nur noch als Realitätsfremd bezeichnen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann durchaus die Position der "S" verstehen, da die Jobs nun nicht so der Burner waren. Ein Job muss natürlich zu dem Arbeitnehmer passen und das kann man aber wiederum nur herausfinden, wenn man Arbeit ausprobiert. Putzkolonne und Servicekraft klingt nicht sonderlich attraktiv, möchte man aber auf eigenen Beinen stehen oder muss es, so sieht aber die Realität wieder anders aus und da bleiben nun einfach mal nicht so viele Auswahlmöglichkeiten, wie ich finde. Und da kann "S" nun nicht erwarten, dass ihr von heute auf morgen die Jobs zufliegen, sondern dass sie auf die Jobs zugehen muss, ob sie nun will oder nicht.

Ich weiß nun nicht, inwiefern es zwischen "B" und "S" abgesprochen war, dass "B" ihre Kontakte spielen lässt. Es hätte vielleicht ein Vorgespräch stattfinden sollen, was sich "S" für sich vorstellt und auch, was realistisch ist. Jeder naiven Mutter sollte doch bewusst sein, dass ein Leben ohne Arbeitserfahrung nicht zu einem Traumjob hinführt, zudem muss man sich auch diese Position erst einmal erarbeiten. Nach siebzehn Jahren ist dies definitiv der Fall, sodass ich denke, "S" sollte sich auch bei der zuständigen Agentur für Arbeit informieren und beraten lassen.

Recht kann ich ja nun keinen von beiden geben, weil ich denke, das hier einfach einige Dinge ungeklärt sind und die grundlegenden Fragen hätten von vornherein geklärt werden sollen. Das war nicht der Fall, sodass ich es jetzt auch für schwierig empfinde, Lösungen zu finden, die für beide tragbar sind. Ich könnte mir halt vorstellen, dass "S" gefälligst die Andeutungen lassen soll, wie bewundernswert sie "B"s Einkommen oder Beruf findet, und "B" wiederum sollte es lassen, ungefragt Stellen zu vermitteln.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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