Sohn möchte Pausenengel werden

An den Grundschulen meiner Kinder war beziehungsweise ist es auch schon einige Zeit lang so, dass dort Kinder in den Pausen die Lehrer in der Aufsicht unterstützen und auch versuchen Streitereien zu schlichten. Die Schüler der dritten Klasse werden langsam "eingearbeitet", die älteren Schüler dagegen sind deutlich selbstständiger in den Pausen unterwegs.

Ich finde das Prinzip sehr gut, so werden die Kinder schon zeitig daran gewöhnt, auf welchen Wegen Streitereien geschlichtet werden. Richtige Mediatoren oder eben Streitschlichter gibt es erst in den weiterführenden Schulen, die haben dann aber auch weitere Aufgaben, sie sollen selbstständig agieren. Dazu ist es aber eben von Vorteil, wenn die Kinder in den Klassen schon aktiv waren.

Dass den Kindern dabei zwei von zehn Hofpausen fehlen, sehe ich nicht so dramatisch. Sicher müssen die sogenannten Pausenengel dann eben auf die Mitschüler achten und können eben nicht spielen, aber wenn vielleicht mehr Kinder Pausenengel sein wollen, dann reduziert sich die Anzahl der Pausenbetreuungen vielleicht ohnehin. Sicher sollte man die Kinder darauf vorbereiten, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Kinder das auch schon in der Schule besprochen haben.

Das ist für mich das erste Mal, dass ich von einer solchen Aktion an Schulen höre. Aber ich muss sagen, dass ich es für eine gute Idee halte. Zum einen können die Kinder dabei lernen Verantwortung zu übernehmen und Aufmerksam zu sein. Die Lehrer werden dabei meiner Meinung nach auch etwas entlastet, da sie noch 2 Helfer haben, die Ihnen dabei helfen, den Überblick zu behalten. Ich finde, dass es sowas an mehreren Schulen geben sollte, da es sicherlich sowohl für alle Schüler als auch für die Lehrer hilfreich sein kann.

Ich finde die Idee echt süß und finde es auch nicht schlecht, wenn die "Großen" einer Schule durchaus verantwortungsvolle Aufgaben erhalten. Allerdings verwundert es mich schon, dass darum ein relativ großes Tamtam gemacht wird - wozu bedarf es ein spezielles Fest mit Besuch vom Bürgermeister? Eine kurze Vorstellung würde da doch genügen, ebenfalls ein Rundbrief an die Eltern und so etwas. Das fände ich ausreichend und vor allem angemessen, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich hierbei das Gefühl, man hat genau mit diesem Fest und die Aussicht, im Mittelpunkt zu stehen, die Kinder mehr oder weniger versucht, zu überzeugen und zu überreden. Das ist jedoch nur eine Mutmaßung, die ich nicht belegen kann und werde.

Ein wenig Engagement schadet doch nun wahrlich nicht, und ich denke, es stellt die Kinder wirklich auch vor eine Art Herausforderung. Zudem ist dieser Kurs, den die Kinder für die Ausübung des "Jobs" als Pausenengel absolvieren, eine gute Sache. Dass dann eine kleine Prüfung stattfinden soll, finde ich ebenfalls in Ordnung. Wenn hier geprüft wird, dass die Kinder auch wissen, worum es geht und worauf sie sich einlassen, ist es vollkommen in Ordnung. Was mich interessiert, gibt es zwischendurch auch mal Rückmeldungen oder Auffrischungen?

Bei zwei Pausen in der Woche, bei denen die Kinder je zwei Pausenengel sind, sehe ich darin kein Problem. In anderen Schulen haben immer irgendwelche Kinder kleinere Tätigkeiten übernommen. So weiß ich aus meiner eigenen Zeit, dass es immer einen Jugendlichen gab, der jede Pause im Kiosk zu finden war und dort den Verkauf übernommen hatte, wenn der Hausmeister zum Beispiel beschäftigt war. Da hat sich vermutlich auch nie einer Gedanken darüber gemacht, ob das dem Kind etwas schaden könnte oder würde. Ich würde, sofern es sich um keinen Raufbold handelt, in der Tat den Jungen darin unterstützen, weil ich denke, so etwas schadet keinem Kind, ganz im Gegenteil. Eher sehe ich darin den Vorteil, dass ein Kind sensibilisiert wird und auch etwas aktiv dazu beiträgt, was einer Konfliktlösung ähnlich ist. Auch wird in meinen Augen soziale Kompetenz gefördert, was heutzutage nicht schadet, ganz im Gegenteil.