Welche Altersgruppen sind in der Unfallstatistik vorn?
Heute wurde im Regionalradio hier gesagt, dass es wieder mehr Unfalltote im letzten Jahr gab, wie die Jahre davor. Auch die Unfälle haben sich gehäuft und gerade in Nordrhein Westfalen sind wieder mehr Unfälle passiert. Im Mittagsmagazin "Punkt 12" auf RTL wurde auch so was gesagt. Aber in keinem Sender wurde davon gesprochen, welche Altersgruppe in der Unfallstatistik vorne liegt. Im letzten Jahr sollen es ja die jungen Leute, die gerade den Führerschein haben gewesen sein. Weiß jemand, wie es in diesem Jahr ausschaut?
Wie sieht es in eurem Bundesland aus? Ist die Unfallstatistik da auch in die Höhe geschnellt oder hat es sich in Grenzen gehalten?
Die Verkehrsunfälle, die Fahranfänger im Alter von 18 bis 24 Jahren zu verantworten haben, sind um 20 Prozent im Jahre 2011 gegenüber dem Vorjahr 2010 gesunken. Bei den Senioren ab 65 Jahren waren die Verkehrsunfälle gleich geblieben. Wie ich lesen konnte, sind die tödlichen Unfälle mit Motorradfahrern angestiegen. Leider konnte ich nichts Näheres finden über das Alter der Verursacher.
Diamante hat geschrieben:Heute wurde im Regionalradio hier gesagt, dass es wieder mehr Unfalltote im letzten Jahr gab, wie die Jahre davor. Auch die Unfälle haben sich gehäuft und gerade in Nordrhein Westfalen sind wieder mehr Unfälle passiert. [...]
Das ist so nicht ganz richtig. Immer wenn es um Statistik geht, muss man seine Worte sehr genau wählen. Zwar hat es in NRW mehr Unfalltote gegeben als 2010, allerdings hat sich die Zahl der Unfälle nicht gehäuft. Wir haben gegenüber 2010 ein Plus von 15% bei den Verkehrstoten, aber -0,8% bei den Unfällen. Vor allem hat es dabei weit mehr Fußgänger und Motorradfahrer erwischt (+41%).
Aber ehrlich gesagt ist da viel Augenwischerei und viel Panikmache im Spiel. Die Zahlen werden je nach Interessenlage instrumentalisiert. Nehmen wir die Zahlen von Deutschland (statt nur NRW). Denn eines wird dabei nie gesagt: Die Zahl der Verkehrstoten in 2011 ist die zweit niedrigste je gemessene Zahl. Was dann auch im Gegensatz zu dem steht, was du oben sagst:
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Diamante hat geschrieben:[...]dass es wieder mehr Unfalltote im letzten Jahr gab, wie die Jahre davor. [...][...]
Nein, nur mehr Unfalltote als in dem einen Jahr davor. 2011 hat weniger Unfalltote gebracht als 2009, 2008, 2007 usw. Vergleichen wir 2011 mal mit 2001, dann liegen wir heute bei fast 43% weniger Verkehrstoten als noch vor 10 Jahren.
Statistisch gesehen gab es in den letzten Jahren aber ein Problem. Vergleicht man 2007 mit 2010 hat es in den 3 Jahren einen Rückgang der Verkehrstoten von enormen 26% gegeben (ich schenke mir Nachkommastellen). Vergleicht man 2004 mit 2007 (also auch 3 Jahre) oder 2001 mit 2004 waren es jeweils "nur" 16% Rückgang in diesen Perioden. Sprich: Gerade die letzten 3 Jahre haben einen enormen Rückgang gebracht und vor allem 2010 war das Jahr, das mit dem hohen Rückgang von 12% besonders auffiel. Eine Rückkehr zur "Normalität" fällt da natürlich besonders auf.
Nur, wie sah es neben dem statistischen Effekt mit der Realität aus? War das Jahr 2011 überhaupt "normal"? Und war das Jahr 2010 "normal"? Nein, denn man vergleicht hier Äpfel mit Birnen. Denn wenn man die Wetterverhältnisse beachtet, dann haben hier Effekte gespielt, die Einfluss auf die Unfallzahlen haben mussten. 2010 hatten wir weit über 3 Monate mit Schnee und Eis und 2011 war es weitgehend trocken. Wir hatten in 2011 einen milden Winter und ein sehr warmes und trockenes Frühjahr. Auch der Herbst war schön. Und weil bei gutem Wetter mehr und schneller gefahren wird und auch mehr ungeschützte Verkehrsteilnehmer die Straßen bevölkern (Fußgänger und Zweiradfahrer), gibt es eben auch mehr Unfälle und auch mehr schwere Unfälle.
Dazu kommt (bzw. es klang ja gerade an), dass es ohnehin nicht ganz sauber ist, die absolute Zahl der Getöteten zu zählen, wenn man dabei nicht berücksichtigt, wie viel Fahrzeuge unterwegs sind und wie viel Kilometer gefahren werden. Das taucht an anderer Stelle in der Statistik z. B. am Vergleich mit dem Bestand an Fahrzeugen auf, was allerdings auch nur eine Krücke ist.
Da von einer "Trendwende" zu sprechen, wie es viele Medien tun, ist statistische Verschwurbelung, Panikmache, Sensationslust, Instrumentalisierung. Die genauen Ursachen können wir ohnehin noch nicht sehen, weil uns das Zahlenwerk noch fehlt. Die Zunahme an Verkehrstoten in 2011 ist sicherlich beachtlich, aber man darf die o. g. Gründe dabei nicht ignorieren.
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