Warm halten oder am Haken hängen

vom 01.11.2011, 20:35 Uhr

In der letzten Wochenend-Folge von „How I met your mother“ ging es darum, am Haken eines anderen Menschen zu hängen. Ich kenne das eher unter der Bezeichnung „warm gehalten werden“. D.h. also jemand ist verliebt in eine andere Person, die vielleicht auch gewisses Interesse hat, aber noch in einer Beziehung ist oder selbst in jemand anderen verliebt ist und daher keine richtige Zweisamkeit entsteht (oder noch nicht entsteht). Es bleibt alles irgendwie in der Schwebe, der eine macht dem anderen Hoffnungen, der andere interpretiert vielleicht auch manches über usw.

Dabei habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich das auch aus meinem Leben kenne und ich muss sagen, dass ich auch schon einmal am Haken hing (oder warm gehalten wurde) und das aber vielleicht auch unbeabsichtigt mit anderen tat. Derjenige, der mich warm gehalten hat, wollte eigentlich gar nichts von mir, ich war aber so verliebt, dass ich ihm hinterherrannte und da er aber nie klar sagte, dass er kein Interesse hatte und ich jedem netten Wort gleich viel zu viel Bedeutung beigemessen hatte, zog sich dieser Zustand einige Monate hin, bis ich kapiert hatte, dass es keinen Sinn hat, ihm hinterherzulaufen.

Andererseite erinnere ich mich auch daran, dass jemand, der für mich nur ein platonischer Freund war, irgendwann anfing, mehr Interesse an mir zu haben. Ich hatte das einige Zeit wohl gar nicht mitbekommen, weil er wiederum nie direkt gesagt hat, dass er etwas von mir wollte, sondern dies nur angedeutet hatte (Komplimente etc.). Und als ich dann irgendwann doch einmal verstanden hatte, was er möchte und ihm dann klar sagte, dass dies wohl nicht funktionieren werde, war er beleidigt und brach für einige Zeit den Kontakt zu mir ab. Das war natürlich auch nicht schön.

Bei anderen habe ich den Eindruck, dass die regelmäßig jemandem am Haken haben und es auch genießen, wenn ihnen jemand nachläuft. Das klingt erst einmal recht egoistisch, aber andererseits würde ich mich sicher auch geschmeichelt fühlen, wenn ich merken würde, dass jemand Interesse an mir hat. Manchmal gibt es so Momente im Leben, wo das sicher gut tut, um die Gunst eines anderen zu wissen. Ist man deswegen aber gleich ein schlechter Mensch?

Außerdem weiß ich ja nun, dass Freundschaften auch manchmal kaputt gehen können, wenn man jemandem, der sich mehr erhofft, eine klare Grenze setzt. Weil der natürlich dann erst einmal sehr verletzt ist und vielleicht dann gar keinen Kontakt mehr möchte. Wäre es da nicht vielleicht sogar besser, demjenigen, der da (vielleicht gar nicht mit Ansicht) am Haken hängt, nichts zu sagen und einfach zu warten, bis der jemanden anderes gefunden hat oder sein Verliebtsein nachlässt. Dann müsste man ihn nie Zurückstoßen und dadurch verletzten.

Und letztendlich gibt es ja auch den Fall, dass man in einer Beziehung nicht so glücklich ist oder merkt, dass die Beziehung nicht mehr so lange halten wird. Man will aber vielleicht auch nicht allein sein und baut sich nebenher erst einmal etwas auf – ohne Fremzugehen – und kann dann besser die nötige Kraft aufbringen, den momentanen Partner zu verlassen und hat weniger Liebeskummer. Der Warmgehaltene ist dann so eine Art Sicherheitslösung, wobei der Warmgehaltene selbst natürlich auch vielleicht genau dasselbe mit jemanden anderen macht, das weiß man ja nie.

D.h. ich würde diese klare Unterscheidung in den, der warmhält („der Böse“) und den, der warmgehalten wird („das arme Opfer“) nicht so treffen. Es ist ja alles sehr komplex, nicht imemr eindeutig und jemand, der in einem Fall eine andere Person am Haken hat, kann woanders selbst am Haken hängen.

Kennt Ihr solche Situationen? Wie erging es Euch dabei?

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 12.11.2011, 08:40, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich verstehe unter "warmhalten" eigentlich, dass einem jemand immer wieder Anlass zur Hoffnung auf mehr gibt, aber es dann doch nicht mehr wird und man so eben auch hingehalten wird. Ich kann mich an einmal erinnern, als ich auch mehr oder weniger warmgehalten wurde. Damals war ich das erste Mal richtig verliebt und eine Zeit haben wir uns auch getroffen und sehr gut verstanden. Bis es dann irgendwann nachließ und ich aber immer noch verliebt war. Derjenige sagte dann nie klar, dass es sich für ihn erledigt hat oder ähnliches. Damals war ich richtig blöd und hing ihm ewig hinterher. Ich habe mich selbst dafür richtig zum Affen gemacht und würde heute so etwas nie wieder tun. Ich war damals sehr jung und es lief noch nichts richtiges zu der Zeit. Aber ich bin dem Typen schon richtig hinterher gerannt und habe die Hoffnung nicht aufgegeben.

Ich würde aber nicht sagen, dass ich schon mal jemanden warmgehalten habe. Wenn mir jemand sagen würde, dass er mehr möchte, als nur Freundschaft, dann würde ich schon ehrlich sein und sagen, wenn das nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Ehrlichkeit ist da doch am besten, auch wenn es den anderen im ersten Moment trifft. Es ist doch besser, als sich ständig Hoffnungen zu machen. Ich würde das allerdings nur tun, wenn es offensichtlich ist, dass mein Gegenüber mehr als nur Freundschaft für mich empfindet.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich würde das allerdings nur tun, wenn es offensichtlich ist, dass mein Gegenüber mehr als nur Freundschaft für mich empfindet.


Das ist ja eigentlich auch das Problem, denn es ist ja nicht immer so offensichtlich. Und wenn man sich irrt und denkt, da will jemand mehr, das aber gar nicht so ist, dann hat man dann ein sehr peinliches Gespräch provoziert.

Ich denke, dass es da immer viele Abstufungen gibt, es gibt Freundschaft mit Kuscheln, Freundschaft mit Sex, es gibt jemanden lieben, verliebt sein, eine Schwärmerei, eine unausgesprochene Spannung usw. D.h. zwischen Freundschaft und Verliebtsein existieren viele Zwischenkategorien und vielleicht war demjenigen, von dem du schreibst, auch nicht so ganz bewusst, was da passiert oder er war sich über seine Gefühle nicht im Klaren.

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich muss sagen, dass ich mich nicht "warm halten" lasse. Aber ich habe das selbst irgendwie schon einmal gemacht, aber wohl eher unbewusst. Das war damals mit meinem besten Freund, er wusste zwar, dass ich in einer Beziehung war, aber war trotzdem in mich verliebt, obwohl ich eben noch nicht anders konnte und ich wollte ihn auch nicht abgeben und ihn verlieren, also habe ich ihn wohl irgendwie warm gehalten. Allerdings ist daraus dann doch eine Beziehung geworden, daher war es wohl kein warm halten im eigentlichen Sinne, wo man jemandem ewig Hoffnungen macht, ohne diese zu erfüllen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Unter warm halten verstehe ich, dass man jemanden zwar mag, aber sich noch nicht richtig vorstellen kann, mit demjenigen eine Beziehung einzugehen. Oder man steckt gerade in einer Beziehung, hat aber jemanden, den man genauso mag und man steht so praktisch zwischen den Stühlen und kann sich nicht für einen entscheiden. Ich selbst habe so etwas noch nie gemacht, da ich so etwas einfach hinterhältig und gemein finde. Man gibt so jemanden Hoffnung, obwohl daraus vielleicht nie etwas ernsthaftes wird. Eine ehemalige Freundin hat das mal auf die übelste Art gemacht. Sie hatte einen festen Freund und hatte aber noch Gefühle für ihren Ex-Freund. Sie hat ihn sich warm gehalten und hat auch noch hin und wieder mit ihm geschlafen, bevor sie sich endgültig für ihren neuen Partner entschieden hat. Ich könnte so etwas niemals tun.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe die Folge auch schon gesehen. Ich verstehe unter warmhalten das man einem anderen immer wieder Hoffnung gibt das da doch mehr gehen könnte. Und auch nicht einfach mal nein dazu sagt um eine Grenze zu setzten. Der eine ist dann schwer verliebt und bekommt immer Zeichen von dem anderen das da doch mehr ist und macht sich halt Hoffnung. Ich selbst habe auch schon an so einem Hacken gehangen.Es ist echt eine ziemlich blöde Situation.

Man wird dann sehr verletzt und erst recht ist es dann schade wenn das dann die Freundschaft kaputt macht. Abgesehen davon ist es auch ehrlich gesagt ziemlich feige von dem der keine Gefühle und Absichten hat nichts zu sagen sondern immer weiter zu machen. Ich finde man sollte einfach darüber reden und dann mal die Reaktion abwarten. Man kann sich doch nicht jemanden warm halten den man eigentlich nicht will. Das ist schade für alle.

» kirsche678 » Beiträge: 519 » Talkpoints: -2,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass es einen Unterschied zwischen diesen beiden Situationen gibt. Ein Warmgehaltenwerden birgt meiner Auffassung nach immer eine Form von Berechnung auf Seiten desjenigen, der einen anderen Menschen warm hält, der wiederum aber nur eine zweite Wahl ist, wenn überhaupt und eben nur dem Zweck dienen soll, dass der, der ihn sich warmhält, irgendwann einmal nicht alleine ist. Am Haken eines anderen zu hängen, verstehe ich da allerdings etwas anderes und ich finde nicht, dass es hier eine Berechnung gibt, die diesem Haken zugrunde liegen muss. Sicherlich kann das der Fall sein, aber ich würde nicht von vornherein davon ausgehen, dass allein der Haken eine Berechnung mit sich bringt.

Wenn ich am Haken eines anderen Menschen hänge, dann empfinde ich das als so ähnlich wie Du es eingangs beschrieben hast, vde, nur mit dem Unterschied, dass derjenige nicht zwingend in eine andere Person verliebt ist und es keine Zweisamkeit gibt. Vielmehr bedeutet dieser Haken für mich, dass man ein Auge auf jemanden geworfen ist, einen aber aus verschiedenen Gründen irgendetwas dazu veranlasst, sehr langsam vorzugehen, die „Beute“ aber eben nicht aus den Augen zu verlieren, weil sie einem – menschlich – wichtig ist. Und genau in diesem Punkt unterscheidet sich das Amhakenhängen meiner Meinung nach vom Warmhalten.

Ich kenne auch jemanden, der einen anderen Menschen an seinem Haken hängen hat. Und der Grund dafür, dass dieser Mensch noch nicht nachgeben kann oder will, ist eine ganz persönliche Geschichte, die nicht für jeden nachvollziehbar ist, aber etwas mit einer Schädigung zu tun hat, die dieser Mensch in vorangegangenen Beziehungen erfahren hat und wegen derer er mehr Sicherheit braucht, mehr Zeit also, um sich auf denjenigen, der an seinem Haken hängt, einzulassen. Ich kann das zum Teil nachvollziehen und denke auch, dass ein solches vorsichtiges Herantasten an die Beute, die schon am Haken hängt, nicht zwingend falsch sein muss, sofern entsprechend offen mit dem, was auch emotional vorhanden ist, umgegangen wird. Die Beute sollte also meines Erachtens wissen, dass sie Beute sein soll und quasi „am Haken hängt“. Jemand, der warmgehalten wird, weiß das in der Regel allerdings nicht und wird auch, so verstehe ich das, eigentlich doch nur ausgenutzt, sofern auf ihn zurückgegriffen werden muss.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne solche Situationen leider von anderen Leuten und ich finde es immer sehr schlimm, wenn Leute so was machen. Das ist meiner Meinung nach einfach unverschämt, weil man das nicht machen sollte. Es ist demjenigen, der sozusagen "warm gehalten" wird, respektlos gegenüber, weil die Person sozusagen nur der Ersatz ist.

Ich selbst würde sofort wenn ich das weiß der anderen Person, die mich sozusagen "warm hält" sagen, was ich davon halte und die Beziehung sofort beenden. Für mich kommt das nämlich mit dem Ausnutzen gleich und ich lasse mich nicht gerne ausnutzen. ;)

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich kenne weder den Begriff noch die von dir genannte Sendung. Das was du beschreibst, kenne ich auch eher unter der Bezeichnung warmhalten, wenn man jemandem immer wieder Hoffnungen macht, obwohl man eigentlich nichts von der Person möchte. Im Gegensatz dazu bezeichne ich es als hinterherrennen, wenn sich jemand immer wieder Hoffnungen auf eine Beziehung oder eine sonstige Verbindung zu einer Person macht, obwohl diese eigentlich signalisiert, dass sie kein Interesse daran hat. Ganz gleich von welcher Seite aus man so etwas betrachtet, es gehören meistens zwei dazu und daher bin ich auch der Meinung, dass man nicht in böse und gut unterscheiden kann. Man darf hier nicht die ganze Verantwortung und die Last der Schuld bei demjenigen abladen, der zulässt, dass ein anderer ihm nachläuft.

Ich wäre mal gerne jemandem hinterhergelaufen. Ein kleiner Rest Selbstachtung hat dies allerdings verhindert. Als sich meine erste Freundin, also meine zweite Beziehung insgesamt, von mir trennte, bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Zu dem Zeitpunkt hätte ich alles getan, um eine neue Chance zu haben. Das war natürlich vollkommen unsinnig, weil sie schon eine Weile eine neue Geschichte angefangen hatte, wie ich später herausgefunden habe. Sie trennte sich also erst von mir, nachdem der Nachfolger schon feststand. Dennoch hätte ich es nur zu gerne hingenommen, dass sie mich warmhält - denn dann hätte ich zumindest das Gefühl gehabt, noch Teil ihres Lebens zu sein. Aus heutiger Perspektive weiß ich selbst, wie unendlich dumm und überflüssig so etwas ist. Immerhin bin ich ihr überhaupt nicht nachgelaufen, weil ich dafür zum Glück zu stolz war. Ich habe den Kummer lieber knapp zwei Jahre lang mit mir selbst ausgemacht - danach ging es wieder. Die Situation war ja auch aussichtslos, daher wäre es schwachsinnig gewesen, auch noch hinterherzulaufen. Ich hätte es aber sehr gerne getan und ich bin mir sicher, dass es genug Leute gibt, die in einer solchen Situation alle rationalen Überlegungen beiseite schieben und dem anderen hinterherlaufen. Wenn der andere das dann auch noch genießt, wird das Spiel aufrechterhalten, für denjenigen, der hinterherläuft, ist das sicher keine schöne Sache, sondern auf Dauer sehr verletzend. Dennoch ist man natürlich selbst schuld, wenn man jemandem hinterherläuft.

Nach der besagten Trennung habe ich mich auch ein dreiviertel Jahr lang mit einem Mädel getroffen, um mich abzulenken. Für mich war das eine Mischung aus Ablenkung und Affäre, sie hingegen hat sich verliebt. Ich habe ihr da keine großen Hoffnungen gemacht, ich habe ihr aber auch nicht gesagt, dass für mich eine Beziehung mit ihr definitiv nicht in Frage kommt. Für mich war das einfach klar, zumal sie ja auch wusste, dass ich durch die Trennung ziemlich angeschlagen war. Ich fand es aber nicht schlimm, dass sie sich dennoch um mich bemüht hat und sich auch Hoffnungen gemacht hat. Es hat mein angekratztes Ego sicher auch ein bisschen positiv beeinflusst. Ich hatte eigentlich auch nie ein schlechtes Gewissen, weil ich wirklich der Meinung bin, dass jeder für sich verantwortlich ist - und warum sollte man sich nicht das nehmen, was ein anderer von sich aus anbietet, selbst wenn es sich dabei "nur" um Aufmerksamkeit und Ablenkung handelt? Natürlich ist klar, dass der andere jedes Signal zu seinen Gunsten werten wird. Allerdings muss man sich meiner Meinung nach auch keine Gedanken über die Strategie anderer Leute machen. Man zwingt den anderen zu nichts, sondern bekommt seine Gunst einfach so. Zu dem geschilderten Zeitpunkt hatte ich da keine Bedenken und ich glaube auch nicht, dass ich heute welche hätte.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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