Schlecht ist der, der schlechtes denkt?

vom 17.02.2012, 15:55 Uhr

Neulich habe ich ein Gespräch zwischen zwei Freunden mitbekommen. Und zwar ging es darum, dass die eine erzählte, was sie so am Tag erlebt hat. Sie muss in der Schule gewesen sein und hat da einen Vortrag gehalten, welcher von ihren Mitschülern bewertet, beziehungsweise ausgewertet werden musste. Ausgerechnet ihre beste Freundin hat dann wohl etwas erwähnt, was sonst keinem aufgefallen ist (sie hat während des Vortrags wohl sehr oft "ähm" gesagt) und dann gaben ihr alle Recht und sie bekam daraufhin 13 Punkte und nicht mehr.

An sich sicherlich Kindergarten, aber interessant fand ich, dass sie davon ausgegangen ist, dass ihre Freundin sie mit Absicht rein geritten hat. Später hat sie dann aber erfahren, dass das nicht der Fall ist und die Freundin nicht wollte, dass sie eine schlechtere Note bekommt, sie wollte nur ordentlich einschätzen. Ich musste dann sofort an den Spruch "Schlecht ist der, der schlechtes denkt" denken. Wenn man schon davon ausgeht, dass eine Freundin so schlecht zu einem sein kann, dann denkt man ja schon sehr negativ, was einen selbst dann ja irgendwo auch negativ macht.

Tatsächlich habe ich auch schon desöfteren schlechte Sachen angenommen, die eigentlich gar nicht schlecht waren. Ich bin da irgendwie nur immer vom Schlimmen ausgegangen. Im Nachhinein fühlt man sich dann ja auch oft schuldig, weil man so schlecht gedacht hat und das vollkommen zu Unrecht. Ging es euch denn auch schon so? Wenn ja, in welcher konkreten Situation ging es euch so? Was haltet ihr von diesem Spruch?

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Dieser Spruch muss nicht stimmen, kann es aber in Ausnahmesituationen. Wenn jemand Schlechtes von einer Person denkt, ist meist etwas vorangegangen, was ihn dazu veranlasst hat, aus einer Enttäuschung heraus Schlechtes zu denken. Das bekommen dann auch völlig unbeteiligte und an der früheren schlechten Erfahrung unschuldige Personen zu spüren. Hat man öfter solche miesen Erfahrungen, geht man dazu über, nur noch Schlechtes von jedem zu denken.

Ist das eigene Selbstbewusstsein nicht sehr ausgeprägt, können schlechte Erfahrungen nicht einfach so abgehakt werden. Um wieder zu einem positiven Denken zu gelangen, muss das Selbstbewusstsein aufpoliert werden. Erst wenn das geschehen ist, wird man wieder in der Lage sein, positiv zu denken und die Taten anderer Menschen nicht mehr so negativ zu sehen. Und irgendwann wird man dann erkennen, dass es doch nicht jeder schlecht mit einem meint

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich denke schon, dass ein Mensch erst dann auch etwas schlechtes getan hat, wenn er dies auch wirklich vorher beabsichtigt hat. Das heißt es muss der Gedanke einer schlechten Tat oder eben ein schlechter Gedanke oder eine negative Grundeinstellung voran gegangen sein.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand mit einer bösen Absicht nicht auch vorher über seine taten nachdenkt und dabei berücksichtigt, dass sie eben negativ sein sollen. Und umgekehrt steckt hinter den meisten Aktionen des Alltages, die eine negative Konsequenz mit sich bringen, nur selten auch eine böswillige Absicht. deswegen finde ich diesen Spruch schon ganz angebracht, auch wenn es vielleicht einige Ausnahmen oder Gegenbeispiele geben mag. In der Regel finde ich ihn aber schon ganz gut zutreffend.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Schlecht ist meiner Meinung nach nicht unbedingt immer der, der schlechtes denkt - Jeder Mensch hat doch das Recht zu denken was er will, oder? Die Gedanken des Menschen sind frei, wie es schon in einem schönen Lied heißt, und schlechte Gedanken sind genauso wie gute Gedanken für mich immer verbunden mit Emotionen. Gedanken verbinde ich hingegen immer mit etwas sachlichem, mit etwas rationalem. Emotionales und Rationales hingegen finde ich, kann man nicht immer gut unter einen Hut bringen, dort stoßen einfach zwei gegensätzliche Pole aufeinander.

Natürlich wird jeder schon mal in einer solchen Situation gewesen sein, wie du sie in dem von dir geschilderten Fall dargestellt hast - Ich selbst kenne solche Situationen zum Beispiel nur zu gut aus dem Sport, wo mir auch immer wieder mal Kritik gegeben wird, wie ich beim Fußball mich hätte mehr einsetzen können oder wie ich etwas fürs Team hätte besser machen können - Und wenn man dies einfach so vor den Kopf geknallt bekommt, obwohl man natürlich sein bestes versucht hat, dann ist dies schon sehr hart und ich selbst kenne es dann auch von mir, dass ich mich von dieser Kritik schnell angegriffen fühle. In anderen Situationen hingegen erwische ich mich aber auch dabei, wie ich andere kritisiere und ihnen Ratschläge gebe, wenn die mal ein Tor nicht verwandelt haben oder sonst irgendeinen Fehler gemacht haben - Dabei meine ich dies wahrscheinlich genauso wenig böse, wie der Rest des Teams in meinem Fall.

Auf die Personen bin ich dann natürlich schon sauer und ich denke auch, dass sie mir vor unserem Trainer extra noch mal eins „reinwürgen“ wollen, auch wenn dem nicht so ist - Aber dies empfinde ich eigentlich als eine völlig normale Reaktion und wenn sich die Gemüter dann mit der Zeit auch wieder mal beruhigt haben, geht alles seinen normalen Weg und man kann wieder miteinander leben. Ein schlechtes Gewissen oder so etwas habe ich jetzt nicht, weil ich in diesem Moment sauer auf meine Teamkollegen bin - Ich finde dies ist völlig verständlich und gerade im Sport gehört dieser Ehrgeiz einfach dazu, wenn es nicht ausartet.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Solche Situationen kenne ich. Ich bin hierbei oft diejenige, die die anderen "reinreitetet" mit meiner Tollpatschigkeit. Ich finde es hingegen sehr gut, dass die Freundin diesen Rhetorik-Fehler ansprach, auch wenn es hierbei sicherlich um die Note ging. Ich bin mir jedoch sicher, dass der Lehrkörper diese Art und Weise schon lange gesehen hat. Solch einen Vortrag zu halten ohne Rhetorik-Fehler zu begehen, ist was für Profis oder für sehr extrovertierte Menschen.

Ich persönlich erwische mich auch oft dabei, dass ich einem anderen Menschen eigentlich nur etwas gutes will, dieser das aber anhand der Situation falsch einschätzt. Genauso wie in Deinem Beispiel mit den beiden Klassenkameraden. Es ist dann sehr schwer, dem Gegenüber das zu verdeutlichen. Kritik muss ja nicht immer schlimm sein, aber die meisten Menschen können damit halt nicht um. Wenn jemand Kritik äußert, dann nehmen vieles es persönlich und nicht als "nett gemeinte Geste".

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es ist zwar nicht immer so, dass man gleich schlecht ist wenn man schlechtes denkt, aber bei vielen Sachen stimmt der Spruch schon. Und du hast auch recht, dass man schon einen sehr negativen Gedanken braucht, um gleich wegen so etwas genervt oder wütend zu sein. Man muss nämlich auch mal Kritik annehmen können. Kritik sollte normaler weiße dazu da sein, aus seinen eigenen Fehlern zu lernen. Denn nur so kann man sich wirklich verbessern.

Trotzdem verstehe ich es nicht wie die Freundin das gemeint hat, dass sie nur nicht wollte, dass sie eine noch schlechtere Note bekommt. Wenn sie gar nichts gesagt hätte wäre das doch nicht schlimm gewesen. Meines Erachtens sogar noch besser gewesen, weil dann am Ende die Freundin nicht Sauer auf sie wäre. Ich hätte mich an Freundins Stelle ganz einfach dort raus gehalten. Oder noch besser, einfach die Sachen aufzählen, die sie wirklich gut gemacht hat. Das bringt dann auch gleich einenn besseren Eindruck bei dem Lehrer oder der Lehrerin.

Man sollte am besten immer positiv denken, aber das ist auch verständlich, dass man nicht immer nur positiv denken kann. Aber vielleicht hätte ich auch so gedacht, da man auch leicht auf solche Ideen kommen kann. Ich glaube aber eher, dass sie das nur so gedacht hat, weil sie schlecht gelaunt war, nachdem sie nicht mehr Punkte bekommen hatte. :wink:

» Floigi » Beiträge: 103 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kenne diese Situationen selbst und ich kenne mich damit aus. Im ersten Moment ist es immer sehr ärgerlich und man möchte sich selbst am liebsten den Kopf abreißen und irgendwie ist es einem auch peinlich, weil die andere Person ja eine Schwachstelle von einem selbst entdeckt hat und in diesem Moment fühlt man sich dann natürlich verletzlich.

Aber ich denke, dass man in so einer Situation einfach drüber stehen muss. Man darf sich dann nicht darüber aufregen und man muss sich dann immer und immer und immer wieder sagen, dass die andere Person den Vortrag nur richtig einschätzen wollte. Das ist auch meistens die Wahrheit. Ich denke, dass es sehr selten ist, dass Leute den Vortrag mit Absicht "schlechter" einschätzen oder irgendwelche Fehler ankreiden.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Natürlich ist man kein schlechter Mensch, wenn man von einem anderen etwas Schlechtes denkt. Allerdings sollte man sich dabei nicht von Gefühlen, Vorurteilen oder dem eigenen Verhalten leiten lassen. Denn diese spielen auch bei der Beurteilung solcher Situationen eine Rolle. Traut man beispielsweise einer Person etwas negatives zu, dann denkt man von Ihr eher etwas schlechtes, gleiches gilt auch bei Vorurteilen. Aber auch getreu dem Motto was ich denk und was ich tu, trau ich auch den andern zu, schließt man schon einmal völlig zu Unrecht von eigenem Verhalten auf das anderer.

Mir ging es auch schon so, dass ich völlig zu Unrecht etwas Schlechtes von einer anderen Person dachte. Das liegt sicher auch daran, dass keine Person wirklich absolut objektiv sein kann. So ist man manchmal so in seinen Gefühlen gefangen und urteilt eben völlig verkehrt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass der, der Schlechtes denkt, nicht selbst schlecht ist, sondern wenig Vertrauen hat und möglicherweise auch wirklich Schwierigkeiten darin zeigt, solches aufzubringen. Das kann entweder wiederum mit schlechten Erfahrungen in der jeweiligen Richtung zu tun haben oder mit einer Angst, die nicht auf den entsprechenden Erfahrungen beruht. Ich halte dieses Schlechte, das angenommen wird, allerdings tatsächlich für ein Vertrauensproblem und nicht für einen Charakterzug.

Vertrauen bedeutet ja nach der Definition des Wortes die Annahme, dass alles sich zum Guten entwickelt. Demnach müsste der Umkehrschluss hier also stimmig sein, und wenn ein Mensch meint, dass er nur Schlechtes erwarten kann und sich darauf entsprechend einstellt, dürfte diese Einstellung auf sein mangelndes Vertrauen in seine Mitmenschen hindeuten. Ich denke allerdings, dass die mangelnde Fähigkeit, Vertrauen zu fassen, selbst, wenn man die Menschen, zu denen man es haben sollte oder wenigstens könnte, wie im hier vorliegenden Fall, sogar länger kennt und zu seinen Freunden zählen kann, vor allem durch Angst begründet sein dürfte, vielleicht auch ein mangelndes Selbstbewusstsein, das sich noch beeinflussend auswirkt, wer weiß?

All das hat aber wirklich nichts damit zu tun, dass derjenige, der hier Schlechtes annimmt, selbst einen schlechten Charakter hat und von sich selbst auf andere schließt, diesen Rückschluss halte ich für verkehrt. Wenn ich in meinem Leben bisher irgendwann einmal mitbekommen habe, dass jemand tatsächlich hauptsächlich Schlechtes vermutet, dann war das immer ein Befürchten, und in diesem Begriff steckt doch allein schon ein Synonym für Angst. Ich komme also zu dem Schluss, dass diese wohl ursächlich für die mangelnde Fähigkeit dieser Menschen sein dürfte, Vertrauen zu haben und somit eben anzunehmen, dass sich alles zum Guten entwickeln wird.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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