Kosenamen für den Stiefvater: ungewöhnlich oder nicht?

vom 02.03.2012, 14:04 Uhr

Meine Cousine kennt ihren Stiefvater seit sie ein kleines Kind ist. Natürlich weiß sie aber auch, wer ihr leiblicher Vater ist und sieht diesen jedes zweite Wochenende. Zu ihrem Stiefvater hatte sie noch nie eine gute Bindung. Sie klagte schon, als sie noch jünger war, immer darüber, dass er sie dauernd schimpfen würde, auch wenn sie gar nichts getan hätte. Anscheinend war er mit sich selbst unzufrieden, weil er keinen Job findet, und ließ seinen Frust zu Hause dann immer an ihr aus.

Ihren Stiefvater nannte sie in ihrer Kindheit immer Papu. Dies bekam sie von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater so eingeredet. Inzwischen ist sie 15 Jahre alt und im Teenageralter. Ihr ist es nun peinlich, ihren Stiefvater Papu zu nennen. Alleine der Name ist ja ziemlich kindisch. Dass man seinen leiblichen Vater auch noch im Erwachsenenalter Papa nennt, ist ja nichts Ungewöhnliches. Aber seinen Stiefvater mit 20 oder 30 dann immer noch Papu zu nennen, ist echt komisch. Das Schräge ist ja, dass ihr Stiefvater unbedingt möchte, dass sie ihn Papu nennt. Ihr ist das unglaublich peinlich und sie möchte ihn mit dem Vornamen ansprechen (was ja eigentlich fast jeder macht, der einen Stiefvater oder eine Stiefmutter hat), aber er besteht immer noch darauf, dass sie ihn Papu nennt, als wäre sie noch ein kleines Kind.

Anscheinend sagt ihre Mutter auch nichts dagegen, sie versteht sich mit dem leiblichen Vater sowieso nicht gut und da würde es ihr gelegen kommen, wenn zwischen ihrer Tochter und ihrem neuen Mann eine bessere Bindung entstehen würde als zum echten Vater. Eigentlich kennt man solche Kosenamen ja auch nur innerhalb der Familie "Papa, Mama, Oma, Opa, Tante, Onkel", aber nicht gegenüber den Stiefeltern.

Mich würde jetzt mal interessieren, was ihr davon haltet. Würdet ihr eurem Kind vorschreiben, wie es das Stiefelternteil zu nennen hat? Findet ihr es auch ungewöhnlich einem Stiefvater einen Kosenamen zu geben? Würdet ihr als Mutter dem Stiefvater des Kindes einen Kosenamen verpassen, mit dem sie ihn ansprechen soll oder würdet ihr eurem Kind gleich von Anfang an beibringen, wer der Mann an eurer Seite ist, welche Verbindung euer Kind zu ihm hat und wie es ihn nennen soll? Gibt es unter euch auch welche, die mit Stiefeltern groß geworden sind? Wie war das bei euch?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Kinder sollten selber entscheiden, wie sie den Stiefvater bzw. den Lebensgefährten der Mutter nennen. Aber vielleicht fällt es deiner Cousine ja gar nicht mehr schwer Papu zu sagen, wenn sie sich vor Augen hält, dass es griechisch ist und Opa heißt. Welcher Stiefvater würde von seiner Stieftochter gerne Opa genannt werden ;) . Also sage ihr mal, dass sie im Grunde ihren Stiefvater schon seit Kleinkindalter Opa nennt. Dann fällt ihr das Wort vielleicht mit einem Schmunzeln im Gesicht leichter.

Ich würde an Stelle deiner Cousine die Ansprache einfach umgehen. Man muss keinen mit Namen nennen, wenn man sich mit ihm unterhält und man kann es umgehen, indem man denjenigen eben nicht ruft, sondern hingeht und etwas fragt oder sagt. Ansprechen würde ich den Stiefvater in diesem Falle nicht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Meine Töchter haben in meinem Freund ja quasi auch einen Stiefvater und sie reden ihn mit Vornamen an. Manchmal kommt zum Vornamen aber auch noch das Papi dran. Aber das machen meine Töchter von sich aus ohne das wir da irgendetwas vorgeschrieben hätten. Letztes Wochenende hat sogar eine Tochter nur Papi zu ihm gesagt. Allerdings weil sie da einen Wunsch durchsetzen wollte. Wir haben dies nur amüsiert zur Kenntnis genommen.

Allerdings muss ich auch sagen, das selbst von einem Kind die Anrede Papu mehr als lächerlich klingen würde. Mit 15 Jahren würde ich mir dann auch ziemlich komisch vorkommen, wenn ich jemanden so anreden müsste. Noch dazu, weil es eben nur der Stiefvater ist. Wenn nun sogar von den Erwachsenen auf diese Anrede bestanden wird, kann man dem Mädchen nur raten, das es die direkte Anrede des Mannes geschickt umgeht. Eine andere Wahl hat sie da leider nicht, weil alles Andere sicher nur Ärger bringen würde.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



An sich finde ich es nicht besonders ungewöhnlich, wenn das Stiefelternteil nach einer gewissen Zeit gerade von den kleineren Kindern in der Familie einen Kosenamen erhält, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder im Vorschul- und Grundschulalter sich über kurz oder lang gerne einen Kosenamen für eine vertraute Person ausdenken und die Ansprache über den Vornamen eher unpassend finden. Meine kleinen Cousinen, derzeit acht und zehn Jahre alt, nennen den langjährigen Lebensgefährten meiner Tante zum Beispiel gerne „Papi“, das ist aber ganz ohne Druck seitens des Pärchens geschehen und wohl eher darauf zurückzuführen, dass das Verhältnis zum leiblichen Vater besser sein könnte. Da sieht man natürlich den neuen Lebensgefährten, mit dem man den kompletten Alltag verbringt, als väterlichen Ersatz, was sich dann auch im Spitznamen niederschlägt.

Wenn das allerdings auf Druck eines Elternteils geschieht, finde ich das immer völlig unpassend, denn ein solcher Kosename entsteht ja meistens aus dem Vertrauen und der Verbundenheit des Kindes gegenüber dem neuen Partner. Wenn das Kind ein solches Vertrauen noch nicht aufgebaut hat oder die Vertrautheit gegenüber dem neuen Partner nicht auf diese Art und Weise demonstrieren möchte, sollte das von allen Parteien klanglos akzeptiert und darüber hinaus nicht als Beleidigung aufgefasst werden. Legitim finde ich es dann eher, wenn der neue Partner den Kosenamen ablehnt. Der Lebenspartner meiner Tante war beispielsweise mit dem „Papi“ anfänglich relativ überfordert, weil er die Kinder zwar gern hat, aber dem eigentlichen Vater nicht seinen Platz stehlen und diese Rolle nicht übernehmen wollte, inzwischen hat er sich aber daran gewöhnt und mag seine neue Anrede auch. Ich hätte allerdings auch verstanden, wenn ihm die Anrede als Vater dauerhaft unangenehm gewesen wäre.

Deine Cousine sollte sich wohl bald entscheiden, ob sie rebellieren möchte oder nicht, aufgrund deiner vorherigen Themen habe ich aber im Gedächtnis behalten, dass sie eher schüchtern ist und sich nicht auflehnen möchte. Somit würde ich hier, wie ja auch schon geschildert wurde, dazu tendieren, die Anrede des Stiefvaters zu vermeiden, schließlich muss man ihn ja nicht oft rufen und für eine Anrede genügt es auch, in seine Richtung zu blicken. Ich frage mich aber schon, ob es nicht dauerhaft wirksamer wäre, ihn konsequent mit dem Vornamen anzusprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit schlimmen Konsequenzen rechnen müsste.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also wenn man ein gutes Verhältnis zum Stiefvater hat, finde ich auch das man ihn im Erwachsenenalter auch noch Papu nennen kann, der Name ist genauso ein Wort wie Papa oder Mama oder Mami, sehe ich zumindest so. Allerdings finde ich auch dass das Kind bzw. der junge Mensch selbst entscheiden muss wie er seinen Stiefvater nennt, es gibt letztendlich ja auch genug Jugendliche die ihre Eltern in der Pubertät mit den Vornamen anreden, entweder weil sie das gerade cool finden, sich abgrenzen wollen oder sie sich nicht gut mit ihren Eltern verstehen.

Ich finde es aber nicht gut das der Stiefvater dazu zwingen möchte sie so zu nennen und ich würde ihr auch raten ihn einfach mit dem Vornamen anzureden und ihm zu sagen dass sie das zur Zeit nicht anders möchte.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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