Wäre eine weltweit gültige Geldwährung vorteilhafter?

vom 11.03.2012, 22:48 Uhr

Ich habe mich schon oft gefragt, ob es nicht vorteilhaft wäre, wenn jeder in der Welt die gleiche Währung hätte. So, dass man in keinem Urlaub mehr Geld umtauschen müsste. So, dass es bei einem ausländischen Onlineshop keine Schwierigkeiten macht, wenn man nicht in Dollar bezahlt.

Welche Nachteile oder Vorteile hätte eine weltweit gültige Währung? Wäre es nicht sinnvoll, wenn es das geben würde? Würde die Wirtschaft dann zusammenbrechen udn wenn ja, warum würde sie zusammenbrechen? Was spricht gegen eine weltweit gültige Währung? Meint ihr, dass es denkbar wäre?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Mache dir das Problem doch am Beispiel Deutschland im Verhältnis zu Griechenland klar. Beide Länder haben eine identische Währung und was passiert gerade in Griechenland? Richtig, die Wirtschaft ist zusammengebrochen. Warum?

Weil ein Land von Anfang an deutlich leistungsfähiger als das andere war, das heißt, Deutschland war aufgrund seiner Wirtschaftskraft in der Lage, interessante Güter für die Weltwirtschaft zu produzieren, war aber immer ein bisschen zu teuer. Also hat man bei uns angefangen, an der Lohnschraube zu drehen und hat die Besteuerung von Unternehmen gesenkt. Löhne sind Teil der Kosten im Produktionsprozess, die Lohnstückkosten sanken, aber die Folge war, dass deutsche Arbeitnehmer sich nicht mehr so viel leisten konnten. Gleichzeitig sank die Basis für Steuereinnahmen und man fing an die sozialen Sicherungssysteme zu demontieren. Dafür aber wurden unsere Produkte für das Ausland billiger. Entsprechend wurden sie vermehrt nachgefragt. Zum einen von Griechenland selbst, zum anderen hat aber auch niemand mehr Interesse an griechischen Produkten gehabt, soweit es die überhaupt gab, sondern es wurde lieber in Deutschland gekauft.

Im Endeffekt musste so ein Land wie Griechenland also mehr von uns importieren, als wir von Griechenland gekauft haben. Das heißt im Endeffekt, Griechenland hat sich uns gegenüber verschuldet (denn wo sonst sollten die Euros herkommen?). Was könnten die Griechen nun tun? Hätten sie eine andere Währung (Drachme) als wir, würden sie ihre Währung abwerten. Dadurch würden deren Produkte schlagartig für das Ausland billiger und auch nachgefragter und gleichzeitig wären die Griechen nicht mehr so leicht in der Lage, sich mit ihrer schwachen Drachme beim Ausland zu verschulden. Das wäre einfach zu teuer. Die Bilanzen der beiden Länder würden sich ausgleichen. Nun hat Griechenland aber den Euro. Was also tun? Sie können nichts weiter tun, als billiger zu werden. Löhne runter, Sozialausgaben runter, Steuern runter, das Tafelsilber verkaufen (Privatisierung) - das sind die Rezepte die empfohlen werden. Das Land wird ausverkauft, die Menschen in Armut versetzt. Dieses Rezept wird nun in ganz Europa empfohlen. Es geht ganz klar die Spirale abwärts.

So in etwa ist das Prinzip. Im Detail ist es etwas anders, aber egal. Das gleiche Spiel spielte sich auch zwischen der DM und der Ostmark ab. Die DM wurde im Osten viel zu früh eingeführt, was eindeutig die Schuld Kohls war. Das Resultat: Der Osten hängt bis heute am Tropf des Westens. Unterschiedliche Währungen dienen dazu, solche Leistungsungleichgewichte durch Auf- und Abwertungen auszugleichen. Packe ich völlig ungleiche Partner in einer Währungsgemeinschaft, endet das fatal. Im Fall des Euro (und auch der DM) wurde von Anfang an vor dieser Entwicklung gewarnt, aber es wurde einfach politisch durchgeboxt. Gerade in Europa hat man sich eingebildet, die Leistungskraft der Länder würde sich nach oben hin angleichen. Momentan passiert exakt das Gegenteil.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meine Meinung dazu steht schon lange fest. Ich finde, dass es ein großer Vorteil wäre, wenn es auf der ganzen Welt, nur eine einzige Währung gebe. Wäre dies so, müsste man nicht ständig Geld wechseln gehen, damit man sich im Ausland etwas kaufen kann. Da käme schon der nächste Vorteil - die ständige Umrechnung der Werte würde wegfallen!

Damit wäre die Welt schon etwas einfacher geworden, da die Börse dann nicht mehr ständig, den aktuellen Wert einer einzelnen Währung ermitteln müssten. Eine Aufgabe weniger! Da ich oft zwischen Deutschland und Rumänien pendle käme dann auch noch der Vorteil, dass man Geld für die Familie nicht extra umtauschen müsste sondern einfach direkt übergeben könnte. Während des Pendeln könnte man dann auch an jeder X-beliebigen Tankstelle tanken, da das passende Zahlungsmittel ja überall gültig wäre.

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Idee einer "weltweit gültigen Währung" mag sinnvoll klingen, aber die Motivation dahinter ist schwer nachvollziehbar. Gerade "Urlaub" ins Feld zu führen, um eben kein Geld wechseln zu müssen, ist im Zeitalter der Kreditkarte oder aber der MasterCard mit der man praktisch überall auf der Welt Geld aus den Automaten bekommt, kein echtes Argument. Ebenso ist der Kauf in ausländischen Shops ja kein Problem, zumal sowieso das Geschäft über Kreditkarten abgewickelt wird und diese dann auch die Umrechnungen vornehmen. Es bleibt einzig das sog. Wechselkursrisiko. Aber das ist eher ein Risiko, welches Großunternehmen fürchten müssen, welche über längere Zeiten planen. Kaufe ich hingegen in den USA Online ein Buch, so kann der Dollarpreis zwar schwanken - aber nicht in einem signifikanten Rahmen, der mich vom Kauf abhalten würde.

Das Problem wäre ja hinsichtlich einer Währung, dass es ein Gremium geben müsste, welches sich zum "Hüter der Währung" macht. Und wer die Macht über das Geld hat, der kann praktisch den Staat "machen"! Es gibt tatsächlich noch Staaten, die finanziellen Schwierigkeiten dadurch begegnen, dass mehr Geld produziert - im Sinne von Drucken - wird. Hier kommt dann mehr Geld auf den Markt, ohne das wirklich ein Mehrwert produziert wurde. Auf Grund unterschiedlicher Entwicklungen der verschiedenen Staaten macht das dann mehr oder weniger Sinn. Das zu vereinheitlichen, ohne eine gemeinsame Wirtschaftspolitik zu verfolgen, ist "schwierig". Schon auf den EU Raum bezogen, gibt es wohl heftige Kämpfe zwischen den einzelnen Interessensgruppen (was hier Staaten sind). Weltweit wäre dieses Unterfangen praktisch unmöglich.

Was aber natürlich vorhanden ist, sind schon "Weltwährungen". Die gibt es also schon. So ist der Dollar (auch wenn Totgesagt) immer noch eine der Weltwährungen. Ebenso gut entwickelt sich der Euro, auch wenn der immer noch im Schatten des Dollars steht (zwar nicht in Europa, wohl aber in Afrika und Asien, Australien und Südamerika).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Die Idee an sich ist ja nicht neu und es mag ja auch einige wenige Vorteile geben. Aber ich sehe doch alleine schon am Beispiel des Euro, dass das alles nicht so klappt, wie es sollte. Die größte Erwartung war ja, dass der Euro die Völker Europas im Frieden zusammenführen sollte. Und selbst da hakt es ja momentan an allen Ecken und Enden. Wobei es gerade die gemeinsame Währung ist, die zu den weiter oben von mir angesprochenen wirtschaftlichen Problemen geführt hat.

Und dann werden sich langsam wachsende Länder wie die westlichen Industriestaaten und aufstrebende Schwellenländer mit völlig unterschiedlichen Interessen hinsichtlich einer Währung (Deflation, Inflation) völlig in die Haare kriegen. Am Ende gäbe es wirtschaftlich und politisch Streit und in der Folge bliebe dann nur noch der Aufbau von Handelsbarrieren. Aber gerade den Handel sollte die gemeinsame Währung ja erleichtern.

Und kannst du dir vorstellen, dass du es akzeptieren musst, dass irgendein totalitäres Regime dann in der Lage sein wird, auf die Währungs- und Geldpolitik deines demokratischen Staates Einfluss zu nehmen? Ich denke nicht.

Die Nationalstaaten werden vermutlich nie ein Interesse haben, die Macht über ihre Währung aufzugeben. Es mag in Blöcken funktionieren, wie in der EU, aber selbst da diskutieren wir gerade kaum 10 Jahre nach Einführung des Euro doch schon wieder über seine Abschaffung. Und was zum Teufel macht man eigentlich, wenn sich diese Weltwährung als schwach erweist? Wohin kann man dann noch aussteigen?

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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